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Warum habe ich eigentlich viele Jahre lang geglaubt das Stendal an der A2 liegt? Ich lag nicht nur ziemlich falsch (in der Altmark sind Autobahnen Mangelware) und doch war mir nicht klar wie schnell man in der sachsen-anhaltinischen Stadt ist. Von Hannover aus gibt es selbst mit der Bahn eine Direktverbindung in einer Stunde und selbst aus Berlin ist man in knapp 60 Minuten in the Middle of Nüscht. Ich darf euch verraten das es im „Nüscht“ wirklich sehr schön ist. Nachdem ich euch schon Tangermünde vorgestellt habe, will ich natürlich nicht versäumen ein wenig über Stendal zu plaudern. Wenn ich eines weiß dann dies: Mein Geburtsbundesland Sachsen Anhalt hat so einiges zu bieten.
Inhaltsverzeichnis
Sehenswürdigkeiten von Stendal
Von Stendal könnte man meinen das es irgendwo im Nirgendwo liegt. Und ja, irgendwie ist es schon besonders dass eine Stadt wie Stendal, durch die weder ein riesiger Fluss fließt und in der auch keine umfangreichen Bodenschätze liegen, eine solche Karriere hinlegen konnte. Denn Stendal hatte nicht nur ab dem 12ten Jahrhundert das Stadtrecht – es war auch eine der bekanntesten Hansestädte des frühen Mittelalters und noch besser – unter dem heutigen Marktplatz liegt ein etwa 60 Meter großes Haus aus Ziegelstein, welches als eines der ältesten Kaufhauser der Welt gilt. Leider ist davon heute nichts mehr zu sehen – aber Sehenswürdigkeiten gibt es in Stendal einige.
Der Marktplatz von Stendal mit dem Rathaus und dem Roland
Wenn ihr einen Besuch in Stendal plant solltet ihr auf dem Marktplatz der Stadt beginnen. Dort befindet sich nicht nur der Verwaltungsmittelpunkt der Hansestadt Stendal, dort steht das Rathaus, eine beeindruckende Rolandfigur und die Marienkirche ist nur wenige Meter entfernt.
Entspannt könnt ihr die Runde mit einem Kaffee oder Tee im Kaffeekult beginnen – das befindet sich im Ratskeller in der alten Gerichtslaube. Hier könnt ihr Kuchen und Pralinen probieren und bei eine Geränk die toll gewölbten Räumlichkeiten bestaunen. Ich hätte stundenlang hier verweilen können!
Direkt vor dem „Kaffeekult“ befindet sich der Roland der Stadt Stendal. Das Original stammte zwar aus dem Jahre 1525, wurde aber in einem Sturm im Jahre 1972 zerstört. Teile der Originalfigur befinden sich heute im altmärkischen Museum der Stadt. Die originalgetreue Kopie ist jedoch nicht minder beeindruckend. Allein die Figur ist 5,41 Meter hoch und selbige steht auf einem Sockel mit der Höhe von 2,39 Meter. Das Schwert in Rolands Hand misst 4,39 Meter. Ihr seht schon – ein beeindruckendes Kunstwerk – an dem ihr nicht einfach so vorbeilaufen solltet.
Übrigens – wenn ihr übers Wochenende in der Hansestadt Stendal seid, dann empfehle ich euch die „Rund um den Markt“ Führung. dabei erfahrt ihr in gut 90 Minuten alles über historischen Marktplatz und den Roland und könnt sogar das Rathaus von Innen besichtigen. Auch einen Abstecher in die nächste Sehenswürdigkeit ist enthalten – die Marienkirche. Im Rathaus sind vor allem der Ratssaal sehr beeindruckend. Die alte Schnitzkunst ist mehrere hundert Jahre alt. Nur den Aufzug solltet ihr nicht nehmen – der ist seeeeehhhhrrrr langsam!
Die Tour „Rund um den Markt“ (nur Samstags) könnt ihr in der Touristeninformation buchen. Die befindet sich ebenfalls auf dem Marktplatz und ist Samstag von 10 – 14 Uhr geöffnet. Da derzeit Rundgänge nur mit einer begrenzten Anzahl von Personen stattfinden kann lohnt sich die Reservierung. Der Rundgang startet 14 Uhr am Roland und kostet pro Person 5 Euro. Mehr Infos zu weiteren Stadtführungen sowie die Telefonnummer für Reservierungen findet ihr hier
St. Marien-Kirche
Eines meiner Highlights in Stendal war die St. Marien-Kirche. Die Kirche hat eine sehr spannende Geschichte, sie wurde 1283 erstmalig erwähnt und in ihrer heutigen Form mit Renaissance und Gotischen Elementen im Jahre 1447 als Katholische Kirche geweiht. Im 16ten Jahrhundert wurde die St. Marienkirche evangelisch, kein geringerer als Justus Jonas hat hier die erste evangelische Predigt gehalten. Sehenswert war der Hochalter, der zeigt wieviel Reichtum damals in Stendal war. Aber auch so entdeckten wir in der Marienkirche, die von außen eindeutig der Backsteingotik zuzuordnen ist, viele kleine und geschichtsträchtige Details.
Mein persönliches Highlight war die Astronomische Uhr und die darüber liegenden Deckenmalereien. Das Zifferblatt ist drei mal drei Meter groß und zeigt einen 24-Stunden-Tag an. Die Uhr wiegt 100 Kilogram und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Sie stammt aus dem 16ten Jahrhundert und wurde in den 70er Jahren wieder zum Laufen gebracht.
Den schönsten Blick auf die Kirche habt ihr vom Winckelmannplatz. Nehmt euch ruhig etwas Zeit um die Schönheit der Kirche zu genießen!
Bauhaus am Kaufhaus Ramelow in Stendal
Wir laufen weiter über den Winckelmannplatz und werden von unserem Guide gestoppt: „Wusstet ihr das es in der Breite Straße 20 in Stendal ein Kaufhaus im Stil des Bauhaus steht?“ Verdutzt schaue ich auf das etwas kantik wirkende Gebäude vor mir. Erbaut 1929 – 1930 und entworfen von Fritz Ebhardt hat es trotz zahlreicher Zerstörungen in Stendal den zweiten Weltkrieg ohne großen Schaden überstanden.
Sehr markant ist die architektonische Gestaltung der Außenfassaden. Die äußeren Stützen durchlaufen alle Etagen – es wirkt sehr sortiert. Im Innenraum (so hab ich mir sagen lassen) gibt es einen schönen Treppenaufgang mit Buntglasfenstern und zwei Lichthöfe. Die habe ich auf unsere Stadtführung leider nicht sehen können.
Übrigens – mehr Bauwerke in Stendal aus Morderne und Bauhaus – Epoche findet ihr in folgendem Prospekt.
Durch die „neue“ Altstadt von Stendal
Wir laufen weiter durch die Breite Straße. Diese Straße war vor der Wende kurz davor abgerissen zu werden. Fachwerkhäuser und Gebäude aus dem 18ten Jahrhundert sollten moderner Architektur weichen und wurden nur durch die Wende gerettet. Seitdem wurde ein Großteil dieser Häuser restauriert und teilweise auch realitätsnah nachgebaut.
Auch auf der Straße „Altes Dorf“ entdecken wir einige wunderschön restaurierte Häuser. Fast sind Inka und ich versucht eines der leerstehenden Geschäfte anzumieten und dort irgendwas zu eröffnen. Ein wenig fehlt durch den Leerstand noch die Seele. Ich hoffe das sich dies bald ändern wird.
Das J.J. Winckelmann Museum Stendal
Mitten in Stendal steht ein trojanisches Pferd. Glaubt ihr nicht? Dann schaut mal ganz genau auf dieses Bild. Ihr seht sicher diese Grünfläche in der Mitte des Bildes und dort das hölzerne Pferd. Dabei handelt es sich um den Garten des J.J. Winckelmann Museums Stendal. Das Museum ist sehr beliebt und eines der „Must See“ – Dinge in der Altmark-Stadt.
Leider blieb uns auf dem Rundgang durch Stendal keine Zeit für einen Besuch im Museum – nachdem ich jedoch einige Bilder und Eindrücke im Internet nachgelesen habe ist ein Abstecher in dieses Museum definitiv für meine nächste Reise in der Altmark vorgesehen.
Das Museum ist Dienstag–Sonntag von 10–17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 7 Euro für Erwachsene. Informationen über Ausstellungen und andere Events findet ihr hier.
Das Uenglinger Tor
Das Uenglinger Tor ist das wohl beliebteste Fotomotiv von Stendal. Wir haben Glück, denn unsere Guide hat sogar einen Schlüssel für das ehemalige Stadttor. Das im 14ten Jahrhundert erbaute Tor wurde in der zur Hansezeit so beliebten Backsteinbauart gebaut und ist 27,5 Meter hoch. Durch das enge Treppenhaus konnten wir mehrere Räumlichkeiten im Tor besichtigen, das Highlight jedoch war der Ausblick von dem toll verzierten Dach.
Dort ist übrigens auch das Bild am Anfang des Berichtes entstanden. Es ist eine der zwei noch erhaltenen Stadttore von Stendal.
Spaziergang am Westwall von Stendal
Bei unserem Rundgang erfahre ich das Stendal einst auch Stadtmauern hatte. Vom 1300 – 1800 gab es entlang des Westwalles eine Stadtmauer. Die ehemalige Verteidigungslinie ist heute vor allem rund um das Uenglinger Tor eine grüne und ruhige Oase. Wer genau hinschaut kann denn Wall der Stadt auch noch erkennen.
Dem Westwall folgenden wir auch weiterhin, er wandelt sich nach einer Weile zu einer Straße. Er endet am Pulverturm – wo auch wieder ein wenig Grün zu unserem nächsten Ziel führt. Wir machen einen kleinen Abstecher zum Dom – denn der ist ebenfalls sehenswert!
Der Dom St. Nikolai
Der Dom war nicht Teil unserer Führung – ist meiner Meinung nach jedoch ein Muss bei einem Besuch in Stendal. Zum einen wurde er auch in der in Stendal immer wieder sichtbaren Backsteingotik erbaut, zum anderen gibt es in seinem inneren einige sehr wertvollen und ziemlich beeindruckenden Fenster. Zwölf hohen Fenster des Chores sind farbig verglast, ebenso die sechs Querhausfenster und die vier östlichen des Südseitenschiffs. Im zweiten Weltkrieg wurden sie rechtzeitig in Sicherheit gebracht und zeigen so noch heute die Glaskunst des Mittelalters.
Auch im Dom kann man eine Führung mitmachen. Auf uns wartete jedoch der Zug. Auch wenn St. Nikolai so ganz anders wirkt wie die St. Marienkirche – allein schon wegen den tollen Fenstern ist ein Abstecher ein absolutes Muss!
- Von Oktober – April ist der Dom nur nach vorheriger Anmeldung zu besichtigen.
Domführungen sind nach Absprache unter Tel. 03931/ 21 21 36 möglich.
Das Tangermünder Tor
Das zweite erhaltene Tor von Stendal ist das Tangermünder Tor. Es ist sogar noch etwas älter als das Uenglinger Tor und wurde schon im 13ten Jahrhundert erbaut. Damit ist es auch das älteste Torgebäude einer Stadtbefestigung in Norddeutschland, ist jedoch auch in Backsteingotik gebaut. Bei meinem Besuch in 2020 befand sich im Durchgang (der nicht mehr aktiv als Straße genutzt wird) eine alte Straßenbahn aus Stendal. Das heute sichtbare Tor ist übrigens nur ein Teil der gesamten ursprünglichen Toranlage.
Auch das Tangermünder Tor kann besichtigt werden, aktuell ist dies jedoch ausschließlich im Rahmen von Führungen möglich. Einen besonderen Fakt zum Zugang des Tores: Früher war dies nur über die Stadtmauer möglich, der heutige Anbau wurde im 20ten Jahrhundert „drangebaut“. Schön sieht das nicht aus – ist jedoch die einzige Möglichkeit Zugang zum Turm zu bekommen.
Zugang gibt es nur im Rahmen von angemeldeten Führungen über die Tourist-Information. Bitte dort vorab informieren!
Das Altmärkische Museum mit Garten
Mein letzter Tipp für Stendal ist der Besuch des altmärkischen Museums, welches nicht weit vom Tangermünder Tor in den Gemäuern des ehemaligen Katherinenklosters seine Heimat in Stendal gefunden hat. Das Museum ist sehr interessant für alle die in die Geschichte der Altmark eintauchen wollen, aber in und um das Museum gibt es noch viel mehr zu entdecken.
Einen wunderschönen Obstgarten auf der Rückseite des Gebäudetraktes. Und eine ehemalige Kirche in der zahlreiche Events wie Lesungen und Konzerte stattfinden. Und einen noch gut erhaltenen Kreuzgang, der dank Backsteinen wundervoll zur Architektur der Stadt passt. Wenn ihr das Museum besuchen solltet empfehle ich euch einen Rundgang mit Führung. Wir haben so viele spannende Sachen erfahren und haben Geheimnisse lösen können – das klappt mit einem einfachen Rundgang nicht.
- Öffnungszeiten: Mo geschlossen, Di – Fr: 10 – 13 und 14 – 17 Uhr, Sa geschlossen, So/Feiertag: 13 – 17 Uhr
- Eintritt: 2 Euro pro Person, Führungen kosten 2 – 2,50 Euro pro Person extra und können auf Anfrage im Museum dazu gebucht werden
Mit Bus und Bahn nach Stendal
Wie ich euch ja schon vorab geschrieben habe – eine Autobahnanbindung hat Stendal nicht wirklich. Via Magdeburg ist eine Anreise mit dem Auto jedoch gut möglich und die Straßen sind recht gut. Mit dem Zug ist eine Reise nach Stendal dann schon etwas leichter. Mit dem IC könnt ihr nicht nur von Berlin direkt nach Stendal fahren (1 Stunde), sondern es gibt sogar eine Verbindung vom Amsterdam direkt nach Stendal. Auch von Düsseldorf gibt es einen ICE, der euch direkt in die Altmark-Metropole fährt.
Mehr Erlebnisse in der Altmark und drum herum?
- Unbedingt besuchen: Tangermünde!
- Die Altmark hat einiges an Geschichte zu bieten.
- Magdeburg ist nicht weit entfernt.
Offenlegung: Ich wurde von der LAG Uchte-Tanger-Elbe auf eine Zeitreise in die Altmark eingeladen. Die Reise wurde vergütet.
Ach ja, die Altmark. Wie schön ruhig und entspannt, weitab vom Schuss, dort haben wir schon ein wenig die Gegend erkundet. Wir machen auch kein Geheimnis daraus, welche Radtouren um Werben, Kalbe oder Havelberg wir schön finden. Man findet diese zum Nachfahren in unseren zentralen Ausflugsführer.
Ich frage mich, ob es schon damals eine Art Farbbeschichtung für Toranlagen gab, wie hat man das früher gemacht? Stendal hat eine wirklich schöne Architektur, mir gefällt das Uenglinger Tor am meisten! Schade, dass es früher nur so wenige Farbmöglichkeiten gab.
[…] der norddeutschen Backsteingotik. Weitere historische Sehenswürdigkeiten hat Janett vom Blog Teilzeitreisender in Stendal […]
[…] von Teilzeitreisender hat hier über das hübsche Städtchen Stendal geschrieben. Liegt ebenfalls in der […]
Wow, wie hübsch. In Stendal hing ich erst die Tage wegen des Bahnstreiks fest, habe davon aber leider nichts gesehen. Die Altmark steht fett auf meiner Entdeckerliste. Sowohl mein Vater als auch Stiefvater wurden dort geboren und nachdem ich kürzlich Tangermünde entdeckt habe, möchte ich nun gerne mehr sehen. LG um die Ecke, Nadine
Zu viel Information , zu wenig Kommata. schöne Fotos