Wie viel Geschichte weiss man eigentlich über die Stadt, in der man geboren und aufgewachsen ist? Ich habe immer gedacht, das ich mich in meiner Heimatstadt gut auskenne. Ich bin in Krefeld geboren und aufgewachsen, in der bekannten Samt- und Seidenstadt (zumindest das war mir noch bekannt). Als es jedoch um das Thema Schlösser und Burgen ging und Janett mir mitteilte, das es in Krefeld auch so einige gibt, war ich überfragt. Eine Bildungslücke…. Geht ja gar nicht! Aus diesem Grund beschloss ich einmal in die Vergangenheit meiner Stadt zurück zu reisen. Wo kann man sowas am besten, wenn man keine Zeitmaschine hat? In einer Burg! Also machte ich mich an einem teils sonnigen schönen Samstag auf zur Burg Linn.
Diese lässt sich sowohl von innen wie auch von außen besichtigen – außerdem gibt es auch noch ein Museum. Daneben steht ein Jagdschlösschen, welches man ebenfalls anschauen kann.
Burg Linn
Beginnen wir mit der Burg selber… Die Burg wurde im 12. Jahrhundert als Wasserburg im Stadtteil Krefeld-Linn erbaut. Zurück zu führen ist die Burg auf einen Otto von Lynn und sein Bruder Gerlachus. Die Gebeine von Otto sind übrigens im Museum zu betrachten. Im Jahre 1704 wurde die Burg vollständig zerstört und die Renovierung begann erst Anfang der 1920er Jahre. Die Burg befindet sich heute wieder in einem gut restaurierten Zustand. Das Gelände um die Burg läd übrigens zu einem wundervollen Spaziergang ein. Um die Burg gibt es einen Wassergraben, um den man spazieren kann und auch im inneren des Geländes lohnt es sich jede Ecke zu erkunden. Ab dem Burgtor braucht ihr dann aber eine Eintrittskarte, die mit 6 Euro incl. Jagdschlösschen und Museum echt günstig sind. Durch das Burgtor hindurch spaziert kommt man in einen kleinen Innenhof. Dort kann man einige Burg-Räumlichkeiten anschauen und mit etwas Wagemut und Kraft in den Beinen auch den Burgturm erklimmen, um von dort aus Krefeld von oben betrachten zu können.
Einige Räume sind mit schönen alten Teppichen, Tafeln, alten geschnitzten Schränken, Ritterrüstungen Kaminen und Kanonen ausgestattet. In einer Stube stehen alte Webstühle, was ich persönlich sehr faszinierend finde. So kann man sich zumindest ein bisschen vorstellen wie es damals war, hier zu leben. Nur die Heizungen sind modern – die gab es damals nicht – worüber ich aber ganz froh war, denn so ist auch im Winter eine entspannte Besichtigung der Burg möglich!
Das Jagdschlösschen
Ebenfalls sehr sehenswert ist das voll eingerichtete barocke Jagdschlösschen. Wer auf Biedermeier steht, der ist hier genau richtig. Erbaut wurde es allerdings erst im 18. Jahrhundert, und zwar für Clemens August von Bayern. Bestandteil hier sind eingerichtete Krefelder Bürgerzimmer, z.B. das Von-der-Leyen-Zimmer, einer berühmten Krefelder Seidenweberfamilie. Hier findet man richtig schöne Biedermeiermöbel, Gemälde, Porzellan und eine ganz beondere Sammlung alter Musikinstrumente, welche immer Sonntags live vorgeführt werden.
Dieser Ort ist genau das richtige um etwas länger zu verweilen und zu träumen, wie die reichere Gesellschaft vor einigen Generationen fürstlich residiert hat. Mein persönlicher Favourit ist das grosse Biedermaiersofa. Zu gerne hätte ich Platz genommen – das war aber leider verboten…
Das Museum
Am Schluss empfehle ich noch einen Rundgang durch das Museum. Auf mehreren Etagen werdet ihr hier auf eine Zeitreise geschickt, die sich nicht nur um Burgen und Schlösser dreht. Im ersten Stock befinden sich Ausgrabungsstücke von frühmittelalterlichen Gräbern aus der Krefelder Gegend. Neben einer wunderschönen Glasssammlung ist das Highlight mit Sicherheit das Grab des ersten Burgherrn Otto von Linn. Auf der zweiten Etage wird die Stadtentwicklung von Krefeld und Ihrer Umgebung ab dem Mittelalter erläutert und in Modellen sehr interessant dargestellt. Und auf der dritten Ebene befindet sich eine Technikausstellung von Phillips. Kaum zu glauben, wie die ersten Fernseher und Radios mal aussahen… Für mich unvorstellbar im Vergleich zu heute. Wer also technisch interessiert ist, sollte auf jeden Fall einen Abstecher nach ganz oben machen…
Für alle, die nach soviel Geschichte und Kultur nun noch Hunger und Durst bekommen haben, bietet es sich an, den Tag gemütlich mit einer Tasse Kaffee und einem frisch gebackenen Stück Kuchen im Burgcafe ausklingen zu lassen. Leider schliesst das Burgcafe gleichzeitig mit den Öffnungszeiten der Burg seine Pforten. Vielleicht beim nächsten mal doch ein Zwischenstopp ? Und so endet ein Tag voller Kultur meiner Heimatstadt. Ich nehme mit, dass man nie auslernt und es sich doch immer lohnt alle paar Zeiten mal wieder Kulturluft zu schnuppern, denn mein letzter Besuch hier in der Burg und im Museum ist ca. 20 Jahre her. Das nächste mal will ich nicht so lang auf einen erneuten Besuch warten… Einen Tipp habe ich noch! Jedes Jahr zu Pfingsten findet auf dem Gelände der Burg Linn der sogenannte „Flachsmarkt“ statt. Dies ist ein mehrtägiger Handwerkermarkt. Es gibt Ritterdörfer und auch Ritterspiele. Handwerker, die das alte Handwerk noch beherrschen zeigen sich und bieten handgemachte Ware an. Zugleich kann man gutes Bauernbrot essen, Kaffee trinken und in eine ganz andere Welt eintauchen. Ganz besonders für Kinder gibt es auch reichhaltige Angebote…. So sieht mich die Burg vielleicht zu Pfingsten wieder … in einer neuen Zeitreise ins Mittelalter, vielleicht als Burgfräulein ? Da müsst ihr hin: Museum Burg Linn, Rheinbabenstraße 85, 47809 Krefeld
[…] hat in ihrem Artikel ausführlich über Burg Linn geschrieben – wenn ihr mehr über die Burg in Krefeld erfahren wollt. Und wer doch ein […]
[…] weiteres Kulturhighlight ist die Burg Linn, welche ich schon in einem gesonderten Bericht erwähnt habe. Hierzu sein nur noch kurz erwähnt, dass zu Pfingsten alles zur Burg Linn pilgert um […]
Meines Vaters Eltern gehörte diese Burg Linn, war selbst nie da gewesen können sie mir Fotos schicken ? Danke,
rainer linn – ehemaliger politischer häftling
Guck einer an, ein Bericht aus meiner Wahlheimat Krefeld ;-). In der Tat, in Linn und rund um die Burg kann man einen schönen Nachmittag verbringen und Fotomotive suchen. Ein Besuch zum Flachsmarkt ist allemal zu empfehlen, auch wenn es dann schon beim Betreten des Geländes Eintritt zahlen muß und alles viel voller ist.
LG
Michael