Es ist gut 20 Jahre her, dass ich auf Klassenfahrt war. Genauer gesagt im Jahre 1995. Damals ging die Abschlussreise meiner Realschule an den Gardasee. Und von dieser Reise hab nicht nur ich einige schräge Erinnerungen mit nach Hause genommen.
Klassisch in einer Jugendherberge habe ich eigentlich erst im Erwachsenenalter übernachtet. Schade eigentlich, denn ich glaube, wir beide hätten sehr viel Spaß gehabt. Was tut man also, wenn die Jugendherberge sagt: „Hey Janett – komm zu Besuch und fühle dich noch einmal wie sechzehn?“ Natürlich zusagen!
Mit Klassenfahrten ist das ja eigentlich recht simpel – die Leute sind bekannt, die Lehrer als Aufpasser dabei und eigentlich gehts oft nur ums Spaß haben. Dass viele darunter leider den Genuss von übermäßig viel Alkohol verstehen, wurde uns damals in Italien beinahe zum Verhängnis. Zwei Tage in der Jugendherberge in Neuharlingersiel beweisen mir jedoch – Spaß geht auch anders. Und seine Mitreisenden vorher nicht zu kennen ist auch richtig interessant. Nur eines fehlte – die Lehrer.
Das Jugendherberge – Resort in Neuharlingersiel
Doch fangen wir von vorne an. Denn während ich mit 16 noch in engen stickigen Bussen durch halb Europa gekurvt bin, fahre ich mit 35 mit einem schicken Auto durch die Länder. Knapp eine Stunde Landstraße muss ich erfahren, bis ich endlich im DJH Resort Club-Jugendherberge Neuharlingersiel ankomme. Die Sonne scheint, und ich will eigentlich nur eines… schnell ans Meer! Doch von dem ist hier erst einmal gar nichts zu sehen. Ein weites Feld erstreckt sich hinter dem Gebäude, in der Ferne sieht man den Deich und dahinter – so sagt man – kann sich mit etwas Glück auch mal Wasser verbergen. Also wenn keine Ebbe ist.
Und während ich mit 16 auf einer usseligen Couch in einem nicht wirklich komfortablen Hotel am Gardasee übernachtete, überraschte mich die Jugendherberge in Neuharlingersiel mit wirklich viel Komfort. Ein Appartment teilte ich mir mit Sarah von verwandert.de, und weil mir Sarah die Wahl in Bezug auf das Zimmer überließ, schnappte ich mir den Raum mit Fernseh, Schreibtisch und Balkon – von dem man bei klarer Sicht sogar die Nordsee erahnen kann!
Von einem Hotelzimmer unterscheidet diese Räumlichkeiten gar nix mehr. Ein Bad, Schränke, ein gemütliches Bett, ein eigenes Bad, ein toller Balkon, Bettwäsche und Handtücher. Mensch… Heute wär ich gerne noch mal auf Klassenfahrt – der Komfort ist um Klassen gestiegen!
Während wir uns bei wirklich gutem Kuchen in der „School of Rock“ kennenlernen durften, wurden die Pläne für die kommenden Tage geschmiedet. Ein Konzert von Fools Garden, Wingenfelder (mit ehemaligen Bandmitgliedern von Fury in the Slaugtherhouse) und Jylland, gemeinsame Aktivitäten wie ein Cajon – Workshop, „Lagerfeuersingen“ mit dem Nachwuchsmusiker Aaron oder eine gemeinsame Paddeltour auf der Bettenwarfer Leine – und das in nur 48 Stunden – dem Date von Mr. Nordsee und mir hatte ich innerlich schon eine Absage erteilt.
Das Date mit der Nordsee
Als mir dann Sandra noch einen Schlüssel für ein Fahrrad in die Hand drückte, um die Stunden bis zum Sonnenuntergang am Meer zu verbringen, jubelte ich erleichtert auf. Meer – ich komme! Der Strand ist von der Jugendherberge mit dem Fahrrad rund 10 Minuten entfernt. Und es war sogar da – das Wasser, der Sand, die Strandkörbe. Und während eine milde Herbstsonne auf unser kleines Grüppchen schien, und die Musik der 80er und 90iger aus eine „Box2go“ erklang, fühlte ich mich das erste Mal wie sechszehn. Oder vielleicht auch so wie ich mich gerne mit 16 gefühlt hätte.
So langsam jedoch stellte sich auch ein anderes Gefühl ein. Hunger. Ach menno. Der kann einem aber auch alles vermiesen, denn kurze Zeit später saß ich dann wieder auf dem Rad und fuhr zurück zum Resort. Fast erwartete ich dort Spagetti Bolognese – und war überrascht, als ich 4 Gerichte + Salat + Nachtisch zur Auswahl hatte.
Am Abend dann wurden wir mit Aaron Prüßen bekannt gemacht. Der Sänger und Songwriter aus Oldenburg verzauberte uns mit eigenen Songs. Noch mehr jedoch beeindruckte mich die Dynamik, die sich danach bildete. Plötzlich saßen wir alle zusammen und sangen Lieder. Fragt mich nicht, wann ich dies das letzte Mal so in der Öffentlichkeit gemacht habe… ;)
Während ich mit 16 die Nacht durchmachen konnte, zeigt sich das Alter mit 35 schon. Um ein Uhr war ich im Bett – schließlich wartete Tag 2 auf mich.
Ich darf trommeln !!
Wenn ich euch jetzt die traurige Geschichte von der kleinen Janett, ihrer verbotenen Trommelleidenschaft und der Sehnsucht nach Drum und Bass erzähle, dann wird dieser Bericht noch 1000 Wörter länger – deshalb halten wir das jetzt kurz. So wirklich am Schlagzeug oder einer echten Trommel hab ich mein Glück nicht versucht, eine Cajon ist jedoch ähnlich cool. Mit Fingern, Handballen, Füßen und ein wenig Taktgefühl kann man hier wirklich coole Sachen machen. Ich finde es sagenhaft, dass aus simplen Holzboxen so ein genialer Sound kommen kann, und empfehle allen, die ein wenig Spaß mit Musik verbinden wollen – einen solchen Kurs mal zu besuchen.
Janeeeeeeeeeetttt – da kommt das Ufer auf uns zu!!!!
Mag sein, ich habe mich ein wenig überschätzt. Aber nachdem ich beim Paddeln bisher nie am Steuer sein durfte, wollte ich mein Glück als Steuermann versuchen. Die Bettenwarfer Leine, ein Süßwasserflüsschen mit direkter Anlegestelle an der Jugendherberge bietet für eine solche Paddeltour ideale Voraussetzungen. Kaum Strömung, vom Wind durch einen tieferen Stand weitestgehend geschützt und bis auf ein paar Brückenunterquerungen auch recht simpel zu befahren. Tja… Leider hat das nicht immer so gut geklappt.
Das eine oder andere Mal endete unser Dreierkanu im Ufergebüsch – es grenzt an ein Wunder, das wir die Strecke in den geplanten 90 Minuten geschafft haben.
Das ist aber ein Kurs für Kinder!?
Nachmittags – Das hieß für uns Freizeit für eigene Exkursionen. Die „Meer-Gruppe“ war schnell weg, sodass ich mich am Alternativprogramm orientierte. Chillig einen Bericht fertig schreiben und dabei die Proben für das Konzert am Abend bestaunen und anschließend beim T-Shirt-Kurs ein cooles Outfit designen.
Ein wenig seltsam wurde ich schon angeschaut, als ich gemeinsam mit einer anderen Bloggerin im „Spielhaus“ auftauchte – das Erwachsene hier ihr Glück versuchen – kommt bei diesen Kursen wohl ziemlich selten vor. Mit Stempeln, Farbe und ein wenig Kreativität hatten wir dennoch viel Spaß!
Ich und der friesische Tee.
Jaa ich weiss, bei einer Klassenfahrt macht man alles gemeinsam. Irgendwie hatte ich jedoch an diesem Nachmittag doch noch Lust, was „eigenes“ zu machen. Durch Zufall hatte ich eine Windmühle entdeckt, die nur knapp 2 Kilometer (einen Fahrradkatzensprung) vom Resort entfernt ist. Die Seriemer Mühle wird zwar nicht mehr aktiv für die Mehlherstellung genutzt, kann aber kostenlos besichtigt werden (Spenden sind willkommen).
Ein wenig mutig sollte man jedoch schon sein, wenn man die Treppen bis ganz oben erklimmen will. Nebenan befindet sich eine Teestube, die mir sogar noch 10 Minuten vor Feierabend einen leckeren friesischen Tee zubereitet hat. Das Ambiente passt zum Ort, hier gibt es keinen Flachbildschirm oder blinkende Reklame. Herrlich nostalgisch halt!
Time to wonder.
Lustig wie schnell man die Zeit bei einer Tasse Tee vergessen kann. Im Resort angekommen waren alle schon beim Abendessen. „Wo warst du denn?“ wurde ich gefragt und kurze Zeit später wusste ich auch, was die anderen so am Nachmittag erlebt haben. Allen war die Vorfreude auf das Konzert am Abend anzumerken. Den perfekten Platz hatte ich schon vorher entdeckt. Mein Balkon.
Windgeschützt, mit Sitzmöglichkeit und idealer Sicht auf die Bühne – besser konnte es mich nicht treffen. Da ich jedoch auch mein cool designtes Shirt austragen wollte, konnte ich mir ein Bad in der Menge nicht verkneifen. Und haach… Die Lieder meiner Jugend. Lemontree und Time to Wonder. Weckt Erinnerungen. Und was für welche. Ach und hatte ich den supergenialen Sonnenuntergang schon erwähnt? Lange Rede – kurzer Sinn: Der Abend war ein Volltreffer. Bis auf eine Sache… die lange Wartezeit um einen Absacker zu bekommen.
Time to say goodbye.
Es ist Sonntag. Ich habe nicht wirklich gut geschlafen. Ein Fallschirmsprung erwartet mich an diesem Tag. Und deswegen muss ich unsere Klassenfahrt schon vor der Zeit verlassen. Während die anderen durch den Watt wandern, fahr ich ins Emsland. Unterwegs mit mir: Ein Zitronenbaum.
- Eine Übernachtung für 2 Personen und ein Wochenende kostet inklusive aller hier beschriebenen Inklusiv-Leistungen ca. 250 Euro. Ein Aufenthalt in wirklich coolen Bungalows lohnt sich auch für Familien.
- Es können sich Fahrräder aller Art ausgeliehen werden.
- Für Allergiker kann in der Küche auf Wunsch etwas passendes zubereitet werden
- In den Zimmern gibt es keine Kühlschränke, Getränke können jedoch im Speisesaal und auch im Kaminzimmer kostenfrei gezogen werden.
- Ein Programm für die jeweilige Woche wird ausgehangen. Alle von uns wahrgenommenen Aktionen können im Rahmen eines Aufenthaltes genutzt werde
- Es gibt Seminarräume, so das die Jugendherberge durchaus auch für Seminare und kleinere Konferenzen interessant ist. Schwerpunkt liegt jedoch auf Kindern, Jugendlichen und Junggebliebenen.
Zur Jugendherberge kommt ihr am besten mit dem Auto, es gibt jedoch auch eine Bushaltestelle in der Nähe. Adresse fürs Navi (und das braucht ihr): Bettenwarfen 2, 26427 NeuharlingersielBeim Hotel gibt es kostenlose Parkplätze. Bei Events (wie z.b. Konzerten) werden Park-Alternativen in der Nähe angeboten.
Offenlegung: Wir wurden von den Jugendherbergen des Nordwestens für ein Wochenende im Rahmen des OLBMUSIKCAMPS nach Neuharlingersiel eingeladen.
Eine Klassenfahrt ans Meer ist immer eine schöne Idee. Doch mein Sohn war vor kurzem mit seiner Klasse in London. Hier hatten sie auch sehr viel Kulturprogramm. Als er wieder zuhause war, hat er uns so viel erzählen können.
[…] ich das weiß? Nun, ich habe im DJH-Resort in Neuharlingersiel einige tolle Tage verbracht. Ich habe Trommeln gelernt, habe eine Paddeltour gemacht und tolle […]