Seattle in 36 Stunden

Seattle in 36 Stunden

Nie hätte ich gedacht, dass eine amerikanische Großstadt mein Herz gewinnen würde. Und dann kam ich nach Seattle. Schlaflos. Mitten in der Nacht. Mit dem Zug.

Der Bahnhof von Seattle

Es ist 22 Uhr, als wir den Bahnhof der Stadt erreichen. Gut 4 Stunden waren wir jetzt von Vancouver aus unterwegs. Müde sind wir. Hungrig weniger. Denn das Essen unterwegs im Amtrak ist überraschend gut und der Wein gegen Ende unserer Bahnreise gibt uns die nötige Lockerheit.

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Der Bahnhof in Seattle überrascht mich. Ein auf den ersten Blick recht schlichtes Gebäude, welches mich jedoch sehr durch eine wunderschön gestaltete Bahnhofshalle überrascht. Auf der Landkarte sieht der Weg bis zum Hotel gar nicht so weit aus. Wir entscheiden uns doch für den Bus, der fährt nur ein paar Meter entfernt regelmäßig in Richtung Zentrum.

Leergefegte Straßen in Seattle

Es ist nichts los in Seattle – das wird mir schon an diesem Abend bewusst. Es sind kaum Menschen unterwegs und auch die Busse sind um 22 Uhr menschenleer. Bei einem rosa Elefanten steigen wir aus.

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Damit ihr mir die Story mit dem rosa Elefanten auch glaubt.

Und nein – nicht der Wein sorgt für Halluzinationen, sondern mitten auf einer Kreuzung hängt ein Vintage – Werbeschild für eine Wagenwäsche. Zwei Mal müssen wir noch die Straße überqueren – um unsere Heimat für die nächsten Tage zu beziehen…

Das Hyatt Place Seattle/Downtown

Für knapp 140 Dollar die Nacht habe ich schon Wochen vor unserem Besuch in Seattle dieses Hotel reserviert. Nicht nur der Name „Hyatt“ hat mich gelockt, auch die Tatsache das dieses Hotel einen Seattle-Shuttle anbietet, wir ein Frühstück inklusive haben und unser Zimmer Blick auf die Spaceneedle bietet, waren für mich ein Argument, mich für genau dieses Hotel zu entscheiden.

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Was soll ich sagen? Das Zimmer war riesig! Das Hotel war sauber und gut organisiert und ich konnte auch endlich meine verrauchten „Abenteuersachen“ aus Kanada waschen. Und der Shuttle – nun ja, wir haben ihn in den zwei Tagen unseres Trips ausgiebig genutzt.

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Sehr sympathisch waren auch die Mitarbeiter – die uns sogar Dollar für den Laundryautomaten geliehen haben – etwas, was ich noch nie in einem Kettenhotel wie diesem erlebt habe.

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Unser Blick Richtung „Nadel“ tagsüber.

Für den ersten Abend jedoch war für uns beide nichts mehr zu holen. Ein letzter Blick Richtung Needle, schon schlummerten wir im Land der Träume – gespannt, was uns in den nächsten Tagen erwarten würde.

Erst mal relaxen.

Als wir am nächsten Morgen aus dem Fenster schauen, begrüßen uns dunkle Regenwolken. Hatten wir gestern auf dem Weg hier her nicht noch eitel Sonnenschein gehabt? Wir beschließen, den Tag entspannt anzugehen, erst mal Wäsche zu waschen und zu frühstücken. Und dann gleich mal mit dem Shuttle zum Space Needle zu fahren.

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Unser Fahrer lässt uns direkt am Expogelände raus. Hier lässt es sich gut und gerne ein paar Stunden aushalten, neben der Space Needle gibt es auch das Gihully Museum, das EMP Museum (für Nirvanafans total spannend) welches von Gehry gebaut wurde und das Science Center. Sicherlich habe ich jetzt wieder die Hälfte vergessen, ein paar Infos zu Space Needle und Gihully Museum findet ihr in meinem Bericht über den Seattle CityPass.

Vor allem im Gihully-Museum waren wir lange unterwegs – solch besondere Glaskunst habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen.

Die kürzeste Zugfahrt meines Lebens

„Wollen wir wieder Zug fahren?“ frag ich Elena, als ich die Hinweise zum „Monorail“ entdecke. Schnell ist klar – das probieren wir mal aus. Die Fahrt ist mit 2,25 Dollar bezahlbar und so saßen wir kurze Zeit später in dem gläsernen Zug.

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Richtig gemütlich konnten wir uns es jedoch nicht machen, denn schon nach gut 3 Minuten und knapp 1,6 Kilometern hatten wir den Endbahnhof erreicht. „This Train ends here.“ Okay – das war wirklich die kürzeste Zugfahrt meines Lebens ;)

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Wesentlich spannender ist dann wiederum das U-Bahnnetz von Seattle. Hier fahren Straßenbahnen und Busse auf einer Art unterirdischen Strecke quer durch die Stadt. Und ganz ehrlich – auch rund um die Bahnstationen sind viele coole Sachen zu entdecken.

Nichts für Veganer

So viel Sightseeing macht natürlich hungrig, und so folgen wir einer Empfehlung von Elena. Der „Hole In the Wall BBQ“ befindet sich in der James St. in einer Ecke, in der ich wohl abends nicht wirklich alleine herumlaufen würde. Viele dunkle Gassen und schnodderige Ecken sorgen bei mir für ein wenig Unbehagen.

Auch der Laden wirkt auf den ersten Blick recht unscheinbar. Doch dann kommt der Moment, in dem ich das erste Mal in diesen Pulled Pork Burger beiße. Und verliebt bin. In ein Brötchen mit Fleisch. Verdammt ist das lecker! Mir läuft jetzt noch das Wasser im Mund zusammen, wenn ich daran denke!

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Seattle hat eine berittene Polizei.

Wir lassen uns etwas Zeit und laufen anschließend Richtung Pike Place Market. Der Markt ist eine der bekanntesten Seattler Sehenswürdigkeiten neben der Space Needle und auf jeden Fall einen Besuch wert. Auf dem Weg dahin entdecken wir allerlei spannende Sachen und biegen das eine oder andere Mal falsch ab. Für Streetart, für einen Store, der Produkte der First Nations verkauft, für einmal Nase platt drücken am Schaufenster und für Artisten, die mit Kleinkunst ihre Dollars verdienen.

Der Pike Place Market mal anders

1000ende Touristen schlendern tagtäglich über den bekanntesten Markt von Seattle. Es gibt viel zu sehen und dennoch habe ich etwas entdeckt, über das in Deutschland so noch gar nicht berichtet wurde. Der Boden in den Markthallen ist mit lauter kleinen Fließen mit Namen gepflastert.

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55000 Namen um genauer zu sein. In einer Fundraising Kampagne konnte man das Projekt „Pike Place“ unterstützen und das haben nicht nur Einwohner von Seattle getan. Wer ganz genau hinschaut, wird einige Prominente und sogar Präsidenten entdecken.

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Dann gibt es aber auch noch Rachel, das offizielle Maskottchen des 110 Jahre alten Marktes. Das Original steht an der Ecke, an der sich das große „Public Market Center“ Schild befindet. Wer genau hinschaut, wird aber vielerorts das Schwein wiederentdecken.

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Die Region rund um den Markt wird auch als „Seele von Seattle“ bezeichnet. Und tatsächlich lassen wir uns von der ganz besonderen Stimmung hier einfangen.

Ein Kaffeekränzchen in Seattle

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Direkt neben Pikes Place gibt es übrigens noch eine andere Sehenswürdigkeit – die vor allem die Starbucksfans von euch begeistern sollte. In einem kleinen schmalen Geschäft hier in Seattle begann die Erfolgsgeschichte der bekanntesten Kaffeerösterei der Welt 1971.

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Wer will kann hier Kaffee kaufen und auch trinken. Leider ist der Store hoffnungslos überfüllt. Im Hotel wurde uns das „Storyville Café“ empfohlen, was sich nur eine Querstraße weiter versteckt in der ersten Etage befindet.

Das Ambiente ist chillig und auch die Mitarbeiter super freundlich. Wir hatten Glück – neben unserem wirklich guten Kaffee und einem Glas Wasser sowie einem leckeren Cookie haben wir sogar noch ein Stück mega leckeren Schokoladenkuchen geschenkt bekommen. Einfach so! Und plötzlich kamen wir auch mit Einheimischen ins Gespräch. Und erfahren, dass die meisten Stadtbewohner „Storyviller“ sind.

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Ich liebe Bookstores wie diesen…

Nach einem kurzen Shoppingbummel beschließen wir, zurück ins Hotel zu laufen. Zwei Kilometer Fußmarsch, auf dem wir noch einige spannende Stores entdecken und uns Gedanken um unser Abendprogramm machen.

Eine etwas andere Seattle – Tour

Seattle nach dem „Summer Break“ ist ein Garant für langweilige Abende. Zahlreiche Bars und Restaurants schließen früh, selbst das Hard Rock hat um 10 Uhr abends schon geschlossen.

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Durch Zufall entdeckten wir eine abendliche Underground Tour nur für Erwachsene. Mit 23 Dollar ist dieser Rundgang zwar nicht ganz günstig, nach dem Schrecken der Nacht kann sich jeder Gast jedoch noch mit einem Cocktail entspannen.

Und was soll ich sagen? Etwas über Prostitution und Kriminalität in den unterirdischen Straßen von Seattle zu erfahren ist nicht nur megaspannend, sondern durch unseren Tourguide vor allem megalustig. Ständig nippt sie an ihrer Flasche und erzählt uns die eine oder andere schräge Anekdote aus der Seattler Vergangenheit. Gut 1 1/2 Stunden verschwinden wir in einer ganz anderen Welt – denn das heutige Seattle hat nicht das Straßenniveau von der Stadt vor 300 Jahren.

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Leicht angetrunken vom Cocktail ging es für uns dann zurück zum Hotel. Auf der Suche nach etwas zu essen mussten wir um 10 Uhr nachts feststellen: Das wird nix. Sleepless in Seattle klappt hier wohl nicht so ganz. Ein Sandwich im Hotel später war unser Limit erreicht und wir fallen einfach nur todmüde ins Bett.

Ein Vormittag im Aquarium

Am nächsten Vormittag trennten sich Elena und meine Wege (für ein paar Stunden). Während sie sich den Thema Kaffee widmete, besuchte ich das Aquarium von Seattle, was ebenfalls im Seattle City Pass inkludiert ist.

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Das Aquarium liegt direkt am Pier und ist recht klein und kompakt. Ein guter Ausflugstipp für Regentage ist es allemal, ich jedoch war in gut einer Stunde schon wieder „draußen“.

Ein Besuch am Pier

Mein Blick fiel schon im Aquarium selbst immer wieder auf das Riesenrad am Pier.

Spontan wie ich bin erweiterte ich meine Tour also noch um eine Riesenradfahrt, die nicht ganz günstig war, aber dennoch spannende Aussichten auf Seattle offenbarte.

Ein bissl Glück muss sein

Doch auch so eine Tour mit dem Riesenrad ist schnell vorbei, weshalb ich meine restliche Zeit mit einem Bummel durch die Geschäfte am Pier vertrödelte.

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Dort entdeckte ich auch eine alte Fortune-Maschine und fühlte mich doch sehr stark an den Film „Big“ erinnert. Kennt ihr den? Klar, dass ich meinen letzten Dollar dieser alten Maschine schenkte.

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Die Zahlen auf meinem kleinen Zettel? Nun mit denen werde ich ein Jahr nach dieser Reise Lotto spielen. Vielleicht bringt es Glück!

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Ein letzter Spaziergang noch durch die Straßen von Seattle – dann heißt es langsam schon wieder Abschied nehmen. Mit dem Schnellboot geht es wieder zurück nach Kanada, aber das ist eine andere Geschichte.

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Bye Seattle – hoffe wir sehen uns wieder!

Das wichtigste in aller Kürze

Wichtige HinweiseAnreiseÜbernachtungsempfehlungWeitere Inspirationen?
  • Die Underworldtour in Seattle könnt ihr schon vorab online buchen für knapp 23 Dollar. Es empfiehlt sich, ein paar Minuten früher da zu sein. Es gibt auch Touren für Tagsüber (falls ihr mit Kindern unterwegs seid)
  • Es gibt mehrere Storyville Cafés in Seattle. Mehr Infos über den wirklich empfehlenswerte Coffeeshop findet ihr hier
  • Mit dem Riesenrad von Seattle könnt ihr für derzeit 14 Dollar ein paar Runden drehen. Von 10 Uhr morgens bis 10 Uhr abends dreht es seine Runden. Ticket könnt ihr online vorbestellen.
  • Wer die klassischen Sehenswürdigkeiten sehen will, sollte sich den Seattle CityPass organisieren. Bootstour, Aquarium, Gihully und Skyneedle könnt ihr damit auf jeden Fall machen.
  • Ihr wollt mit der Bahn anreisen? Dann empfehle ich euch den Reisebericht mit Amtrak von Vancouver nach Seattle
  • Eine Busfahrt in Seattle kostet 2,50 Dollar (ab 18 Jahr), in Peakzeiten 0,25 Cents mehr) – one way.
  • Nach Seattle kommt ihr mit dem Flieger, via Bahn und Bus von Kanada oder mit dem Auto. Parkplätze gibt es zwar in der Stadt, aber es ist auch gut möglich, sich zu Fuß oder mit Bussen durch die Stadt zu bewegen

Wir haben im Hyatt Seattle Downtown übernachtet. Die Übernachtung hier beginnt bei 140 Dollar aufwärts. Das Hotel verfügt über einen Shuttle (1 Meile vom Hotel entfernt ist jede Anreise möglich) und auf Nachfrage auch einen Flughafenshuttle. Im Hotel gibt es einen Pool und auch einen Laundry Room zum Selberwaschen. Frühstück ist im Preis inklusive und bietet ein gutes Sortiment. Die Zimmer sind ruhig, leider lassen sich die Fenster nicht wirklich öffnen.

Janett

Hallo, ich bin Janett, die Gründerin des Blogs Teilzeitreisender.de
Schon immer war ich ein sehr großer Fan von Kurzreisen. Neben einer Teilzeitstelle an der Uni Düsseldorf pflege und hege ich deshalb dieses Projekt - und habe dafür schon das eine oder andere Abenteuer erlebt.

Mehr über mich erfahrt ihr unter der Rubrik Persönliches

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