Gleich zu Beginn: Das wunderschöne Mülheim schreibt man nur mit einem H und ergänzt es mit „an der Ruhr“. Und ja, es liegt im Ruhrpott. Mitten drin quasi in der „Metropole Ruhr“, wie der Pott neuerdings auch genannt wird. Wie es sich für ein echtes Ruhrpottkind gehört, sind alle weiteren meiner Wohnorte nur Wahlheimat – das Herz schlägt für den Pott! Hier im Revier ist man zu Hause bei Freunden. Meine Heimatliebe ist da, wo Ette (also ich) ihre Kindheit hatte. Das ist da, wo man anne Bude einkaufen geht, wo mein Bruder Dirk „Diaak“ gerufen wird, wo Besitzverhältnisse klar dar gestellt werden („Dat is Omma ihr Schirm!“) oder wo das Herz für den richtigen Spoat (Sport) entweder für blauweiß oder schwarzgelb schlägt. Vor allem aber, wo „hasse, bisse, kannse und hömma“ kein Dialekt, sondern ein Lebensgefühl ist. Allein schon der Begrüßungsdialog ist so wunderschön vielseitig…
„Tach.“
„Wie isset?“
„Et muss. Und selbst?“
„Muss auch… Hömma, ich muss los, ne. Tschökes und bis denne.“
Isset nich herrlich diese Frohnnatur des Ruhrgebietsmenschen? Wir können auch Hochdeutsch und sind auch gebildet. Aber warum sich gewählt ausdrücken, wenn es anders doch viel schneller geht und schöner ist: Nicht vorenthalten möchte ich Euch den Dialog meiner Neffen letztens (und ich schwöre, da ist kein Wort von geflunkert)
„Weisse wo die Mama iss?“
„Inne Sonnenbank.“
„Dat heißt nicht inne, dat heißt auffe!“
Hab ich Euch genug auf meine Heimat eingestimmt? Dann folgt mir zu meinen vier Tipps in meine Heimat (Ich durfte für die Serie mich leider nur auf vier Dinge beschränken – aber seid sicher: „Hier gibbet noch viel mehr Schönett! Ich sachet Euch! Da wärse selbst ganz aussem Häusken“
Wo et besonders schön ist: Anne und auffe Ruhr
Wer bei Ruhrpott jetzt an Schornsteine und Industrie denkt, dem sei gesagt: Ja, die gibt es. Allerdings nur wenig und nicht überall. Vielmehr bietet das Revier eine Vielzahl von wunderschönen Landschaften und besonderer Natur. Mülheim liegt an der Ruhr (wer hätte das gedacht). Der Fluss ist für alle „Mölmsche“ Ausflugsziel Nummer 1. Ob zu Fuß den Leinpfad entlang spazieren oder bei einem Kaltgetränk im Biergarten an der Ruhr oder auf dem Wasser – die Ruhr bietet Erholung und Genuss pur. Wer nicht mit dem Kanu selbst schippern möchte, der kann mit der weißen Flotte entspannt eine Tour unternehmen. Als Linienfahrten verkehren Schiffe regelmäßig vom Mülheimer Wasserbahnhof. Plant etwas Zeit vor oder nach der Abfahrt ein und bewundert die erste Blumenuhr Deutschlands. Sie ist direkt vor dem Wasserbahnhof und der Gastronomie Frankys gelegen. Weitere Infos und Bilder findet Ihr hier.
Wasser marsch!
Auch mein nächster Heimatliebe-Tipp geht es um Wasser. Dieses Mal allerdings in einem Gebäude. Im Aquarius Wasserturm dreht sich alles um die vielfältige Welt des Wassers. Man startet oben in der Kuppel des Turmes. Man darf sich auch außen bewegen und erhält von hier besten Panoramablick auf Mülheim von oben – jedenfalls wenn das Wetter gut ist…
Innen erfährt man auf jeder Ebene viel Wissenswertes zur Wassergewinnung und zum Wasserverbrauch. Wie Wassertürme funktionieren wird per Film und Audioguide erklärt. Es geht um Badekultur, Brunnen und Grundwasser – halt alles womit unser kostbares Nass zusammenhängt. Weitere Eindrücke zu einem Aquarius-Museumsbesuch findest Du hier.
Die größte, begehbare Kamera der Welt steht in Mülheim
Die Camera Obscura bietet wunderbare Einblicke zur Vorgeschichte des Films. Es gab sehr wohl eine Zeit vor Kino, Youtube, sogar dem Stummfilm. Ein Museum zu der Geschichte „Wie Bilder laufen lernten“ erwartet Euch in dem alten Mülheimer Wasserturm.
Eher unscheinbar wirkt das Ungeheuerliche: Unter der Kuppel befindet sich ein Loch, darunter ein Tisch. Bei unserer Führung wirkt es plötzlich dunkel und wie auf wundersame Weise erscheint eine Bildprojektion auf dem Tisch. Gespannt treten wir näher. Über verschiedene Linsen von Carl Zeiss Jena wird die Wirklichkeit von Draußen vor uns auf den Tisch projeziert – ein echtes Highlight! Gestochen scharf, ich würde sagen “Mega-HD”, werden Bilder außerhalb des Wasserturms auf dem Tisch Wirklichkeit. Fliegen an den Nummernschildern oder gar die Blätter der Bäume aus weiter Entfernung sind klar erkennbar. Ein lohnenswerter Museumsbesuch, findet auch Janett, die Ihren besuch unter den Top 3 der Erlebnismuseen in NRW zusammengefasst hat.
Psst – dat is geheim!
Ok, der Tipp ist nicht ganz Mülheim, aber gleich neben an. Und wenn sich Oberhausen und Mülheim schon die gleiche Telefonvorwahl teilen, dann kann man quasi ja von einem Ort sprechen, oder? Überhaupt gibt es nicht viele Ortsgrenzen im Revier. Eigentlich gehen die Orte im Ruhrgebiet gleich in einander über. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich wollte Euch in diesem Artikel ein drittes Museum ans Herz legen: Begebt Euch in geheimer Mission und taucht ab in die Welt der Spionage!
Im TOP SECRET seid Ihr selbst einmal James Bond. In Zeiten wo Sicherheit immer wichtiger wird, gibt es viel Wissenswertes zur Spionage von heute und damals. Auf über 2.500 qm entdeckt Ihr Waffen und Mittel der Geheimdienste, bringt Licht ins Dunkel der Agenten und erkundet auf 21. Themeninseln eine sehr geheimnisvolle Welt. Mich hat ein Besuch begeistert und selbst mein Vater mit stolzen 70 fand diese Zeitreise sehr interessant.
Mein Tipp: Bei drei der genannten Heimatliebetipps in diesem Artikel könnt Ihr die Ruhr.Topcard benutzen. Wer diese Freizeitkarte noch nicht sein eigen nennt, hat einmalig diesen Monat die Chance bei Teilzeitreisender diese Karte zu gewinnen. Wenn dat ma nix is, oder?
Schöner Bericht aus meiner Stadt :-) Ich wohne nun seit 1977 hier ( bin in Essen-Kettwig geboren ) und fühle mich hier sehr wohl.
LG
Elke
[…] Meine erste Heimat ist das Ruhrgebiet. Der POTT. Genauer gesagt so richtig mitten drin. Ich komme aus Gelsenkirchen. Mich verbindet mit Gelsenkirchen eine Hassliebe. Gelsenkirchen ist nicht schön – wirklich nicht. Den wunderschönen Bahnhof hat man abgerissen, die Innenstadt geprägt von hässlichen Häusern aus den 70ern, mit wenig Grün. Ich wollte immer schon gaaaanz woanders wohnen, wollte immer weg. Jetzt mit viel Abstand kann ich aber auch die vielen Vorteile sehen, die es hatte dort zu wohnen. Hey, mitten drin im Pott, in der quasi größten Stadt Deutschlands. Shopping in Oberhausen, Party in Essen, Uni in Dortmund, Jobben in Bochum. Wenn man das Ruhrgebiet als ganzes sieht, ist es echt spannend und hat sehr viel zu bieten. Ich kenne viele Ruhrpottler, die dort sehr wohl sehr gerne wohnen und ihre Heimat lieben. Untern Ihnen auch Blogger, die auf ihren Blogs darüber berichten, wie z.B. Juli von Heimatpottential, Fee von Fee ist mein Name, Maike vom Dortmunder Mädel und Tanja von Vielweib. […]
Mich hat´s vor Jahren arbeitstechnisch nach St. Leonhard verschlagen. Aber ich freu mich jedes Mal, wenn ich auf Heimaturlaub im Pott bin.
Einmal Pottkind – immer Pottkind :-) <3
Hömma, Tanjaken, dat sieht dann ma so aus, datt ich in der nächsten Zeit unbedingt einmal nach Mülheim fahren muss, woll?
Tolle Tips, wie immer schön geschrieben und lädt ein zu mehr.
Danke für den schönen Artikel und liebe Grüße
Heike
„Woll“ sacht man nur in Richtung Doartmund – aber dat lernse noch Schätzeken, wenne ers ma dat Ruhrgebiet für Dich entdeckt hass :-D
Danke für Dein liebes Feedback. Gern machen wir mal gemeinsam das Ruhrgebiet unsicher :-)
LG Tanja
Ihr beiden. Dann müsst ihr aber nochmal die lecker Currywurst hinter dem Wasserturm probieren. Mit der super freundlichen Bedienung ;)
Toller authentischer Artikel!
Ich bin selbst (nur) Zugereister, kann aber jeden Satz vorbehaltlos unterschreiben :-)
Wie, kein waschechter Mölmscher Jung Alex? Das merkt man nicht. Gehst als Einheimischer durch :-) Und sooo schön ist unsere Heimat #hach