Dieser Beitrag enthält Werbung für den Teutoburger Wald
Als ich 5 Jahre alt war habe ich hinter dem Haus meiner Oma am Bahnhof Ziegelsteine gefunden. Neugierig wie ich war habe ich einen davon hochgehoben. Vergleichsweise leicht war er. Ich weiss nicht ob ich deshalb so erschrocken war und ihn habe fallen lassen. Und wie das Schicksal nun mal so will, der Ziegel hat dies nicht ganz ohne Schäden überstanden.
Wie – hab ich mich damals gefragt, kann aus solchen fragilen Steinen denn ein stabiles Haus gebaut werden? Ein Großteil der Häuser in meiner Kinderwelt bestand aus Ziegelsteinen. Das Bauen mit Lehmsteinen eine wirklich lange Vergangenheit haben, war mir jedoch bisher nicht bewusst. Und auch über die Herstellung solcher Steine habe ich mir niemals Gedanken gemacht. Bis – ja bis ich im Ziegeleimuseum Lage zu Besuch war.
Der Weg zum Ziegeleimuseum Lage und warum man sich nicht auf sein Navi verlassen sollte.
Ich war wirklich gut in der Zeit. Der Weg von Paderborn bis ins Ziegeleimuseum Lage beträgt gut 45 Kilometer und dauert gut eine dreiviertel Stunde. Mein Mietwagennavi meinte jedoch, ich soll in eine Seitenstraße abbiegen und dort einem Feldweg folgen.
Klang gut – war aber eine doofe Idee. Nach einem Wendemanöver in 200 Zügen (weil SUV-Verschnitt und keine Möglichkeit der Weiterfahrt) folgte ich meiner Intuition und der Hauptstraße. Und siehe da – 3 Minuten später war ich auf einem echten Parkplatz über eine befestigte Straße. Ich werde schon erwartet von meiner Museumsführerin Malgorzata Robleski.
Warum eine Ziegelei mitten im Teutoburger Wald errichtet wurde
Das Ziegeleimuseum Lage hat ein großes Ausstellungs-Gelände, was schon vor den Eingangstoren beginnt. Bei einem Besuch solltet ihr auf die auf dem Bild befindliche Maschine achten – sie wurde im 20ten Jahrhundert für den Lehmabbau genutzt. Und wenn wir schon beim Thema Lehmabbau sind – das ist auch der Grund warum sich eine Ziegelei irgendwo im Teutoburger Wald befindet. Dort entdeckte man schon recht früh das hohe Aufkommen an dem für die Ziegelherstellung so wichtigen Rohstoff.
Und so kam es, das sich unweit eines Lehmtagebaus bei Lage die Ziegelei Beermann ansiedelte. Von 1909 bis 1979 wurden auf dem Gelände des heutigen Ziegeleimuseums Ziegeln hergestellt. Bis 1922 ausschließlich im Handbetrieb – eine harte körperliche Arbeit, wie ich schon auf den ersten Metern auf dem Gelände des Museums erfahren durfte. Der Lehm musste vorbereitet werden, in die passende Form gebracht und getrocknet werden. Das klingt jetzt relativ einfach, wer jedoch schon einmal so einen Brocken Lehm in der Hand hatte der weiss, wie schwer sowas sein kann.
Ein kleiner Rundgang über das Gelände des Ziegeleimuseums
Allzu viel möchte ich euch eigentlich gar nicht verraten, schließlich sollt ihr ja selbst das LWL Ziegeleimuseum Lage entdecken. Dennoch gibt es ein paar spannende Spots die ihr nicht verpassen solltet. Neben ein paar spannenden Ausstellungen im Hauptgebäude kommt ihr zuallererst in den Außenbereich.
Dort wird euch die Herstellung von Lehmziegeln im Handverfahren gezeigt.
Stellt euch hier doch euren eigenen Lehmziegel her! In einer Art Schuppen auf der linken Seite gibt es eine Lehmgrube aus der ihr euch selbst Lehm „bergen“ könnt und diesen dann in eine Form bringen könnt.
Diese werden während eures Besuches zum Trocknen ausgelegt und können am Ende sogar mitgenommen werdeen!
Von der Aufbereitung des Lehms bis zum Brennvorgang sind es nur ein paar Meter, an denen ihr aber nicht vorbei gehen solltet! Die Ziegelei war übrigens früher ein Saisongeschäft. Ab Februar bis Ende Oktober wurde Lehm gefördert. Im Laufe der Tour kommt ihr jetzt an einem Lokhäuschen vorbei und begebt euch in die Maschinenhalle – der Übergang in die Maschinenziegelei.
Spannend aber recht unscheinbar ist die Schmiede des Hauses – die sich direkt neben der großen Maschine im unteren Bereich des Hauses befindet. Hier wirkt alles als ob der Schmied nur mal eben zum Mittagessen wollte und dann seit 40 Jahren nicht mehr zurückgekehrt ist.
Durch die Errichtung des Maschinenhauses konnte die Produktivität des Unternehmens natürlich durch ein vielfaches gesteigert werden. Auch hier ist der Weg grundsätzlich der selbe. Der Lehm wird angeliefert, wird aufbereitet und kommt anschließend zur Trocknung bevor er dann später gebrannt wird. Die Maschinen dafür sind jedoch beeindruckend. Vor allem die Lehmwalze fand ich ziemlich massiv.
Hier war es nicht nur recht gefährlich sondern während der Produktion auch ziemlich laut. Unfälle waren leider an der Tagesordnung. Ich höre beeindruckt zu als Malgorzata Robleski mir erzählt das all die Maschinen noch heute funktionstüchtig sind. Die Walze wurde zu Vorführungszwecken übrigens in klein aufgebaut – auch hier kann also das Handwerk mal probiert werden.
Ich wollte natürlich noch wissen wie diese schweren Lehmziegeln dann zum Trocknen gebracht wurden und erfuhr das es dafür eine recht spannende Form von Gabelstablern gab. Die befinden sich im Außenbereich und sind recht unscheinbar – für mich dennoch ein Abbild genialer Ingenieurskunst. Die haben sich auf dem Gelände des Ziegeleimuseums Lages übrigens häufiger ausgetobt. So wurde die warme Abluft aus dem Brennofen zum Trocknen der Ziegel genutzt und hat somit die Trockenzeit maximal verkürzt.
Unser nächster Stop war der riesige Hoffmannsche Ringofen. Hier erfahre ich, das dieser zum Teil heute noch für Brennvorgänge benutzt wird. Das Prinzip ist recht spannend, weil auch hier Energie aus vorherigen Brennvorgängen genutzt wurde. Darüber könnte man jedoch eine eigene Abhandlung schreiben – deshalb empfehle ich euch einfach mal selbst in Lage vorbei zu schauen. Am besten mit Führung – dabei erfahrt ihr so einiges mehr und könnt natürlich auch Fragen stellen. Übrigens – natürlich ist es auch möglich auf den Ofen zu steigen. Das ist sogar recht spannend – da es der einzige Weg war um früher die Hitze im Ofen zu steuern.
Wieso das Ziegeleimuseum auch noch heute Ziegel produziert.
Sehr spannend fand ich die Information, das auch noch heute Ziegel hier vor Ort produziert und sogar bei Bedarf verkauft werden. „Alle Maschinen sind funktionstüchtig“ erzählt mir Malgorzata Robleski „und so gibt es auch ab und an Produktionen zu Schau-Zwecken.“ Wann die sind kann ich euch jetzt natürlich nicht genau sagen, aber da lohnt sich ein Blick auf die Homepage.
Unser Rundgang ist jedoch noch längst nicht zu Ende. Denn neben der eigentlichen Produktion von Ziegel beschäftigt sich das Museum auch mit dem Leben der Wanderziegler, die als Saisonarbeiter Jahr für Jahr zur Ziegelei fuhren.
Ein Einblick in das Leben der Ziegler
Der Beruf des Zieglers war wohl nicht allzu schlecht bezahlt, dennoch war es kein einfacher Job und auch das Leben vor Ort war anstrengend. Die Dauerausstellung „In der Fremde“ gibt in einer ehemaligen Herberge der Wanderziegler einen Einblick wie eng es hier vor Ort zuging.
Bis zu 10 Betten in einem kleinen Zimmer, eine Küche, kaum Rückzugspunkte und natürlich auch ein nicht allzu ausgeklügeltes Hygienekonzept machte das Leben vor allem für junge Ziegler nicht einfach. Es wird jedoch auch was von den Traditionen der Wanderziegler berichtet. Der Zieglertaufe zum Beispiel. Oder der Tradition des „Feierabendziegel“ auf die ich gleich noch mal eingehe. Doch nicht nur „In der Fremde“ ist eine spannende Dauerausstellung.
Es gibt auch noch „In der Heimat“ in dem ein wenig über die Daheimgebliebenen berichtet wurde. Über Frauen die ihre Kinder quasi allein erzogen, über Konflikte der Ziegler wenn sie dann mal daheim waren. Und über den Alltag in den Haushalten der Tagelöhner. Das Haus Riesenberg aus dem Jahre 1730 ist ein wunderschönes Fachwerkhaus mit Garten und zeigt den Alltag als Zieglerfamilie. Übrigens: Im Haus Riesenberg kann man auch heiraten.
Kreativ im Ziegeleimuseum: Mein Feierabendziegel!
Schon auf dem normalen Rundgang im Ziegeleimuseum Lage fällt mir auf: Hier kann man vielerorts kreativ sein und selbst Hand anlegen. Wagemutige können sich aus einer Lehmgruppe Lehm organisieren und gleich zu Anfang des Rundganges ihre eigene Ziegel erstellen. Im Gerätehaus kann der Lehm gemahlen werden und mit etwas Glück seid ihr vor Ort dabei wenn Lehmziegeln gebrannt werden. Sehr cool fand ich übrigens auch die Feuerdrachen, die als „Kinderkreativkurs“ vor Ort gebastelt werden können. In der Museumspädagogik gibt es zudem auch einige Handwerkskurse, die mit Lehm und Ziegeln im klassischen Sinne eigentlich nichts zu tun haben. Was angeboten wird, könnt ihr hier nachlesen.
Ich war leider nicht allzu lange vor Ort, aber selbst für mich gab es einen passenden Workshop: Mein eigener Feierabendziegel. Die Herstellung ist recht einfach. Ich bekomm ein Stück Ton welches ich mit Hilfe einer Schablone in die Form eines Feierabendziegel bringe.
Anschließend kann ich mit vielen kleinen Hilfsmitteln diesen Ziegel verzieren. Gut 40 Minuten kreatives Arbeiten – und ja – ich habe es geliebt!
An mehreren Stellen auf dem Museumsgelände gibt es Räume in denen sich kreativ ausgelebt werden kann. Im Rahmen einer Führung (auch als Familie buchbar) gibt es die Möglichkeit auch eine Feierabendziegel herzustellen. Es werden aber auch viele andere handwerkliche Workshops angeboten. So zum Beispiel können Kinder einen Feuerdrachen erstellen oder es können im Rahmen von Erwachsenenworkshops Pflanztöpfe aus Ton gefertigt werden. Sogar einen offenen Stricktreff (Stricken wie die Zieglerfrauen) gibt es hier.
Du planst einen Besuch im Ziegeleimuseum Lage?
- Vor dem Besuch des Museums in Lage lohnt sich immer ein Blick auf die Homepage des Ziegeleimuseums.
- Das Museum ist Dienstag bis Sonntags von 10 – 18 Uhr geöffnet. Ausnahmen sind die Weihnachts- und Silvesterfeiertage.
- Für Workshops und spezielle Führungen solltet ihr vorab immer das Museum kontaktieren und euch dafür anmelden.
- Der Eintritt kostet aktuell (2020) 4 Euro für Erwachsene. Der Eintritt für Kinder und Jugendliche ist frei!
- Es gibt am Sonntag eine öffentliche Führung.
- Auf dem Gelände gibt es ein nettes Kaffee mit Außenanlage – eine Einkehr ist empfehlenswert (die kleinen Küchlein sind der Hammer!)
- Weitere Inspirationen zum Museum findest du bei Vielweib und OpJück.
Offenlegung: Ich wurde von LWL Ziegeleimuseum Lage zu einem Rundgang und einem Kurzworkshop eingeladen. Der Besuch erfolgte im Rahmen einer bezahlten Kampagne vom Teutoburger Wald.
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