Turm der Einheit, Heldrastein

Im ehemaligen Grenzgebiet – vom Turm der Einheit auf dem Heldrastein

Es ist Weihnachten 2013 – und das erste Mal seit gefühlten Ewigkeiten feiere ich bei meinem Papa. Der lebt seit über 27 Jahren in Schnellmannshausen, einem Ort – den wohl die wenigsten von euch kennen. Es ist nicht so, das diese Ort eine ewig lange Geschichte hat – auch ist hier nichts besonderes geschehen. Dennoch gibt es hier einen Platz, den man auf der Suche nach der Deutsch-Deutschen-Geschichte einmal gesehen haben sollte. Und der ist am Heiligabend auf dem Heldrastein immer besonders gut besucht….

Reisen wir zurück in das Jahr 1988. Schnellmannshausen – welches im unmittelbaren Grenzgebiet der DDR zur damaligen „Westzone“ liegt, hat es, wie zahlreiche Grenzortschaften auch, nicht einfach. Ständige Kontrollen, wer kommt und wer geht, Grenzposten im nahen Wald und die Verwandten aus dem Westen quasi nur einen Katzensprung entfernt.

Der Heldrastein – Hausberg von Schnellmannshausen – war zur damaligen Zeit ein Radar und Überwachungsposten.

Vierzig Jahre lang haben nur wenige Menschen durch die Wälder streunen und einen Blick über das Werratal genießen können. Ich höre Geschichten von Schicksalen und Familien, die nur wenige Kilometer (manchmal nur einen Flusslauf) entfernt leben und dennoch 40 Jahre lang kein Wort miteinander redeten. Von Straßen, die gekappt wurden und von Landstrichen – die sich entlang der Grenze komplett änderten.

Ein Jahr später ändert sich auf dem Heldrastein alles.

Die deutsch-deutschen Grenzen öffnen sich, und so war der 24.Dezember des Jahres 1989 der Beginn einer wiedergefunden Leidenschaft – den die Schnellmannshausener seit dem auch regelmäßig frönen – Heiligabend auf dem Heldrastein. Eine Andacht, einen Glühwein, eine Wanderung durch die Wälder gehört wohl dazu – und so kam auch in den Genuss eines ganz besonderen Weihnachtsfestes. Aus dem Ort fährt ein Omnibus und Kutschen hinauf – und so trifft sich hier die Gemeinde zum gemeinsamen Feiern.

Als „uswärtsche“ galt mein erstes Augenmerk natürlich den Turm auf der höchsten Stelle des Heldrastein. Der Turm der Einheit hat eine interessante Geschichte – denn eigentlich darf man im Naturschutzgebiet Heldrastein seit der Wende keine Gebäude errichten. Der Abhörturm jedoch – der stand und so kam es wie es kommen musste. Eine Interessengemeinschaft fand sich und rettete nicht nur den Turm vorm Abriss, sondern machten aus ihm den „Turm der Einheit“. Die Stelle ist ideal – denn von hier aus kann man weit ins Werratal hineinschauen, sowohl zur hessischen, als auch zur thüringischen Seite.  Das besondere – die 120 Stufen wurden symbolisch an die Spender verkauft (die sowohl aus Ost und West kamen) – Ein Projekt der Einheit !

Turm der Einheit
Turm der Einheit

Seit einigen Jahren kann man den Turm besuchen und so landete auch ich nach gefühlten Ewigkeiten in der Kuppe, ein Ort, an dem man gefühlt jeden Windhauch spürt. Mit viel Leidenschaft wurde hier die Geschichte aufgearbeitet und so kam auch ich nicht umhin mir ein paar Grenznotizen durchzulesen….

Lange Zeit stand der Turm offen und war jederzeit begehbar.

Dementsprechend haben sich hier viele Menschen aus aller Welt verewigt – auf eine positive (ich war hier…) oder leider auch manchmal negative Art (zerstörte Türen, riesige Graffitis). Mich macht so was traurig. Gerade in ländlichen Regionen werden solche tollen und privat finanzierten Projekte von „gelangweilten Idioten“ mutwillig zerstört. Schade drum.

Der Heldrastein ist übrigens nicht nur für Geschichtensucher ein perfekter Ausflugsort.

Auch für ausgedehnte Tageswandertouren und auf der Suche nach geologischen Besonderheiten der Region wird man hier fündig. Die Wege sind recht gut ausgebaut und der Blick von der Aussichtsplattform auf dem Gipfel lässt auch ohne „Turmbesteigung“ mein „Schau-Ins-Land-Herz“ höher schlagen.

Heldrastein
Heldrastein

Plant ihr einen Besuch auf dem Heldrastein?

  • Soweit ich weiss, ist ein Zugang zum Turm von Mai bis Oktober sonntags von 10 – 17 Uhr möglich – auf der Internetseite von Heldrastein steht jedoch, das ganzjährig zur Besichtigung möglich ist.
  • Eintritt ist kostenlos, nutzt im Sommer jedoch die Gastronomie hier oben – die Erlöse kommen der Interessensgemeinschaft Heldrastein und damit auch dem Turm zugute.
  • Mit dem Auto kommt man hier nur zu besonderen Ereignissen über einen Wirtschaftsweg hin, der Heldrastein eignet sich jedoch sehr gut für Wanderungen!
  • Mehr Infos über den Heldrastein, die Interessengemeinschaft, die Geschichte und vieles mehr erhaltet ihr auf der Heldrastein – Homepage
  • Nachtrag 02.12.14 – Gerade entdeckt auf Verwandert.de – Ein etwas anderer Wanderbericht über den Heldrastein

Janett

Hallo, ich bin Janett, die Gründerin des Blogs Teilzeitreisender.de
Schon immer war ich ein sehr großer Fan von Kurzreisen. Neben einer Teilzeitstelle an der Uni Düsseldorf pflege und hege ich deshalb dieses Projekt - und habe dafür schon das eine oder andere Abenteuer erlebt.

Mehr über mich erfahrt ihr unter der Rubrik Persönliches

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