Die ersten Wochen diesen Jahres waren für mich sehr seltsam. Nicht nur, weil ich in dieser Zeitfür den Rest des Teilzeitreisenden – Jahres planen muss (was mir überhaupt nicht liegt) und auch nicht, weil der Winter seine unschönen Launen ausgerechnet dann herauslässt, wenn man Bock auf Sonne hat. Und auch das Karneval und dieser Valentinskram da ist, ist mittlerweile doch irgendwo abgehakt.
Wir Reiseblogger stehen ja häufig im Kreuzfeuer wie – och schau mal die, die darf nach Dubai oder och, der ist schon wieder unterwegs, arbeitet der denn überhaupt ? Das mag vielleicht dem einen oder anderen hinten abgehen, mich jedoch belastet es. Ich reise gerne, ich liebe diese Alltagsflucht jedes mal – sieht man Bilder von mir daheim oder „on Tour“, so sieht man oftmals Tag und Nacht.
In der letzten Woche war ich daheim, dahingerafft von einer öden Nasennebenhöhlen-Geschichte mit Fieber und allem drum und dran. Ausgebremst in einer Phase des Lebens, in der ich an einigen Tagen nur zu gerne meine sieben Sachen packen würde und „Alltagsflucht“ begehen würde. In der alle meine Single-Freundinnen plötzlich nette Männer kennenlernen und ich – mal wieder – alleine bleibe. In der ich nicht weiss, wo es mich „Brotjobtechnisch“ hinführt….
Nein ! Das soll jetzt kein Aufruf sein, mir einen Mann zu suchen, kommt Zeit kommt Rat und doch stimmt mich nachdenklich, das ich zwar in den letzten Jahren sooo viel gesehen habe, und doch nie die Zeit dafür gefunden habe, jemanden zu finden, mit dem ich das ganze auch gemeinsam erleben kann. Und dann liegst ich eine Woche flach, zu schwach, um mich mit „Reiseberichten“ abzulenken, zu wach, um sich in Gedanken zu verlieren. Genau dann denke ich mir – Ist das Reisen wirklich mein Lebensziel ? Macht es mich immer so glücklich wie jetzt, die Welt zu sehen, Menschen kennenzulernen und mein Bewusstsein zu erweitern ?
Das Reisen hat mich schon jetzt geändert. Ich würde fast sagen „Kommerz-Untauglich“ gemacht. Ich schau kein Fernsehen, einzig die Mediathek von ARD/ZDF und das eine oder andere YouTube Video verbindet mich noch mit den früheren Couch-Zeiten. Ich habe keine Haustiere mehr – mein Aquarium habe ich im Dezember verkauft. Waren früher ständig Pakete mit irgendwelchem Kram beim Nachbarn, so kommt jetzt höchstens mal ein Brief mit: Frau Schindler, bestellen sie BITTE BITTE wieder etwas bei uns. Dafür werde ich von Nachbarn angesprochen „Ach Sie wohnen ja immer noch hier.“ und ein Besuch bei meinen Omas ist auch längst mal wieder überfällig.
Mich nervt es, wenn Menschen uns Blogger als „Werbepferde ohne eigene Meinung“ bezeichnen. Mein Blog ist kein Bewertungsportal, aber wer ständig hier liest, wird auch merken, das ich Kritik äußere. Nicht immer offensichtlich – aber auf meine Art. Und das obwohl ich eingeladen wurde. Irgendwie liebe ich Bloggerreisen. Vor allem, um Menschen und deren Geschichte kennenzulernen. Und eine solche hat jeder zu erzählen. Viele dieser Geschichten sind das Grundgerüst – warum jemand einen Blog schreibt. Ich habe noch nie Menschen kennengelernt, die mir gesagt haben: „Öhm ich Blogge weil ich gesehen hab das ihr total cool verreist und das wollte ich auch“. Meist ist es ein emotionaler Moment im Leben, der nach einer Alltagsflucht ruft. Ein Verlust eines Menschen, eine Krankheit, ein Traum oder eine Trennung.
Bei mir war es letzteres. Und der Wunsch nach einer Alltagsflucht. Nach Momenten die mich glücklich machen. Und ich habe sie gefunden. Und ich liebe es, über all meine Reisen zu erzählen, sie bringen mich dazu, diesen Blog Leben einzuhauchen. Das alles zu teilen, Rückmeldungen zu bekommen und zu sehen, das mein Baby wächst – macht mich glücklich. Nicht der eine oder andere Euro, der mal hinten hinunter fällt (und von dem man ehrlich gesagt nicht wirklich leben kann).
Ich möchte mich nicht rechtfertigen müssen. Für nichts und für niemanden. Und ich möchte nicht, das meine Reiselust durch negative Vibrationen zum Reisefrust wird oder ich nur noch der Reichweite wegen einen Bericht schreibe. Ich will schreiben, wenn mich ein Thema interessiert, egal ob ich selbst dafür bezahlt habe oder ich es irgendwo auf einer gesponsorten Reise erlebt habe.
Ein schöner und persönlicher Bericht. Gefällt mir gut. Es ist immer gut den Alltag nicht komplett aus den augen zu verlieren.
Liebe Grüße
Mel
vielen Dank für deinen sehr persönlichen Bericht, liebe Janett. Genau solche Blogartikel möchte ich lesen, denn sie sind das, was ursprünglich mal hinter der Idee eines Blogs stand. Ich kann deine Stimmungen gut nachempfinden, denn es geht mir ähnlich, was nützen all die schönen Reisen, wenn man samstagabends allein mit einer Pizzaschachtel und dem Rotwein aus der Minibar in einem Hotelzimmer irgendwo in einer schönen Region sitzt? Daher mag ich auch gerne Bloggergruppenreisen. Ich wünsche Dir ganz viel Energie genau die richtige Mitte für dich zu finden! Liebe Grüße Nicole
Ein sehr schöner, persönlicher Post, liebe Janett! Reisen ist großartig, aber macht mit Sicherheit nicht immer nur glücklich. Und das Bloggen erst Recht nicht. Es ist immer wichtig das hier und jetzt und die reale Welt im Auge zu behalten. Allerdings glaube ich schon das es Blogger gibt, die das nur machen um auch immer „so schön cool“ zu verreisen. Um dann aber u.U. nach einiger Zeit zu merken, dass da sauviel Arbeit hintersteckt und es dann doch lieber wieder sein lassen. GlG umme Ecke, Nadine
Es ist immer gut, sich Gedanken zu machen, und das eigene Tun zu reflektieren.
Ein schöner Bericht, Janett! Ich freue mich auf gemeinsame Bloggerreisen mit Dir! Gudrun
Ich finde es gut, dass Du immer wieder mal darüber nachdenkst, was für Dich wichtig ist im Leben und welchen Weg Du gehen willst. Nicht für Andere, sondern nur für Dich. Das sollte Jeder tun, immer wieder mal und sich danach entscheiden.
Die Meinungen – gerade in letzter Zeit – zu und über Reiseblogger habe ich zu Anfang noch beachtet und mich oft darüber geärgert. Irgendwann habe ich begonnen, diese zu übersehen. Du und ich und wir wissen warum wir reisen und müssen uns nicht in bestimmte Schubladen stecken lassen.