Ich muss ziemlich aufpassen. Vor gut drei Wochen bin ich blöd umgeknickt und eigentlich muss ich mit meinen Fuß ziemlich vorsichtig sein. Das jedoch ist in der Altstadt von Porvoo gar nicht so einfach. Altes Kopfsteinpflaster, leichter Anstieg und dann soll ich auch noch aufpassen, über was geredet wird?
Ich habe gerade ziemlich viel mit meiner Koordination zu tun. Doch dann fällt der Name „Mika Häkinnen“. Und sofort bin ich hellwach. „Der hat hier im Dom von Porvoo geheiratet.“ bekomme ich gerade noch so zu hören. Der „Dom“ ist eine Kirche – schlicht und einfach, aber erhaben an höchster Stelle des kleinen Ortes zu finden.
Inhaltsverzeichnis
Am Finnischen Meerbusen gelegen
Doch was heißt klein – Porvoo ist 654,78 km² groß und hat über 50000 Einwohner. Nach Turku ist die Stadt am Finnischen Meerbusen die zweitälteste Stadt von Finnland und sicherlich eine der schönsten. Einen Tag haben wir für den kleinen Ort Zeit.
Und wir stellen schnell fest – Porvoo ist eine kulinarische Hochburg. Wir starten im „Zum Beispiel“, einem Restaurant, welches von einem Deutschen geleitet wird, der jedoch schon seit mehr als 20 Jahren in Finnland lebt.
Wir erfahren, dass er viel reist und genauso vielfältig wie die Welt ist auch das Angebot auf der Speisekarte. Für uns ist es noch ein wenig früh für den Tag, wir genehmigen uns nur einen Kaffee, in der Mittagszeit jedoch trifft man hier neben Touristen auch zahlreiche Einheimische.
Holzhäuser in der zweitältesten Stadt Finnlands
Die Innenstadt ist niedlich, an vielen Orten jedoch auch sehr touristisch.
Viele kleine Lädchen, in denen allerhand für daheim zu kaufen ist, lockt viele Finnlandtouristen ins Zentrum der Stadt. Ich mag diese Holzhäuser, die 1760 entstanden sind und sofort heimelig wirken.
„Zur Weihnachtszeit müssen sie einmal nach Porvoo kommen, wenn alles geschmückt und beleuchtet ist, herrscht hier eine magische Stimmung“ erzählen uns die beiden Guides. Doch auch jetzt finde ich den Ort recht charmant. Naja – bis auf das Pflaster, auf dem ich mich bewege. Der Anstieg zur Kirche ist nicht minder anstrengend und ich habe so langsam Hunger.
Der mit dem Schwein tanzt
Unser zweiter Stopp ist das Hotel Onni. Mit 5 Zimmern ist es ein sehr kleines und recht niedliches Hotel, warum ihr jedoch unbedingt hier vorbeikommen müsst ist die Küche.
Das Restaurant SikaPelle, welches nach einem Schwein benannt wurde, hat eine der besten Küchen des Ortes und ist natürlich nicht nur für Hausgäste zugänglich.
Wie lecker vor allem das Frühstück des Hauses ist und in welcher stilvollen Umgebung dort gefrühstückt wird (Gruppen), davon durften wir uns selbst überzeugen. Wer im Restaurant essen will, sollte rechtzeitig reservieren, selbst um 11 Uhr vormittags waren die Tische alle besetzt.
Das beste (mir bekannte) Eis in Finnland
Eigentlich hätte mir dieses zweite Frühstück den Rest geben sollen. Aber wie es nun mal so ist – Eis geht immer! Im Café Postres gibt es nicht nur lecker Frühstück und Kuchen und selbstgebackenes Brot, sondern eben auch geniales Eis. Ich als Eiskenner muss das wissen. Ganz billig ist es nicht, aber hey – im Urlaub ist alles möglich! Wer im Sommer in der Gegend ist, sollte sich diesen Stopp nicht entgehen lassen.
Porvoo ist nichts für satte Menschen. Überall entdecke ich Leckereien und interessante Restaurants und wundere mich, dass die Finnen hier dennoch so schlank sind. Soll ich sagen, dass ich über die Weiterfahrt ganz froh war? Ich hätte sonst wohl nach Hause gerollt werden müssen.
Ein Foto-Stopp vor besonderer Kulisse
Wir reisen noch nicht sofort ab – einen kurzen Abstecher an einen tollen Fotostopp lässt sich unser finnischer Busfahrer nicht nehmen. Wir fahren auf die andere Seite des Flusses Porvoonjoki – und haben von dort einen tollen Blick auf die bekannten roten Holzhäuser. Schade nur, dass die Sonne in diesem Moment hinter dicken Wolken verborgen ist.
Das Umland von Porvoo
Unser Bus fährt weiter – unser nächster Stopp ist ein Besuch bei einer in Finnland sehr bekannten Künstlerin – Riitta Nelimarkan.
Bongan Linna – Mehr als Kunst
Zugegeben – ihre Kunst find ich ganz interessant – viele ihrer Kunstwerke der vergangenen 30 Jahre sehen aus wie Knüpfteppiche. Nur bunter – und kreativer. Rijtta ist jedoch nicht nur Künstlerin, bei einem Besuch ihrer „Privatgemächer“ schaut mich ein ausgestopfter Elch an.
Neben der Kunst hat sie sich auch der Jagd verschrieben – ein wohl sehr beliebtes Hobby in Finnland – wie ich auch bei unserem nächsten Stopp erleben darf. Wer sich das Atelier von Rijtta mal anschauen will oder auf der Suche nach besonderer Kunst ist, der sollte einen Stop in Loviisa einplanen. Dort steht auch eine tolle Kirche und eine Burg, die man sich durchaus einmal anschauen kann.
Gutshof Malmgård – Eine Besichtigung
Wir haben an diesem Tag noch einen besonderen Termin auf dem Gutshof Malmgård, welches ebenfalls in Lovijsa beheimatet ist. Das Gutshaus der Familie Creutz kann besichtigt werden und zeigt eindrucksvoll, wie wohlsituierte Finnen in den letzten Jahrhunderten vor Ort gelebt haben. Die Führungen über den Gutshof sind vor allem dann interessant, wenn ein Familienmitglied sie durchführt und eindrucksvoll von dem eigenen Leben vor Ort berichtet. Fotografieren ist im Haus nicht erlaubt, wir haben eine Sondererlaubnis bekommen.
Bierverkostung im Umland von Porvoo
Ein ganz besonderes Highlight versteckt sich jedoch etwas abseits des Haupthauses. Die Malmgård Brauerei ist über die Grenzen von Finnland bekannt und bietet neben Verkostungen auch Führungen an. Wer abseits des Bieres auf der Suche nach ursprünglichen Lebensmittel und Bioprodukten ist, der wird im Shop vor Ort ebenfalls glücklich! Das Bier (und ich habe nur ein halbes Glas getrunken) geht mir in den Kopf – und so verpenn ich fast den Weg zum letzten Stopp des Tages.
Eine Nacht im Hotel Haikko Manor & Spa
Eine Nacht in einem Luxushotel in Porvoo? Ich muss zugeben, das mich die Beschreibung ziemlich neugierig gemacht hat. Das Hotel Haikko ist eines der bekanntesten Hotels in Finnland und mein Anspruch deswegen auch recht hoch. Das Ambiente „Drumherum“ ist wirklich schön. Eine große Parkanlage – ein „Weißes Herrenhaus“ auf dem Berg und die Ostsee quasi vor der Haustür. Auch die Zimmer haben mich beeindruckt.
Ich habe im „Haupthaus“ in einer Suite mit Wohnzimmer und riesigem Bad übernachtet und hab sehr gut geschlafen. Doch wo Licht ist, ist oft auch Schatten. Eine „Bausünde der 80er“ versperrt mir den direkten Blick auf den See und der Spabereich ist für die große Anzahl an Gästen eigentlich zu klein.
Positiv kann ich jedoch das Restaurant hervorheben. Im „Weißen Haus“ haben wir es uns abends so lange gut gehen lassen, bis wir freundlich hinauskomplimentiert wurden. Muss ich sagen, das der Ausblick beim Frühstück von hier oben fast vergessen macht, dass es hier auch ein paar Schatten gibt?
Ein wenig schräg fand ich die vorgestellten „Gesundheitsanwendungen“. Vor Ort kann man sich Fett wegfrieren und Zähne bleichen lassen – das passende Kleingeld vorausgesetzt. Und wer sich dann dort noch den passenden Prinzen angelt kann gleich vor Ort heiraten und mit einem Rolls Royce vorfahren.
Solltet ihr mal vor Ort sein, beobachtet die Schwäne am Wasser. Ich bin auf die beiden hereingefallen.
Mein Trip nach Porvoo kurz zusammengefasst
- Porvoo ist von Helsinki in ca. 50 Minuten mit dem Bus erreichbar. Für die Innenstadt sollte man sich schon 3 – 4 Stunden Zeit nehmen.
- Das Gutshaus Malmgard und die Brauerei erreicht man nur mit dem Auto oder mit dem Bus in einer Reisegruppe. Besuche müssen vorangemeldet werden (sowohl fürs Herrenhaus als auch für die Brauerei) und finden vorrangig im Sommer statt. In der Weihnachtszeit gibt es hier vor Ort auch einen kleinen Weihnachtsmarkt
- Die Kunstausstellung könnt ihr an einigen Tagen im Sommer kostenlos besuchen, mehr Infos findet ihr unter bonga.fi
- Leider nicht erlebt habe ich eine Tour mit der Museumseisenbahn Porvoon Museorautatie, die im Sommer jeden Samstag für 10 Euro von Helsinki nach Porvoo fährt.
- Noch mehr über Ausflugsziele erfahrt ihr auf der Homepage von Porvoo
- Im Sicapelle solltet ihr vorab einen Tisch reservieren. Mehr Infos, auch zum Hotel Onni findet ihr hier
- Das Porvoo im Winter unglaublich toll ist beweist der Bericht von Tina
- Geertje hat sich in Porvoo am Stand Up Paddeling versucht
Offenlegung: Ich wurde von Finnlines und VisitPorvoo sowie dem HaikkoHotel auf eine Finnrelax-Reise eingeladen.
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