Wieder einmal schreibe ich etwas, was im Grundsatz nix mit dem Reisen zu tun hat. Eher mit dem Bloggen. Aber es muss raus, daher findet es hier seinen Weg.
Ich bin unperfekt!
Ja ich weiss, in „THE BUSINESS“ ist es eines der schlimmsten Vergehen, seine Schwächen zuzugeben. Und doch tue ich es hier. Vor allem weil mich in den letzten Wochen und Monaten und meinetwegen auch Jahren diese verdammte Perfektheit auf den Sack geht.
Schon seit einigen Jahren beobachte ich eine Entwicklung, die mich zunehmend vom Glauben an die Wirklichkeit zweifeln lassen. Ich meine die zunehmende „Perfektheit“ in der Welt der Blogs und Social-Media-Kanäle. Habt ihr schon mal bei Instagram und bei Pinterest und auch bei Facebook und in den Postings auf zahlreichen Blogs die Bilder gesehen?
Dieses Bilderding
Die Bilder sind immer hell, freundlich, perfekt, scharf, mit tollen und hübschen Menschen und dem besten Wetter zu sehen. Und verdammte hacke – das Leben ist nicht nur Pink und Pastellfarben. Das Leben ist auch mal überbelichtet oder zu dunkel. Und der Himmel leider nicht immer blau.
Als ich mit diesem „Instagram“ angefangen habe, wurden Bilder auf diesem Portal nur mit dem Smartphone gemacht. Heutzutage stammen nur die wenigsten Bilder vom Handy direkt und wenn, dann werden sie mit einer extra Software noch in Sachen HDR und was weiss ich nicht optimiert. Einfach Foto machen, vielleicht einen blauen Filter drauf und ein kurzer Text drunter ist nicht mehr.
Da wird optimiert, da werden zahlreiche Hashtags genutzt und da wird die halbe Welt markiert – damit auch ja die „Herzchenzahl“ ganz weit oben ist. Und ja – das funktioniert auch, was für mich vollkommen okay ist, jeder soll liken was er mag.
Und dann Pinterest. Ich hab so einen Account auch. Keine Ahnung wie das funktioniert, bei den großen Playern werde ich aber auch da nicht mitspielen können. Mir fehlen die tollen Pinterestbilder mit Beschriftung. Ein wenig erinnert mich das Portal an das Tinder für Blogs. Je nachdem wie geil das Bild ist, ignoriert man es oder klickt drauf.
Wo bleibt jedoch der Blick auf die richtige Welt?
Mag sein, das ich auch ein wenig neidisch bin. Auf Erfolg. Aber nee… eigentlich nicht. Eigentlich bin ich ganz zufrieden mit dem, was für mich und um mich herum passiert. Ich mag nur diese Schi Schi Welt so gar nicht. Und mir fehlt das normale – das wofür Blogger noch vor wenigen Jahren gestanden haben.
Wo bitte sind wir hingekommen? Ist alles nur noch „Amazing“. Darf Kritik sein, oder Normalität? Wollen die Menschen denn noch das Normale erleben? Oder muss jede Reise immer weiter, luxuriöser und spannender sein?
Muss es in Gesprächen unter Bloggern immer nur um den „Schwanzvergleich der Reichweite“ gehen? Und ja, ich gebe zu, auch ich spiel das eine oder andere mal mit (und verliere meist).
Ich bin kein Model. Meine Schreibe? Durchschnitt. Meine Bilder? Nun ja. Aber: Das bin ich. Chaotisch. Einfach so.
Unverfälscht.
Und manchmal auch unperfekt. Und das wird sich auch nicht ändern. Reichweite hin oder her.
[…] zweiter Punkt ist der Perfektionismus. Ich versuche dieses Thema zu ignorieren, meine Bilder und meine Texte sind perfekt unperfekt! Sollen sie auch sein – denn ich bin es schließlich auch! Und die Welt ist nun mal kein […]
Hi Janett,
gute Einstellung und guter Beitrag !
Ich mache beim Instagram-Spielchen auch mit, aber nach einer kurzen Zwangspause gerade neulich, sehe ich das jetzt ein wenig anders. Es geht ja tatsächlich nur noch um die Likes, das ist die Währung unserer Zeit. Auf Inhalt kommt es kaum noch an. Wie oft sieht man tot gephotoshopte Bilder mit tausenden Likes, ja ständig. Ich poste nur Bilder, die ich auch mit dem Handy aufgenommen habe. Manchmal mache ich nen Instagram Standard Filter aus der App drüber, weil es manche Farben verstärkt. Mehr Arbeit möchte ich da gar nicht rein investieren. Keine Zeit !
Es können halt nicht alle Reiseblogger aus Deutschland das als Vollzeitjob machen und den Leuten zeigen, was für ein geiles Leben sie doch leben könnten! Deswegen glaube ich (nein, ich hoffe), dass sich auf Dauer und hoffentlich bald, die Qualität und der Inhalt gegenüber dem Schein durchsetzen. Momentan sieht es aber noch nicht danach aus. Nur die, die eine perfekte Welt verkaufen, die es ja eigentlich gar nicht gibt, bekommen die Likes der Massen und die Unterstützung der Firmen. Schwingt bei diesen Worten Neid mit ? Etwas. Aber ich denke, jeder sollte sein Ding machen und sich nicht für andere verbiegen. Auch wenn das heisst, den Urlaub nach wie vor selber bezahlen zu müssen. Ist mir jedenfalls lieber, als den Lesern und Zuschauern immer wieder einzutrichtern, sie sollen jeden Tag zu ihrem Abenteuer machen.
Langer Rede, langer Sinn. Ich finde Deine Art gut und bitte, behalte sie bei !
Viele Grüße,
Schwerti
Danke dir! Ja ich hoffe auch auf diese Zeiten!
Liebe Janett,
beim Reichweiten-Vergleich kannst Du das nächste Mal bei mir vorbei schauen. Ich habe immer noch weniger Reichweite als alle anderen. Ich habe mich inzwischen damit abgefunden, dass ich bei Einladungen im Nachhinein oft hören muss, dass mein Blog leider doch nicht passt. Ich mache einfach auch meinen Stiefwl weiter.
Ich mag Instagram eigentlich sehr gerne, auch wenn Du mit Deinen Anmerkungen recht hast! Meine Fotos sind zu 95% über das Handy gemacht. Da wir jetzt drei Wochen tollstesWinterwetter mit blauem Himmel und Sonnenschein hatte, waren meine Fotos natürlich irgendwie meistens „strahlend“, aber echt und keine alternativen Fotos … ? … wir sehen uns hoffentlich in Berlin,
Liebe Grüße
Martina
Auch wenn ich vielleicht die eine oder andere Kooperation mehr habe als du, ich finde es nicht gerechtfertigt. Gerade du als spezielle Nische solltest doch viele Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit bieten. Heut kann sich jeder durch Bots und Extrem-Seoing ;) eine Reichweite aufbauen. Das als „Einladungskriterium“ zu nutzen, ist manchmal extrem Kurzsichtig. Gerade Bots reisen meines wissens nicht so viel ;)
Toller Beitrag, liebe Janett :)
Mach einfach weiter so, wir mögen dich auch „unperfekt“!
Ich hab jetzt nach einem halben Jahr Bloggen auch schon so viel (Social Media etc.) gelöscht, was einfach nicht ICH war. Mal abgesehen davon, dass sich der von dir angesprochene Reichweiten-Schwanzvergleich viel besser ertragen lässt, wenn man bei manchen Leuten erstmal gemerkt hat, dass da hinter der hübschen Schein-Hülle auch gar nicht sooo viel ist, wie man immer gedacht hat… ;)
Schöne Grüße,
Caro
Hallo Caro,
ja die Scheinhülle. Ein Kapitel, was ich im laufe meiner Bloggerkarriere das eine oder andere mal lernen musste. Manchmal, aber nur manchmal muss ich meine Rosarote Brille einfach abnehmen. Und was ich dann oft sehe ist ziemlich oberflächlich. Aber das ist ein anderes Kapitel.
Ich weiß gar nicht, was ich noch dazu noch sagen soll. Top Beitrag!
Wer keinen Blick auf die gesamte Szene hat, merkt diesen (langweiligen, aber schönen) „Überbelichtungsaspekt“ gar nicht! Lg und hoffentlich bis bald mal wieder. :-D
Hallo Theresa,
stimmt – wir leben in einer viel zu großen Filterblase/Szene. Aber auch außerhalb dieser Blase wird immer mehr Wert auf dieses Äußerlichkeiten-Ding gelegt. Damals in den 90er fing das ja schon an, heute ist es meines Erachtens noch schlimmer. Alle Jugendlichen sehen irgendwie gleich aus – alles muss perfekt sein und alles muss hell und unschuldig wirken. Oder vielleicht fällt mir das nur auf, weil ich älter werde?
LG Janett
Hallo Janett
Du schreibst, was ich mir so oft gedacht hatte, obwohl ich glaube relativ gut zu fotografieren, einfach weil es sich zum Hobby entwickelt hat. Meine Freundinnen und ich waren bei Schneegestöber wandern, Sonne überwiegend Fehlanzeige und meine Begleitung vermutete „Driss, das gibt keine schönen Fotos“ Doch, gab es. Die gab es aber nur, weil es Situationen gab, die einfach so schön waren, dass die Fotos durch den gezeigten Moment schön wurden.
NEIN, das Wetter ist nicht immer nur sonnig, wir sind nicht alle schlank, hübsch und jung. Ich leiste mir aus Leidenschaft für Deutschland und das Mittelgebirge nur Reisen in diese Regionen. Mein Leben ist mir zu kostbar, um dem Trend „schneller, besser, schöner, weiter“ hinterher zu hechten.
Wir können aber unser Herzblut in unsere Blogs stecken und die, die das mögen, werden auch als Leser bei uns bleiben.
Immer wieder hadere ich mit mir, wenn ich sehe dass Andere erfolgreicher scheinen. Immer wieder taucht auch das kleine Neidmännchen in mir auf. Ich möchte aber das Leben Anderer nicht leben, also verscheuche ich den Giftzwerg gleich wieder.
Sicher, mit entsprechendem Einsatz kriegen wir tausende von likes auf Instagram und Co, viele bezahlen sich blöd dafür und versauen den Text mit zig hashtags. Aber lesen die dann den Blog, oder hoffen diese teuer erkauften Liker nur auf Gegenlike?
Lassen wir uns nicht jeck machen
Liebe Grüße
Elke
Lassen wir uns nur nicht jeck machen. Wie recht du hast. Eigentlich ist es traurig, sich nur über Likes und Co. zu definieren. Die Währung der Neuzeit ist manipulierbar und kann gekauft werden. Das ist das eigentlich absurde daran. Heut weiss keiner mehr, was echt ist und was nicht. Schade drum.
Und ja, das Neidmännchen kenn ich auch. Laden wir es doch auf einen Tee mit lecker Kuchen ein, vielleicht tut ihm das gut :D
LG Janett
Gerade erst habe ich einen ganzen Post mit Schneebildern ohne einen Funken Sonnen gepostet. Und so wie er ist, ist er viel „besondererer“ ;) als alle sonnigen Bilder es je sein könnten!
Toller Bericht @fee! Du hast wirklich Talent! (das ist bei mir irgendwo vorher abgebogen ;)). Und du hast Recht, es muss nicht immer alles blau sein um schön zu sein! Weiss ist auch geil!
Hallo Janett,
Danke für diesen Beitrag, den ich in großen Teilen genau so geschrieben hätte.
Instagram ist mir mittlerweile zu doof geworden, diese Schicki-Micki-Glitzerwelt ist nicht meins. Pinterest finde ich dagegen gut. Allerdings nicht als Bilderplattform. Ich betrachte Pinterest inzwischen als Suchmaschine, damit kann ich mich arrangieren. Trotzdem werde ich auch dort meinen Fotostil nicht auf hell und Pastell umstellen – da verzichte ich lieber auf Klicks bevor ich Bilder so bearbeite, wie andere es gerne hätten.
Bei dem zahlenmäßigen Vergleich der Genitallänge spiele ich schon mal gerne mit. Weniger um selber dick aufzutrumpfen, mich interessiert wirklich bei vielen anderen Blogs, wie das bei den Lesern ankommt. Ich finde es spannend zu sehen, wie verschiedene Stile funktionieren.
Meinen Blog selber, halte ich nicht für Massenkompatibel, im Instagram-Sinn. Ich bearbeite gerne Bilder, das gehört für mich zum Hobby fotografie dazu. Aber mein Stil ist für viele zu düster, spiegeln keine Heile-Glanzwelt wieder, versuchen dabei aber doch schön zu sein. Wenn es was zu nörgeln gibt, dann nörgel ich. Meine Schreibe wird nie einen Preis gewinnen. Mein Aussehen ist zu klein, bei zu dick und überhaupt kein Hingucker – vermutlich.
Aber, das bin ich, das ist mein Blog, das sind meine Fotos! Und mit all dem bin ich zufrieden und Dankbar, dass alles zu erleben. Und das versuche ich auf meiner Seite rüber zu bringen.
LG Thomas
PS: Ich lieben solche Beiträge, ganz abseits des Blogthemas, die dafür einen Einblick in den Menschen hinter dem Blog geben.
Hallo Thomas,
Danke für deinen tollen und ausführlichen Beitrag. Vergleiche ziehe ich auch gerne – und bin dann doch überrascht, wie „klein“ ich doch bin. Und doch ist es nichts mehr, was mich stört. Mein Blog wird gefüllt, ob nun fünf diesen Bericht lesen oder 500. Das war mal anders – aber man macht sich ja verrückt, wenn man jedem Trend nachläuft. Dafür hab ich auch gar nicht die Zeit.
Viele Grüße
Janett
Hallo Janett, schön geschrieben. Die Reise geht immer mehr in Richtung schöner Schein. Ich würde mich aber nicht entmutigen lassen. Auf Dauer setzt sich Qualität durch, damit mein ich nicht Hochglanz-Qualität. Sondern die, die aus dem Herzen kommt. Kann halt nur ein bisschen dauern. Liebe Grüße, Joachim
Hallo Joachim,
danke dir für den Kommentar. Es muss ja für alles einen Markt geben, aber ich bin mal gespannt wo der Weg da in Zukunft hingeht.
Gruss Janett