Erst wirkt es idyllisch – mitten in Finnland – ein Pferdegestüt umgeben von Natur pur. Wäre da nicht bald das erste Motorengeräusch eines Rallye-Boliden zu hören. Es ist nicht irgendein Fahrzeug, was sich hier bemerkbar macht. Der Hyundai i20 WRC der sich hier bereit macht, ist ein ganz besonderer – es ist der 2014er Werkswagen, mit dem Thierry Neuville 2014 den Rallye-Weltmeisterschaftslauf in Deutschland gewinnen konnte.
An diesem Montag nach der Rallye Finnland 2015 ist es an Hyundai-Werkspilot Hayden Paddon, einige Passagiere auf ein Erlebnis der ganz besonderen Art mitzunehmen.
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Als Beifahrer im Hyundai i20 WRC
Wir sind einige Kilometer ausserhalb von Jyväskylä, wo am Vortag noch der Servicepark der 2015er Ausgabe des finnischen WM-Laufs stand. Aber auch wir, neben mir noch 9 weitere Kollegen aus dem Bereich Motorsport, haben unseren kleinen Servicebereich. Hier kümmert sich die Truppe von Hyundai um die aufgeregten Gäste – an dieser Stelle noch einmal vielen Dank an alle Beteiligten.
Nach einer kurzen Einweisung geht es langsam aber zielgerichtet Richtung Anprobe von Overall, Helm und HANS-System. Je näher man dem Beifahrersitz neben dem neuseeländischen Shooting-Star von Hyundai in Sachen WRC kommt, desto mehr verschwindet auch die eigene Lockerheit. Zuerst heißt es aber Warten, und den anderen beim Einstieg in den WRC-Boliden zusehen.
Wie wird es wohl sein – neben einem Rallyefahrer zu sitzen?
Der i20 macht sich mit dem ersten Passagier auf den Weg und verschwindet nach ein paar Sekunden aus unserem Sichtfeld hinter einigen Bäumen. Gemächlich kann man sagen, bis man dann aus einiger Entfernung die Beschleunigung zu hören ist… das ist dann schon eine andere Nummer. So langsam möchte man nun auch endlich ins Gefährt klettern – doch erst gilt es die ein oder andere Beifahrt eines Kollegen abzuwarten. Deren Gesichtsausdruck nach der Erfahrung als Beifahrer spricht Bände – im positiven Sinne.
Besondere Geste – unter dem Fahrernamen sind extra Aufkleber für die Beifahrer angebracht worden – wer sieht seinen Namen nicht gerne auf solch einem Boliden…
Dann ist es soweit – denke ich mir, doch nochmal Kommando zurück, es muss noch was am Boliden mit Alzenauer Nummernschild justiert werden. Hyundai-Pilot Hayden Paddon hat derweil sichtlich Spaß am Event. Der 28-Jährige konnte übrigens bei der diesjährigen Rallye Sardinien den zweiten Rang nach Hause bringen – ist also alles andere als ein Nasenbohrer.
Und dann gehts auf die Rallyestrecke
Die heutige Strecke diente bereits zu Testzwecken und ist 3,8 Kilometer lang. Darin ist so alles enthalten, was man sich vorstellen kann, inklusive dem ein oder anderen Sprung, wie ich feststellen sollte. Dann geht es endlich los, hinein ins Cockpit des Hyundai. Kurze Begrüßung mit Hayden Paddon, der mir kurz noch erzählt, dass er über seinen Vater zum Rallyesport kam.
Die Fahrt beginnt gemächlich, bevor wir auf einer längeren Geraden zum Stillstand kommen. Jetzt wird es ernst denke ich mir noch und schon lässt Paddon den i20 fliegen. Die 300 PS bringen uns schnell ins Kurvengeschlängel hinein. Gut beschreiben kann ich die Fahrt wahrscheinlich kaum, einzig die Frage – Was passiert hier gerade? – macht sich in meinem Kopf breit, als Hayden Paddon damit beginnt, um die Kurven zu driften, abzuheben und das Auto wieder abzufangen.
Keine Zeit zum Nachdenken!
Über die Nähe zu den Bäumen am Streckenrand habe ich nicht wirklich Zeit nachzudenken – das wird mir erst hinterher ein wenig bewusster. Dafür sind aber auch die Eindrücke der Fahrt einfach zu überwältigend. Wie Paddon den Wagen um die Kurven bewegt, das ist eine Kunst für sich. Ein letzter Sprung, und das Ende der Teststrecke ist erreicht.
1 Minute und gute 20 Sekunden sind wir unterwegs – und der Hyundai möchte natürlich zurück zum Ausgangspunkt. Also geht es jetzt andersherum in gleichem Tempo zurück. Die Kurvenfahrten sind unbeschreiblich – das ein oder andere Mal war ich der Ansicht, die Strecke geht woanders lang – ich wäre wahrscheinlich kein guter Co-Pilot.
Die Kurvengeschwindigkeit ist besonders beeindruckend und Paddon ist hier lange nicht am Anschlag unterwegs. Viel zu schnell geht auch die Rückfahrt herum – Nur Fliegen ist schöner? Im Leben nicht. Auf meine Nachfrage, dass er ja sicher nicht mit 100% unterwegs ist, kann der Neuseeländer nur milde lächeln – nein, hier war noch Luft. Wo die aber sein soll, ist mir unvorstellbar.
Rallyesport auf diesem Niveau ist eine besondere Kunst, keine Frage. Da ist schon der ein oder andere Formel1-Pilot an seine Grenzen gekommen.
Hier noch ein paar Eindrücke vom Co Drive Event. Danke für die Fotos an: ©Michael Minelli – michaelminelli.it
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