Ein Halb-Meilen-Oval mitten in Europa ? Gibt es unter den doch zahlreichen Rennstrecken sicherlich nicht. Davon ging ich zumindest bis 2013 auch noch aus. Dann erfuhr ich allerdings vom Kurs in Venray. Nicht besser oder schlechter als andere Rennstrecken und Motorsportveranstaltungen. Einfach anders. Der Raceway Venray gehört seitdem jedenfalls zu den Strecken, an denen man mich immer mal wieder findet.
Motorsportliche Heimat ist und bleibt für mich zwar der Nürburgring, doch das Halb-Meilen Oval in der niederländischen Provinz Limburg unweit von Venlo gehört für mich seit 2013 einfach mit in den Renn-Kalender. Und das Ganze nur knapp hinter der deutschen Grenze und unweit meines Wohnortes. Also nichts wie hin zum etwas anderen Ausflugsziel in den Niederlande!
Inhaltsverzeichnis
Wo liegt der Raceway Venray?
Der Ort Venray gehört zur Provinz Limburg und liegt unweit von Venlo. Die Stadt Venlo wird dem ein oder anderen sicher auch etwas sagen – hier fallen oft an hiesigen Feiertagen Horden unserer einkaufswütigen Landsleute ein. Die Rennstrecke liegt nicht direkt in Venray, sondern etwas außerhalb.
Das Oval, nach amerikanischem Vorbild gebaut und praktisch vom Niederländer Harry Maessen aus dem Boden gestampft, beinhaltet neben der „langen Bahn“ noch einen 1/4-Meilen-Ovalkurs. Hier rücken für den Motorsportfan, der die Rundstrecke gewöhnt ist, ganz andere Boliden in den Fokus. Die bulligen Stockcars der Klassen F1 und F2 und die HotRods – auf die ich später noch eingehe.
Der erste Eindruck des europäischen Halb-Meilen-Oval in Venray
Mein erster positiver Eindruck: Das Parken ist kostenlos. 20 € Eintritt (Kinder bis 12 Jahren haben kostenlosen Zugang) für die meisten Veranstaltungen war für das, was geboten wurde, absolut in Ordnung.
Erst fiel mein Blick auf die überdachte Haupttribüne (für geringen Aufpreis zu haben, die Tribünen im Infield und Kurve 1 sind im Preis enthalten), danach auf den Raceway. Neben dem Halb-Meilen-Oval mit leichtem Banking gibt es im Infield noch ein kleineres Oval mit 440m Streckenlänge.
Motorsport auf dem Raceway Venray
Auf dem „klassischen“ Oval ging es dann auch bald los. Die Late Model V8 Series stand auf dem Programm. Alte NASCARs machten sich auf den Weg in die Startaufstellung. Diese ist auch etwas besonderes – die schnellsten Fahrer starten im hinteren Bereich. So ist für reichlich Action gesorgt. Auch wenn bei den „Finale Races“ Ende Oktober nur um die 15 Wagen den Weg auf die Strecke fanden, war doch einiges an Rennaction geboten.
Für das Renngeschehen hatte ich es mir in Kurve 1 auf der Tribüne gemütlich gemacht. So schnell kam man dann hier auch nicht weg, da das gesamte Programm sehr kurzweilig ist. Die Rennen der unterschiedlichen Serien haben eine Renndauer um die 20 Runden. Bei drei Läufen pro Renntag für jede Klasse ist somit immer was los auf der Strecke.
Wenn die Late Model V8 Series um die Strecke donnert, hat das Ganze auf jeden Fall „Amerika-Flair“.
Amerikanische Rennwochenende in Venray? Nicht ganz!
So stelle ich es mir am Wochenende auf vielen lokalen Strecken auch in den USA vor. Da wir aber in Europa sind, ist so ein Oval keine einfache Sache. Stichwort: Betriebserlaubnis. Die Late Models fahren beispielswiese anstatt mit zwei hier mit vier Schalldämpfern. Natürlich nimmt einem das etwas den V8-Sound. Am besten direkt vor der Haupttribüne mal an den Zaun stellen, da „hört“ man dann schon mehr…
Aber wie gesagt, nicht nur die Late Models sind am Start. Für reichlich Action auf dem Halb-Meilen-Oval sorgt auch noch die BRL (Benelux Racing League) V6 – Series. Die Wagen sind mit V6 Motoren und Ford-Silhouette ausgestattet. Hier wird eine „traditionelle“ Qualifikation und ein gängiger Rennstart gefahren. Hier können wir auch mal einen kurzen Blick aufs Teilnehmerfeld werfen, sind doch einige bekannte Namen darunter.
Rubbin`is racing
Renger van der Zande beispielsweise, ehemaliger Formel 3 und DTM-Pilot. Oder auch Cor Euser, vielleicht dem ein oder anderen noch aus alten GT-Zeiten mit seinem Marcos bekannt. Auch ein Jacky van der Ende ist hier am Start. Der Niederländer ist kein unbeschriebenes Blatt, gewann er doch im Jahre 1997 das Formel-Ford-Festival (damit war er damals Nachfolger von Mark Webber). Mein Favorit hier war jedoch schnell auserkoren, die Startnr. #14 natürlich! Leider half das Daumen drücken nichts, der V6-Bolide wurde umgedreht. Die Kampfspuren an den Wagen nach den Rennen zeigen auf jeden Fall, dass hier das Motto „Rubbin`is Racing“ wirklich gelebt wird…
HotRods in Venray?
Angetrieben von 2Liter 16V-Motoren hat die Klasse doch einige Fans. Der Autospeedway-Sport blickt im übrigen auch schon auf eine lange Tradition zurück, bis Mitte der 80ziger Jahre konnte man diesen auch bei uns in Deutschland noch im Ruhrgebiet erleben. Heutzutage geht das nur noch bei unseren niederländischen Nachbarn.
Und man ist erstaunt, wer eigentlich mit dem Format Autospeedway angefangen hat. Gambler Racing sagt euch was? Der grüne BMW von Frank Nöhring? Vielleicht dem ein oder anderen. Eigentlich ist Nöhring auch ein Kind des Autospeedways und dort zog es ihn vor kurzem auch wieder hin-
Die Hot Rods sind neben Venray noch im niederländischen Ter Apel und Lelystad unterwegs, Strecken die auch noch auf meiner motorsportlichen Bucket-List stehen. Doch zurück nach Venray. Das Fahrerlager ist natürlich frei zugänglich. Sowohl bei den HotRods, als auch bei den Stockcars ist hier oft die ganze Familie am Start bzw. im Gepäck. Der Nachwuchs im Stockcar-Bereich ist somit gesichert.
Stock Car Rennen auf dem Raceway Venray
Wer in Deutschland Stockcar hört, denkt erstmal an „Crash-Rennen“, dem ist aber bei weitem nicht so. Anschubser und Kontakt? Ja sicherlich, doch auch diese Art Rennen muss man erst einmal erfolgreich bestreiten. Die besten und schnellsten Fahrer starten von hinten und wenn man einmal die Rennen live vor Ort erlebt hat, wird man sicherlich eine andere und sichere bessere Vorstellung vom Stockcar-Sport haben.
Volle Starterfelder gab es auf dem kleinen Oval im Infield. Zwei Klassen der Stock Cars traten hier an. Und mit Stock Cars meine ich hier keine Crash-Rennen. Wobei ein Kontakt bei über 30 Fahrern bei 440m Streckenlänge unvermeidbar bleibt. Die Autos erinnern einen an die Sprint Cars aus den USA, die größere Klasse (F1) ist mit V8-Motoren ausgestattet. Die F2 fallen etwas kleiner aus, bieten aber auch reichlich an Action. An diesem Sonntag war es bei nasser Strecke zu Beginn des Renntages nicht einfach für die Piloten, die Boliden auf Kurs zu halten. Schließlich gibt es noch die „Hot Rods“- Tourenwagen mit Silhouetten von Peugeot 206 bis hin zum BMW Z4. Besonderheit ist hier der stehende Start.
Das Fahrerlager am Oval in Venray
Unter der (gut besuchten) Haupttribüne hat man freien Zugang zu den Boxen der Late Models V8 und der BRL V6. Die Hot Rods und Stock Cars findet man allesamt im Fahrerlager außerhalb des Ovals. Für das leibliche Wohl ist mit einigen Buden auch gut gesorgt. Für den, der sich für den ein oder anderen Fan-Artikel interessiert, ist auch etwas dabei.
Die Rennen in Venray sind schwer vergleichbar mit den klassischen Rundkursen. Auch für den Zuschauer ist das ein ganz anderes Erlebnis, lange Wege müssen nicht sein, maximal führt der Weg an eine andere Stelle im Oval oder mal kurz ins Fahrerlager.
Das Programm besticht meist durch seine Kurzweiligkeit. Rennen oft so um die 20 Runden, so gut wie kein Leerlauf am Renntag, der meist nur so verfliegt. Es ist hier kein einzelner Fahrer, der für mich im Vordergrund steht, es ist der Rennbesuch quasi „Back to the Roots“, fernab von übertriebenem Marketinggehabe, ein wenig fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt. Guter Motorsport, manchmal kann es so einfach sein. Insgesamt ein sehr entspannter und angenehmer Motorsport-Ausflug, der auch was für die ganze Familie ist.
Alle Infos zur Strecke und das aktuellen Motorsportprogramm gibt es auf der offiziellen Website racewayvenray.com.
Adresse der Rennstrecke: Peelweg 47, 5813 AD Ysselsteyn
Ticketpreise: Einzeltickets pro Tag 20 €, für eine Veranstaltung über zwei Tage 35 €, Tickets sind nur an der Tageskasse vor Ort erhältlich
Zusatzkosten für Haupttribüne Start-Ziel und Kurve 1 4 € am Tag, restliche Tribünen ohne Aufpreis inklusive
Parken ist kostenlos
Zudem ist Camping direkt an der Rennstrecke im Rahmen einer Veranstaltung möglich
Ich werde den Raceway Venray hoffentlich in Zukunft noch öfters besuchen und hoffe auch, den ein oder anderen deutschen NASCAR-Fan hier vor Ort zu sehen.
PS: In den letzten Jahren gab es einige Modernisierungen auf dem Raceway, die Tribünenkapazität hat sich erhöht und auch die Strecke im Infield sieht daher mittlerweile auch schon wieder ein wenig anders aus.
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