Als ich in Vorbereitung auf meinen Schlösser und Burgen – Themenmonat so durchs Internet gestreift bin, blieb mein Blick immer wieder an dem Blog Burgerbe.de hängen. Ich tauchte in zahlreiche Burgengeschichten ein und wusste, mit Jan – dem Autor hinter Burgerbe.de muss ich unbedingt ein Interview machen! Ich hab mich bei einem solchen Experten natürlich mit neugierigen Fragen nicht zurückgehalten und wünsche euch beim lesen der interessanten Antworten viel Spaß !!!
Erzähl uns doch über deinen Blog und wie du die Idee dazu bekamst. Wieviele Burgen hast du denn schon besucht?
Besuchte Burgen? Das dürften so um die 300 gewesen sein. Am Tag sind ja auch durchaus mehrere drin. Manche Gegenden wimmeln ja nur so vor alten Gemäuern. Deutschland war ja im Mittelalter in Unmengen kleiner Herrschaften aufgesplittert. Und jeder Mini-Fürst brauchte auch ein festes Haus. Die Folge: Fast überall ist heute „Burgenland“. Leider haben in fast allen Anlagen im Lauf der Zeit eine Feuersbrunst oder ein bauwütiger Schlossherr getobt, so dass wir das mittelalterliche Aussehen oft nur noch ahnen können.
Die Idee ist vor Jahren entstanden, weil ich meine Burgenfotos ins Netz stellen wollte. Und Fotos ohne Text sehen halt blöd aus (sorry Instagram). Oft sind die Erklärungen, die man als Burg-Besucher auf irgendwelchen Schautafeln bekommt, sehr verknöchert und jahreszahlenlastig. Es macht aber nicht wirklich Spaß, die Geschichte eines Rittersitzes tabellarisch runtergerasselt zu sehen, obwohl da womöglich spannende Geschichten hinterstecken.
Hier mal ein fiktives Beispiel (einzelne Punkte sind aber durchaus vorgekommen):
– 1230 Grundstein gelegt durch Otto den Verkopften
– 1270 Erweitert durch Otto II. (bzw. eher dessen Gattin Alwine)
– 1235 zerstört durch Benno den Eifersüchtigen
– 1525 zerstört durch wütende Bauern
– 1625 zerstört durch wütende Kaiserliche
– 1689 zerstört durch französische Truppen. Nicht ganz so wütend, aber effizient.
– 1710 Zum Barockschloss umgebaut durch Bischof von Protz
– 1855 Schlossbrand, danach Ruine
– 1944 Nazi-Wissenschaftler betreiben im Kerker ein Waffenlabor
– 1973 Stadt plant Abriss und Bau eines Einkaufszentrums
– 1974 Gründung eine Bürgerinitiative
– 1978 Beginn der Sanierung
– 1990 Einzug des Burgmuseums
– 1998 Erneuter Schlossbrand
– 1999ff Streit um Wiederaufbau und weitere Nutzung
Wenn ich so etwas lese, möchte ich doch die Geschichten hinter den Jahreszahlen kennenlernen. Und die versuche ich gelegentlich zu erzählen. Gerne nehme ich Punkte aus der Geschichte auf, aber auch Sagen oder aktuelle Denmalschutz-Streitpunkte. Apropos: NRW will seine Mittel für den Erhalt seiner Baudenkmäler weitestgehend zusammenstreichen. Ein fataler Fehler, finde ich.
Worauf sollte man als Reisender achten wenn man eine Burg besucht?
Naja, die Öffnungszeiten zu kennen, wäre schon hilfreich. Und wann letzter Einlass ist. Manche Burgen sind ja auch nur mit stündlicher Führung zu besichtigen, ansonsten bleibt das Tor zu. Was die Anfahrt angeht: Die Deutschen schildern ihre Burgen ja übertrieben gründlich ab der Autobahn aus (Danke, liebe Gemeindeverwaltungen). In andern Ländern nimmt man eher an, dass doch eh jeder weiß, wo die Burg steht und setzt die Schilder erst kurz vors Burgtor. Daher schaue ich in der Regel vorher nach den Anschriften und gebe sie ins Navi ein. Das führt zwar schon mal zu Touren über französische Feldwege, aber meistens komme ich irgendwie an.
Einige Burgen sind ja auch im Privatbesitz, gibt es da Chancen diese auch zu besichtigen? Hast du Tipps?
In Deutschland sind viele sonst verschlossene Anlagen am „Tag des Offenen Denkmals“ offen. „Privatbesitz“ heißt ja oft nur, dass die Eintrittsgelder höher sind. Natürlich macht es mich neugierig, wenn ich irgendwo gar nicht reinkomme. Da mache ich dann halt Fotos von weitem.
Welche Burg ist dein absoluter Favorit in Deutschland ?
Meine Lieblingsburg ist Burg Eltz nahe der Mosel, durchgehend bewohnt seit 39 Generationen. Eine Art mittelalterlicher Wolkenkratzer, dicht gefolgt von Burg Kriebstein in Sachsen. Optisch eine Augenweide – und ich mag Geschichten von eingemauerten Schätzen, wie dem vom tapferen Graf Lehndorff auf Kriebstein, einem der Akteure des Putschversuch gegen Hitler vom 20. Juli 1944. Meine Lieblingsruine ist Schloss Auerbach in Hessen, das seit Jahrhunderten von einer zähen Kiefer überragt wird, die sich dort eingenistet hat.
Meine Lieblingsschloss ist die geschichtsträchtige Residenz Sigmaringen, weil sie auf einer Felsklippe an der Donau steht und mit ihren ganzen Türmchen ein bisschen wie Hogwarts aussieht. Und weil ich die Gegend mag. Ist übrigens im Privatbesitz der Linie Hohenzollern-Sigmaringen, die freundlicherweise Führungen zulässt. Meine jüngste Lieblingsburg ist übrigens Burg Lichtenstein von 1840/42, eine Ritterburg-Kopie direkt an der Abbruchkante der Schwäbischen Alb.
Welche Burg kann man sich eigentlich sparen?
Kommt drauf an. Ist vielleicht nicht für jeden etwas, im strömenden Regen hunderte Meter auf verschlammten Pfaden einen Berghang hinauf zu kraxeln, um sich ein paar umgefallene Steine anzusehen. Mach ich auch nur, wenn gerade nichts anderes anliegt. Ich fand das „Schneewittchenschloss“ Château d’Ussé nahe der Loire ziemlich teuer und enttäuschend.
Gibt es auch eine empfehlenswerte Burg auf der man übernachten kann?
Eine? Hunderte. Google mal Burg- und Schlosshotels. Wir sind mal eher zufällig auf dem großen Schloss Thurnau in der Fränkischen Schweiz gelandet. Das wurde gerade umgebaut. Kam uns so vor, als ob wir in der Nacht die einzigen Gäste im ganzen Schloss gewesen wären. Ein tolles Erlebnis.
Welches Burgevent sollte man nicht verpassen?
Meine Kollegen sind von den Benrather Schlosskonzerten ganz hingerissen. Die Heidelberger Schlossbeleuchtung, ein Feuerwerk auf der Schlossruine, muss auch ganz toll sein.
[…] Und hier geht’s zum ganzen Interview: „Der Herr der Burgen – Burgerbe.de über Jahreszahlen, Feuersbrunst und französische Feldwege“ […]
[…] Und hier geht’s zum ganzen Interview: “Der Herr der Burgen – Burgerbe.de über Jahreszahlen, Feuersbrunst und französische Feldwege” […]