Sachsen und Reformation habe ich auf den ersten Blick so gar nicht zueinander gebracht. Und doch – bedenkt man, dass ein großer Teil des heutigen Sachsen-Anhalts lange Zeit zu „Sachsen“ gehörte – liegt die Vermutung gar nicht so fern. Und auch der kleine Reformator wollte sich diesen Ort ein wenig genauer anschauen.
Schon vorab bleibt zu sagen – ein Reformationsjahr ist viel zu kurz für eine reformatorische Entdeckungsreise. Einige Orte, die recht wichtig für die Reformation sind müssen wir uns für die nächsten Jahre aufheben…. Was wir auf den Spuren von Martin Luther wohl entdeckt haben?
Inhaltsverzeichnis
Leipzig: Die Stadt der reformatorischen Disputationen
Von Westen aus gesehen ist Leipzig das Tor zu Sachsen. Jedenfalls kann man es heute so beschreiben. Damals – vor 500 Jahren, war es im Zentrum der Reformation. Auch wenn Martin Luther hier häufiger war, eine wesentliche Rolle in der Reformation hat Leipzig nicht wirklich eingenommen. Leipzig war noch lange nach der Reformation urkatholisch – kein einfaches Pflaster für Luther und seine Anhänger.
Und doch fand hier eine wichtige urkundlich festgehaltene Disputation zwischen evangelischen und katholischen Glauben statt. Und Reformationsorte? Gibt es in Leipzig zu Hauf. Im Stadtgeschichtlichen Museum, für den kleinen Reformator und mich eines der wichtigsten Anlaufziele für Reformationsreisende wird thematisch auf diese Disputation eingegangen. Ganz nebenbei gibt es auch einen Kelch, aus dem Luther getrunken haben sollte und den Ehering seiner Frau.
Auch in Auerbachs Keller, in dem auch Goethe Jahrhunderte später weilte, soll vor gut 500 Jahren auch für das eine oder andere Lutherbier gesorgt haben.
Und ebenfalls nicht zu vergessen ist die Thomaskirche, in der der Reformator gepredigt hat. Wir haben an diesem Tag nicht viel Glück – in der Thomaskirche ist ein Konzert und auch Auerbachs Keller haben trotz traurigen Mini-Reformator-Augen ihre Tore nicht zur Mittagszeit aufgemacht.
Ein paar Bilder haben wir dennoch gemacht – um am frühen Abend gleich weiter in die nächste sächsische Stadt zu fahren.
Dresden – Eine katholische Kirche mitten im Reformationsland
Auch Dresden hatte Besuch von Martin Luther, viel spannender ist jedoch eine Geschichte über eine Kirche, die ein paar Jahrhunderte später mitten in Dresden gebaut wurde. Dresden – damals mitten im Reformationsland – war durch und durch evangelisch, der im 17ten Jahrhundert amtierende Kurfürst Friedrich August der II von Sachsen jedoch war katholisch.
Im aufstrebenden Dresden baute er sich (lange Zeit nicht als katholisches Kirchenhaus ersichtlich) die heutige Hofkirche – ein wunderschönes Kirchenhaus. Die Kirche ist auch heute noch ein sehr beeindruckendes Kirchenhaus und beherbergt auch eine Kapelle für Benno von Meißen, der in Zeiten der Reformation durch die Katholische Kirche heiliggesprochen wurde. Das natürlich nicht ohne Gegenwehr der Reformationswilligen. Doch das ist eine andere Geschichte, der man in Meißen auf den Grund gehen kann.
Und wo war Luther nun? Er predigte am „Sächsischen Hof“ in der damaligen Schlosskapelle. Und mir und auch dem kleinen Reformator wird wieder einmal klar, wie sich Luthers Erfolg erklären ließ. Durch den damaligen Adel. Hätten dort bestimmte Redensführer nicht hinter Martin Luther gestanden, die Reformation wäre wohl genauso schnell abgewendet wie damals die verschiedenen Bauernaufstände.
Augustusburg oder wie Luther zu einem Comic wurde
Nur gut eine Stunde Zugfahrt von Dresden entfernt erreichen wir einen kleinen unscheinbaren Ort mit einem doch sehr beeindruckenden Schloss: Augustusburg. Mitten im Erzgebirge wirkt die vier-türmige Anlage aus dem 16ten Jahrhundert ein wenig überdimensioniert. Und auch abseits von den Spuren der Reformation ist dieser Ort wirklich sehenswert.
Über das Motorradmuseum und das Kutschenmuseum und auch über die Folterkammer werde ich wohl im kommenden Jahr noch mal ausführlich berichten – was jedoch für mich als „Reformationsreisende“ hier recht spannend war, befindet sich in der Kapelle des Schlosses.
Eine Ausstellung, die leider nur noch bis 5.11.2017 dort zu finden ist, die Luther und Kurfürst August von Sachsen als Comicfiguren darstellt. Spannender aufbereitet habe ich das Thema selten gefunden.
Das dann auch noch ein frisch aufbereitetes Kunstwerk von Lucas Cranach dem Jüngeren (der auch häufig Luther porträtiert hat und „DER“ Maler der damaligen Zeit war) in der kleinen Kapelle zu finden war, machte das ganze natürlich zu einem Ort, den ich euch als Reformationsreisende unbedingt ans Herz legen will.
Einen kurzen Abstecher zur Schlosslinde haben wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Die Linde ist eine der wenigen Bäume, dessen Alter belegt ist. 1421 gepflanzt hat sie schon einiges gesehen. Viele Hochzeiten der nahestehenden Kapelle und sicher auch das eine oder andere Unwetter, was auch den Baum das eine oder andere Mal getroffen haben muss.
Meißen, Luther und die deutsche Sprache
Luther war nie in Meißen. Das ist belegt. Und doch – man glaubt es kaum – hat dieser Ort, der für viele nur mit Porzellan in Verbindung gebracht wurde, so einiges mit der Reformation zu tun. Sehr spannend war für mich, dass die deutsche Hochsprache, wie sie heute so allgemein bekannt ist, im Ursprung aus Meißen stammt.
Den Artikel dazu will ich euch nicht vorenthalten. Auch abseits davon konnte ich reformatorische Spuren entdecken. Die Reformation an sich ist schuld, das Bennos heilige Gebeine heute nicht mehr in Sachsen, sondern in München weilen.
Aus berechtigter Angst vor der Zerstörung von katholischen Relikten wurden diese 1539 aus Meißen erst einmal versteckt und kamen dann nach München. Dort wird Benno heute als Schutzheiliger verehrt, aber auch im Bistum Dresden-Meißen wird am 16 Juni dem sächsischen Heiligen gedacht. Luther – so besagen mehrere Briefe, die ich in der Ausstellung „Ein Schatz nicht von Gold“ in der Albrechtsburg in Meißen gefunden habe, war von der Heiligsprechung 1523 übrigens alles andere als begeistert. Verhindern jedoch konnte er es nicht.
Und der kleine Reformator? Der fand vor allem die Briefe spannend – hat „Bennos“ Fisch genossen und sich beim Wandern in den Weinbergen gut erholt.
Kloster Nimbschen und die Begegnung der Reformatoren
Das Kloster Nimbschen ist wohl eher durch Luthers Ehefrau – Katharina von Bora – bekannt. Diese Frau hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir in der heutigen Zeit auch als Frauen selbstbewusst unseren Mann stehen können.
Die Geschichte zur Frau von Luther ist eine eigene, ihren Ursprung jedoch hat sie in damaligen Zisterzienserkloster Marienthron in Nimbschen, dem Kloster nämlich, aus dem Katharina 1523 gemeinsam mit einigen anderen Nonnen entfloh. Erst nach langem hin und her wurde sie Luthers Frau und hat in ihrer Zeit an der Seite des Reformators sicherlich auch das eine oder andere Wort mitzureden gehabt.
Heute sind vom Kloster nur noch ein paar alte Mauern übrig. Schon 1536 wurde es seiner Funktion erhoben und ist seitdem Teil des Klostergutes. Heute ist es eine Sehenswürdigkeit am Lutherweg. Im nahegelegenen Hotel Kloster Nimbschen treffen der kleine Reformator und ich auch auf einen Lebensgroßen Reformator.
Der wird hier im Hotel häufiger einmal gesehen, ebenso wie Katharina von Bora. Kein Wunder also, das hier auch häufiger Hochzeiten stattfinden und auch spannende Tagungen auf dem elbnahen Veranstaltungsgelände stattfinden.
Ihr habt auch Lust auf den Spuren des Reformators Martin Luther zu wandeln?
- Viele Ausstellungen, wie auf Augustusburg und auch in Meißen zum Thema Reformation enden am 05.11.2017. Es gibt jedoch einige Sachen, die dauerhaft zu sehen sind. Bilder von Cranach dem Älteren und Jüngeren in Leipzig, das Disputationsbild in Auerbachs Keller oder auch das Kloster Nimbschen, welches natürlich ein stetiges Ausflugsziel in Sachen Reformation darstellt.
- Wer auf den Spuren der Reformation durch Sachsen wandern will, der sollte sich an den „Lutherweg“ halten, der wichtige Ziele wie zum Beispiel Torgau, Zwickau oder aber auch Leipzig auf seiner Route einplant
- Ebenfalls interessant ist der Konflikt zum Thema Heiligsprechung von Benno von Meißen, zu dem ich einen Lutherweg geschrieben habe.
- Der kleine Reformator hat natürlich noch einiges mehr entdeckt.
- Hunger? Im Domkeller in Meißen gibt es das Bennomenü (LECKER!) und auch im Hotel Kloster Nimbschen könnt ihr richtig gut und bezahlbar essen gehen!
Alle hier genannten Reformationsorte lassen sich recht gut mit öffentlichen Verkehrsmittel erreichen. Vor allem in Augustusburg ist die Fahrt mit der Bergbahn ein besonderes Highlight, was ihr auch abseits von Reformations-Reisen nicht verpassen solltet.
Im Hotel Kloster Nimbschen kann man in der Nähe eines Reformationsortes nächtigen und auch sehr gut essen gehen. Die Zimmer sind sehr sauber und komfortabel.
- Was es rund um Meißen sonst noch so zu entdecken gibt, erzählt Laura
- Kerstin war auf Schlössertour und hat das eine oder andere Highlight unterwegs gefunden.
- Eine weitere schöne Klosterruine in Sachsen haben Monika und Petar entdeckt.
Offenlegung: In Meißen, Dresden, Augustusburg und im Kloster Nimbschen wurde ich von Schlösserland Sachsen unterstützt.
[…] Ja – auch ich habe eine zeitlang versucht, diesen Trend nachzumachen. Aber? Damit es die Masse geil findet – muss man halt nun mal schlank sein. Meine Bilder sind – bis auf wenige Ausnahmen – oft einfach ich. Ungestellt, in meinen Alltagssachen. Und nein, ich habe keine speziellen Kleider und Hüte, Sonnenbrillen oder Tücher für meine Reisen. Höchstens mal einen Pinguin. Oder den kleinen Reformator. […]