Es ist Montag morgen. Zu früh. Als ich Monika und Elli beim Frühstück begrüßen will, krächzt meine Stimme nur so vor sich hin. „Das kann ja was werden mit mir und dem Singen heute“ denk ich mir. Und doch schaffe ich es, einen warmen Tee, ein Brötchen und einen Orangensaft zu mir zu nehmen. Ich will ja eigentlich lieber wieder ins Bett – das trübe Nebelwetter da herausen springt mich so gar nicht an. Aber es geht hoch hinaus. Ein Bus bringt mich hinauf zur Reitlehenalm.
Auf 1260 Metern hinauf. Hab ich schon mal gesagt, das ich ziemlich Respekt vor Höhe hab ? Gerade auf den schotterigen Straßen musste ich schon das eine oder andere Mal an mich halten, waren die Abhänge jenseits der Straße doch nicht ganz ungefährlich. Die Auffahrt lohnte sich jedoch, denn oberhalb von 1200 Metern lichtete sich der Nebel und gab eine bombastische Sicht auf den Höllbergwald und die Nordalpen frei. Eine Nebeldecke lag auf dem Ort. Wir und der Rest der Welt – ich verliebte mich sofort in den Anblick.
Die Zicklein, die Miezies und eine Kuh, die gerade ein Kalb gebahr, ich war so abgelenkt, das ich fast gar nicht merkte, als uns Annelie zusammenrief. „Ihr wisst schon, über 1200 Meter ist man automatisch beim Du – ich bin die Annelie.“ Nach einer kleinen Vorstellungsrunde gings dann auch gleich zur Sache – Stimmbildung! Da das in dem doch etwas verqualmten Glaspavillion nicht so ganz klappen wollte, gingen wir hinaus in die Sonne.
„So… Jetzt zieht bitte – wenn ihr mögt – eure Schuhe aus“ war das Kommando von Annelie.
Was bitte hat das mit meiner Stimme zu tun ? Ich muss wohl 1000 Fragezeichen in den Augen gehabt haben, denn Annelie bat mich, ihr einfach zu vertrauen. Das tat ich dann auch. Und wir starteten eine Art Atemyoga. Grunzten, Quiekten und Seufzten und formten Achten mit unserem Körper. Längst hatte ich aufgegeben, mich zu wundern und auch die Kuh, die uns nun schon eine Weile bei unseren seltsamen Verrenkungen zuschaute, schien das Schauspiel zu genießen. Irgendwann löste sich auch etwas bei mir und meiner Stimme, und als wir nach knapp einer Stunde barfuß in den Glaspavillion zurückgingen, fühlte ich mich wie nach 3 Stunden Wellness.
Weiter ging es mit Summen. Jeder wie er will. Schnell merkte ich, das ich die Töne und Summdauern der anderen nicht mitgehen kann. „Nur keinen Stress, dein Ton muss von alleine kommen und nicht anstrengend sein“ Annelie schaute mich sorgenvoll an. Ich war frustriert. Wo bitte ist meine Luft hin? Warum klang mein Summen so gepresst? Auch hier wußte unsere Stimmentwicklungstrainerin bescheid… „Press deine Zunge an die untern Zähne..“ lautete die Anweisung. Und tatsächlich. Da war der Summ. Klar, ohne Anstrengung und herrlich Nasal. Dachte ich früher immer, das ich eine tiefe Summe hab, so merkte ich hier schnell, das es in die Höhe ging. Und so summte ich vor mich hin. „Soo das war es für heute – morgen früh gehts weiter!“ Überrascht fragte ich… „Und was machen wir heute nachmittag?“ – Antwort: Singen.
Bis dahin war aber eine Stunde Zeit, die wir auf einer Oberbuchstein-Alm verbrachten, die knapp einen Kilometer entfernt liegt. Ganz urig (200 Jahre alt und noch immer von einer Sennerin betrieben), Kas und Speckbrot und selbstgemachter Buttermilch und der herrliche Sonnenschein verführten mich, die Mittagspause noch ein wenig zu verlängern….
Später dann ging es mit singen weiter. „The Rose, Something Stupid, Ich wollt ich wär ein Huhn, May it Be (Herr der Ringe), Can´t help falling in Love – knapp 3 Stunden probierten wir uns durch die verschiedenen Genres der Musikgeschichte. Was mit meiner Stimme passierte, verblüffte mich. Während ich bei den meisten Liedern eher im gesanglichen Mittelfeld lag, konnte ich bei „Ich wollt ich währ ein Huhn“ sogar schon bei den ganz hohen Tönen mitsingen. Ob ich das der guten Luft hier oben zu verdanken hatte ? 3 Stunden Gesangeskunst waren im Nu vorbei. Viel Spaß und einige überraschende Momente dazu. Und Annelie ließ gleich mal anklingen, das wir am Folgetag ja mit einigen Liedern auftreten würden… Aaah!
Auch am kommenden Tag ging es mit Singübungen weiter. Einstimmig, zweistimmig, dreistimmig, ehrlich gesagt überforderten mich die Noten ein wenig. Ich hielt mich lieber an die anderen Sänger und wurde immer selbstsicherer. Als Annelie unsere Konzertlieder benannte, war ich begeister. Mit May it Be war mein Lieblingslied das Finale unserer Aufführung!
Der große Abend war gekommen… Die Probe lief aber mal so was von schief. Einsatz verpasst, falsch gestanden, Lampenfieber… Und dann der Auftritt. Bei May It be draute ich mich ins Publikum zu schauen… Was ich sah waren faszinierte Gesichter, die beeindruckt von unserer Darbietung waren. Mir ging das Herz auf…
Ob ich es nun zum Superstar schaffe – daran zweifele ich zwar, aber ich habe mich und meine Stimme mehr kennengelernt. Vielleicht gehe ich in einen Chor ? Was meint ihr ?
Wenn ihr auch mal auf einer Alm Singen lernen wollt, könnt ihr das im Rahmen der Natura.Kreativ, die jedes Jahr im August für zwei Wochen in der Region Altenmarkt-Zauchensee stattfindet.
– Die Kurse kosten pro Einheit (ca. 3 Stunden) aktuell 25 Euro, eine Kreativ-Tageskarte 60 Euro. Lohnenswert ist auch ein günstiges Mehrtagesbundle mit Übernachtung in Hotels wie z.b. dem Gasthof-Landhotel Laudersbach (dort könnt ihr auch hervorragend Essen) für knapp 200 Euro pro Person.
– Mehr Infos erhaltet ihr auf der Natura.Kreativ Homepage der Region Altenmarkt-Zauchensee
– Anreise nach Altenmarkt ist auch mit Öffentlichen Verkehrsmitteln möglich, zu den Kursorten fährt ein „Natura.Kreativ-Bus“
– In meinem Kreativ in der Region Altenmarkt und Zauchensee gehe ich noch mal auf meine Top 5 – Kurse ein
Öffenlegung: Ich wurde von der Region Altenmarkt-Zauchensee zu einer 3tägigen Stipvisite auf der Natura Kreativ eingeladen. Vielen Dank hierfür.
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