Schweiz auf Schienen: Romanshorn

Schweiz auf Schienen: Romanshorn

Viele Wege für nach Rom(anshorn). Das liegt auf der Schweizer Seite des Bodensees. Ein Ort, der sicherlich nicht so häufig in den Geschichtsbüchern der Welt auftaucht. Eigentlich kennt diesen Ort so kaum jemand. Auch ich hab ihn nur durch Zufall entdeckt. Bei meiner Suche nach einer geeigneten Bahn-Verbindung nach St. Gallen stach mir eine Route besonders ins Auge. Von München über Ulm und Friedrichshafen (mit der Fähre über den Bodensee) nach Romanshorn! Was eine coole Verbindung!

Mit der Fähre in knapp 45 Minuten von Friedrichshafen erreichbar, bietet er nicht nur eine tolle Promenade und Kleinstadtflair – für mich viel interessanter war das „LOCORAMA“. Dabei handelt es sich um eine „Eisenbahn-Erlebniswelt am Bodensee“. Leider hat die derzeit nur am Wochenende geöffnet. Doof für jemanden, der Mitten in der Woche anreist. Und dazu auch noch gefühlte 1000 Kilo Gepäck mit sich herumschleppt.

Meine ersten Schritte in Romanshorn

Doch schon in meinen ersten Minuten in der Schweiz drohte ich zu scheitern. Bei dem Versuch zu erfahren, wo ich denn Geld herbekomme, gab es schon erste Sprachhürden. Der Mann auf der Putzmaschine redete auf meine Frage mit einem so lupenreinen Akzent, das ich mal gar nix bis auf Einkaufsladen verstand. Ich ging also in die Richtung, wo sein Finger hinzeigte und hoffte, das die nächste Person etwas verständlicher reden würde. Und tatsächlich. Ein Geldautomat war hinter dem Bahnhofs-Supermarkt, und im Supermarkt selbst bekam ich dann auch was zu trinken und Wechselgeld für eines der Gepäckfächer. Die kostet in der ganzen Schweiz pro Tag 7 CHF und sind passend für meinen Koffer und meinen Rucksack.

Ein Besuch im Locorama

Nur mit Kamera bewaffnet war der Weg zur LOCORAMA dann auch um einiges einfacher.

Schweiz Bahnfahren

Knapp 500 Meter auf Gleis 1 entlang sieht man schon das erste Highlight der Erlebniswelt. Ein altes Stellwerk, was an den Wochenenden mit Führungen zu besichtigen ist. Romanshorn war vor Jahren ein bekannter Umschlagplatz für den Bahnverkehr und es ist einem glücklichen Umstand zu verdanken, dass dieses Stellwerk auch noch so erhalten wurde. Es war an diesem Tag echt ziemlich heiß, so das die letzten Meter ab dem Stellwerk auch mit leichten Gepäck ewig wirkten… „Bei meinem Glück gehe ich den ganzen Weg umsonst“. Immer wieder kam mir die Gedanken, selbst als ich das Tor über den Gleisen geöffnet vorfand.

Schweiz Bahnfahren

Ich kam mir vor wie ein Einbrecher und schaute mich erst einmal um. Tolle Loks und Zugteile sind vor Ort, vor allem die Epochen ab 1900 und zahlreiche bekannte Ausstellungsstücke von bekannten Bodenseebahnen waren zu finden. Alles wirkte geschlossen und so war ich umso erstaunter, als sich die Tür sogar öffnen ließ. Ich hörte ein Hämmern und folgte dem Ton. Ein älterer Herr steckte mitten in Reparaturen. Ich machte mich bemerkbar und es geschah, was ich nie erwartet hätte – er erlaubte mir, mich doch einmal auf eigene Faust umzuschauen.

Wenn hier geöffnet ist, kann man sich die Züge auch von Innen anschauen, ich begnügte mich an diesem Tag mit einen Blick durch die Fenster. Einige wirklich alte Schätzchen sind hier zu finden, fast alle Exemplare sind auf Infotafeln beschrieben und wie ich erfahren habe, gibt es am Wochenende auch Führungen zum Stellwerk und einen Einblick in das Leben im Bahnland Schweiz. Im Außenbereich gibt es ein weiteres Highlight zu besichtigen. Eine Signalbrücke, die mit ihren 7 Flügelsignalen und einem Rangiersignal die einzig erhaltene ihrer Art in der Schweiz ist. Viele Jahre stand sie direkt am Bahnhof Romanshorn und konnte 2013 im Bahnmuseum wieder aufgebaut werden.

Wer das LOCORAMA im Sommer besucht, bekommt noch weitere Highlights zu sehen. Draisine, Gartenbank, Dampflokfahrten – es lohnt sich auf jeden Fall mal für einen Wochenendausflug dort vorbei zuschauen.

Schweiz Bahnfahren

Ein Blick auf den Bodensee in Romanshorn

Ich muss weiter. In knapp 1 Stunde fährt schon mein Zug nach St. Gallen – ich will vorher aber unbedingt noch die Anlegestelle am Bodensee anschauen. Die ist in ihrer Bauweise etwas ganz besonderes – bis 1974 war dies einer der wichtigsten Handelsplätze beim Schienenverkehr Deutschland – Schweiz. Via Fähre wurden die Züge an der breitesten Stelle des Bodensees von Friedrichshafen nach Romanshorn geschifft – heute fahren auf dieser Strecke nur noch Autofähren. Auch jetzt noch sind neben dem Zollamt an der Anlegestelle des Schiffes die riesigen Lagerhallen vom Beginn des 20ten Jahrhunderts zu sehen.

Mein Zug wartet nicht. Dem See sag ich „Winke Winke“ – die kommenden Tage wurde es eher bergig…

Schweiz Bahnfahren

Wenn ihr Lust auf einen Besuch in der Eisenbahnerstadt Romanshorn habt:

  • Von Deutschland ist Romanshorn am besten mit der Autofähre aus Friedrichshafen erreichbar. Diese verkehrt regelmäßig, Abfahrtszeiten könnt ihr hier finden. Der Preis (wenn es nicht in eurer Bahnfahrkarte inkludiert ist, beträgt derzeit 8,80 Euro pro Strecke pro Person)
  • Auf der Homepage des LOCORAMA könnt ihr euch über aktuelle Aktionen des Bahnmuseums informieren, das Museum ist für Bahnfans ein Muss.
  • Ein sehr entspannter Ort um die Beine baumeln und den Bodensee zu genießen findet ihr ein paar Meter hinter den Lagerhallen an der Anlegestelle. Dorthin verirren sich auch einige Einheimische und süße Enten :D
  • Im Bahnhofsbegäude gibts rechts neben dem Ausgang einen kleinen Supermarkt, neben dem ihr auch einen Bankautomaten findet. So spart ihr euch Wechselgebühren zu CHF (Schweizer Franken). Im Bahngebäude selbst könnt ihr übrigens auch nach weiteren Ausflugszielen der Region fragen.
  • Ab hier könnt ihr mit dem Swiss Travel Pass durch die Schweiz unterwegs sein.

Offenlegung: Vielen Dank an Schweiz Tourismus, die uns die Reise durch die Schweiz ermöglicht hat. Vielen Dank für die Verantwortlichen im Locorama für den kurzen Einblick in dieses wirklich tolle Museum.

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Janett

Hallo, ich bin Janett, die Gründerin des Blogs Teilzeitreisender.de
Schon immer war ich ein sehr großer Fan von Kurzreisen. Neben einer Teilzeitstelle an der Uni Düsseldorf pflege und hege ich deshalb dieses Projekt - und habe dafür schon das eine oder andere Abenteuer erlebt.

Mehr über mich erfahrt ihr unter der Rubrik Persönliches

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