Die Welt ist im Wandel. Menschen müssen ihre Heimat verlassen, weil sie ansonsten um ihr Leben fürchten müssen. Menschen sterben an tödlichen Krankheiten, die aufgrund von mangelnder Hygiene epidemische Ausmaße annehmen. Und Menschen in aller Welt haben Angst. Angst um das Leben – welches Sie sich in Frieden aufgebaut haben.
Ich war bisher immer naiv. Ich habe an das gute im Menschen geglaubt. Und doch kommt mir in den letzten Wochen und Monaten oft die „Galle hoch“, wenn ich durch die sozialen Netzwerke klicke, wenn ich in die Presse schaue. Und ich reagiere mit Unverständnis, wenn ich mir in meinem Bekanntenkreis Diskussionen über die ganzen Zuwanderer und die Gefahren, die von Ihnen ausgehen die Runde machen.
Ich selbst mag nicht frei von Vorurteilen sein, aber ich habe festgestellt, das ich durch das Reisen viel bewusster mit Internationalität umgehe. Ich unterhalte mich mit Menschen, lerne ihre Geschichten und ihre Schicksale kennen und entdecke – das es egal ist, ob jemand Christ, Muslim, Jude, Indianer, Buddistisch oder Hinduistisch ist. Es ist egal, ob jemand eine dunkle oder eine helle Hautfarbe hat – denn im Endeffekt wollen alle nur eines: Leben und Glücklich sein.
Geld und Macht machen mich nicht glücklich. Ganz im Gegenteil. Ich brauche sie nicht. Also nicht mehr als nötig. Sukzessive ist mein Gehalt in den letzten Jahren gesunken, und auch wenn ich derzeit in einer Art „Findungsphase“ bin, fühle ich mich frei. Ich lass so langsam los von den materiellen Dingen, ich brauche kein eigenes Auto, einen Fernseher schon gar nicht und die Dinge, die mir am meisten gefallen, hab ich tatsächlich von lieben Menschen geschenkt bekommen.
Ich reise gerne. Und verschenke mein Lächeln. In jeder Stadt, an jedem Platz – geb ich wildfremden Leuten einen kleinen Moment meines Lebens ab. Und mach sie und mich gleichermaßen glücklich. Mir ist es egal, ob derjenige mir gegenüber ein Millionär oder ein Obdachloser ist, denn jeder Mensch hat mindestens einmal am Tag ein kleines Stück Glück verdient.
Und doch – was hat dies alles mit der aktuellen Weltpolitik, was hat das alles damit zu tun, das man Reisen soll? Das beste Beispiel ist der 11. September. Aufgrund der Geschichte trauen sich die Menschen an genau diesem Tag nicht zu fliegen. Unsere Reisen starteten häufig an diesem Tag und waren immer vergleichsweise günstig – aber mal ehrlich – wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, das an ein und dem selben Tag so ein Drama ein zweites mal passiert? Genau ! Aber leider passiert genau das was hier erreicht werden soll: Die Menschen haben Angst. Und Angst lähmt.
In Ägypten bleiben wegen dem Terror vermutlich in den kommenden Monaten die Hotels leer, ebenso in der Türkei. Menschen verlieren ihre Jobs, und die Spirale dreht sich immer weiter. Es werden Grenzen in und um Europa gebaut, und doch werden Sie nicht ändern, das es Menschen gibt, die Hilfe brauchen. Uns hier in Deutschland, uns hier in Europa – geht es gut! Ich muss in Deutschland nicht um mein Leben fürchten, weil ich nicht getauft oder gläubig bin, Ich muss nicht hungern und ich kann frei herumlaufen, ohne mich dafür in Gefahr zu begeben. Und doch kann und darf ich nicht wegsehen. Und ich frage mich immer wieder – warum in einigen Köpfen immer noch dieses „Deutsch – Hellhäutig – Arisch-Denken“. Was ein Scheiß.
Warum muss man perfekt deutsch sprechen können? Wieviele „Auswanderer“ deutscher Art haben sich mittlerweile Siedlungen in aller Herren Länder aufgebaut, wo sie sich nicht integrieren? Deutsch sein ist für mich ein Gefühl. Ich bin stolz darauf. Aber ich sehe diesen Ort nicht als mein Eigentum an, sondern als einen Ort der Sicherheit und Freiheit an. Und einen Ort, an dem man seine Wünsche erfüllen kann, wenn man nur den Ehrgeiz dazu besitzt.
Sei es drum wie andere denken. Ich heiße die Flüchtlinge willkommen! Ich hoffe, ihr könnt hier ein wenig zur Ruhe kommen an diesem schönen und friedlichen Ort der Erde. Ich hoffe ihr habt die Chance, in einer Welt zu leben, wo ihr euch nicht wegen eurer Staatsbürgerschaft oder Religion rechtfertigen müsst und wo ihr nur wegen dem „Anders Sein“ Angst haben müsst. Und ich hoffe, das ihr irgendwann einmal wieder #Heimat definieren könnt.
Sorgen wir, die täglich Brot haben, die ihr Leben ohne Angst vor Verfolgung leben, doch dafür, das die Spirale sich nicht noch weiter nach unten dreht. Reisen wir. Genießen wir die Welt! Lassen wir uns von der Angst doch nicht den Spaß verderben! Oder den schönen Urlaub! Und schenken wir jeden Tag ein Lächeln anstatt ein Schimpfwort. Es wird die Welt nicht retten, aber einen Moment viel schöner machen !
Wie seht ihr das ?
- Mehr Informationen zum Thema findet ihr im RefugeesWelcome-Beitrag von Minza will Sommer
- Wer Zeit hat, sollte vor Ort helfen – wie Mareice – die in Berlin ihr bestes tut und wertvolle Tipps gibt
[…] Teilzeitreisender: Reisen in Krisenzeiten. Oder warum ein Lächeln gerade jetzt wichtig ist […]
[…] ist, sondern dann, wenn es pressiert (akut ist). Wie zum Beispiel mein Bericht zum Thema „Reisen und Flüchtlinge„. Es bedeutet auch nicht, das wir dann weniger Berichte schreiben – unser Team wird in […]
Ein toller Artikel, ich sehe das genauso wie Du ! Wenn man reist, fällt einem auf, dass wir alle gleich sind, glücklich sein wollen.
Aber die, die zu Hause geblieben sind, haben Angst. Angst, ihre Privilegien zu verlieren, dass es gefährlich ist, dass die Schulausbildung schlechter wird, dass es keine Arbeitsplätze mehr gibt usw.
Ich glaube, dass man sich nicht von Angst und Vorurteilen leiten lassen darf. Man muss aufeinander zu gehen.
„Ich lass so langsam los von den materiellen Dingen, ich brauche kein eigenes Auto, einen Fernseher schon gar nicht und die Dinge, die mir am meisten gefallen, hab ich tatsächlich von lieben Menschen geschenkt bekommen.“
Sehr schön resümiert!
[…] Auch Janett schreibt über die Flüchtlinge: Reisen in Krisenzeiten. Oder warum ein Lächeln gerade jetzt wichtig ist. […]
Wie schön du das FlüchtlingsThema mit dem Reiseblog verknüpft hast, sehr gut und sehr vielen Dank. Hier in meiner Stadt wird der Begriff Flüchtling schon mit Gast ersetzt.
Das finde ich schön. Ich bin auch gerne ein Gast. Und Gäste dürfen auch gerne bleiben. Wenn es ihnen gefällt.
Ein wichtiges Thema habt Ihr da aufgegriffen… und Recht habt Ihr auch.
Gerade wir als Reisende sollten zu Hause die mit offenen Armen empfangen, die vor Krieg, Unterdrückung, Gewalt oder Hunger fliehen. Also lächeln, engagieren, spenden und:
Rücken gerade und Widerspruch bei ausländerfeindlichen Sprüchen!
Super! Ein bisschen habe ich es mir so gedacht, dass Du als Reiserin noch mal eine weitere wichtige Sicht auf die Dinge haben wirst. Eben wie Du so beschreibst und/oder wie ich es interpretiere, wo sind die Grenzen die es zu lösen gilt? Es sind weder die Sprachen, noch die Hautfarben, Religionen… es sind die Grenzen im Kopf. Leben und glücklich sein, auch das ist ein Motor der uns alle vereint.
Dein Beitrag ist mir eine Bereicherung, danke dafür!
Ich hoffe, es ist okay, wenn ich Dich mit in meinem Beitrag in die Liste der Blogger zum Thema aufnehme?
Liebe Grüße : ) M
He, na klar kannst du mich aufnehmen. Danke für deinen Kommentar. Genauso sieht es aus. Ich finde – wir alle sollten gegen diese Angst in den Köpfen ankämpfen.