An einem frühen Samstagmorgen mitten in der Eifel wird es urplötzlich laut in diesem sonst verschlafenen Nest. Ich befinde mich im beschaulichen Borler im Landkreis Vulkaneifel, die Bevölkerungszahl hat laut Wikipedia die 100 nicht erreicht. Querfeldein geht es im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein und über Felder, die Steigung hier hat es in sich, bis man schließlich an einem der Zuschauerpunkte angekommen ist.
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Eifel Rally Festival – ein anderer Eifelausflug
Für passionierte Eifel-Wanderer ist dieser Ort sicher immer einen Ausflug wert, aber an diesem Morgen versammelt sich hier eine andere Sorte von Menschen. Es sind alles Besucher des Eifel Rallye Festivals, welches im Jahre 2023 zum 12. Mal stattfand.
In Borler hoch oben auf dem Hang warten 2015 die Zuschauer geduldig auf das, was da den Berg hinauf kommen mag. Das gab es bis dato nirgends auf der Welt zu sehen, da musste man schon letztes Wochenende in die Eifel reisen. Rund um Daun war es ein wahres Rallye-Fest, was Teilnehmer und Zuschauer hier ablieferten. Über 60 Boliden aus der ruhmreichen Gruppe B-Zeit und auch aus der Gruppe S, die es damals dann doch nie auf die Rallyepisten dieser Welt geschafft hat, gab es zu bewundern. Und das nicht nur im Stillstand, sondern im vollen Drift.
Rallysport-Geschichte in der beschaulichen Eifel
Plötzlich kündigt sich unten im Dorf der erste Rallyebolide an, der den Weg durch das beschauliche Eifeldorf nimmt. Was nun folgt ist eine Zeitreise in die Geschichte des Rallyesports. Von Ford Escort bis Opel Ascona, Opel Kadett und vielen mehr kommt hier alles den Berg hinauf, was mal Rallyegene hatte und noch hat.
Bei manchen ist man aber auch verwundert, der alte Mini oder der Trabbi quälen sich zwar eher die Steigung hinauf, doch ernten viel Applaus für ihren immer noch vorhandenen Kampfgeist. Besonders tut sich auch ein betagter Renault 4 schwer, wird aber mit kräftigen Applaus den Weg auf die Höhen rund um Borler hinaufgehievt.
Der Ton ändert sich plötzlich, als mit einem Lancia Delta S4 der erste Bolide aus den Gruppe B-Zeiten herangebraust kommt. Wagen, die viele nur aus Dokumentationen und von Videos kennen, sind plötzlich zum Greifen nahe. Lancia, Ford, Peugeot und natürlich die Herren der Ringe kommen nun angebraust.
Der Audi Sport Quattro S1 aus dem Jahr 1985 naht und man fühlt sich ein wenig in der Zeit zurückversetzt in die wilden Rallyezeiten, als die Zuschauer im letzten Moment vor den heranfahrenden Geschossen zurückwichen – aus heutiger Sicht purer Wahnsinn. Danach taucht ein echtes Flügelmonster auf, der Audi Quattro Pikes Peak, den Walter Röhrl 1987 auf dem legendären Kurs bewegte.
Die Liste könnte man endlos weiterführen, jeder Bolide hat eine Geschichte für sich zu erzählen. Man fragt sich, wie es war, wenn etwa ein Lancia Stratos aus dem Jahr 1976 am Limit über die Rallyepisten bewegt wurde. Renault 5 Turbo, MG Metro, Ford RS2000 Evo, Toyota Celica… – wer sich für Motorsport interessiert, der musste an diesem Wochenende einfach hier sein.
Die Rallyemeile in Daun
Und auch der Servicepark der Boliden, die Rallyemeile in Daun, brachte einem die alten Zeiten wieder. Frei zugänglich für all,e war man hier den Gruppe B Ungetümen und allen anderen ganz nah und das bei einer lockeren und vor allem familiären Atmosphäre, wie es sie im heutigen Motorsport selten gibt. Faszination Rallyesport – das Eifel Rallye Festival war in diesem Jahr in vielerlei Hinsicht Superlative. Während man nur unweit entfernt am Nürburgring die neuesten Hybrid-Sportprototypen mit der WEC zu Gast hatte und sich die Zuschauer durch den Pitwalk drängelten, ging es in und um Daun deutlich entspannter zu.
Nicht nur, dass es an diesem Wochenende das weltweit größte Gruppe-B Aufkommen zu bestaunen gab, man feierte auch eine besondere Weltpremiere. Viele der geplanten Gruppe S Prototypen verschwanden Ende der 80er Jahre komplett in der Versenkung, als man die Umsetzung dieser Fahrzeuge für die Rallyeweltmeisterschaft einstampfte. Audi Tradition brachte den Gruppe-S Prototypen von damals mit, der letzte seiner Art, der erhalten blieb, aber so gut wie nie bewegt wurde.
Wem anders als Walter Röhrl hätte man diesen Boliden anvertrauen können, also gab dieser sich mit dem Einzelstück auf die Pisten in der Eifel. „Es war ein grandioses Erlebnis, diesen einzigartigen Prototypen bei seiner weltweiten Premiere auf den Prüfungen des Eifel Rallye Festivals steuern zu dürfen“, so Röhrl nach seiner Fahrt, als das Grinsen nicht aus seinem Gesicht weichen wollte.
Eindrücke von der Rallye Strecke!
Vorsichtig musste er aber schon sein, schließlich bewegte er ein Unikat, was hier mehr Kilometer absolvierte, als zuvor in 30 Jahren. Beim Anblick des Gruppe-S-Fahrzeuges – welches so gar nicht nach Audi aussieht, will man sich nur ausmalen, was das damals für eine Ära hätte werden können.
Organisationsleiter Peter Schlömer war jedenfalls mit dem Festival anno 2016 mehr als zufrieden und das zurecht: „Die Zuschauerzahlen sind nochmals gestiegen. Das ist einfach nur fantastisch. Für das Organisations-Team, das monatelang auf dieses Großereignis hingearbeitet hat, ist diese Resonanz eine tolle Bestätigung unserer Arbeit.“
Im Programmheft der Ausgabe 2016 stand vielsagend „Das Goodwood des Rallyesports“ – viel besser kann man es nicht beschreiben. Zwar spielte das Wetter nicht immer mit, aber wir sind nun mal auch in der Eifel, das gehört irgendwie immer dazu.
Bongard, Sarmersbach, Bodenbach, Borlder und wie sie alle heißen – in den Dörfern der Vulkaneifel ist nun wieder Ruhe eingekehrt, die Rallyemeile in Daun ist abgebaut – wer das Eifel Rallye Festival noch nicht erlebt hat, der muss nun ein Jahr warten, lohnen tut sich das aber in jedem Fall. In diesem Sinne, Keep Rallying!
Ihr habt auch Lust auf die Eifel Rallye?
Alle Info zur Eifel Rallye 2024 – welche im August stattfindet – findet ihr unter eifel-rallye-festival.de
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