Ich befinde mich im Ruhrgebiet – Mittendrin – kurz hinter Bochum im Süden von Gelsenkirchen – typische Ruhrpott-Vorort-Tristesse kann man sagen. Ein Schild weist mich darauf hin, dass ich mich in einem Naturschutzgebiet befinde – hier muss es irgendwo sein. Ein echter Motorsport-Lost Place – die vergessene Rennstrecke Almaring – der Motodrom Gelsenkirchen.
Auf einem brachen Gelände der stillgelegten Zeche/Kokerei Alma soll es bis in die 80er Jahre eine Rennstrecke gegeben gaben. Allzu schwer ist der Almaring nicht zu finden, selbst bei Komoot und Google gibt es mittlerweile einen hilfreichen Geotag. Vor allem jetzt im Winter erhoffe ich mir, die Spuren der alten Rennstrecke zu entdecken.
Du kommst zur ehemaligen Rennstrecke in Gelsenkirchen, wenn du bis zum Ende der Almastraße in 45879 Gelsenkirchen fährst. Anschließend gehst du zu Fuß unter der Brücke ins heutige Naturschutzgebiet – schon bist du am alten Almaring – den du in etwa einer halben Stunde entspannt umrunden kannst. Hier findet ihr die Tour um den Almaring auch auf Komoot.
Fast vergessen – Das Motodrom Gelsenkirchen
Es dauert nicht lange und ich habe ihn gefunden – alten Asphalt, der vor einiger Zeit für Rennen genutzt wurde. Autospeedway-Rennen um genau zu sein. Ein kurzer Blick zurück in die Historie des Motodrom Gelsenkirchen: 1969 wurde die Rennstrecke angelegt – das war 6 Jahre nach Stilllegung der Kokerei Alma. Zuerst ging es hier auf Schotter rund, auf vier Rädern, aber auch auf zwei.
Ende der 70er Jahre wurde die Bahn asphaltiert, danach gab es die Motorsportliche Aktivität „nur“ noch auf vier Rädern.
Damals muss hier so einiges los gewesen sein. Zahlreiche Klassen und Teilnehmer ohne Ende in einer Zeit, wo der Motorsport noch – wie sagt man so schön – hemdsärmelig betrieben wurde. Die Gesamtlänge des Kurses betrug 750m, Speedway-Sport ja, aber der Almaring ist kein klassisches Oval gewesen.
Eine Rennstrecke als Wanderweg
Heute ist nicht mehr viel übrig geblieben von der Rennaction vergangener Tage. Nach und nach holt sich die Natur die ehemalige Rennpiste zurück.
Die Wetterkapriolen der letzten Jahre haben dem Wald an der Strecke zugesetzt – auf der ehemaligen Rennstrecke liegen viele entwurzelte Bäume. Doch der Streckenverlauf ist noch gut zu erkennen. Insbesondere die Nordkurve, wo sich auch die Einfahrt zum Alamring befindet.
Markierungen auf dem Asphalt sind auch noch vorhanden, gelbe und blaue Linien erinnern noch daran, dass hier am Wochenende mal so einiges los war.
Viele Relikte vergangener Rennsport-Tage sind nicht übrig geblieben, vor ein paar Jahren sollen noch Reste des ein oder anderen Reifenstapels zu sehen gewesen sein – doch auch die findet man im Jahr 2015 schon nicht mehr.
Mitte der 80er endet der Motorsport auf dem Almaring
1984 war es dann auch vorbei in Sachen Motorsport auf dem Almaring. Ausschlaggebende Gründe waren wohl vor allem die Beschwerden der Anwohner damals; auf den Anfahrtsstraßen muss so einiges los gewesen sein. Auch der belastete Kokereiboden musste dann als Argument her. So ist es auch nicht verwunderlich, dass viele Motorsportbegeisterte in Deutschland mit Autospeedway-Sport so gar nichts anfangen können.
Der Sport hat überlebt, nicht bei uns in Sachen Rennstrecken, aber bei unseren niederländischen Nachbarn. Wer beispielsweise noch nicht auf dem Raceway in Venray unweit von Venlo war, der sollte mal dort vorbeischauen und sich die Rennen der HotRods anschauen – vielleicht kann man sich da ein wenig vorstellen, wie das damals war, mittendrin im „Pott“.
Etwas entfernt sind die Geräusche einer S-Bahn zu hören, dazu zwitschern Vögeln rund um die ehemalige Rennstrecke. Die Geräusche von lauten Motoroen gibt es hier schon lange nicht mehr, wir sind halt in einer anderen Zeit – irgendwie wäre man ja doch mal gerne dabei gewesen.
Web-Fundstücke zum Almaring
Beim Suchen nach Informationen rund um den Almaring bin ich auf das folgende Video gestoßen – eine damalige Reportage – auch wenn nicht in bester Qualität – die muss man sich einfach mal anschauen:
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