Winter an der See erleben? Für mich gehört ein Besuch in dieser Jahreszeit an der Küste oder auf einer der Inseln in Nord- oder Ostsee einfach ins Programm, um am Jahresende wenigstens kurz dem hektischen Alltag zu entkommen und mich wieder zu „erden“.
Daher müsste der Titel dieses Blog-Beitrags eigentlich So schön ist Schiermonnikoog im Winter lauten. Denn in den Sommermonaten wird die westfriesische Nordseeinsel sicher ein ganz anderes Bild abgeben, als bei einem Besuch im Winter.
Schiermonnikoog hat es nach unserem Besuch im Dezember hier auf jeden Fall ganz nach oben bei meinen Insel-Favoriten geschafft. Die „Insel der grauen Mönche“ – wegen der ersten Bewohner gibt es diesen Namen – ist ein wahres Naturparadies.
Schiermonnikoog ist ein Nationalpark, in dem sich allerlei Vogelarten einfinden, eine eigene Apfelsorte, selbst im Winter war der Sanddorn überall gegenwärtig, dazu eine vielfältige Landschaft. Von einem langen und breiten Sandstrand über die Dünen bis hin zum Kiefernwald – die kleinste der bewohnten niederländischen Nordseeinseln überzeugt in Sachen Natur auf ganzer Linie.
Wer meint, auf solch einer kleinen Insel gibt es nicht viel zu entdecken, der irrt sich gewaltig. So kommt manche Geschichte zu Tage, die man beim ersten Eindruck nicht erwartet.
Wenn der Ostwind kommt – Von Bernstein und einem besonderen Muschelsammler
Thijs de Boer ist ein echtes Insel-Original. Der Niederländer zeigt Touristen bei einer Tour von knapp zwei Stunden sein Schiermonnikoog – das Ganze auch auf Deutsch. Er wurde auf dem Eiland geboren und kennt sich hier aus wie kein Zweiter. Während der Tour erfährt man sehr schnell von seiner Leidenschaft: Muscheln. Was sich im ersten Moment trocken anhören mag, entpuppt sich als richtig spannend.
Was man hier am Strand findet, gehört sicher zum Vielfältigsten, was es in der Nordsee gibt. Thijs muss es wissen, schließlich kann er auf jahrelange Muschelsammel-Erfahrung zurückgreifen und das sogar weltweit.
Von der Islandmuschel über alte Knochen, der Niederländer hat sozusagen vor seiner Haustür schon so manch besonderes Exemplar gefunden. Stolz präsentiert er plötzlich ein weiteres besonderes Fundstück – Bernstein. Da ich selber noch keinen gefunden habe, bin ich umso überraschter, als ich das wertvolle Stück in die Hand nehme – denn ganz leicht ist der Bernstein.
Die besten Chancen auf solche Fundstücke sind bei Ostwind vorhanden, gibt er noch einen Tipp. Ob allerdings die rund 950 Einwohner der kleinen Insel sich dann auf den Weg Richtung Strand machen, das kann ich nicht bestätigen.
Schelpenmuseum – Das Muschelmuseum auf Schiermonnikoog in der Nordsee
Das Hobby Muschelsammeln ist im Laufe der Zeit bei Thijs etwas ausgeartet, erzählt er. So entschloss er sich kurzerhand ein eigenes Muschelmuseum bei sich zu Hause zu eröffnen. Wer nun einen kleinen Raum erwartet, der irrt sich, denn der Schiermonnikooger war und ist auf der ganzen Welt unterwegs, um nach Schätzen am Strand zu suchen.
Von Australien bis Bali, Nordamerika und Frankreich, er ist schon viel herumgekommen. Gerade erst war er in Chile, er fragt übrigens vorher die zuständigen Behörden in Sachen Ausfuhr der Muscheln an.
Sein Museum erzählt viele Geschichten, von zahlreichen Exponaten, die evtl. bald einen Anbau benötigen, bis hin zu gesammelter Flaschenpost.
Kinder zahlen hier übrigens 1 Euro Eintritt, für Erwachsene werden zwei pro Person fällig. Damit kann man aber während seines Aufenthaltes immer wieder hier vorbeikommen und wenn der Nachwuchs am Strand fündig geworden ist, kann er gerne hier vorbeischauen, um sich erklären zu lassen, was er denn da am Strand von Schiermonnikoog gefunden hat.
Wer seinen Weg auf die Insel findet, der muss einfach beim Schelpenmuseum Halt machen.
Inselzentrum – Zwischen Kunst und Geschichte
Im Zentrum der Insel findet man viele Zeitzeugen. Der riesige Kieferknochen eines Blauwals erinnert an eine Zeit, als viele Insulaner mehr auf See, als zu Hause waren. An die, die es damals nicht wieder nach Hause geschafft haben, wird mit einem Denkmal erinnert.
Viele der kleinen Häuser tragen Jahreszahlen und offenbaren damit ihr Alter. Viele findet man mit Angaben aus dem 18. Jahrhundert. Schiermonnikoog war lange im Privatbesitz, Ende des 19. Jahrhunderts wurde der deutsche Graf von Bernstorff der neue Eigentümer, bis die Nordseeinsel dann nach dem zweiten Weltkrieg in niederländischen Staatsbesitz überging. Der Dorfkern ist übrigens weitestgehend unter Denkmalschutz gestellt.
Inseln ziehen ja auch immer wieder gerne Künstler an. Im Falle dieser Nordseeinsel war es der Maler und Bildhauer Martin van Waning. Wo er einst sein Atelier hatte, steht heute die Galerie Ogygia für Kunstinteressierte. Von hier aus kann man sich auch zu Fuß auf dem Weg entlang einer „Art Route“ machen und die Aussichtspunkte einiger Werke ablaufen.
Nordsee im Winter – Ein besonderes Flair
Schiermonnikoog im Winter bedeutet Ruhe. Das Gros der Touristenströme ist längst versiegt, nur vereinzelt kommen noch Besucher auf die Insel. Die Einheimischen sind deutlich in der Überzahl und es geht entspannt zu. Das Leben scheint hier in den Wintermonaten etwas gedämpfter zu verlaufen.
Dennoch gibt es hier vieles zu entdecken, auch wenn ich mit der nächsten Erkundungstour sicher wieder auf den Winter warten werde. Dass es nicht bei einem Besuch bleiben wird, steht für mich aber längst fest. Daher bis bald oder Tot Ziens, Schiermonnikoog.
Unseren ausführlichen Bericht über Schiermonnikoog findet ihr hier.
Offenlegung: Wir wurden vom Niederländischen Toursimusbüro The Dutch & German Connection zu einem Wochenende nach Schiermonnikoog eingeladen.
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