Ich halte den rund vier Zentimeter kleinen Ball in den Händen. Spüre deutlich die Dellen, die wie ich erfahre, Dimples heißen. Diese kleinen Vertiefungen sollen dazu führen, dass der Ball windschlüpfriger als ein glatter Ball ist. Er bekommt quasi aerodynamischen Auftrieb. „Bei gutem Schlag kann der Ball sich um zwei Zentimeter verformen.“ Ich nicke beeindruckt und lausche was uns Ralf Weinmann erzählt. Ralf ist Golflehrer im angeschlossenen Puma Golfclub des Schloss Reichmannsdorf. Heute ist er dazu auserkoren, mir in einem Schnupperkurs Golf beizubringen. Ob er sich der heroischen Aufgabe bewusst ist? Sport und ich, da liegen mehr als zwei Welten dazwischen. Etwas müde bahne ich mir zu sehr früher Stunde und nach gestrigem Städtesightseeing den Weg zur „Übungsfarm“, der Driving Range.
Es regnet und ich bin mir nicht sicher, ob ein Schnuppergolfkurs für mich die richtige Wahl war. Erfreut stelle ich als absoluter Golf-Laie fest: Aufwärmen und Zirkeltraining gibt es bei dieser Sportart wohl nicht. Erleichtert atme ich durch. Noch besser: Zunächst kann ich bei den „Leibesübungen“ zu schauen. Ralf greift sich dynamisch einen Golfschläger und zeigt uns athletisch die Bewegungsabläufe eines guten Abschlags.
„Das sieht doch ganz einfach aus.“, denke ich mir. Sollte es doch eine Sportart geben, die mir zusagt? Mutig greife ich zum Schläger und wir lassen uns erklären, wie man den Golfschläger richtig in der Hand hält. Auch das will gelernt sein. Irgendwie führen meine Finger ein Eigenleben und verändern die Griffart immer wieder erneut. Dem Adlerauge von Ralf entgeht aber nichts und er korrigiert mit nettem Hinweis uns stets, wie wir gespreizte Finger wieder einfangen können.
Wir lernen, richtig zum Ball zu stehen und die richtige Körperhaltung einzunehmen. „Leicht in die Knie.“, rät Ralf uns – auch das beherrsche ich perfekt. Eine bequeme Sportart, scheint Golf zu sein und positioniere siegesbewusst meinen ersten Ball auf meinem Übungsrasen. Lasse noch einmal prüfend meinen Blick auf die Entfernungsmarkierungen schweifen und rechne mir insgeheim aus, welche Marke mein erster Ball wohl streifen wird.
Die Spiegel an den Wänden der Driving Range irritieren mich etwas, dienen diese wohl doch dazu, dass man selbst seine Haltung beim Abschlag korrigieren kann. Ich will mir das lieber nicht anschauen und konzentriere meinen Blick vorzugsweise auf die Grünfläche und den Ball vor mir. Noch im Kopf welche Bewegungsabläufe unser Golflehrer uns zuvor gezeigt hat, mache ich mich an meinen ersten Abschlag. Noch bevor ich ausholen will, lässt Ralf mich inne halten. Noch einmal Korrektur des Griffs, Federung in die Knie und Abstand zum Ball. An was man als Golfer alles denken muss. Noch einmal schaue ich mir die Technik des Profis an und setze zu meinem ersten phänomenalen Abschlag an…
…und schlage mit voller Wucht ins Leere. Während meine Augen noch im Markierungsfeld zwischen dem Regen versuchen den Ball im Flug zu erblicken, muss ich mir eingestehen: Der Ball liegt unberührt vor mir. Wie so oft im Leben kommt es nicht auf Kraft, sondern auf die Technik an. Mein Ehrgeiz wird gepackt. Also noch einmal alles von vorn.
„Ein Ball kann eine Geschwindigkeit wie ein Ferrari haben.“, höre ich Ralf, während ich mir meinen Schläger noch einmal genau anschaue. „Golfprofis beschleunigen den weißen Ball schnell auf 265 km/h, 200 gelingt auch mal Amateuren.“ Das will ich auch! Ambitioniert schlage ich erneut. In die Hecke. Zweiter Schlag: Zwei Meter weit. Dritter Schlag: 40 Meter hoch, fünf Meter weit. Aber dann, dann habe ich es raus. Ralf korrigiert unsere Haltung, gibt Hinweise zur Stellung und zum Schwung und es klappt immer besser. Immer mehr Bälle greife ich aus dem Körbchen und bin ganz heiß darauf, noch weiter als zuvor den Ball zu schlagen und in der Ferne (gefühlt sicherlich 500 Meter) auf den Rasen aufploppen zu hören. Das macht Spaß.
Wer jetzt sagt, Golf sei kein richtiger Sport, dem sei versichert: Die Schulter habe ich nach dem Schuppergolfkurs schon deutlich gemerkt. Wenn man die 18-Loch-Anlage des Puma Golfclub des Schlosshotels Reichmannsdorf einmal umrundet hat, kommen mindestens noch 10 Kilometer Wegstrecke dazu (bei meiner Abschlagstärke sicherlich doppelt so viel, wenn man einen Golfball nun mal da weiter spielen muss, wo er liegen bleibt). Aber so weit ist es noch nicht. Von einer Platzreife bin ich noch weit entfernt, allerdings war der Spaßfaktor des Einführungsgolfkurses hoch.
Wir machen uns wieder auf den Rückweg und flanieren kurz durch die Golfanlage. Trotz Regen und sehr bescheidenem Wetter begleitet uns Natur, wie bei einem Sonntagsspaziergang.
Bald wird wieder die Sommer-Golfsaison eröffnet und dann täglich der Rasen auf drei Millimeter gestutzt. Vereinzelt treffen wir Golfer, die sich aktuell noch mit dem „Wintergrün“ begnügen. Bevor unser Kurs endet führt Ralf uns zum 18. Loch, das „Signature Hole“ – die Visitenkarte – des Platzes. Wirklich ein traumhafter Abschluss für diesen sportlichen Vormittag. Beim letzten Loch blickt man auf die Schlossanlage und kann sich dort – so wie wir – nach einem schönen Golfvormittag entspannt im Gewölbekeller oder Bar des Hotels verwöhnen lassen.
Wer auch einmal Lust, hat ein Golf-Wochenende im Frankenland mit Schlossambiente zu verbringen, findet alle Informationen zu Arrangements und mehr auf der Hotel-Webseite. Aber nicht nur Golf gibt es in dieser Region zu erleben, sondern auch köstliche Genussmomente und beeindruckende Kulturerlebnisse -. dazu in einem folgenden Blogartikel mehr.
Offenlegung: Wir wurden von Lindner Hotels & Resorts zu einer Pressereise zum Schloss Reichmannsdorf eingeladen. Herzlichen Dank dafür. Unsere Meinung bleibt die eigene.
[…] “halb-sportlich” unterwegs ist, dem empfehle ich einen Golfschnupperkurs zu machen. Handycap: Spaß gemacht – lautete mein Fazit nach meiner kleinen Trainingseinheit, über die ich bereits im […]
Golfen… Ich muss gestehen, das ich auch schön des öfteren, wenn ich an einem Golfplatz vorbeigefahren bin, gedacht habe, das wäre was für mich. Schön an der frischen Luft in einer gepflegten Rasen- und Parkanlage spazieren zu gehen, und dabei auch noch was für die Fitness tun. Leider habe ich das Vorurteil, für’s Golfen muss man 1. jede Menge Geld haben und 2. ein Snob sein. Alle Golfspieler, die sich nicht zu dieser Gruppe zählen, mögen mir dieses Vorurteil verzeihen.
Der Artikel macht jedenfalls Lust, den Sport einmal auszuprobieren.
LG Heike
Die Vorteile kann ich verstehen – waren Sie auch früher meine eigenen… Als ich in Schleswig-Holstein gewohnt habe, war Golf eher Volkssport, statt ein elitäres Treffen. Sicher spricht Golf immer einen „gewissen Kreis“ an, aber das ist so schlecht auch nicht ;-) mir hat es auf jeden Fall Spaß gemacht. Probiere es mal aus :-)
Mein früherer Arbeitgeber hat alljährlich ein Golfturnier durchgeführt. Irgendwann war ich dann super fit: in der Theorie : ) Einen Ball habe ich bis heute nicht abgeschlagen. Wahrscheinlich würde ich das Grün durchlöchern, den Ball jedoch nicht treffen. Golf ist für mich so typisch britisch. Und ich mag alles, was von der Insel kommt : )
Dann rauf auf die Driving Range Jutta und mal Abschläge üben. Zur Beruhigung: Das Grün beim Abschlag auf dieser Übungsfarm ist aus Plastik ;-) Aufs echte Grün zum Löcher-in-den-Rasen-bolzen kommt man nicht ;-)