Dies ist ein Gastbeitrag vom eiskalten Händchen! Viel Spaß!
Als eiskaltes Händchen hat man es wirklich nicht leicht. Überall als magersüchtig und krank abgestempelt, immerzu frierend, und außer zu Halloween eigentlich nirgends gewollt. Ich wollte raus aus diesem Teufelskreis. Und wo bin ich gelandet? In einem Krefelder Bunker!
Ich bin geboren in China, habe mein erstes Lebensjahr in einem dunklen Walmartlager in den USA gefristet. Dann entdeckte mich Janett in einem Supermarkt in Rockford, Illinois. Just wurde ich in ihrem Reisegepäck nach Deutschland geschmuggelt und friste seitdem mein Dasein als Spiegeldeko. Könnt ihr euch sowas vorstellen. Eine schnöde Spiegeldeko! Das musste ich ändern!
Lange überlegte ich, was wohl der geeignete Tag für einen Ausflug ist. Im Sommer ist es zwar schön warm, aber die Sonne… Ich mag kein grelles Licht. Im Oktober war das Wetter mehr schlecht als recht und schnell hatte ich die Idee: warum nicht am Halloweens-Samstag einen Ausflug machen?
So schmuggelte ich mich in Janetts Kameratasche und ließ im Zug nach Krefeld die Katze aus dem Sack. Also nicht sprichwörtlich. Ich war die Katze. Ihr versteht?! Wir machten lustige Selfies und so hab ich von der Zugfahrt nicht wirklich viel mitbekommen. Krefeld?! Kenn ich nicht.
Schon am Bahnhof lernte ich nette Menschen kennen. Jessica, Tanja und Heike. Sie schauen mich zwar erst ein wenig komisch an, doch ich glaube, das sie mich doch irgendwie ins Herz geschlossen haben. Unser erster Stop des Tages sieht auf den ersten Blick aus wie eine Tiefgarage. Janett muss unterschreiben, das sie alles auf eigene Gefahr betritt – ich hab mir das gespart – so empfindlich bin ich nicht! „Das geht aber nicht!“ höre ich Janett rufen. Mir egal.
Während neben mir von den Krefelder Perspektivwechsel – Aktionen geredet wird, entdecke ich allerhand Zeichen. Deckenmalerei und diverse Zahlen. Und ich entdecke einen Handschuh, den wohl ein Menschenkind hier verloren hat. „Was ist das hier?“ fragt Janett. Wir erfahren die Geschichte vom
Bunker in der Hansastraße.
Im zweiten Weltkrieg hat dieser Bunker 12000 Menschen das Leben gerettet und auch wenn er überhaupt nicht so alt wirkt (das Gebäude wurde 1940 gebaut) spürt man an allen Ecken dieses leichte Beklemmungsgefühl.
Der Bunker in der Hansastraße ist nicht der einzige Ort, der an diesem Halloweentag besucht werden darf. Unser nächster Halt ist ein Herrenklo.
Ein sehr stylisches altes Herrenklo.
Zu meiner Zeit durfte mal als feine Dame solche Orte nicht betreten. Und doch stürmen die Bloggerin eine nach der anderen in den kleinen Raum, der sich unterhalb der Stadtwaldhauses befindet. Klos gibts hier schon lange nicht mehr, dafür aber schicke Fließen vom Anfang des 20ten Jahrhunderts.
Also so mit Blümelein und SchickiMicki. Sogar die Pissrinne sieht man noch. In diesem Moment finde ich es sehr praktisch, das ich keine Nase besitze. „Riechen tut es hier aber gar nicht.“ verrät mir Janett.
Während alle bei Kaffee und Kuchen zusammensitzen, entspannte ich. So Touren sind echt anstrengend. Der Blick ging hinaus auf dem Stadtwaldsee und ich war schon gespannt, was uns als nächstes erwartet. Im Prospekt sehe ich etwas von einem alten Schwimmbad und einem Düker (so ein Ding, wo man in den Kanal hinunterklettern können). Aber nein!
Wir fahren in den
Hoch-Bunker Schönwasserstraße
vor dem uns nicht nur Parkplatzmangel, sondern auch eine Schlange von Menschen erwartet. Drinnen ist es sehr dunkel, deshalb darf man nur im Rahmen einer Führung hinein. Als wenn ich damit Probleme hätte. Janett kann mich gerade noch aufhalten, und stürzt beinahe über eine Treppe, die sie im Dunkeln wohl übersehen hat.
Der Bunker hat im zweiten Weltkrieg knapp 6000 Personen Schutz geboten, heute hat sich im Erdgeschoss unter anderem die Tafel einen Platz gesucht. Ich erfahre etwas über Sauerstoffklappen und die Geschichte, und erschreckte kleine Kinder mit lustigen Lichtspielen – sorry nochmal!!
Wir müssen weiter. Ich fühle mich hier in der Dunkelheit richtig wohl, vielleicht sollte ich mal über eine Karriere im Gruselkabinett nachdenken?! Schweren Herzens trenne ich mich vom Kollos in der Krefelder Innenstadt und fahre gemeinsam mit den Bloggern nach Krefeld Uerdingen.
Wir besuchen den Hoppeditz. Wer ist das? Kenn den Typen nicht. Und was wollen wir da? Der
Brempter Hof ist wohl schon ziemlich alt
und deshalb denkmalgeschützt. Seit ein paar Jahren steht er leer. Dabei ist das Ambiente ziemlich nett. Ein schicker Hinterhof, zentral gelegen – versteh ich nicht, warum man hier nicht ein Gruselkabinett baut. Oder eine Gruftibar. Ich hab bis auf Spiegeldeko bisher noch keinen Job! Wir jedenfalls machen uns auf in den Keller.
Was hab ich da unten einen Schreck bekommen! Klar, da hängen Spinnweben herum, und auch ein nostalgisches Abort (in Neumodisch Klo) ist dort unten zu finden. Auch die Geheimgänge zum Nachbarhaus sind nett – aber dann entdeckte ich irre Gestalten. Also dieser Keller ist wirklich nix für schwache Nerven!
Ich wollte nur hier raus. Mir war kalt. Und ich gruselte mich. Auch Janett und die anderen Blogger haben die gleiche Idee. Den Hoppeditz hab ich übrigens nicht gesehen. War wohl nicht zuhause, der Herr.
Während die Sonne so langsam untergeht, fahren wir ins
Alte Klärwerk
Hier ist richtig was los, so das wir ein Stück laufen müssen. Ganz ungruselig ist es hier aber auch nicht. Während ich ganz harmlos ein wenig Laub in die Hand nehme, entdecke ich ein Fenster… Was dahinter wohl passiert sein mag?!
„Stinkt es hier?“ Will ich im Klärwerk wissen. Eine Antwort bekomme ich nicht, denn alle sind zu fasziniert von dem Licht, was aus dem alten Gebäude erscheint. 1908 gebaut, wird es schon seit den 90er Jahren nicht mehr genutzt. Und im Rahmen des Perpektivwechsels? Wird hier ein Parfüm vorgestellt.
Ich finde es krass, was mit so ein wenig Licht und einem so verfallen – verrosteten Ort so alles machbar ist. Nur die zwei riesen Löcher mit dunkler Flüssigkeit in der Mitte des Raumes sind mir etwas zuwider. Es riecht zwar nicht (sagt man mir), aber weiss ich was da drin ist?!
Schnell stelle ich fest, das mich das rote Licht viel jünger wirken lässt. Und während die anderen am Parfum schnuppern und eine Videopräsentation anschauen – mach ich jede Menge Selfies. Mal ehrlich – das steht mir doch, oder? Sollte ich vielleicht Fashionblogger werden?
Mittlerweile wurde es dunkel – und Janett müde und grummelig. „Ich ess jetzt erstmal was!“ Und schwups war sie im Vapiano verschwunden. Ehrlich mal. Dabei wollte ich mir doch noch die
Fashionshow in der Tiefgarage Behnisch-Haus
anschauen! „Wir schauen gleich noch mal runter.“ beschwichtigte Janett mich. Leider war es nach ihrem „Essen“ schon zu spät, weshalb ihr leider kein Fashionfoto aus der Tiefgarage von mir bekommt….
Nun war ich auch müde, und so lese ich auf dem Rückweg nach Dormagen nur noch schnell die Nachrichten des Tages und falle in einen tiefen Schlaf…
- Die Krefelder Perspektivwechsel sind einmalige Veranstaltungen. Eine Wiederholung der Besichtigung der jeweiligen Destinationen ist aktuell nicht geplant. Bis 2023 wird es jedoch noch weitere coole Events geben, bei denen jeder Bewohner und Freund von Krefeld die Stadt auf ganz besondere Art und Weise erleben kann.
- Mehr Infos zu den Krefelder Perspektivwechsel-Aktionen
- Die Destination konnten kostenfrei besucht werden, es gab jedoch Wartezeiten. Meine Empfehlung: Lieber etwas früher starten und die begehrten Orte an den Anfang nehmen.
- Es ist realistisch, das mit Auto max 3 – 4 Orte besucht werden können. Parkplatzsuche ist vor allem im Ortskern sehr schwierig
- Alle aktuellen Perspektiv-Orte findet ihr hier – wie auch ein cooles „Unter Tage Gewinnspiel“
- Janett war bei der Aktion „Gipfelstürmer“ als Perspektivwechsler unterwegs
- Tanja schreibt über ihre Eindrücke über „Glück auf Krefeld„
- Jessica hat ein roter Luftballon als Perspektivwechsel beeindruckt.
- Heike hat sich an ihre vergangen Ausflüge nach Krefeld erinnert gefühlt
- Michael hat seinen eigenen Perspektivwechsel durch Krefeld gestartet
[…] war an Halloween – als ich vor zwei Jahren im Rahmen der Aktion “Perspektivwechsel” nach Krefeld fuhr. Die Stadt entführte mich diesmal in seine sonst nicht zugänglichen […]
[…] Janetts Eiskaltes Händchen an diesem Nachmittag erlebte, könnt ihr auf teilzeitreisender.de […]
[…] Teilzeitreisender […]
[…] Janett von Teilzeitreisen: Krefeld und das eiskalte Händchen […]
Ahhhh, der Bericht ist richtig super geworden!
Meiner geht auch heute oder morgen online.
Viele Grüße
Jessi