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Europäische Kulturhauptstadt 2016
Nun habe ich es schon letztes Jahr nicht geschafft, eine der Kulturhauptstädte 2015 (es sind immer zwei benannt) Mons bzw. Pilsen zu besuchen. Dieses Jahr jedoch hatte ich mir einen Besuch vorgenommen. Die Wahl fiel schwer – San Sebastian oder Breslau? Ich wollte schon immer mal nach Polen und man nennt Breslau auch die ewig schöne Stadt von Schlesien. So sollte es sein – das ich wenige Wochen später in Breslau landete.
Das Zeichen der Kulturhauptstadt Breslau fällt sofort auf. Schon am Flughafen sticht es einem ins Auge. Prägt es euch ein! Es wird euch immer ein Hinweis sein, wo genau es die Kunst, welcher Art auch immer, zu finden gibt.
Besucht Barbara
Euer erster Weg muss euch zu „Barbara“ führen. Das ist der offizielle Infopunkt der Kulturhauptstadt. Das Touristenbüro hat nämlich von den einzelnen Ausstellungen und Events wenig Ahnung. Bei „Barbara“ sitzen junge Leute, die einem auch gute Tipps geben, und sie sprechen alle gut englisch.
Ganz wichtig – Lasst euch für alles die genauen Öffnungszeiten geben. Ich habe zweimal vor verschlossenen Türen gestanden, weil erst ungewöhnlich spät oder an diesem Tag gar nicht geöffnet war. In der Kulturbroschüre sind die Zeiten nicht verzeichnet. Diese Broschüre erscheint für jeden Monat neu. Vielleicht ist meine Anregung, die Öffnungszeiten zu benennen ja aufgegriffen und umgesetzt worden.
Die Events und Ausstellungen zur Kulturhauptstadt
- Literatur: Als ich da war, gab es nur Events in polnischer Sprache. Also fragt nach, ob es vielleicht Lesungen oder Festivals in anderen Sprachen gibt.
- Theater: Diesen Bereich gilt es, etwas genauer zu betrachten. Hier gibt es durchaus Aufführungen, die mehr von der Darstellung als von der Sprache leben. Ich persönlich habe andere Kunstarten im Focus gehabt.
- Visuelle Künste: Ich habe mir die Ausstellung „Meditation und Ausdruck“ angeschaut. Sie wird an einem ungewöhnlichen Ort gezeigt: Im Hauptbahnhof. Vom quirligen Treiben im Bahnhof kommt man in die ruhige Umgebung der Ausstellung, um sich die Werke der sechs polnischen Künstler anzuschauen. Auch der Flughafen bietet Kunstobjekte verschiedener Künstler an. Sie sind an unterschiedlichen Orten des Flughafens zu finden, z.B. „binary Waves“ im Außenbereich.
- Architektur: Im Architekturmuseum, direkt am Ufer der Oder gelegen, habe ich mir eine Ausstellung zum Thema Werkbundsiedlungen angesehen. Der Werkbund hat, wie das Bauhaus, nach dem ersten Weltkrieg wohnungstechnisch auch „Den Weg in die Modernität“ gesucht, so der Name der Ausstellung. Sechs experimentelle Siedlungen werden dargestellt. Den Katalog dazu gibt es auch in deutscher Sprache.
- Film: Gezeigt wurde unter anderem der Filmklassiker „American Flyers“ aber auch eine Reihe von Kurzfilmen zum Thema „Bike“. Diesen Bereich habe ich persönlich leider nicht besucht.
- Musik: Ich habe mir das Projekt „Passage“ vorgenommen. Als erstes ist das Gebäude des Nationalen Musikforums zu erwähnen. Das Konzerthaus ist in großzügigem Stil in kurzer Entfernung zum Opernhaus gebaut worden. Ziel der Architektur ist es, dem Besucher Assoziationen zu Musikinstrumenten zu geben. Ziemlich klar wurde mir das in der Eingangshalle des Forums. Von den schwarzen, glänzenden Wänden heben sich die weißen Galerien der einzelnen Etagen wie Klaviertasten ab. Das Projekt „Passage“ ist ein Klang-Licht-Korridor. Ich habe ihn mehrmals durchschritten, um die Installation, deren Klangwiedergabe ich mit meinen Bewegungen beeinflussen kann, richtig aufnehmen zu können. Interessant!! – Ein weiteres Großprojekt ist „Singing Europe 2016“ im Juli, eines der größten Chorereignisse in Europa in 2016. Der Chor wird aus ca. 3.000 Sängern bestehen.
- Sonderprojekte: Hier sei kurz das Projekt „Fernrohr“ erwähnt. Es ist ein interaktives Kunstprojekt, installiert vor dem Hauptbahnhof. Im Inneren des Zeltes gibt es eine direkte visuelle Verbindung zwischen Berlin und Breslau in Echtzeit. Ich kann also sehen, was zu diesem Zeitpunkt im Zelt und vor dem Hauptbahnhof in Berlin los ist. Auf einem großen Display schreibe ich Grüße, die in dem Moment auf den Bildschirmen in Berlin zu sehen sind. Tolle Installation der Telekommunikation!!
Ein Spaziergang in den Szenevierteln von Breslau
Abgesehen von den offiziellen Veranstaltungen und Ausstellungen begegnen mir unterwegs immer wieder kleine Kunstprojekte in Form von Straßenkunst oder Musik in den Szenevierteln. Hier sei besonders das Viertel „Achtsamkeit der vier Religionen“ genannt. Der Name entstand 1991. Damals flogen Steine zwischen den religiösen Gotteshäusern. Das war der Anlass für die vier dort ansässigen Religionen, zusammen zu arbeiten auf Basis der Achtsamkeit. Sie arbeiten und feiern zusammen.
Es ist ein ganz besonderer Bereich Breslaus entstanden – in der südwestlicher Teil Innenstadt rund um die Synagoge. Überall trifft man auf szenige Kneipen, Cafés mit vielen jungen und jung gebliebenen Leuten und Musik, die man öfter aus den Kellerbars hört. Das darf man auf keinen Fall verpassen!!
Fazit
Auch wenn mir die momentane politische Situation in Polen nicht gefällt, die künstlerische Arbeit Polens durch eine Reise zur Kulturhauptstadt Breslau zu würdigen, ist eine Reise auf jeden Fall wert.
Lasst euch Breslau 2016 nicht entgehen!!
- Kulturhauptstadthotspot – Barbara
Adresse: Swidnicka 8c, 50-067 Breslau
Täglich von 8 – 20 Uhr geöffnet. Nicht gleich um 8 Uhr da sein, es kann sein, das niemand da ist.
- Geldwechsel
Besser in Polen vornehmen. Ich bevorzuge die Wechselstube „Kantor“. Sie haben viele kleine Zweigstellen. Der Kurs war immer besser, als in Kiosken, in denen man auch wechseln kann.
- Restaurants
Ich möchte euch ein kleines Bistro in Altstadtnähe aber außerhalb der Touristenströme empfehlen: „Botanika DUSZY“
Es gibt eine kleine Auswahl an veganen, vegetarischen Gerichten aber auch Fleisch- und Fischgerichte. Alles ist frisch und handgemacht. Selbstgemachte Kräuterlimonade oder einen Kaffee mit Kardamom und Lavendel, dazu ein Stück selbstgebackenen Kuchen, auch vegan. Gleichzeitig kann man sich hier ein paar Nahrungsergänzungsmittel mitnehmen zu sehr günstigen Preisen. Unbedingt besuchen und von mir grüßen!!
Adresse: Ul. Szczytnicka 36b, Wroclaw
- Ein kühles Bier gefällig?
Eine weitere gute Empfehlung, um die wehen Füße am Nachmittag bei einem schönen kühlen Bier auszuruhen, ist der Music Pub „Stary Klasztor“. Es ist ein altes Kloster, zum Pub und Restaurant umgebaut mit einer Terrasse vor dem Klostereingang. Viele verschiedene Biersorten gibt es zu probieren. Zur Küche kann ich nichts sagen, ich habe nur das Bier genossen.
Adresse:Stary Klasztor, Wroclaw, ul. Purkyniego 1
- Tangoschuhe shoppen
Und hier der ultimative Tipp für die Lateintänzer unter euch und auch die Freunde des argentinischen Tangos. Es gibt ein tolles Geschäft für Tanzschuhe – TANGO. Schuhe in allen möglichen Designs sind ausgestellt und das Beste – Lasst euch eure Tanzschuhe dort anfertigen!! Man spricht englisch.
Adresse: Wroclaw, ul. Polaka 18
- Kunsthandwerk kaufen
Eine Empfehlung lautet „Alte Schlachtbänke“ direkt hinter der Elisabeth-Kirche, die in der Altstadt direkt am Ring (Rynek) gelegen ist. Die ursprünglich aus dem Hochmittelalter stammenden Schlachtbänke sind historisch wertvoll wieder aufgearbeitet worden und zum Sitz der vielen kleinen Kunsthandwerksgeschäfte geworden. Auch einige kleine Kneipen haben sich angesiedelt.
- Bootstour auf der Oder
Meine Empfehlung ist „Szlak Gondoli“. Ihr findet sie in einem kleinen Hafen abseits der Anlegeplätze für große Touristenboote. Dieser Hafen liegt gleich neben dem Nationalmuseum. Man kann sich schippern lassen oder selber Hand anlegen, z.B. im Kanu oder im Motorboot, wenn der entsprechende Führerschein vorhanden ist.
Breslau verfügt über ein gut ausgebautes Straßenbahn-Netz
Es gibt Zeitkarten für 24, 48, 72, 168 Stunden, d.h. 1, 2, 3 und 7 Tage-Tickets.
Die Tickets könnt ihr schon am Flughafen kaufen.
Es gibt einen Automaten an der Busstation. Der Bus 106 fährt in die City.
WICHTIG!! Pro Gepäckstück müsst ihr am Automaten ein extra Ticket kaufen.
Mehr Infos zum Öffentlichen Nahverkehr in Breslau findet ihr hier
Eurowings bietet einen Direktflug von Düsseldorf nach Breslau, aber auch via Bahn ist die polnische Metropole gut zu erreichen.
Wir haben in einer AirBnB – Unterkunft übernachtet. Davon gibt es auch im Jahr der Kulturhauptstadt einige.
- Karina hat in Breslau Zwerge gefunden
- Torsten zeigt in seinem Bericht ein paar Sehenswürdigkeiten von Breslau
- Maike hat Breslau in der Weihnachtszeit erlebt.
[…] Teilzeitreisender: Kulturhauptstadt Breslau – ein junges, kreatives Polen erleben […]