„LAUF!“ Das Pferd vor mir schnaubt mich an. Und bleibt stehen. Ich versuche es mit „vorzeigen“ und laufe im Kreis herum. Fast glaube ich, es lacht mich aus. Immer noch steht es an der selben Stelle, diesmal jedoch schaut es mich eher fragend an. Mir reicht es. Ich habe keine Lust mehr.
Dabei war die Aufgabe doch recht überschaubar. Bring ein Pferd nur mit Worten dazu, deinen Anweisungen zu gehorchen. Das jedoch ist leichter gesagt als getan, wenn vor mir ein Pferd vor steht, welches sich lustig macht. Ich darf mich nicht aus meinem Kreis herausbewegen, schieben funktioniert also auch nicht. und berühren darf ich die große Stute vor mir auch nicht. Einzig der dünne Strick in meiner Hand darf verwendet werden.
Heut ist nicht mein Tag. Schon vorhin in der Küche des Reitstalles von Kathrin Beese Gotthardt hab ich das Gefühl, das mich die Cheffin des Hofes „durchschaut“. Auf den ersten Blick sieht sie mein Talent, aber auch meine Schwächen. Während ich – wie immer wenn ich nervös werde – meine halbe Reiselebensgeschichte erzähle, erklärt sie mir mit wenigen Worten, wo es hapert in meiner Herangehensweise an der Projekt Blog und vor allem an das Thema „Durchsetzungsvermögen“. Zu schnell lass ich mich verunsichern – und mal ehrlich – eine Führungskraft war und bin ich nicht wirklich.
Erfolg jedoch – das habe ich an diesen Tag gelernt – hat etwas mit selbsbewussten Auftreten zu tun. Wie kann ich Menschen von meinen Fähigkeiten überzeugen, wenn mich selbst ein Pferd müde belächelt? Kathrin greift ein. Sie sieht, wie ich in der Arena kurz vorm Verzweifeln bin. „Weisst du woran es liegt, das sich das Pferd nicht bewegt?“ Ich schau sie an und schüttele den Kopf. Dann, mit nur einen selbstbewussten „Hey!“ von ihr, läuft das Pferd los. Noch mal fragt sie mich – was der Unterschied zwischen meinem und ihrem Verhalten ist.
In diesem Moment klingelt es. Das Problem ist Selbstvertrauen. Das hatte ich während meiner ersten gescheiterten Versuchen nicht. Ich atme tief durch, stell mich aufrecht hin und versuche es nun auch. Hey! Und das Pferd läuft. Mit dem Seil in meiner Hand wedele ich durch die Luft und um mich herum trabt ein Pferd. Erst als ich ruhiger werde, beginnt sich auch das Pferd zu entspannen. Katrin bittet mich, doch einmal herumzulaufen. Das Pferd! Es folgt mir.
„Pferde brauchen, wie Menschen auch, jemanden der sie anführt. Nur wenn sie in dir jemanden sehen, dem sie vertrauen können, werden sie dir folgen“ erfahre ich von ihr. Motiviert von meinen ersten Erfolgen bittet mich die Pferdetrainerin noch um einen zweiten Versuch. Angestachelt von meinem neuen Selbsbewusstsein fängt auch das zweite Pferd sofort an zu laufen. Ich jedoch meine es zu gut und verlange zuviel – so das mein Pferd irgendwann das weite sucht.
Verdattert stehe ich da. Was habe ich nun wieder falsch gemacht? „Es ist wie bei allen Dingen im Leben – auf die richtige Dosis kommt es an.“ Wieder einmal bin ich verblüfft, als Frau Beese Gotthardt mir die Paralellen zwischen dem Arbeitsleben und dem Alltag im Pferdetraining aufzeigt. Während Pferd 1 den Druck aushält, wird es Pferd 2 schnell zu viel. Auch im normalen Arbeitsleben gibt es Menschen, die man mit mehr Druck motivieren kann – während andere sich bei zuviel Stress schnell zurückziehen.
Mein Probe-Coaching ist nach dieser eindrucksvollen Eigen-Erfahrung schon vorbei. Ich bin beeindruckt, wieviel mir die Pferde und vor allem Kathrin Beese Gotthardt über mich selbst beigebracht hat. Ich werde in Zukunft viel an meiner Körpersprache arbeiten. Und an meiner Durchsetzungsfähigkeit.
Normal sind ihre Kunden nicht „Blogger“ sondern Unternehmen und Privatleute aus ganz Deutschland. Gerade für sogenante „Leadershipseminare“ für Führungskräfte ist ein solches Training (das ich nur in Grundzügen erleben durfte) eine sinnvolle Weiterbildung. Ich erfahre, das Training mit Pferden für fast jede Art eines Coachings sinnvoll ist. So werden die „Therapiepferde“ schnell zum Spiegel der eigenen Probleme und helfen so auch bei der Arbeit an selbigen.
- Für Gruppen gibt es im Haus auch einen Seminarraum, die meiste Zeit jedoch wird mit den Tieren gearbeitet.
- Für Unternehmen sind vor allem Kurse für Führungskräfte, Gruppenfindungen (wenn beruflich neue Teams gebildet werden sollen) sinnvoll
- Für Einzelpersonen wird Coaching für Burn Out Prävention, Übungen zur Körpersprache, Gesundheitsförderung sowie in speziellen Frauen Kursen angeboten
- Preise und Termine können über die Homepage seminare-wustrau.de angefragt werden.
- Ein Unternehmenscoaching kann unter bestimmten Umständen gefördert werden. Genaueres könnt ihr aber auch erfragen
- Wer selbst Pferdecoach werden will, kann das in Wustrau am Ruppiner See eben so.
- Für die Kurse (egal ob privat oder für ein Unternehmen) sollte man sich mindestens einen Tag Zeit nehmen. Die Kleidung kann einfach sein, von Anzugmenschen lassen sich die Pferde wenig beeindflussen.
Wustrau ist am besten mit dem Auto zu erreichen. In umittelbarer Nähe zum Reiterhof gibt es ein paar Parkplätze.
Zwischen dem Reiterhof in Wustrau und dem Resort Mark Brandenburg gibt es eine enge Kooperation. Das Coaching-Angebot kann auch über das Hotel gebucht werden. Vom Hotel aus fährt man gut 20 Minuten, auf Wunsch kann auch ein Shuttle organisiert werden
- Meine weiteren Erlebnisse mit Pferden lest ihr hier
- Sabine ist auf Islandpferden geritten
- Sarah reitet nicht, sie wandert. Mit Egon. Lesenswert!
Offenlegung: Im Rahmen einer Recherche zum Thema Business wurde ich vom Hotel Resort Mark Brandenburg eingeladen.
Hallo Janett, Dein Blog hat sich toll entwickelt.
Ich habe, seit Du bei mir gewesen bist, hier und da mal vorbei geschaut, um mir einen Input zu holen, wenn ich mich hier „von dannen“ machen kann :-).
Ich hoffe, das ist in diesem Jahr wieder öfter der Fall. Danke für Deine Tipps!
Liebe Grüße vom Ruppiner See sendet Dir Kathrin.
http://www.consultingup.de
[…] Janett von Teilzeitreisender berichtet über ihr pferdegestütztes Coaching […]
wow, was es alles gibt. Ich finde die Kombination aus Pferden und „Menschentherapie“ total faszinierend. So etwas kenne ich nur aus der Reittherapie für meine autistische Tochter. Aber da haben wir nie solche Themen behandelt, es ging mehr um ihre Körpererfahrung.
Vielen Dank für den tollen Artikel.
Ist ja total beeindruckend ! Und mal was ganz Anderes. Ich wusste gar nicht, dass so etwas überhaupt existiert. Ein toller Artikel !