Nicht ganz 600 PS und purer, satter V8-Sound – das erwartet einen im Rahmen der „Richard Petty Driving Experience“ an vielen Strecken in den USA. Fahrerlebnisse und selber fahren sind hier zu Lande teuer – zwangsläufig ist das keine günstige Angelegenheit. Für den Motorsportfan, der einmal Amerika besucht, sieht das ein wenig besser aus. Zugegeben, am Ende um die 800 US-Dollar sind kein Pappenstiel, doch im Vergleich mit den hiesigen europäischen Angeboten steht solch ein Preis doch ganz gut dar.
Ich hatte das große Glück, zweimal an dieser „Driving Experience“ teilzunehmen. Im Jahr 2008 bewegte ich die Startnummer 42 mit der Aufschrift eines gewissen Montoyas über einen Micky-Maus-Kurs. Das ist jetzt wörtlich gemeint, fand das Ganze doch auf dem Walt Disney Speedway in Orlando unweit der großen Freizeitparks statt. Auf dem kleinen Oval wagte sich vor Jahren einnmal die Indy Racing League in ein Rennen und vor nun mittlerweile sechs Jahren ich mich in einen NASCAR-Boliden. Der Amerikaner fährt ja in der Regel privat Automatik, also waren Getriebe und Kupplung sehr gutmütig. Die Angst, den V8-angetriebenen Dodge abzuwürgen, verflog dann auch schnell. Überhaupt, ums Schalten geht es weniger – zumindest bei der „Rookie Experience“ – sozusagen die Anfänger-Fahrstunde für NASCAR-Neulinge. Und das war ich ja nun auch. Abgesehen von der ein oder anderen Mitfahrt und einigen Runden im Kart brachte ich wenig Motorsporterfahrung mit an den Start.
Inhaltsverzeichnis
Ablauf der Driving Experience
Das Team der Richard Petty Driving Experience nimmt einen als Gast in jedem Fall sehr herzlich auf, in Ruhe wird alles erklärt. Theoretisch denkt man sich, müßte man ja gerüstet sein. Wenn man dann aber im Cockpit sitzt, kommt einem der Gedanke „ich habe alles vergessen“ – aber im Ernst, das Wichtigste bleibt hängen. Wenn der V8 gestartet wird und man hat das Lenkrad in der Hand – ein unglaubliches Gefühl. Der Rest geht viel zu schnell rum. Um aufs Schalten zurückzukommen, Anfahren und bis in den 4. Gang – fertig; nach der letzten Runde „tippt“ man ein paar Mal auf die Bremse – Reaktion gleich Null – schaltet bei der Boxeneinfahrt in den Leerlauf , rollt aus, ist kurz darüber erfreut, dass die Bremse dann doch reagiert und denkt sich: „schnell zurück auf die Rennstrecke“. So erging es mir nun bereits zweimal, schließlich hat man meist in der letzten Runde so langsam ein Gefühl für den Wagen bekommen und bewegt sich natürlich auch dann am schnellsten.
Wichtige Hinweis zu Kosten und Versicherungen
8-12 Runden je nach Rennstrecke werden bei der kleinsten Variante der angebotenen Fahrprogramme absolviert. Preislich startet das Ganze bei der Rookie Experience je nach Strecke mit 449-549 US-Dollar, netto versteht sich. Aktuell habe ich bei den Bedingungen gelesen, dass man für 39 Dollar zusätzlich eine „Driver Release Fee“ hinterlegen sollte, wenn dann doch mal unabsichtlich was passieren sollte und man nicht den halben Wagen ersetzen muss. Der Gedanke kam mir bei meiner ersten Anmeldung auch gleich, da ich ein gefühlt 10-seitiges Formular unterzeichnen musste, keine Ahnung, was da alles im Detail angegeben war… Immerhin habe ich es bei meiner ersten NASCAR-Fahrstunde trotz des sehr gutmütigen Boliden geschafft, einen „360“, einen kompletten Dreher hinzulegen. Aber, ich bin nirgendwo eingeschlagen und man war nur dankbar, dass ich den Wagen wohlbehalten zurück brachte ( „Thanks for bringing the car back“ – aber gerne doch). Das Ganze geschah übrigens nicht während der ersten 8 Runden, sondern wären meines zweiten „Turns“. „Wenn man schon mal da ist“, dass denken sich sicher viele, wenn einem vor Ort das Angebot gemacht wird, nochmals 8 Runden zu einem günstigeren Preis zu absolvieren.
Souvenirs für Daheim
Nach einer abgeschlossenen Experience gibt es Foto, Urkunde (mit Angabe der Rundenzeiten natürlich – NASCAR-typisch mit Geschwindigkeits-Durschnittswerten; nur der Form halber, ich war der Schnellste, muss ja mal gesagt werden) und als kostenpflichtigen Bonus kann man sich eine Onboard-DVD der eigenen Fahrt bestellen, die Lieferung erfolgt ein paar Wochen später direkt nach Hause. Kostenpunkt damals 99 US-Dollar, soweit ich mich erinnere.
Auf den gleichen Strecken wie die großen fahren!
Ganz besonders ist es natürlich, wenn man die Möglichkeit wahrnimmt, auf einer NASCAR-Strecke zu fahren, auf der kurz vorher ein Rennen zum Sprint Cup gefahren worden ist. Dieses Glück hatte ich 2011 auf dem Las Vegas Motor Speedway. Viele Fans des amerikanischen Rennsports interessieren sich für das Rennen in Las Vegas Anfang März. Etwa eine Woche später fand ich mich auf der gleichen Strecke wieder wie die „Großen“ des Sports. Auf jeden Fall ein unvergessliches Erlebnis, auch da das Oval in Vegas natürlich eine ganz andere Dimension ist als der Walt Disney Speedway. Das Banking in der Kurven und die Geschwindigkeit – hier herrscht schon ein anderer Maßstab. Erneut bekommt man nach der Fahrt das Grinsen nicht aus dem Gesicht.
Neben der Rookie Experience kann man bei Richard Petty natürlich noch einiges mehr buchen. Dann wird es allerdings auch langsam happig mit den Preisen. Stufenweise geht es von der „King´s Experience“ bis zur „Advanced Racing Experience“, die dann aber schon bei guten 3.500 US-Dollar liegt. Für alles weitere – Infos gibt es unter www.drivepetty.com. Für die Buchung nimmt man am besten direkt Kontakt per email mit dem Team auf, da die Buchungsformulare anscheinend keine deutschen Motorsportfans erwarten. Aber auch dann geht das Ganze sehr schnell über die Bühne. Und wer ein NASCAR doch einmal auf europäischen Boden bewegen will, auch dafür gibt es mittlerweile Anbieter – einfach mal bei Lenz Leberkern oder Stefan Oberndorfer vorbeischauen.
Meine erste Richard Petty Driving Experience in Orlando (2008)
Im Rahmen meines ersten USA-Besuchs 2008 in Florida nahm ich gleich die Gelegenheit wahr, mich selber ans Steuer eines NASCAR zu setzen. Die Richard Petty Driving Experience kann man auch auf dem Walt Disney Speedway in Orlando buchen. Das 1 Meilen Trioval wurde in den Anfangsjahren der IRL mal für ein Rennen genutzt. Heute finden dort keine großen Rennen mehr statt, man kann hier aber selber NASCAR fahren. Sicher ist die Strecke nicht die schnellste, aber das auf immer noch ca. 600 PS gedrosselte Fahrzeug flößt einem schon Respekt ein.
Nach einer kurzen Begrüßung folgte die Ankleidung mit Rennoverall, danach gab es einen Fahrt im Van über die Strecke, die einem erklärt wurde. Am Kurveneingang stand jeweils eine Pelone um anzuzeigen, daß man hier vom Gas gehen sollte, am Kurvenausgang befand sich ebenfalls eine, ab hier konnte man wieder Gas geben. Die Einweisung ins Fahrzeug (wie nehme ich das Lenkrad ab, etc.) war gut und ausführlich, wobei man sich schwer konzentrieren muss, um das alles zu behalten, man ist ja doch schon recht aufgedreht.
Dann wurden die üblichen Fotos gemacht (mit Auto), der passende Helm ausgesucht und nach und nach wurde man dann aufgerufen. Jeweils zwei „Tandem“ waren unterwegs. Der Instruktor fährt im Wagen voraus, man selber hinterher. Sollte man diesem zu Nahe kommen, bekommt man dies per Handzeichen mitgeteilt. Vorab, das passiert so gut wie nie!
Dann ging es für mich ins Auto und man wurde festgezurrt. Kurzer Smalltalk mit dem Mechaniker, dann hieß es anlassen – ein unglaublicher Sound und ein irres Gefühl. Nun bloß nicht das übliche bei sowas…den Motor abwürgen…Doch zumindest das ist dank einer gutmütigen Kupplung kein Problem. Los gehts, man schaltet in den 4. Gang, mehr wird bei der Driving Experience nicht geschaltet. Zumindest nicht bei der von mir gebuchten „Rookie Experience“ über 8 Runden.
Am Anfang war ich noch etwas übervorsichtig und hatte viel Luft auf meinen Instruktor, nach und nach kam ich aber besser in Schwung mit dem ja doch ungewohnten Gefährt. Der Sound ist einfach genial, wenn man auf der Geraden Vollgas gibt einfach brachial und das einzige was man im Gesicht hat, ist ein breites Grinsen. Es war einfach nur genial und natürlich ging es viel zu schnell vorbei, auf der Gegengeraden gehts auf die linke Seite Richtung Boxeneinfahrt, man kuppelt aus und rollt langsam zur Box zurück, wobei man vorher ein paar Mal die Bremse kräftiger antippen sollte, erstmal reagiert die nämlich gar nicht. Meine Antwort auf die Frage wie es war, war ein einfaches „Let´s Do It again “ .
Da man vor Ort die Möglichkeit hat, direkt nochmal und etwas vergünstigt 8 Runden dranzuhängen war die Entscheidung natürlich klar – wer weiß schließlich, wann man die Gelegenheit nochmal bekommt. Also ging es nochmal auf die Piste. Da mich der Ehrgeiz packte und ich der Meinung war in Turn 1 geht noch mehr, bin ich dort nach 6 Runden mal etwas früher aufs Gas….was sich dann leider gerächt hat und einen Dreher zur Folge hatte…einen „360“ .
Gott Sei Dank nirgends angeschlagen und das Auto am Laufen gehalten….. es gab jedenfalls keine Rüge, nur ein herzlichen Dank, daß ich den Wagen wohlbehalten an die Box zurück gebracht hatte…
Richard Petty Driving Experience in Las Vegas (2011)
Der Las Vegas Motor Speedway war im März 2011 Schauplatz meiner zweiten Nascar-Fahrt mit der Richard Petty Driving Experience. Nur eine Woche nach dem Nascar-Rennen auf der Strecke hatte ich erneut die Rookie Experience gebucht, um in selber wieder einmal ein Nascar zu fahren.
Der größte Unterschied war sicherlich die Strecke selbst. Das 1, 5 Meilen Trioval hat ein Banking von 18-20°, somit deutlich mehr als noch auf dem Kurs in Orlando. Da nur ein paar Tage vorher die NASCAR hier ihr Rennen austrug, das ich noch von der Tribüne aus gesehen habe, war dies natürlich ein ganz besonderes Erlebnis.
Die Einweisung ins Cockpit, die Erläuterung der Strecke und die Verhaltensweise wurden einem nicht direkt auf der Strecke oder am Auto gezeigt, sondern vorab an Bildschirmen erläutert.
Neu war, das das vorausfahrende Fahrzeug jetzt mit Lichtzeichen darauf hingewiesen hat, wenn man zu dicht aufgefahren ist oder der Abstand zu groß ist. Gelb wenn man zu dicht auffuhr (was auch wieder keinem geglückt ist….), Grün wenn man zu weit weg ist. Bis auf die letzten beiden Runden wurde mir auch nur Grün gezeigt…
Auch diese Rookie Experience ging über 8 Runden, wobei man am Anfang vor der Strecke und dem gesamten Komplex doch einiges an Respekt hat. In den letzten 2 Runden war ich in einem guten Rhythmus , diese konnte ich um die 10 Sekunden schneller absolvieren als noch die erste. Somit war ich dann immerhin der schnellste der Teilnehmer.
Als Top-Speed erreicht man um die 134 Meilen, mehr wird bei der Rookie Experience nicht gefahren. Gefahren bin ich diesmal in der Nr. # 20 im Nationwide Toyota Camry von Joey Logano in GameStop-Lackierung. Was sicher noch fehlt, ist jetzt noch eine Fahrt in der #14 !
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