Ein Urlaub am Königssee – Ist dies auch ohne Wandern und Bergsteigen möglich? Wir waren vor Ort und haben genau das ausprobiert. Wir hatten nur ein Urlaubsziel: Ruhe in der Natur genießen und abschalten, ohne Anstrengungen und nervenkitzelnde Erlebnisse.
Inhaltsverzeichnis
Schönau am Königssee
Unser Zimmer lag in einer der vielen, fast unzählbaren Unterkünfte in Schönau am Königssee. Wirklich Einheimische gibt es hier anscheinend nur wenig. An fast jedem Haus ist ein Schild zur Vermietung einer Ferienwohnung angebracht. Durch die einmalige Lage auch fast immer mit Aussicht auf die beeindruckende Berge rund um den Königssee.
Schon die Anfahrt versprach uns einen ganz besonderen Urlaub. Schließlich sind wir eigentlich Flachlandfanatiker und den hohen Bergen bisher immer ausgewichen. Doch dieses Mal wollten wir etwas Neues erleben und wurden durch die atemberaubend schöne Landschaft belohnt. Immer wieder wurde mein Mann von mir aufgefordert, doch langsamer zu fahren, damit ich Fotos schießen kann. Als ob die Berge am nächsten Tag nicht mehr da wären. Aber so weit hab ich in diesen Momenten einfach nicht gedacht.
Ein wunderschönes Zimmer, auf dessen Balkon wir nun Tag und Nacht die hohen Bergwände bestaunen konnten, empfang uns in einem kleinen Hotel. Bei diesem Anblick konnten unsere Urlaubstage ja nur gut werden!
Doch vor Ort stellte sich uns nun die Frage: “Was rund um den Königssee mit unserer Freizeit anfangen?” Im Internet haben wir immer nur Hinweise auf Wanderrouten, Fahrradtouren und Bergsteigen gefunden. Das ist aber alles nix für uns. Wir wollten chillen und trotzdem etwas von der schönen Umgebung sehen. Ja, kurz zogen wir in Erwähnung das Kehlsteinhaus oder die Jenneralm zu besuchen. Doch wir haben es beide nicht so mit der Höhe und daher verwarfen wir diese Gedanken ganz schnell wieder.
Rund um den Königssee
Bereits am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zum Königssee, dann das Wetter war einfach nur phantastisch: 23 Grad und sonnig. Genau richtig und nach unserem Geschmack.
Parkplatz und der Weg zum See
In der Hauptsaison beginnen um 8:00 Uhr die ersten Fahrten über den Königssee und wir hatten ein wenig Bammel, dass der Parkplatz vor Ort um 10:30 Uhr bei unserer Ankunft voll sein könnte. Aber obwohl hier auch die Jennerbahn startet (der schmale, waldfreie Streifen im Hintergrund), war es kein Problem, einen entsprechenden freien Platz zu ergattern. Kleingeld hatten wir keins dabei, aber am Ticketautomaten gibt es zum Glück auch einen Geldwechsler.
Bei einem kurzen Spaziergang hinunter zum See konnten wir zahlreiche Souvenir- und Fressbuden bestaunen, die darum warben, doch das locker sitzende Urlaubsgeld auszugeben. Doch wir blieben – zumindest auf der Hintour – standhaft. Die Straße zum See führt bergab, aber die Steigung ist sehr gut zu bewältigen und auch für beeinträchtigte Besucher zu schaffen.
Die Tickets für das Boot waren schnell erworben und so stellten wir uns brav in die Schlange an, um einsteigen zu dürfen. Ach nein, stimmt nicht ganz: zuerst haben wir noch schnell ein stilles Örtchen aufgesucht, dass hier kostenfrei zur Verfügung steht. Ob auf dem Weg zum See auch Toiletten sind, kann ich so nicht sagen, da mir das Haus unten am Anleger ausgereicht hat. Das „Örtchen“ war sehr sauber und durch mehrere WCs hielt sich auch die Warteschlange in Grenzen. Für die wartenden Herren stehen sogar einige Bänke um die Ecke bereit.
Die Fahrt über den Königssee
Und dann begann sie: unsere Fahrt über den Königssee. Wunderschön und wirklich einmalig! Sehr, sehr empfehlenswert. Zumindest für die Augen. Wir fanden, dass während der Coronazeit 2021 zu viele Menschen mitfahren durften und hätten lieber ein wenig länger gewartet, dafür aber im Boot die Überfahrt nicht so eng mit vielen fremden Menschen verbracht.
Das Besondere hier: die Schiffe sind alle mit Elektromotoren ausgestattet und nur diese dürfen den See befahren. So wird sichergestellt, dass die Natur erhalten bleibt. Durch die stillen Motoren kann man als Besucher die Fahrt durch diese einmalige Schönheit in ihrer ganzen Pracht genießen.
Fotos könnte ich hier massenhaft zeigen und die Entscheidung, welche die Schönsten sind, fällt wirklich sehr schwer, da sich der Blickwinkel während der Fahrt auch immer wieder veränderte.
Die Fahrt führt zur ersten Haltestelle der Halbinsel St. Bartholomä, hinter der die Ehrfurcht gebietende Watzmann-Ostwand aufragt (ca. 30 min Fahrt) und geht dann weiter zur Haltestelle Salet (weitere 20 min), an der wir das Boot verließen.
Haltestelle Salet – Obersee und Röthbachfall
Wandern wollten wir ja in unserem Urlaub nicht, aber laut Schild waren es bis zum Obersee 15 Minuten zu gehen. Das zählt noch nicht als wandern. Eher als Spazieren gehen. Und daher scheuten wir uns nicht, diesen Weg einzuschlagen. Schließlich ist der Obersee einer der saubersten Seen Deutschlands und von dort ist der Deutschlands höchster Wasserfall, der Röthbach-Wasserfall, zu sehen.
Was soll ich sagen, was ich nicht schon gesagt habe? Mega die Umgebung und wir haben jeden unserer Schritte genossen. Es gab einige Wanderer, die schnellen Schrittes an uns vorbei eilten. Sicher hatten sie noch viele Kilometer vor sich. Wir ließen lieber die Natur auf uns einwirken. Da ein Berg, da ein Wasserfall, eine wundervolle Wiese und grasende Kühe, die aus der Entfernung schrecklich klein aussahen.
Der Obersee mag der schönste See Deutschlands sein, aber leider wird er auch von zu vielen Menschen besucht, die sich nicht an Regeln halten können. Bei unserem Besuch waren viele ausgetretene Trampelpfade und vor allem Müll zu sehen. Ein absolutes No Go in einem Naturschutzgebiet. Kurz nach unserer Reise wurde dann auch endlich hart durchgegriffen und derzeit ist ein Besuch am Obersee und dem Wasserfall nicht möglich, damit sich die Natur erholen kann. Wir haben diese Entscheidung sehr gefeiert, da es wirklich schade wäre um dieses wunderschöne Fleckchen Erde.
Weiter ging unsere Fahrt wieder zurück. Diesmal stiegen wir aber an der Haltestelle zur Halbinsel St. Bartholomä aus, da wir uns auch diese aus der Nähe anschauen wollten.
Eine Pause auf der Halbinsel St. Bartholomä
Außerdem machte sich langsam unser Hungergefühl breit und wir waren, nicht wie viele andere, darauf mit einem großen Fresspaket vorbereitet. Zu unserem Glück kann an dieser Haltestelle aus verschiedenen Restaurants ausgewählt werden. So kamen wir dann auch in den Genuss einer richtig guten Fischmahlzeit – direkt aus dem Königssee gefangen. Dies darf übrigens nur eine Fischerfamilie vor Ort und natürlich auch nur mit Elektrobooten.
Natürlich ist nicht nur die Wallfahrtskirche St. Bartholomä ein Hingucker, sondern vor Allem die Ehrfurcht gebietende Watzmann-Ostwand im Hintergrund der Kirche.
Nach einer guten Pause ging es dann also mit einem der Boote wieder zurück und wir landeten vollgepackt mit vielen einmaligen Eindrücken in unserem Hotel. Ein wunderbarer Tag – ganz ohne Wandern und Bergsteigen. Und auch für die nächsten Tage hatten wir schon Einiges geplant.
Rossfeld Panoramastraße
Ein bisschen Höhe sollte es dann für uns doch sein. Aber mit dem eigenen Auto und dem eigenen Tempo. Dazu bot sich für uns nur die Rossfeld Panoramastrasse an. Diese ist über die Nord- und Südauffahrt zu erreichen, wobei wir uns für die Südzufahrt entschieden, die auch schon 950 m ü. NN liegt. Nun ja – die schnellen Autos vor uns haben wir an diesem Tag nicht eingeholt. Aber wir waren ganz froh, dass sie vor uns auf die Straße gefahren sind. So wurden wir wenigstens nicht sofort überholt!
Und so ging sie los unsere Fahrt auf der 15,4 km Strecke. Die Roßfeldpanoramastraße verfügt über ca. 400 Parkplätze an den Aussichtspunkten und am Liebsten hätte ich an jedem angehalten, um Fotos zu machen. Aber irgendwie hatte mein Mann etwas dagegen. Dafür fuhr er sehr bedacht und langsam, damit ich aus dem Auto heraus alles bestaunen und ablichten konnte. Das war auch total okay, da sonst niemand an diesem Tag auf der Straße unterwegs war und wir somit niemanden behinderten.
Ab und an haben wir dann aber doch auf einem der Parkplätze Halt gemacht und sind ein paar Schritte gelaufen (wandern wollten wir ja nicht), um die sich immer wieder verändernde Landschaft zu genießen und in uns aufzusaugen. Immer präsent natürlich die hohen Berge, durch die sich die Straße schlängelt.
Den Höhenunterschied von ca. 1.100 m bekamen wir genauso zu spüren, wie die Höchststeigung von 13%. Besonders spannend für den Fahrer sind aber sicher die kleinsten Radien in den Kehren des Südaufstiegs mit 12 m und die größte Querneigung von 8%. Schon ein anderes Fahren auf den sonst gewohnten, flachen Straßen in Brandenburg.
Die Roßfeldpanoramastraße (früher Roßfeldhöhenringstraße) wurde bereits in den Jahren 1937 bis 1940 als östliches Ende der Deutschen Alpenstraße durch die „Staatliche Bauleitung für die Deutsche Alpenstraße“ erbaut. Eine größere Pause legten wir dann am Roßfeld-Kiosk ein, der sich direkt am Parkplatz auf der Scheitelstrecke befindet und kleine Imbisse und Erfrischungen anbietet. Hier erfuhren wir auch, dass schon verschiedene Filme auf der Straße gedreht wurden. Besonders interessant fand ich, dass „Indiana Jones“ hier mal lang gedüst ist. Schlangen gibts hier sicher auch, aber nur in Maßen.
Der Ausblick am Parkplatz auf der Scheitelstrecke war ganz besonders, da von hier aus ein Stück der Straße zu sehen ist und es sich erahnen läßt, was uns bei der Abfahrt erwartet.
Hier fanden wir dann auch ein paar parkende Autos, deren Fahrer anscheinend zu Fuß unterwegs waren, denn Menschen haben wir noch immer nicht getroffen. So hatten wir das Gesamtbild ganz für uns und haben es entsprechend genossen.
Noch ein letzter Blick in die Runde und dann begann unsere Abfahrt. Auch für diese nahmen wir uns entsprechend Zeit und Ruhe, aber wir können auch nachvollziehen, dass es Autofahrer gibt, die diese Straße mit etwas mehr Power befahren möchten.
Auch wenn es komisch klingt, aber wir empfehlen euch für diese 15,4 km schon etwas Zeit einzuplanen. Es gibt überall Wege zu Aussichtspunkten und die Aussicht ist einfach nur phantastisch!
Ein Teil der Scheitelstrecke verläuft auf der deutsch / österreichischen Grenze und ein Teil der Straße verläuft auf österreichischem Staatsgebiet. Also brav ein Dokument dabei haben!
Unseren Urlaub durften wir vor der Flutkatastrophe erleben und einige Bereiche, die wir noch besichtigen konnten, wurden mittlerweile für Touristen gesperrt, um den Bayrischen Wald zu schützen. Wir sind daher besonders froh, dass uns unsere Wege im Sommer 2021 in diese wunderschöne Gegend geführt haben.
Keine Offenlegung, privater Urlaub
Dieses Jahr sollten wir zum Königssee in den Urlaub fahren, aber ich mache mir große Sorgen wegen der Überschwemmung. Ich hoffe, dass diese wunderschöne Natur und die Menschen, die dort leben, das alles gut überstehen. Und wir dennoch in drei Wochen kommen können und diese Schönheit genießen.
Interessant, dass ihr am Königssee wart, ohne wandern zu gehen. Wir waren letztes Jahr auf unserem Wanderurlaub dort. Durch die Fotos kann ich aber sehen, dass ihr trotzdem die Natur genießen konntet.