Morgens starte ich wieder von Bodø aus, es geht weiter in den Norden Norwegens. Ziel ist die Stadt Tromsø, auch „Paris des Nordens“ genannt. Die Widerøe-Maschine macht unterwegs einen Zwischenstopp, dennoch ist der Flughafen Tromsø schnell erreicht. Mit dem Flughafenbus ist man in guten 10 Minuten im Zentrum.
Auf der Busfahrt wird mir jedoch schnell klar, dass es hier nicht gerade in ein kleines Dorf geht. Und noch etwas ungewöhnliches entdecke ich auf der Fahrt in die Stadt – Kreisverkehr im Tunnel – bis dato noch nirgends auf der Welt gesehen. Manche Sachen erwartet man nicht einmal 300km nördlich des Polarkreises.
Tromsø ist die größte Stadt in Nordnorwegen und hat über 70.000 Einwohner. Ein Hingucker ist auf jeden Fall die nördlichste Kathedrale der Welt, die Eismeerkathedrale. Auf den Bergen, die sich hinter der Kirche erstrecken, kann man im Winter sich auch beim Ski-Fahren austoben. Tromsø ist außerdem eine Universitätsstadt – die nördlichste Europas – was ihr einen stetigen Zulauf einbringt.
Die Stadt wirkt sehr mitteleuropäisch, das liegt natürlich auch an zahlreichen Geschäften, die mir bisher im Laufe meiner Norwegenreise in dieser Fülle nicht untergekommen sind. Den nördlichsten Burger King der Welt lasse ich aber doch mal lieber links liegen. Historisch starteten hier viele Polarexpeditionen.
Eine wichtige Persönlichkeit in der Geschichte von Tromsø ist der Polarforscher Roald Amundsen, der die Erforschung der „Nordostpassage“ von der norwegischen Stadt aus startete. Mehr über den norwegischen Forscher erfährt man übrigens im hiesigen Polarmuseum. Wer das Museum besucht, muss vorab wissen, dass in Norwegens Geschichte auch die Jagd eine große Rolle spielt. Hier werden beispielsweise Szenen der Eisbären-und Robbenjagd gezeigt. Also nichts für Tierschützer mit schwachen Nerven.
Auch kann man sich in Tromsø ein Robbenfängerschiff aus dem Jahre 1949 anschauen – die MS Polstjerna. Sie ist während der Sommermonate am Hafen zu besichtigen.
Preise und Öffnungszeiten findet ihr hier.
Kurz dahinter findet man dann doch tatsächlich deutsche Bierbraugeschichte. Die Brauerei Mack hat hier ihren Sitz, die nördlichste der Welt, gegründet von Ludwig Markus Mack im Jahr 1877, seines Zeichens Bäcker aus Braunschweig – den es auf seiner Wanderschaft nach Tromsø verschlagen hat. Die Brauerei kann man auch besichtigen, mir blieb dafür jedoch leider keine Zeit.
Kajakfahren im Europäischen Nordmeer.
Nach der Erkundung der Stadt zog es mich jedoch wieder in die Natur um Tromsø. Kajak-Fahren – das erste Mal – ich bin gespannt. Das Wetter ist dafür zwar nicht das beste aber immerhin hat der Regen aufgehört, es ist jedoch recht windig. Die Tour wird übrigens durchgeführt von ActiveTromso, einen Outdooranbieter, der auch Hundeschlitten und Nordlichtertouren im Angebot hat.
Wir landen in einer etwas ruhigeren Bucht bei Sommarøy. Erstmal die komplette und wasserdichte Ausrüstung anziehen – mir war gar nicht bewußt, was man da so alles trägt. Kurze Einweisung durch den Guide und los geht’s. Kaum im Wasser mache meine erste echte Outdoor-Erfahrung. Ein Windstoß und ein fehlendes Gleichgewichtsgefühl lässt mich die ganze Sache mal von unten aus betrachten – kopfüber hänge ich kurze Zeit im Kanu. Erkenntnis: Erstens: die ganzen Klamotten taugen was, immer noch trocken und Zweitens: Salzwasser brauch man nicht im Mund.
Doch ich lasse mich nicht abschrecken und versuche einen zweiten Anlauf. Wenn man erst einmal reingekommen ist, ist es wunderbar durch die Fjorde zu paddeln. Unter guter Anleitung findet man ein immer besseres Gefühl für das Kajak, auch wenn die Bedingungen an diesem Tag nicht optimal sind. Viel zu schnell ist es wieder vorbei. Bei ruhigen Gewässern ist solch eine Tour sicher ein Traum.
So endet mein Tag in Tromsø. Es gibt noch so viel zu entdecken, aber ich bin rastlos und es zieht mich weiter nach Kirkenes – meine letzte Tour innerhalb von Nord-Norwegen.
Kirkenes.
Nach einer ruhigen Nacht gehts am kommenden Morgen wieder zum Flughafen. Einen Kaffee und eine gute Flugstunde später lande ich in Kirkenes.
Ich weiß zwar, dass ich mich recht nah an der russischen Grenze befinde, bewußt wird mir das aber erst mit dem Straßenschild Richtung Murmansk und dem Bus mit der Aufschrift “Russian Border“, der an mir vorbeifährt. Das Zentrum der kleinen Stadt kann man sich bequem zu Fuß anschauen. Von hier aus kann man auch einiges an spannenden Ausflügen unternehmen. Eine Quad-oder Nordlicht-Schlittentour, eine Übernachtung im Schnee-Hotel (Dezember bis April), grade im Winter gibt es vieles, was man auf den ersten Blick in Kirkenes gar nicht vermutet.
Krabbenfischen an der Norwegisch – Russischen Grenze
Für mich heißt es wieder ab aufs Wasser, Ich probiere mich im „Königskrabbenfischen“.
Leider spielt das Wetter nicht so ganz mit, die Bootsfahrt über regnet es recht stark. Den Königskrabben macht das jedoch nichts aus, denn unser Fangkorb ist gut gefüllt. Ich packe selbst mit Hand an, damit der schwere Korb ins Boot gehoben werden kann. Ein ganzer Haufen Königskrabben kommt mir entgegen.
Die Königskrabbe wurde von sowjetischen Forschern in den Sechzigern nach Murmansk gebracht, wo sie sich rasch ausbreitete. Mittlerweile sind sie mehr als genug hier in der Barentssee vorhanden….. Nach dem Fang geht es weiter – direkt mit dem Boot an die Norwegisch-Russische Grenze.
Wir legen an und wärmen uns an einem offenen Ofen auf. Das hier ist nix für „Weicheier“.
Die Krabben muss man nicht selbst zubereiten, das machen die Tour-Guides – besser ist das…
Zum zünftigen Essen gibt’s Toastbrot (Weissbrot) und Mayonnaise – die Krabbe gilt als Delikatesse in Norwegen.Zu meiner Freude gibt’s dazu auch ein MACK-Bier, so habe ich auch das nördlichste Bier einmal probiert. Pünktlich zur Rückfahrt setzt dann wieder Regen ein, ansonsten ein rundum gelungener Ausflug.
Weitere Infos zu Touren in Kirkenes gibt es bei barentssafari.no und bei pasvikturist.no
Meinen letzten Abend in Norwegen lasse ich im Zimmer des Thon-Hotels am Hafen mit einem traumhaften Blick auf den Fjord ausklingen. Da ich mich einfach nicht satt sehen kann, wird diese letzte Nacht eine kurze werden…
Schöner Artikel. Für meinen Geschmack wäre es etwas zu kalt dort gewesen und zu nass, aber die Mahlzeit mit den Krabben entschädigt einem sicher für vieles ;) Freue mich auf den nächsten Artikel von Dir.
Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg mit Deinem Blog.
Die Statue der Frau ist immer noch der Brüller. Sie ist irgendwo eine makabere Schönheit!
Oh wow, wirklich genial und ich muss bei dem Bilder dicken Frauenstatue noch immer schmunzeln. :-)
Hundeschlitten und Kanu fahren hört sich total spannend an!
Liebe Grüße
Christina
noch 70 km zum Kirchlein von Kong Olaf , an der russischen Grenze entlang. Grenzfluss .
Da hast du etwas verpasst, wildromantischer Weg, nicht befestigt
Hört sich Interessant an. Darf man den denn auf offiziell laufen ?