Verliebt in die Farbe Grün. Ein etwas anderer Trip nach Essen.
Essen grün

Verliebt in die Farbe Grün. Ein etwas anderer Trip nach Essen.

Im Zug nach Dormagen unterhalte ich mich mit einer 75-jährigen Essenerin. „Ich komme gerade aus dem Ruhrgebiet zurück“ erzähle ich ihr. „Was haben Sie sich angeschaut?“ fragt sie mich. „Ich war in Essen“ ist meine Antwort – als ich ein Strahlen in ihren Augen erkenne. Sie berichtet mir, dass sie in Essen geboren wurde. Essen war immer das Graue Entlein umgeben von einem Grünen Band. „Und trotzdem liebe ich meine Heimat.“ erzählt sie mir. Und auch, dass sie als junges Mädchen noch am Rande der B1, der heutigen A40, wohnte und auf die andere Straßenseite zum Eis holen zu Fuß laufen konnte. „Das waren noch Zeiten – heute ist alles anders“.

Verliebt in die Farbe Grün. Ein etwas anderer Trip nach Essen.
Haus Scheppen

Essen ist anders. Grün!

Ich wage es kaum zuzugeben – aber ich bin nach diesem Wochenende ein klein wenig verliebt. Es ist nicht ein Mensch oder ein Ort – es ist eine Farbe. GRÜN. Und verdammt – davon habe ich eine ziemliche Überdosis im Ruhrgebiet bekommen. Ja. Im Ruhrgebiet. Den Ort – den noch rund 50 % der Deutschen für einen Ort halten, an dem Industrieschloote qualmen und die Menschen in gebückter Haltung durch die Straße laufen. Sonne? Hier? Niemals!!

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Am Sonntag war das Wetter in Essen nicht gut – Grün war es jedoch immer noch

Ein Abstecher in den Grugapark

Wie ihr sicherlich schon mal gelesen habt – organisiere ich gemeinsam mit Anja von travelontoast.de Reisebloggertreffen. Und das sommerliche Treffen fand in Essen und im Ruhrgebiet statt. Nach einem wirklich tollen Vor-Treffen im Atlantic Congress Hotel führte mich mein Weg zum versteckten Eingang des Grugaparks. Es war gut eine Woche nach Ostern und auf meinem Plan für diesen Tag standen noch einige Termine.

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Grugapark Essen

Eigentlich wollte ich da nur mal schnell durch – ein wenig Parkluft schnuppern und mit der nächsten Bahn nach Hause fahren. Aus „mal schnell“ wurden fast zwei Stunden. Ich entdeckte die botanischen Gärten, das Labyrinth und so allerlei anderes wundersames Grün. Und hätte mich nicht ein Arzt – Termin davon abgehalten, ich wäre wohl noch zwei Stunden länger hiergeblieben.

Hier zwitscherten die Vögel, es blühte überall und der Duft der Pflanzen – Haaach! So musste ich nach einem Spaziergang durch Park und Irrgarten Abschied nehmen und auf einen baldigen erneuten Besuch hoffen.

Ein grünes Congress-Hotel

Gut einen Monat später stehe ich wieder vor dem Atlantic Hotel an der Messe von Essen. Diesmal werde ich schon erwartet. Schnell checke ich in mein Zimmer ein, welches nicht nur einen tollen Blick über das grüne Essen bietet, sondern – wie soll es anders sein – auch noch mit grünen Möbeln auftrumpfen kann. Und fast überall entdecke ich Grün.

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Im Restaurant befindet sich ein „Birkenwald“ an der Wand, von der Dachterrasse, die leider nur Hotelgästen vorenthalten ist kann ich die Ausmaße des grünen Essens erahnen und selbst die Vorträge, die wir im Rahmen unseres Bloggertreffens hören – haben neben vielen Inspirationen auch immer wieder das grüne Ruhrgebiet zum Thema.

Grün fahren mit Nissan

Wir werden an diesem Tag begleitet. Von den „Grüne Hauptstadt Volunteers“, die überraschenderweise in einem blauen Outfit, aber in einem „grünen“ Auto vorfahren. Nissan hat im Rahmen des Grüne Hauptstadtjahr der Stadt Essen 5 e-NV 200 und 10 Leaf – ihres Zeichens Elektroautos – zur Verfügung gestellt. In drei dieser Fahrzeugt nehmen wir an diesem Tag Platz. Mein Resümee: im Nissan Leaf könnte ich mich wohlführen, der e-NV200 ist vor allem für die Personen in der zweiten Reihe verdammt eng bemessen.

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Essen grün

Zuverlässig haben uns die Elektroautos quer durch die Stadt gebracht, mit einer Reichweite von gut 200 – 300 km sollte das jedoch auch kein Problem sein. Wir erfahren, das aktuell und in den kommenden Jahren immer mehr Ladestationen in der Stadt implementiert werden – etwas, was nicht nur den Einheimischen, sondern auch Gästen der Stadt mit Elektroautos zugutekommt.

Grün entdecken

Einmal quer durch die Stadt ging unsere Tour. Eine Hochzeit kam uns nur kurz in die Quere auf unserem Weg zu einem herrlich entspannten Ort, an dem vollkommen ohne Strom eine kleine Oase mitten im Wald geschaffen wurde. Im Siepental wurde 2013 dieser als einer von mittlerweile 12 Gemeinschaftsgärten angelegt. Das Projekt wird vor allem von den Anwohnern gut angenommen und so sieht man, dass hier jede Menge Obst und Gemüse wächst, Kräuter herangezogen werden und sogar eine kleine Bienentränke installiert wurde.

Überall hängen Sprüche und an diesem Wochenende ist auch das „arbeitende Volk“ hier im Garten bunt gemischt. Vom Studenten bis zum Rentner bringen sich hier viele verschiedenen Menschen ein. Ich persönlich bin begeistert von diesem Projekt und hoffe auf die Zeit, in der auch in Dormagen so etwas installiert wird. So ein „bisschen“ mithelfen würde ich grundsätzlich auch sehr gerne.

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Blümchen!

Auch die Gemeinschaftsgärten haben einen „Blog„, auf dem ihr euch über aktuelle Aktionen informieren könnt. Mehr über die Transition Town Initiative, aus der dies alles entstanden ist, könnt ihr hier nachlesen.

Grün genießen

Wir müssen weiter – wenngleich ich mich im Siepental gerne unter die Bäume legen und relaxen will. Wir erfahren in den nächsten Minuten, die wir uns durch den Essener Samstagsverkehr quälen vom Radschnellweg RS1 durchs Ruhrgebiet.

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Stau in Essen

Mit 100 Kilometern soll das Projekt nach seiner Fertigstellung einer der längsten seiner Art in Europa sein. Schon heute kann jeder in Essen von der Universität bis nach Mülheim auf dem bis zu 4 Meter breiten und asphaltierten Weg fahren. Grün – versteht sich und ohne Stau. Wir haben heut jedoch ein Eis im Sinn.

Das gibt es neben Kuchen am Niederfeldsee, der vor einigen Jahren künstlich im Essener Ortsteil Altendorf angelegt wurde. Für den 2,2 ha großen See wurde unter anderem die frühere Güterbahnstraße „beiseite geräumt“, die noch Anfang der 90er hier lang führte. Lange Rede kurzer Sinn, wir machen einen Stopp in der Radmosphäre. Und dort gibt es schwarzes Vanilleeis. Und Kuchen. Mit Blick auf See und Radschnellweg. Ob ich mich hier auch mal aufs Radel schwinge?

Der Genussfaktor geht weiter, denn kurz darauf fahren wir in die erste deutsche Gartenstadt auf der Magarethenhöhe. Fast ist der Besuch hier wie eine kleine Zeitreise, denn die kleinen Häuser mitten im Grünen laden zu einem Kaffeekränzchen bei Omma ein. Nur mit Parkplätzen ist es hier ziemlich schlecht bestellt – aber der eine oder andere Essener Bus fährt sicherlich auch hierher.

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Grün erwandern

Wir fahren hinaus auf den „Grünen Gürtel“ – und ich bin beeindruckt. Nur wenige Kilometer hinter der Stadt habe ich das Gefühl, meilenweit entfernt zu sein. An einem Bauernhof im Stadtteil Schuir verkauft eine junge Dame frischen Spargel und Erdbeeren. In der Ferne sehe ich nur Wald und Wiesen. Und irgendwie animiert mich dieser Anblick dazu – meine Wanderschuhe anzuziehen und loszulaufen.

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Essen Grün

Und als ob ich es geahnt hätte, ein paar Kilometer weiter erobern wir den Wald zu Fuß. Essen hat über 1.750 Hektar Waldfläche in über 1000 Flurstücken. Ein großer Teil davon findet sich auch entlang des Baldeneysteges, einem Wanderweg rund und den bekannten See.

Wir werden von dem Förster Thomas Hübscher begleitet, der uns in diesem noch recht jungen Wald die Überbleibsel der früheren Industrienutzung zeigt. So finden sich abseits des Weges noch zugeschüttete Gruben, entlang der Wanderroute findet sich viel Kohlestaub und auch ein altes Förderrad steht am Wegesrand, fast so, als würde es sonst nicht möglich sein, das hier noch vor etwa 60 Jahren Industrie war.

In der Ferne hören wir lautstark Motorräder. Das Haus Scheppen, die Gastronomie und der Fährbetrieb hier macht seit einigen Jahren diesen Ort zu einem beliebten Biker Treff. Mich jedoch fasziniert mehr das Haus Scheppen, eine Ruine eines adligen Lehnshofes, dessen Geschichte bis ins 13te Jahrhundert zurückverfolgt werden kann. Heute wirken die Mauerreste fast wie ein verwunschenes Schloss umgeben von Wasser und eingehüllt in den Wald des Ruhrgebiets.

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Weiße Flotte Baldeney See

Grün baden

Mit dem Schiff fahren wir anschließend auf die andere Seite des Baldeneysees. Gut 45 Minuten genieße ich das laue Lüftchen um meine leicht sonnenverbrannte Nase, versuche den Junggesellinnenabschied nur 20 Meter hinter mir zu ignorieren und freue mich auf das letzte Highlight des Tages.

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Essen grün

Ein Bad im Baldeneysee. Das ist erst seit wenigen Wochen möglich – und noch gibt es keine Umkleidekabinen. Aber was mich als Kind nicht gestört hat, geht auch jetzt und so zieh ich mich schnell um – um kurze Zeit später in einem kleinen Bassin das erste Mal im Jahr Freibad-Feeling zu erleben.

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Danke für das Bild an Danny Giessner von Walheimat.ruhr

Über 40 Jahre war der See so belastet, das Baden nicht erlaubt war. Auch heute ist die Erfrischung im See nur an bestimmten Tagen möglich, die man alle auf der Seite vom Seaside Beach nachlesen kann. Mir schwimmt Grünzeug entgegen und auch das Wasser ist etwas grün – aber passt das nicht zum Tag?

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Seaside Beach

Grün essen in Essen.

Ich bin müde, als wir kurze Zeit später im Hotel ankommen. Eine Stunde gönn ich mir Ruhe und eine Dusche, um mich anschließend gemeinsam mit den anderen Bloggern zum Abendessen zu treffen. Ein lauer Abend – frischer Spargel (nicht ganz grün) mit leckeren Wiener Schnitzel mit wirklich netten und besonderen Menschen – wie kann ein Tag schöner enden?! Mit einer entspannten Nacht und „Ausschlafen“.

Wichtige HinweiseAnreiseÜbernachtungsempfehlungWeitere Inspirationen
  • Rund um die Grüne Hauptstadt gibt es 2017 und auch darüber hinaus zahlreiche Aktionen in und um Essen. Mit dem Hashtag #GHE2017.
  • Am besten von A nach B kommt ihr in Essen mit dem Rad. Fahrräder leihen könnt ihr ganz unkompliziert bei Revierrad
  • Mehr Infos zum Niederfeldsee findet ihr hier – dort ist auch der Bauverlauf dokumentiert.
  • Schuir wurde um 800 n. Chr. urkundlich erwähnt. Am heutigen Schuirweg gibt es wohl auch die Ruine einer alten Burg, die ich jedoch leider nicht besichtigen konnte.
  • Haus Scheppen ist mit seiner Lage direkt im Hafen ideal für einen Ausflug. Im Nordostflügel wurde auch ein Restaurant wiederhergerichtet.
  • Die Weiße Flotte verkehrt über den Baldeneysee. Preise und Abfahrtspläne erhaltet ihr hier. Die Tour von Haus Scheppen bis Seaside Beach dauert 45 Minuten. Die Strecke kostet 4,50 Euro (One Way)
  • Der Eintritt ins Seaside Beach kostet 3,50 Euro. Es gibt zahlreiche Grünflächen, Strandliegen und Sand zum Entspannen und Sonnen. Auch Plätze zum Spielen sind vorhanden. Es gibt Stände, an denen ihr Getränke kaufen könnt. Ob das Baden in den drei kleinen Bassins im Baldeneysee erlaubt ist, könnt ihr hier erfahren.
Essen Hauptbahnhof wird von zahlreichen Fernverkehrszügen angefahren und ist daher aus allen Ecken von Deutschland gut zu erreichen. Zum Hotel und zur Gruga kommt ihr mit der U11 und U17, die auch am Wochenende regelmäßig verkehren. Für Autofahrer gibt es im Hotel eine Tiefgarage, insgesamt würde ich in Essen jedoch eher zu Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln tendieren.

Ich habe im das grüne Essen erlebt übernachtet, welches sich direkt an der Messe und gegenüber des Grugaparkes befindet. Das Hotel verfügt über sehr modern eingerichtete Zimmer, einem Restaurant und einem kleinen Wellnessbereich (ohne Pool, aber mit Sauna) sowie einem Kongressbereich mit verschieden großen Seminarräumen.

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Das kulinarische Angebot ist sehr empfehlenswert – auch sind die Zimmer recht ruhig. Die Übernachtung gibt es außerhalb der Messezeit ab 129 Euro (exklusive Frühstück). Das Frühstück kostet 25 Euro. W-Lan ist inklusive und ausreichend für Emailbearbeitung und Bloggen.

Es gibt schon jede Menge anderer Berichte über das #RBRUHR, in dessen Rahmen wir diese Tour gemacht haben. Wollt ihr mal nachlesen?

Mit dem Hashtag findet ihr auf Twitter, Facebook und Instagram auch viele tolle Eindrücke von unserem Bloggertreffen.

Offenlegung: Ich wurde im Rahmen des #RBRUHR Reisebloggertreffens zu einer Rundreise durch die Grüne Hauptstadt Essen eingeladen. Danke an Ruhrtourismus und die Stadt Essen sowie das Atlantic Congress Hotel Essen für das tolle Event!

Janett

Hallo, ich bin Janett, die Gründerin des Blogs Teilzeitreisender.de
Schon immer war ich ein sehr großer Fan von Kurzreisen. Neben einer Teilzeitstelle an der Uni Düsseldorf pflege und hege ich deshalb dieses Projekt - und habe dafür schon das eine oder andere Abenteuer erlebt.

Mehr über mich erfahrt ihr unter der Rubrik Persönliches

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