Dieser Beitrag enthält Werbung für Coburg und die Burgenstraße
Unser Stadtführer erzählte von dem schwedischen Königspaar – welches erst vor kurzen in Coburg beim Kauf einer Bratwurst beobachtet wurde. Ich bin wahrlich kein Adelsexperte – aber wenn ich eine deutsche Stadt empfehlen kann, in welcher der Adel noch heute regelmäßige Besuche abstattet – dann ist es die oberfränkische Stadt.
Noch heute – man mag es kaum glauben – gibt es in Coburg Nachfahren der Adelsfamilie von Sachsen-Coburg und Gotha. Der Erbprinz Hubertus von Sachsen-Coburg-Gotha bewohnt hier mit seiner Familie eine Villa und hat natürlich auch zahlreiche Kontakte in zahlreiche europäische Königshäuser. Und so kommt es – das nicht nur einst Queen Victoria von England hier „ein und aus ging“ sondern noch heute Herzöge, Prinzen und gar auch Könige in Coburg nahezu unbemerkt unterwegs sind.
Aber wir möchten an dieser Stelle nicht der „Bunte“ Konkurrenz machen – weshalb wir uns hier auf eine Zeitreise konzentrieren. Ich zeige euch aber nicht nur die Adels-Orte – sondern auch noch einige weitere Plätze die ihr in Coburg besuchen müsst. Das kann ich auch besser als Klatsch und Tratsch aus der aktuellen Adelswelt!
Inhaltsverzeichnis
Wie wurde Coburg die Stadt des europäischen Adels?
Zu verdanken ist die internationale Berühmtheit von Coburg der sehr effektiven Heiratspolitik von Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1750-1806) und seiner Frau Auguste Caroline Sophie (1757-1812).
Deren sieben Kinder wurden in Königshäuser und einflussreiche Familien nach Russland, Bulgarien, Portugal, Belgien und auch nach Großbritannien verheiratet und „Coburger“ Adelsblut ist noch heute in all diesen Königshäusern zu finden. Wer sich in dieses Thema etwas genauer einlesen will, hier gibts weitere Infos!
Zeitreise-Orte in Coburg
Noch heute gibt es in Coburg zahlreiche Orte – an denen ihr die Geschichte der Adelsfamilie von Sachsen-Coburg-Saalfeld erleben könnt. Und nicht nur das. Wir zeigen euch noch mehr Tipps in Coburg und reisen dafür quer durch die Zeit.
Schloss Ehrenburg
Fangen wir mit Schloss Ehrenburg an. Das Schloss am Rande des Stadtzentrums fällt schon aufgrund seiner Größe einem jeden Gast von Coburg sofort ins Auge. Die Schlossanlage wurde im 16. Jahrhundert als Stadtresidenz errichtet. Das Gebäude sollte von allem der Präsentation des Adels dienen – gewohnt haben die Coburger Herzöge in anderen Schlössern in der Umgebung.
Das Schloss und auch das Interior ist durch viel Glück größtenteils erhalten geblieben und so kann man noch heute im Rahmen von Führungen den Prunk des Herzogtums von Sachsen-Coburg und Gotha genießen.
Ich fand die Entwicklung von einer ehemaligen Klosteranlage zu dem prunkvollen Schloss mit barocken Stuck unglaublich. Um dieses Schloss zu erfassen braucht es mehr als einen Besuch, es gibt so viele besondere Details!
Neben dem Thronzimmer und dem Prunksaal habe ich auch Schlafzimmer des Adels besucht. Voller Stolz erzählte mir meine Schlossführerin von der Toilette im Schlafzimmer von Queen Viktoria. Die hatte Wasserspülung – etwas was im frühen 19. Jahrhundert noch eine Seltenheit war.
Am Ende meiner Runde durch das Schluss haben wir uns noch die Schlosskirche angeschaut. Auch hier: Barock, wunderschöne Malereien und viele Details!
St. Moriz Kirche
Hier fand 2019 die Hochzeit des aktuellen Erbprinz Hubertus von Sachsen-Coburg und Gotha und seiner Frau Kelly statt. Auf den Bänken saßen damals zahlreiche Adelige aus ganz Europa – die bekanntesten davon waren wohl der schwedische König Carl XVI Gustav und seine Frau Silvia.
In der gotischen Kirche ist aber auch schon vor der Traumhochzeit einiges an Prominenz ein und ausgegangen. So hat hier Martin Luther während seines Besuches in Coburg rund 7 mal gepredigt. Ein Besuch in der Kirche kann ich vor allem aufgrund der Nähe zum Stadtzentrum absolut empfehlen!
Veste Coburg
Die Veste ist für mich eines der „Must Do“ Sachen in Coburg. Ich war drei mal Gast in der Stadt – drei mal war ich „oben“ und drei mal habe ich neue Dinge entdeckt. Kann man mich schon als Stammgast bezeichnen? Was hat sie denn mit dem Adel von Coburg zu tun? Dazu gibts eine lange Geschichte. Was viele nicht wissen? Die „Coburger“ stammen aus dem deutschen Adelsgeschlecht der Wettiner – und die haben 1353 die Burg erstanden und in den nächsten Jahrhunderten zu einer der größten Burganlagen Deutschlands ausgebaut. Sie war Residenz und Wohnort – auch Luther wohnte hier ein paar Wochen.
Die Veste ist vor allem am Wochenende immer recht gut besucht – ich kann euch daher empfehlen recht früh dort vorbei zu fahren. Würde ich jetzt über die verschiedenen Ausstellungsstücke auf der Veste erzählen, würde dieser Artikel wirklich lang werden. Allein ein Besuch der verschiedenen Ausstellungen dauert mindestens 2, wenn nicht sogar 3 Stunden. Vor allem, wenn ihr wie ich den Audioguide rege nutzt. Auch im Außenbereich der Veste gibt es vieles zu entdecken.
Ob die herzogliche Wohnkultur, Schlosskapelle, die steinerne Kemenate oder das Lutherzimmer oder die Schlittenausstellung, ich fand alle Bereiche spannend. Auch die Kupferstiche und die Kunstausstellung sind vor allem für Kunstfans ein Muss! Auch hier hat übrigens das Adelsgeschlecht von Coburg ihre Hände im Spiel. Eine Vielzahl der Kunstgegenstände stammt aus deren Sammelleidenschaft – und bildet heute eine von Deutschlands größten Kunstsammlungen.
Wer mehr zur Verteidigung der Burg wissen will – dazu erfahrt ihr in der Artellerieausstellung mehr.
Hofgarten Coburg
Nach einem Besuch auf der Veste Coburg solltet ihr definitiv einen Spaziergang durch den Hofgarten von Coburg anschließen. Die Anlage wurde im 17. Jahrhundert auf Wunsch des damaligen Herzog Albrecht angelegt und bietet auch heute noch einem tollen Waldbestand, zahlreichen Bänken zum Rasten und vielen Wegen zum flanieren.
Neben viel Natur gibt es hier natürlich auch ein paar „Adelsorte“. Der bekannteste Ort geht fast ein wenig unter, denn er liegt ein wenig unscheinbar abseits des Veilchentals. Das Mausoleum ist die letzte Ruhestätte für Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld und seine Gattin Auguste. Ja! Das waren die mit der Heiratspolitik! Die Gruft wird beschützt durch zwei Sphinxe. Zudem gibts im Park ein großes Reiterdenkmal von Herzog Ernst dem II. und den Herzog-Alfred-Brunnen.
Es gibt noch einige andere schöne Orte ohne direkten Adelsbezug im Hofgarten, welche ich euch wirklich empfehlen kann. Zu nennen ist hier der kleine Rosengarten, an dem ihr auf dem Weg vom Mausoleum zum Schlossplatz unweigerlich vorbeilauft.
Der Blick von den Arkaden auf den Schlossplatz ist für mich einer der schönsten Orte in Coburg. Deshalb gibts den auch als Titelbild!
Weitere „Adelshäuser“ in Coburg
In Coburg selbst gibt es noch weitere Palais und Häuser, die in Zusammenhang mit der Adelsfamilie in Coburg stehen. Da einige Gebäude nicht mehr für die Allgemeinheit zugänglich ist – stell ich euch ein paar der Gebäude einfach mal kurz vor.
Die frühere Reithalle von Schloss Ehrenburg ist heute Teil des Coburger Landestheaters und kann auf verschiedenen Theatervorführungen besucht werden. Das Gebäude wurde im Stil der Neugotik im Jahre 1852 erbaut – ist also noch vergleichsweise jung.
Im Edinburgh Palais ist heute die Industrie- und Handelskammer untergebracht und wirkt neben dem Schloss recht unspektakulär. Auch dieses Gebäude wurde im 19. Jahrhundert gebaut, aber im Stil der Neorenaissance. Prinz Alfred, Duke of Edinburgh (Sohn von Queen Viktoria) kaufte das Gebäude und ließ es umbauen. In seinen Räumlichkeiten waren nicht nur seine Mutter zu Besuch. 1894 fand hier die Coburger Fürstenhochzeit statt – bei der auch der Russische Zar Nikolaus II und Kaiser Wilhelm der II zu Gast waren.
Auch das Burglaßschlösschen, in dem sich heute unter anderen eines der schönsten Standesämter Deutschlands befindet, hat eine lange adlige Geschichte. Prinz Friedrich Josias von Sachsen- Coburg-Saalfeld kauft das Haus 1775 als Ruine und baut es in eine Art Palais um. Selbst im 20. Jahrhundert wurde es noch vom Adel genutzt – nach dem ersten Weltkrieg wohnte hier für gut 20 Jahre der Zar Ferdinand von Bulgarien während seiner Aufenthalte in Coburg.
Schloss Rosenau
„Wäre ich nicht was ich bin, hätte ich hier mein wirkliches Zuhause“ sagte einst Queen Viktoria von Ihren Besuch auf Schloss Rosenau. Und ja, schaut man sich das Schloss und den Park an, dann kann man sich dies gut vorstellen. im „Sommerschloss“ der Adelsfamlie von Sachsen-Coburg und Gotha konnte man dem Trubel der Stadt entgehen und in einer kleinen Bibliothek, bei Spielen und gutem Essen einfach mal zur Ruhe kommen.
Viktoria ließ sogar Bilder von Rosenau anfertigen, die vor ein paar Jahren in der Royal Libary of Windsor gefunden wurden. Ein paar Kopien davon findet ihr auch bei eurem Rundgang im Schloss.
Übrigens: Rosenau wurde im neugotischen Stil von keinem geringeren als Karl Friedrich Schinkel umgestaltet. Bis Ende des 19. Jahrhundert wurde das Schloss rege vom Adel genutzt – anschließend war hier unter anderem ein Altenheim untergebracht. Seit 1990 befindet sich hier ein Museum und kann im Rahmen von Führungen besucht werden.
Wenn ihr schon mal vor Ort seit – nehmt euch etwas Zeit für den wunderschönen Schlosspark und plant auch einen Abstecher zum Europäischen Museum für modernes Glas ein.
Die Hoflieferanten
Wer „Adel“ mit Genuss verbinden will, dem empfehle ich eine kulinarische Stadtführung durch Coburg. Denn obwohl ich schon häufiger mal in der Innenstadt war, die „Hoflieferanten“ sind mir bisher nicht aufgefallen. Und dabei gibt es noch heute vier Geschäfte, welche nicht nur eine lange Tradition inne haben, sondern sich noch heute Hoflieferant nennen dürfen.
Bei der kulinarischen Stadtführung werdet ihr zumindest zwei davon kennenlernen. Und natürlich noch viel mehr. Denn auch über den im Frankenländle so wichtigen Biergenuss wird während der etwa 90 Minütigen Tour geredet. Und natürlich darf auch die Coburger Bratwurst nicht fehlen!
Aber kommen wir zurück zu den herzoglich-sächsische Hoflieferanten:
Wein Oertel im Herzoglichen Zeughaus
Seit 1874 wird im ehemaligen Herzoglichen Zeughaus Wein verkauft. Die Familie Oertel, ehemaliger Hoflieferant, verkauft bereits in der fünften Generation vor allem Wein, Sekt, Champagner – aber auch einiges mehr.
In diesem Jahr feierte Wein Oertel 150 Jahre bestehen – und bieten regelmäßig Weinverkostungen und Events rund um den Wein an. Der Wein lagert hier in den besonderen Gewölbekellern auf jeden Fall bestens.
Ein Schmätzchen vom Hoflieferant Wilhelm Feyler
Eine besondere und mir bisher nicht bekannte Delikatesse gibts bei der Feinbäckerei Feyler. Die kleinen „Schmätzchen“ sind eine Art Plätzchen aus Lebkuchenteig. Damit überzeugte er die Adelsfamilie Ende des 19. Jahrhundert und bekommt daraufhin den Titel Hofbäcker verliehen. Auch noch heute sind die kleinen „Küsse“ beliebt.
Der Geschmack der Schmätzchen ist etwas anders als von klassischen Lebkuchen, auch die Farbe ist etwas heller. Verarbeitet werden Mandeln, Honig und verschiedene Gewürze. Da ich nur ein Probier – Schmätzchen hatte muss ich wohl demnächst für Weihnachten welche online bestellen! Die waren richtig lecker!
Hof-Apotheke am Markt
Zugegeben – den Hoflikör, einen Kräuterlikör mit besonderen Zutaten – habe ich an meinen Opa weitergegeben, der fand das goldfarbene Getränk sehr wohlschmeckend. Zu kaufen gibt es dieses Coburger Getränk in der Hof-Apotheke. Und die gibt es schon seit 1543. Gut möglich also, das auch für die Adligen aus Schloss und Veste hier den Hoflikör bestellt haben oder für sie das eine oder andere Medikament angemischt wurde.
Bei unserer Führung wurde auch etwas zu den Zeichnungen an der rechten Seite der Apotheke erzählt. Drin war ich leider nicht – dazu blieb mir etwas zu wenig Zeit. Aber ich weiss sicher – beim nächsten Besuch muss ich wohl auch mal den Likör probieren! Übrigens – das Gebäude ist eines der ältesten am Marktplatz!
Die passende Unterkunft für eine Zeitreise
Zu gerne hätte ich im Schloss Ehrenburg in einem der dortigen Betten übernachtet – aber das geht leider nicht. Also musste eine andere Lösung her, die für eine Zeitreise auch wirklich passend ist. Übernachtet habe ich diesmal im Hotel Hahnmühle 1323.
Das Hotel stammt aus dem Jahre 1323 – ob es damals schon ein Gasthof oder ein Hotel war. Es handelt sich um das zweitälteste Gebäude der Stadt und hat sicherlich schon so einige Reisende kommen und gehen sehen.
Seit 2013 befindet sich hier ein Hotel mit 19 Zimmern, jedoch ohne Frühstück. Dafür sind die Zimmer sehr gemütlich und dank alter Giebel und freigelegter Wände ist einen großen Teil des alten Charmes erhalten geblieben.
Kulinarische Zeitreise-Empfehlungen in Coburg
Natürlich will ich euch nicht mit hungrigen Magen ins Bett gehen lassen. Ihr braucht nach einem so umfangreichen adligen Tag sicher auch was herzhaftes im Magen, oder?
Ich erspare euch jetzt meine Essensfotos – denn die sind nicht wirklich ansehnlich – aber ich werde euch ein paar kulinarische Tipps geben. Und liebe Veganer – sorry – leider sind die häufig sehr fleischlastig.
Ein Traditionshaus ist die Loreley – hier ist schon seit 1763 ein Gasthaus daheim. Auch noch heute ist das Loreley ein beliebtes Restaurant, es gibt herzhafte deutsche Küche – aber auch leichte Kost.
Auch in der Künstlerklause gibt es fränkische Küche, wir haben hier wirklich gut gegessen und uns sehr wohl gefühlt. Vor allem der Nachtisch war der Hammer. Das Butterkekseis müsst ihr probieren! Yummy!
Ihr wollt echtes Bier aus Coburg trinken? Dann solltet ihr im Brauhaus zu Coburg oder im Brauhausstadl einkehren!
Wie kommt ihr in die Adelshauptstadt?
Ich bin mit dem Auto nach Coburg gefahren. Parken: Es gibt zwar eine Vielzahl von Parkplätzen, viele können jedoch nur für 2 Stunden genutzt werden. Wenn ihr das Auto nicht bewegen müsst können wir euch den Großparkplatz am Anger empfehlen, hier zahlt ihr für 24 Stunden nur 4 Euro.
Coburg ist jedoch auch sehr gut ans Bahnnetz angeboten, von Erfurt könnt ihr mit dem Regionalverkehr in knapp 40 Minuten anreisen, von Bamberg seit ihr knapp 26 Minuten unterwegs mit der Bahn.
Offenlegung: Wir wurden für ein Wochenende auf Zeitreise in Coburg von der Burgenstraße e. V. und Coburg eingeladen
Ich muss wohl nochmal nach Coburg. Ich hatte nur einen Nachmittag während meines Aufenthalts in Bamberg ‚übrig‘ und bin wegen der Festung hingefahren. Zum einen mag ich Burgen sowieso; zum anderen hatte ich eine Bemerkung meines Vaters im Kopf, der vom Familiengarten in Sonneberg aus die Burg sehen konnte, die unerreichbar im Westen lag. (Er ist 1953 geflohen, hat es aber irgendwie nie nach Coburg geschafft.) Durch den Ort bin ich leider nicht sehr aufmerksam gegangen, aber die Festung lohnt sich wirklich. https://lostfort.blogspot.com/2016/01/dower-of-polish-queen-wettin-stronghold.html