Ich kenne die Niederlande in fast jeder Jahreszeit. Bisher gab es nur eine Ausnahme – die Zeit der Tulpen. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte – doch ausgerechnet in der berühmtesten Zeit für die Nationalpflanze der Holländer habe ich mich bisher noch nie hierhergewagt. Und selbst wenn – nachdem ich von den Massen an Menschen gehört habe, die jedes Jahr den Keukenhof bevölkern, wollte ich dort eigentlich nicht hin.
Als eines der begehrtesten Ziele in Nordholland gibt es dort während der Saison kaum ein ruhiges Örtchen. Ich habe die Tulpenblüte ganz ohne Menschenmassen erlebt. Und ohne Trubel. Glaubt ihr nicht? Dann beweise ich euch mit diesem Bericht das Gegenteil.
Inhaltsverzeichnis
Tulpen erleben? Das geht auch richtig entspannt.
Es ist Mitte April – und wir sind in einem kleinen Ferienpark in Noordwijkerhout untergebracht. Unser Haus ist nicht nur riesig und passend für bis zu vier Personen, sondern auch noch ideal gelegen.
Ein paar Meter entfernt beginnt die Dünenlandschaft – die nicht nur den Weg zur nahe gelegen Nordsee ebnet, sondern auch ideal für Radtouren ist. Nach unserer Ankunft radeln wir gut 1 1/2 Stunden durch die Natur, um dann im Strandrestaurant Nederzandt einzukehren.
Ein blumiges Menü genießen
Nur durch eine Düne ist das Restaurant von der Nordsee getrennt. Es ist nicht viel Betrieb an diesem Abend – was wohl auch daran liegt, das nur wenige Kilometer weiter in Noordwijkerhout die ganze Region unterwegs ist. Und weil gerade im Frühjahr das Thema „Blumen“ in dieser Region allgegenwärtig ist, gibt es bis zum 21. Mai im Nederzandt ein spezielles „Blumenmenü“.
Ich habe mich von einem Drei-Gänge-Menü verzaubern lassen und vor allem die Blumen immer fleißig aufgegessen. Während draußen der April mit Wind, Regen, Sonne im stetigen Wechsel seine Vielfalt präsentierte – saßen wir fast vor dem Kamin und haben uns den Salat, den Spargel und den leckeren Nachtisch schmecken lassen.
Leider haben wir es anschließend nicht mehr ans Meer geschafft – an diesem Abend hatten wir noch eine besondere Verabredung in Noordwijkerhout.
Der Bloemencorso Bollenstreek
Jedes Jahr im April findet in der „Blumenzwiebelregion“ ein ganz besonderes Event statt. Der „Bloemencorso Bollenstreek“ von Noordwijkerhout nach Haarlem. Rund 20 Prunkwagen, vergleichbar mit den Karnevalswagen im Rheinland und zahlreiche geschmückte Autos aus dem Alltagsleben der Niederländer fahren durch die Orte.
Das Event ist so bekannt, das in Noordwijk jedes Jahr Busse mit begeisterten Zuschauern anreisen. Wir jedoch haben uns das etwas familiärere Event in Noordwijkerhout ausgesucht. Dort fahren die Wagen in einer Art Nachtcorso durch den Ort und werden dabei das erste Mal dem Publikum präsentiert.
Rund um den Umzug herrscht Volksfeststimmung und die verschiedenen Spielmannszüge und mit Musik und Tänzern beladenen Wagen haben auch ein wenig Ähnlichkeit mit Karnevalsumzügen in Köln und Düsseldorf.
Nur die Wagenthemen, die sind nicht ganz so wagemutig.
Aus Blumen werden hier Schildkröten und Bären geformt, das Motto des jeweiligen Jahres bekommt auch einen ganz besonderen Wagen und manchmal qualmt es aus dem einen oder anderen überdimensionalen Blumengesteck. Wir treffen hier Femke, die uns mit netten Holländern bekannt macht – und so kommt es, dass wir plötzlich auf einem fremden Balkon stehen und den besten Blick auf Jazzkapelle, Quietsche Enten aus Narzissen und einem Blütenwagen mit Wohnmobil haben. Es ist kurz vor 12, als wir müde durch die Nacht nach Hause radeln – Sehenswert ist dieses Event allemal!
Wir entdecken den Bären übrigens am Sonntag an der Hafenpromenade von Noordwijk wieder. Dort werden nach dem Umzug ein Teil der Wagen ausgestellt. Genug Zeit für coole Fotos mit Blumenschmuck!
Eine Radtour in die Tulpen
Der April ist an diesem Samstagmorgen sehr freundlich mit uns. Nach einem Regenschauer tröstet er uns mit viel Sonnenschein.
Anja und ich nutzen die Zeit, schnappen uns die Räder und fahren zu den nahegelegenen Tulpenfeldern, die wir schon auf der Anreise gesehen hatten. Vor allem die roten Tulpen strahlen um die Wette und locken uns für lustige „Tulpenfelderbilder“ an.
Die Radwege sind in ganz Holland sehr gut ausgebaut, ein wenig vorsichtig bin ich als „ungeübte“ jedoch schon – denn an das Tempo und die Selbstverständlichkeit der niederländischen Radfahrer kann ich mich Anfangs nicht so gewöhnen. Rund 1 1/2 Stunden sind wir unterwegs und stellen schnell fest: Blumenmotive gibt’s hier an jeder Ecke. Für schöne Bilder müssen wir nicht weit fahren. Unser nächster Termin lässt uns auch nicht allzu viel Zeit – denn für mich geht es in die Luft!
Rundflug über die Tulpen
All diese Farben der Tulpen-Blumenfelder in der Region rund um Noordwijk sind schon ziemlich beeindruckend. Schon bei der vorherigen Recherche dachte ich mir insgeheim – wie toll wäre es denn, wenn man all diese Felder auch einmal von oben sehen könnte!
Das so etwas (sogar bezahlbar) möglich ist, wusste ich bisher nicht – wurde aber eines Besseren belehrt. Unweit von Noordwijkerhout fahren wir auf einen schmalen Feldweg, an dessen Ende gerade ein Helikopter landet. In einem Wohnwagen geben wir unseren Namen an – und werden für den nächsten Flug eingeteilt. 10 Minuten über den Feldern von Tulpen, Narzissen und Hyazinthen – 10 Minuten Flugerlebnis.
In unserer Maschine fliegen noch drei weitere Passagiere mit. Ich habe mal wieder Glück und darf vorne sitzen. Es ist ein wenig windig, wir haben jedoch mit dem Wetter sehr viel Glück und klare Sicht auf die Felder. Nicht alle sind bunt – das sehe ich von hier oben – und doch ist der Blick auf die Felder und dem Hintergrund (das Meer und die kleinen niederländischen Häuser und Höfe) sehr cool. 10 Minuten gehen sehr schnell vorbei – und wir setzen schon wieder zum Landeanflug an.
Auch wenn der Flug nichts für ein allzu knappes Reisebudget ist – ich würde es wieder tun!
Ein Bus im Gewächshaus und brennende Lippen
Radfahren und Helikopter fliegen macht schon ziemlich hungrig.
Und wir haben nach dem turbulenten Vormittag ein wenig Lust auf Entspannung. Gleich bei unserem Ferienhaus um die Ecke ist eine Ijsdiele – doch wir setzen uns wieder ins Auto um die Familie Janson zu besuchen. Noordwijk Buiten ist ein ganz besonderes Projekt. Aus einem normalen Hof entstanden, befindet sich heute auf dem Gelände ein ganz besonderes Café, welches von April bis November geöffnet hat. In einem Gewächshaus steht eine Theke – an der man sich nicht nur die Minze für den Minztee selbst aussuchen kann – sondern auch immer ein kleines Kuchenangebot zur Auswahl hat.
An jeder Ecke entdeckt man hier ein weiteres Highlight. Da ist der Bus, der gefühlt mitten im Gewächshaus steht und in den man auch mal „ans Steuer“ steigen kann, da ist das kleine süße französisch angehauchte Becken vor den Toiletten, die irgendwie in den Raum passen.
Da sind diese zahlreichen unterschiedlichen Tische und Stühle, die sich in diesen Raum einfügen als hätten sie nirgends anders gestanden und da ist einer meiner Lieblingsplätze auf dieser Tour – ein Platz der Ruhe in einem Zwischengeschoss direkt unter dem gläsernen Dach des Gewächshauses. Hier oben liegt ein alter Teppich, es hängen gemütliche Bastkörbe von der Decke, die mit Vintagemöbeln kombiniert werden. Ja, hier oben ist es bei Sonne etwas wärmer. Aber ich habe hier so entspannt!
Aber nicht nur das Café reißt uns in den Bann.
In den Gewächshäusern und auf dem Freigelände befinden sich zahlreiche (teilweise auch exotische) Kräuter und es blühen in der Tulpensaison über 200 Tulpenarten – deren Knollen man sich im Internet oder vor Ort kaufen kann.
Han Janson, der für das Grün rund um den Hof zuständig ist, führt uns herum und lässt uns von der einen oder anderen essbaren Pflanze probieren. Das Klee essbar ist, das wusste ich – das es jedoch auch Pflanzen gibt, die nach „Austern“ schmecken, das war mir bisher nicht klar. Und als ich dann etwas probiert, von dem meine Zunge und meine Lippen für wenige Minuten taub wurden, war ich begeistert von der Vielfalt.
Han zeigte uns dann auch noch ein ganz besonderes Projekt – was vor allem für Events recht spannend ist. Das „Bloemenbed“ ist eine exklusive Location (ebenfalls in einem Gewächshaus) mit Platz für bis zu 100 Personen und kann für exklusive und ganz besondere Events gemietet werden. Auch hier – eine Mischung aus Vintage und Moderne. Ein Platz zum Verlieben.
Es bleibt eigentlich nicht mehr viel zu sagen – außer: Hier müsst ihr vorbeischauen!
Zum Abschied: Tulpen selber pflücken!
Wir haben noch einiges mehr an diesem Wochenende erlebt. Darüber berichten wir euch demnächst in der Serie „Holländische Küstenorte“. Nur unser „Abschied“ aus der Blumenzwiebelregion war noch einmal etwas ganz Besonderes und ist deshalb eine Empfehlung wert. Unweit vom Noordwijk Buiten befindet sich „De Pluktuin Noordwijkerhout“.
Vom März bis Mai könnt ihr hier nicht nur Tulpen bestaunen, sondern auch selbst pflücken. Und das macht richtig Spaß. Für 5 Euro dürft ihr euch 25 Tulpen aussuchen. Und damit das auch richtig Spaß macht, wird euch auch gleich erklärt wie es funktioniert. Tulpen werden nicht abgeschnitten, sondern aus dem Boden gezogen.
Die Pflanzen sind aus Biologischen Anbau und falls mal eine Zwiebel „mitkommt“, darf man die mit etwas Glück auch mit nach Hause nehmen. Auch im Sommer bis in den Oktober können hier Sommer-Blumen gepflückt werden.
Meine Tulpen blühen immer noch. Ein wenig verliebt bin ich ja. In die schönen Farben und den Anmut dieser Pflanzen. Was es wohl diesbezüglich noch zu entdecken gibt?
Die wichtigsten Fakten rund um entspannte Tage in den Tulpen
- Das Blumenmenü im Nederzandt Restaurant gibt es bis Mitte Mai für 29,50 Euro (3 Gänge) und 34,50 Euro (4 Gänge). Auch abseits der Tulpensaison lohnt sich hier ein Besuch, es gibt zahlreiche Events und chillige sowie windgeschützte Plätze.
- Der Blumencorso in der Region findet jedes Jahr im April rund um Noordwijk statt. Am Freitagabend werden die Wagen in Noordwijkerhout präsentiert. Alle Infos dazu findet ihr auf der Homepage des „Bloemencorso Bollenstreek“
- Die Helikopterflüge über die Felder der Region werden ab 69 Euro (7 Minuten Helikopterflug) an den meisten Samstagen der Tulpenzwiebelsaison angeboten. Mehr Informationen und Buchungsmöglichkeiten findet ihr hier
- Ihr wollt wissen, wo ihr Blumenfelder zum „Hinradeln“ findet? Bei Bloemenradar.nl (wurde offline genommen) werden immer wieder aktuelle Fotos der Felder eingestellt.
- Im Ferienpark Duinrust könnt ihr auch nach Leihfahrädern fragen – die euch gegen Entgelt zur Verfügung gestellt werden.
- Ihr wollt das tolle Café der Familie Janson besuchen? Noordwijk Buiten (leider geschlossen). Alternative: Simones Spind ist gut mit dem Auto oder Fahrrad zu erreichen und ideal für eine kleine Auszeit.
- Falls ihr mehr Infos zu der coolen Eventlocation haben wollt – unter bloemenbed.com findet ihr alle wichtigen Infos.
- Aktuelle Infos zum Selbstpflücken und zu besonderen Aktionen findet ihr auf der Facebookseite der Pluktuin Noordwijkerhout
- Mehr Inspirationen findet ihr auf der Homepage der Stadt Noordwijk
Eine Anreise ist auch mit dem Zug möglich. Der nächste Bahnhof ist Leiden. Von dort aus fahren regelmäßig Busse Richtung Meer.
Wir haben im Novasol Ferienpark Duinrust übernachtet. In unserem sehr gut ausgestatteten Ferienhaus gab es neben einer voll ausgestatten Küche mit Spülmaschine auch eine Waschmaschine, einen Trockner, freies Wlan, einen Fernseher und 2 Schlafzimmer.
Das Auto konnten wir direkt neben dem Haus parken. Für 3 Übernachtungen inkl. Bettwäsche müsst ihr für 4 Personen mit ca. 500 Euro rechnen.
In der Nebensaison gibt es gelegentlich auch günstigere Preise. Es gibt im Park selbst auch einen Fahrradverleih und einen Brötchenservice.
- Ein paar Tipps für einen Frühlingstrip nach Holland hatte auch Udo
- Elke erzählt von einem Bett im Blumenfeld und anderen Erlebnissen rund um die Tulpenblüte
- Das Hafenmädchen hat auf dem Keukenhof viele Rosa Sachen entdeckt!
Offenlegung: Wir wurden vom Niederländische Büro für Tourismus & Convention, Visit Noordwijk und Novasol zu einem Wochenende in die Blumenzwiebelregion eingeladen.
[…] Wenn ich in meinem Freundeskreis frage, was typisch für die Niederlande ist, dann wird fast als erstes „Pommes Special“ und „Frikandel“ genannt. Ich persönlich habe unser Nachbarland früher immer mit Windmühlen, Fahrrädern, Meer und Holzschuhen in Verbindung gebracht. Holland ist aber auch das Land der Tulpen. […]
[…] Ach noch etwas. Auch Fahrräder mieten und damit die weitläufigen Dünen und die flachen Ebenen erobern ist hier relativ einfach. Gerade im Frühling und im Sommer, wenn der Wind nicht allzu sehr auf Gegenwehr ist – lohnt sich eine Tour in die umliegenden Gemeinden. Was es dort zu entdecken gibt – vor allem in der Tulpensaison – erfahrt ihr in meinem Bericht „Tulpen erleben abseits vom Keukenhof“ […]