Dieser Beitrag enthält Werbung für den Teutoburger Wald
Es ist Sonntag Morgen – neun Uhr. Ich bin auf dem Weg zum Schloss Brake. Es ist leer auf der B1, die mich mitten durch den Teutoburger Wald führt. Die Bäume verfärben sich bunt und leichter Nebel liegt noch in den Baumwipfeln. So gerne würde ich jetzt anhalten und ein Foto machen – doch ich habe einen Termin. Ich bin verabredet in einem Schloss!
Genau 10 Uhr fahre ich durch einen schmalen Durchgang in einen wunderschönen Schlosspark. Zügigen Schrittes laufe ich über eine Brücke zum Eingang des Museums. Dort wartet Svenja schon auf mich – ihres Zeichens Museumspädagogin. „Guten Morgen Frau Schindler – haben Sie Lust auf eine Zeitreise?“. Klar hab ich die und folge Svenja Bührmann die Treppen hinunter in die Ausstellungsräume des Weserrenaissance-Museums Schloss Brake.
Inhaltsverzeichnis
Was ist denn die „Weser-Renaissance“?
Die Epoche der Renaissance ist zeitlich leicht definierbar. Zwischen Reformation (Spätmittelalter) und Dreißigjährigen Krieg entwickelte sich von Italien ausgehend ein ganz eigener Baustil, der in der Niederlanden angepasst wurde und auch in der Weserregion mit individuellen Formen umgesetzt wurden. Typisch für diese Architektur-Epoche sind die sogenannten „welschen“ Giebel und einfache geometrische Formen in Kombination mit spätgotischen Architekturelementen. In der Niederlande war der sogenannte Rollwerkgiebel sehr beliebt.
Das Schloss Brake wurde 1587 durch Simon VI. zur Lippe im Stil der Weser-Renaissance umgebaut. Er war zu seinen Lebenszeiten Reichsgraf und Landesherr der Grafschaft Lippe-Detmold und hatte seinen Amtssitz in Brake. Auf Schloss Brake wurden einige Grafen geboren, Graf Casimir zur Lippe-Brake ließ den Ostflügel zu seiner jetzigen Form umgestalten.
Der Garten mit Orangerie wurde im Stil des Barock aufgebaut. Auch wenn die Nachkommen von Casimir Schloss Brake nutzten, so wurde es vermutlich ab Mitte des 18ten Jahrhunderts nicht mehr gebraucht. In der Folge waren hier Wohnungen, eine Brauerei, die Kreisverwaltung und seit 1986 das Weserrenaissance-Museum.
Ein Rundgang durch das Weserrenaissance-Museum Schloss Brake
Kommen wir aber zurück zur Treppe in den Keller des Schlosses. Der Keller, so erzählt mir Svenja Bührmann, war lange Zeit verschüttet und hatte keine Funktion. Teile des ursprünglichen Schlosses gibt es heute auch nicht mehr, weil sie baufällig waren oder im Laufe der Zeit stark verändert wurden.
Im ersten langgezogenen Raum gibts einen kurzen Überblick über die Themen des Museums. Okay – ich sehe einen Dachgiebel, ein Dromedar, einen sogenannten Weiberspeck und Schamkapseln. Zwischendrin Porzellan und Kleidung aus der Renaissance und einen Brunnen. Wie passt das alles zusammen? Svenja erzählt, das es hier um die Themen im Museum geht. All diese Dinge (und noch viel mehr) stehen für die Kunst- und Kulturgeschichte des 16. und frühen 17. Jahrhunderts ein.
Sehr spannend fand ich die Geschichte der Dromedare. Im 16ten Jahrhundert war alles schick was exotisch war. So fanden auch drei Dromedare ihren Weg in den Teutoburger Wald und lebten nachweislich im Garten von Schloss Brake. Übrigens – im Museumsshop gibt es kuschelige Plüsch-Dromedare, die wohl inoffiziellen Maskottchen des Museums. Geschichten wie diese gibt es viele im Museum, warum ich euch auch unbedingt eine Führung oder eine Audioführung ans Herz lege.
Der Eintritt in die Dauerausstellung des Weserrenaissance-Museums in Schloss Brake kostet 3 Euro pro Person. Es gibt eine Familienkarte für 6 Euro.
Wer mehr Infos haben möchte, sollte den Audioguide dazubuchen, der kostet 2 Euro zusätzlich.
Ich persönlich bin in den Genuss einer Erlebnisführung gekommen, bei der es zum Beispiel möglich ist historische Kostüme zu probieren oder im Labor auf Spuren der Alchemisten „Gold“ herzustellen. Diese kosten zusätzlich 33 Euro pro Person.
Im ersten Museumsraum solltet ihr auch zum Boden schauen. Mitten im Raum befindet sich ein Brunnen. „Das war im 16ten Jahrhundert ein Standard in guten Häusern“ berichtet mir mein Guide. Auch wenn ich nicht alles im Detail gesehen hat – die Geschichten der Renaissance sind spannend. So bin ich um so verwunderter als mich hinter der nächsten Ecke ein Ritter auf einem Ross begrüßt.
„Auch im Übergang vom Mittelalter zur Renaissance gab es Ritterkämpfe“ verrät mir Svenja. Wir laufen an einer Mauer entlang, die hier nicht ihren Ursprung hat. Damit – so erfahre ich – war seit dem 16ten Jahrhundert der Keller aufgeschüttet – vermutlich mit Resten der Burgmauer aus dem 12ten Jahrhundert. Vor dem 30-jährigen Krieg blühte der Handel – neben Bier und Lebensmittel profitierte der Teutoburger Wald von hohem Lehmaufkommen. Hier wurde Geschirr gefertigt und verkauft.
Damit kommen wir auch gleich zum nächsten Raum. Hier geht es um die prunkvollen Gelage, die in der Renaissance-Epoche sehr beliebt waren. Zeig was du hast – und am besten Exotisch. Ebenfalls spannend ist die Ausstellung zur Architektur der Weserrenaissance. Hier werden einige Modelle vorgestellt und gezeigt wie man Gebäude dieser Art „entdecken“ kann.
Auch das Thema Kunst wird angesprochen. Ein ganzer Raum wird dem ganzen gewidmet und bietet nicht nur die klassische Kunst, sondern etwas, was ich nie in der Renaissance vermutet hätte: Das Spiel mit Perspektiven. Hier solltet ihr ganz genau hinschauen!
Wir durchqueren eine alte Kapelle als mich Svenja Bührmann fragt: „Lust auf einen Turmaufstieg? Es lohnt sich!“. Zugegeben – mit Maske ist Treppen steigen nicht so doll und doch soll mein Guide recht behalten. Ich entdecke nicht nur die Alchemistenkammer, sondern auch die Kunst und Wunderkammern sowie eine Weltenforscherkammer. Ganz oben bietet sich durch Fenster auch ein toller Blick über das Gelände des Schlosses!
„Hast du Lust auf eine Verwandlung?“ fragt mich Svenja nach unserer Führung durch Schloss Brake. Ich bin neugierig und sage natürlich zu.
Meine Verwandlung zur Prinzessin der Renaissance
Ich werde zu einem Fundus an historischen Kostümen geführt. „Wir haben auch eine kleine Auswahl in der Ausstellung – im Rahmen der Erlebnisführungen können wir aber für jede Größe das passende finden.“. Schnell ist ein passendes Outfit gefunden. Ich erfahre das schwarz die Farbe der Reichen war – ganz so weit habe ich es heut nicht geschafft. In einem sehr schönen Burgunderrot verlasse ich verwandelt die Kleiderkammer.
Natürlich sind im Rahmen einer solchen Verkleidung auch Fotos möglich. So kommt es, das ich in den nächsten 20 Minuten quer durch das Museum und auf den Hof laufe und in dem Gewand Fotos mache (oder machen lasse). Ich muss zugeben – ich bin darin ziemlich ins Schwitzen gekommen. Und durfte erfahren, dasy die Kleidung in der Renaissance noch weitaus dicker war. Ja Mondeu!
Übrigens – wisst ihr warum auf so vielen Bildern der Renaissance die Leute so grimmig schauen? Das hat weniger damit zu tun das sie nicht lachen konnten, vielmehr hatten die Menschen in der damaligen Zeit richtig schlechte Zähne. Und die wollte man auf representativen Bildern natürlich nicht zeigen.
Nach Fotos mit Ritter, am Tisch, bei der Präsentation der neuesten Mode und am Tisch bin ich bereit für meine Kleidung des 21ten Jahrhunderts. Auch wenn das Spielkind in mir noch viele Orte in und um Schloss Brake entdeckt hat, die noch entdeckt werden müssten. Nach einer kurzen Verabschiedung folge ich der Empfehlung meines Museums-Guides.
Ein kurzer Abstecher nach Lemgo
Nach so viel Schloss bin ich natürlich auch neugierig auf den Ort Lemgo. Svenja empfiehlt mir noch einen besonderen Blick auf das Rathaus zu werfen, welches ebenfalls im Stil der Weserrenaissance erbaut wurde. Die Altstadt von Lemgo umgibt ein Wall, die Anlage entstand im 19. Jahrhundert auf der Fläche der ehemaligen Stadtbefestigung. Lemgo hatte eine sehr umfangreiche Stadtmauer mit Gräben und Bastionen sowie natürlich auch Stadttoren. Wen dieses Thema interessiert – auf dem Weg in die Stadt gibt es zahlreiche Infotafeln zum Thema. Mein Fokus war jedoch die Architektur des 16ten Jahrhunderts.
Das Rathaus an sich wurde nicht in zwei drei Jahren gebaut, sondern entwickelte sich von 14ten bis zum 17ten Jahrhundert zum heutigen Gebäude. Die Lage ist gut – im Nacken die Kirche, an der Front den Marktplatz von Lemgo. Ursprünglich handelt es sich übrigens nicht um ein Rathaus, sondern ein Kaufhaus. Ich bin überrascht als ich entdecke das Lemgo auch eine Hansestadt ist.
Leider wusste ich bei meinem Rundgang nix von dem virtuellen Stadtrundgang durch Lemgo, den ihr auf dem Mobiltelefon mitnehmen könnt. Tja – dann werd ich wohl noch mal wiederkommen müssen! Dennoch hab ich einige wunderschöne Eindrücke aus Renaissance und Mittelalter mitnehmen können. Ein Besuch in Lemgo lohnt sich!
Mein Abstecher nach Lemgo endet mit einem warmen Kakao, frisch gepressten Orangensaft und einem lecker Stück Kuchen in der Me-Lounge. Gleich gehts zurück Richtung Rheinland. Zurück in die Heimat.
Du hast Lust auf noch mehr Weser-Renaissance?
Dafür musst du gar nicht so weit fahren. In Paderborn zum Beispiel sind Schloss Neuhaus und auch das Rathaus im Stil der Weser-Renaissance erbaut worden. Auch das Rathaus in Bremen stammt aus dieser architektonischen Epoche.
Das schreiben andere Blogger über Schloss Brake oder Lemgo
- Jessica hat einen außergewöhnlichen Stadtrundgang durch Lemgo gemacht.
- Lena Marie hat mit ihrer Familie Lemgo im Winter einen Besuch abgestattet und dabei so manche Entdeckung gemacht.
- Schon mal was vom Kriminalmuseum in Lemgo gehört? Eva war zu Besuch.
- Michael ist auf seiner Wanderung am Schloss Brake vorbeigekommen.
Wie auch immer, ich habe deinen Blog bei der Arbeit gelesen und so ein schönes Schloss gefunden. Wir wohnen 1 Stunde entfernt von dem. Dieses Wochenende laden ich meine Familie zum Spaziergang ein.
Das Schloss gehört auf jeden Fall zu den schönsten in unserer Region, ich bin total gerne dort. Und das Renaissance-Kleid steht Dir hervorragend!