Ich sitze gerade im Zug auf dem Weg zum Flughafen von Edinburgh – auf der Rückreise von unserem Kurztrip mit einem Expeditions-Kreuzfahrtschiff von Vlissingen nach Aberdeen. Wir – das sind Inka und meine Wenigkeit. Eigentlich hatte ich gar nicht geplant dieses Jahr nach Großbritannien zu reisen.

Als mir Inka Ende Februar eine Nachricht schickte – ob ich Lust auf eine Schnupper-Reise mit einem Expeditionsschiff bis Aberdeen hätte – habe ich sofort zugesagt. Ja – ich liebe die Reisen mit Inka, die wie ich total reiseverrückt ist. Und ja – das klang verrückt genug, um einfach mal richtig “raus” zu kommen. Denn das war bei uns beiden nach anspruchsvollen vergangenen Wochen dringend nötig.
Ein kurzer Hinweis noch: Unsere Reise an sich könnt ihr klassisch nicht buchen und soweit ich weiß gibt es auch keine Fährverbindung nach Aberdeen. Es ist jedoch möglich die gesamte Arktiskreuzfahrt gegen Aufpreis ab Vlissingen zu beginnen.
Aber lasst mich von diesem besonderen Abenteuer erzählen!
Inhaltsverzeichnis
Mit einem Expeditions-Kreuzfahrtschiff auf der Nordsee
Kommen wir zum Beginn unserer Reise, der uns mit einem Expeditionskreuzfahrtschiff von Vlissingen nach Aberdeen führte. Die MS Hondius ist das neueste der Schiffe von Oceanwide, die im Winter in der Antarktis und im Sommer in der Arktis unterwegs ist.

Mit knapp 170 Passagieren in 80 Kabinen ist das Schiff natürlich nicht mit einem klassischen Kreuzfahrtdampfer zu vergleichen, was mich schnell davon überzeugt hat, an Bord zu gehen. Ich bin ehrlich – ich mag keine Menschen(massen). Und auch sonst ist so einiges anders.
Da wäre schon mal das “Aufs Schiff kommen”. Der Einstieg war für uns ist in Vlissingen Harbour – ein Industriehafen, der so gar nicht für Personenabfertigung geeignet ist.

Das Gepäck wurde mit Netzen aufs Schiff transportiert, an einem provisorischen Tisch wurden die Reisepässe kontrolliert und die Gangway ist der erste Test, ob man auch fit genug für eine Expedition ist – denn die ist ziemlich steil und etwas wackelig. Aber es hat alles hervorragend geklappt. Die meisten Gäste stiegen zu der Kreuzfahrt durch die Arktis erst in Aberdeen zu – dort war die Gangway ein Kinderspiel!
Sicherheit geht vor – Sicherheitsübung für Arktis-Reisende
Ich bin zwar auf so einigen Schiffen mitgereist – eine wirkliche Sicherheitsübung habe ich jedoch noch nie mitgemacht. Die auf der MS Hondius fand ich deshalb megaspannend – denn auf so einem Schiff was ins Eis fährt, ist so einiges anders.

Es gibt Ganzkörperschutzanzüge – falls etwas in den kalten Gefilden passiert – und es gibt eine ausführliche Präsentation zu allen Eventualitäten. Natürlich muss jeder wissen wo seine Schutzweste ist (diese holen) und auch anziehen können. Das wird auch ausprobiert – damit es im Notfall funktioniert. Zu guter letzt wird man in Gruppen aufgeteilt und zu den passenden Rettungsbooten geführt.
Der Kapitäne und seine Mannschaft sind ein erfahrenes Team und eingespielt – auch wenn es mal stürmisch ist oder das Eis in der Arktis meterdick ist. So hab ich mich gleich von Anfang an wohl gefühlt! Ich glaub mit denen wäre ich auch ohne Probleme in die Arktis gefahren.

Dank der Schulung hätte ich auch beinahe das Ablegen verpasst. Während unseres Sicherheitstrainings legte die MS Hondius in Vlissingen ab und wir wurden durch ein kleines Lotsenschiff aus dem Hafen geschleppt. Gut das unser Rettungsboot dort lag, wo wir dieses Manöver hervorragend beobachten konnten.
Unsere Kabine an Bord der MS Hondius
Wir haben eine Kabine auf dem 4. Deck bezogen – die zwar nicht luxuriös, aber mit allem wichtigen ausgestattet war. Die verschiedenen Kabinen könnt ihr euch gerne hier anschauen. Übrigens: Auf der MS Hondius gibt es keine “Innenkabinen” – alle Schlafgelegenheiten haben Blick zum Meer.

Wir hatten zwar das Fenster mit Blick aufs Meer – jedoch liefen bei uns ständig Personen vorbei – so dass wir oft die Gardine zu hatten. Neben den Betten und der Couch hatten wir auch einen recht großen Schrank (der massig für zwei Wochen reicht) sowie einen Fernseher, ein kleines Bad, Stühle und auch ein Schließfach hatten. Unsere Kabine war kurz vorm Aufgang, so konnten wir super schnell an Deck sein, wenn Sichtungen waren.

Wobei – ich war schon etwas neidisch war, als ich die Deluxezimmer und Juniorsuiten auf dem 5 und 6. Deck gesehen habe. Ich denke bei einer längeren Reise nach Spitzbergen würde ich wohl etwas mehr Luxus einplanen.

Für die Zimmer werden Zimmerkarten ähnlich dem Hotel ausgegeben, die an Bord auch als Bezahlkarte gilt. Das war recht praktisch, so mussten wir tagsüber nichts außer unserer Zimmerkarte mitnehmen. Bezahlt wird am Vorabend des letzten Landganges.
Auf der Karte stehen auch wichtige Infos wie das Rettungsboot, welches man aufsuchen muss. Und das beste – am Ende kann man zumindest die Karte als Souvenir behalten.
Btw.: Es gibt an Bord auch Souvenirs von Oceanwide. Meinem Freund hab ich ein cooles Shirt mitgebracht und ich war kurz davor ein Maskottchen mitzunehmen. Die Flasche auf dem Bett nutze ich jetzt regelmäßig.
Zwei Tage an Bord der MS Hondius.
Kurz nach der Sicherheit und dem Ablegen kam die Vorstellung des Teams. Und jetzt wird es spannend – denn vor uns standen nicht etwa Animateure, Tänzer oder Servicefachkräfte, vor uns standen zu einem großen Teil Wissenschaftler und Arktisexperten aus verschiedenen Bereichen. Experten aus den Bereichen Geologie, Geschichte, Biologie – welche sich oft die Sommermonate frei nehmen – um auf den Arktisreisen selbst neues zu entdecken, aber auch die Gäste der MS Hondius zu betreuen. So werden Ausflüge mit dem Kanu oder Zodiac nicht nur zum körperlichen Erlebnis, sondern auch zu einem, bei dem unterwegs auch noch etwas gelernt wird.

Anschließend gab es ein leckeres Buffet, was ich leider nicht lange genießen konnte – Am ersten Abend habe ich etwas mit den Wellen gekämpft. Dabei war ich mir sicher, das ich bisher eine stürmische See immer gut überstehe – diesmal war das leider nicht der Fall. Und dabei hat die MS Hondius sogar Stabilistatoren, die das Schiff ruhig halten.

Ansonsten fand ich das leichte Schwanken des Schiffes durchaus angenehm und konnte gut schlafen.
Übrigens – auch ein Arzt ist an Bord. Wer (wie ich) Reiseübelkeit hat, der kann vor Ort auch gegen Entgelt Medikamente oder Hilfe beziehen.
Auf einem Expeditionssschiff ist einiges anders.
Doch lasst uns ein wenig über die Ausstattung an Bord reden. Casinos, Wellnessbereiche oder Shoppingtempel sucht ihr an Bord vergebens. Es gibt einen Versammlungsraum mit Bar und Selbstbedienung, eine kleine Bibliothek, einen kleinen Hörsaal/Kino sowie ein Restaurant. Auf allen Etagen ab Etage 4 lässt sich backbord und steuerbord das Meer beobachten.

Auf 5 der 7 Etagen (ohne Aufzug) befinden sich die Kabinen, je höher ihr nächtigt, desto teurer wirds.
Der Tag beginnt mit einem Weckruf gegen 8 Uhr. Frühstück gibt es dann bis 09:30 Uhr vom Buffet. Anschließend gibt es Vorträge zu spannenden Themen (Tiere, Geografie oder Geschichte) sowie Meeresbeobachtungen gemeinsam mit den Experten.

Solltet ihr eine Expedition vorhaben – holt euch vor der Reise ein Fernglas, diese werden an Bord leider nicht ausgeliehen. Gegen 12 gibt es Mittag, nachmittags wieder Vorträge und auch die einen oder anderen Ausflüge mit den Zodiacs, Kanus oder zu Fuß.(die wir jedoch nicht gemacht haben).

Ich war an unserem Seetag etwas faul. Da es keine Pflichttermine gibt, habe ich – nach Ewigkeiten – endlich mal wieder einen Mittagsschlaf gemacht.

Große Amusements (mit Ausnahme der Bibliothek und dem TV-Programm sowie 2 GB Datenvolumen) gibts an Bord nicht viel – runterkommen, mit Gleichgesinnten reden und die Natur genießen ist die Devise.

Wer technisch interessiert ist – die Brücke ist fast immer geöffnet und kann besucht werden. Um 18 Uhr gibts einen sogenannten Recap, also eine Berichterstattung was tagsüber so passiert ist. Die Vorträge und der Austausch sind oft auf Englisch, verstehen solltet ihr also diese Sprache.
Anschließend könnt ihr noch die Fahrt in die Nacht genießen – ab 22 Uhr kehrt an Bord meistens Ruhe ein – denn eines sag ich euch: So ein Seetag macht wirklich müde!

Was Getränke angeht: Ich habe mir abends noch einen Cocktail an der Bar gegönnt – der mit knapp 8 Euro recht günstig und doch sehr lecker war. Wasser, Tee und Café ist im Preis inklusive und kann ständig an Deck 5 “gezogen” werden. Auch Frühstück, Mittag und Abendessen ist inkludiert und recht vielfältig. Auch wenn die Brötchen etwas laff sind – aber ich bin auch verwöhnte Deutsche.

Was mir aufgefallen ist – man kommt unglaublich schnell ins Gespräch mit den Gästen der Reise. Ich habe so viele spannende Leute beim Essen oder auch im Gemeinschaftraum kennengelernt und bin mir sicher, das sich daraus einige interessante Freundschaften entwickeln können.
Ein Fazit und wie es in Schottland weiterging
Wir haben nur eine kurze Passage miterlebt – Ausflüge an Land und mit dem Zodiac haben wir daher nicht mitgemacht. Ein konkretes Programm könnt ihr hier finden – dies ist jedoch je nach Strecke unterschiedlich.

Nach einem See-Tag endete unsere Reise in Aberdeen mit einer typisch schottischen Begrüßung – wir haben jedoch noch ein paar Ausflüge in die Region mitgemacht, die ich euch nicht vorenthalten wollen. Aber das ist Teil eines anderen Artikels.

Mein Fazit: So ein wenig Lust auf eine Reise in die Arktis habe ich schon bekommen. Und auch meine Frage, ob so eine Reise nur fitte und junge Gäste machen, hat sich geklärt – das Durchschnittsalter lag bei Ü50. Klar, bei Preisen ab 4000 Euro pro Person muss man schon einmal etwas länger sparen. Aber nach dem kurzen Eindruck halte ich den Preis für absolut okay. Denn eine Reise an Bord der MS Hondius in die Arktis kann schon so ein “One in a Lifetime” – Ding werden.

Beim nächsten Mal würde ich Tabletten gegen Übelkeit, ein Fernglas und auch eine bessere Kamera mitnehmen. Was meint ihr – soll ich das Abenteuer Arktis mal probieren?
Offenlegung: Wir waren im Rahmen einen von uns selbst bezahlten Famtrips unterwegs.
Wir waren vor ein paar Monaten mit HX in Grönland……ein Erlebnis besonderer Art und wirklich zu empfehlen! Schade, das ihr nicht mit dem Zodiak gefahren seid, macht echt Spaß.