Ein Stadtrundgang durch Landau - von Elwetritschen und Turmaufstiegen

Ein Stadtrundgang durch Landau – von Elwetritschen und Turmaufstiegen

Am Bahnhof begrüßt mich ein seltsam anmutendes Metallgetier. Ich bin ein wenig verwundert, schenke dem Vogel jedoch keine weitere Aufmerksamkeit. Zu müde bin ich von der vierstündigen Fahrt aus dem Rheinland. Für ein Wochenende verweile ich in der Pfalz. Genauer gesagt in Landau. Vorausgesagt ist viel viel Regen – was mich jedoch nicht von einem Städtetrip abhält. Das man viel Spannendes auch bei nicht so gutem Wetter erleben kann, davon habe ich euch ja schon im „Schlechtwetteralternativen für Landau“ erzählt.

Ein Stadtrundgang durch Landau - von Elwetritschen und Turmaufstiegen

Mr. Wettergott jedoch hat ein Einsehen mit mir. Denn pünktlich zu einem Stadtrundgang durch die Innenstadt hört es auf zu regen. Viel besser noch! Kurz ist sogar die Sonne zu sehen. Was ich unterwegs auf meiner Tour entdeckt habe, und was es mit diesem Elwetritschen auf sich hat? Dafür solltet ihr hier weiterlesen….

Landau ist anders

Auf den ersten Blick sieht die Stadt in der Pfalz aus wie jede x-beliebige Stadt in Deutschland auch. Auch hier gibt es die üblichen Stores bekannter Modemärkte, auch hier gibt es einen Markt und ein Rathaus – und doch fällt mir schnell auf, das hier einiges anders ist.

An einigen Ecken entdeckte ich noch „französische“ Straßennamen, die von der langen Herrschaft der Franzosen in Landau berichten. Viel Grün schmückt die Stadt und auch Kunst kommt in der kleinen Stadt nicht zu kurz. Immer noch entdecke ich den Einfluss der Landesgartenschau, die 2015 dafür sorgte, dass rund 800000 Besucher das ehemalige Kasernenareal im Landauer Süden besuchten. Auf einem Spaziergang durch die Straßen lerne ich durch Frau Schröer-Hemmler, ihres Zeichens Stadtführerin, die kleinen Geheimnisse der Stadt kennen. Wusstet ihr, das Landau mal bayrisch war? Und kurze Zeit sogar zu Österreich gehörte?

Ein Stadtrundgang durch Landau - von Elwetritschen und Turmaufstiegen

Sie zeigt mir das Haus, in dem einst die Ur-Großeltern der berühmten Anne Frank gelebt haben, hat auch heute noch vieles zum Thema Geschichte zu erzählen. Schon am Eingangstor wird man mit einer Gedenktafel begrüßt, welche das Frank-Loebsche Haus in wenigen Sätze erläutern möchte. Seit einigen Jahren befindet sich das Haus wieder im Stadtbesitz und wird als Kunst und Ausstellungsort genutzt. Auch ein Institut und zwei Abteilungen der Universität Landau-Koblenz haben in diesem wunderschönen Gebäude aus dem 17ten Jahrhundert eine Heimat gefunden. Diesen Ort umgibt ein ganz besonderer Charme, für meinen nächsten Landau-Trip ist ein Besuch hier definitiv schon eingeplant.

Ein Stadtrundgang durch Landau - von Elwetritschen und Turmaufstiegen
Auf dem Wochenmarkt (immer Dienstag und samstags) gibt es zahlreiche Regionale Köstlichkeiten.

Viel zu kurz ist die Zeit im Zentrum der Stadt und so bin ich froh, dass ich eine Sehenswürdigkeit schon am Ankunftstag angeschaut habe…

Landau(s) (Gartensch)au

Ich gebe zu, das Wortspiel ist nicht mein bestes. Aber Hey! Bei Landau bietet es sich wirklich an. Und auch im Logo der Gartenschau wirkte es so, als wenn ich nicht die einzige „Wortspielfreundin“ bin. Eigentlich will ich aber über das Gelände sprechen. Bis in die neunziger Jahre war hier noch Bundeswehr stationiert und auch heute sieht man an einigen der Gebäude den Umfang der ehemaligen Kaserne.

Ein Stadtrundgang durch Landau - von Elwetritschen und Turmaufstiegen

In den letzten Jahren wurden auf dem ehemaligen Gartenschaugelände zwar zahlreiche Wohnungen gebaut, ein paar der „Gartenprojekte“ sind jedoch auch heute noch zu bestaunen. Nicht nur bei der Jugend beliebt ist der Energie Südwest-Aussichtsturm, von dem man einen tollen Blick über den Landauer Süden und die umliegende Natur hat. Der Aufstieg in dem Holzturm ist schon an sich ein Ereignis – ich muss ehrlich zugeben, dass ich den Eingang erst einmal suchen musste, denn dieser befindet sich seitlich in etwas angehobener Position.

Vom Turm sieht man nicht nur die Kunst und noch bestehende Naturprojekte sowie die Naturkirche, in der auch heute noch Gottesdienste stattfinden, sondern blickt auch direkt auf „Park der Generationen“. Mit großen Wasserbecken, Gastronomie und zahlreichen Plätzen zum Ruhe und Genießen stell ich mir an diesem kühlen Tag einfach nur vor, wie toll es wohl wäre, hier im Sommer einen Tag zu genießen. Zwei Enten machen mir es vor – und doch fliehe ich vor der Dunkelheit zurück in mein Hotel.

Die Kirchen von Landau

Kommen wir aber zurück zu meinem Stadtrundgang. Nach einem kurzen Abstecher zum Markt und zum Frank-Loebsche Haus besuchen wir als nächstes die Katharinen Kapelle. „Eine Kirche?“ frage ich Frau Schröer-Hemmler. Begeistert erzählt sie mir von den toll erhaltenen Malereien, welche aus dem 14ten Jahrhundert und damit aus der Erbauungszeit der Kirche sind.

Durch Zufall wurden sie bei Restaurierungsarbeiten entdeckt. Auch heute noch wird die Kirche genutzt und war sogar zwischenzeitlich von Katholiken und Protestanten gemeinsames Gotteshaus. Ich stelle schnell fest – an wunderschönen Gotteshäusern mangelt es der kleinen Stadt Landau nicht.

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Ehemalige Klosterkirche aus dem 14ten Jahrhundert. Rekonstruiert inkl. Kreuzgang und Klostergarten.

Auch die ehemalige Klosterkirche und da vor allem der Kreuzgang und der dazu passende Garten sind durchaus sehenswert. Vor allem der Garten hat mir gut gefallen. Heut sind rund um das Gebäude einige Büros der Stadtverwaltung. Den Ausblick zum Park hätte ich auf Arbeit auch gerne!

„Lust auf noch eine Kirche?“ fragt mich mein Landau-Guide. Und irgendwie bin ich neugierig, wie man den Blick in Kloster- und Katharinenkirche denn noch toppen will. Zuallererst werde ich jedoch vor der Stiftskirche von Martin Luther begrüßt. Gut – eher von einer riesigen Bronzefigur mit seiner Abbildung. „War Luther denn hier?“ will ich wissen. Und nein – darüber ist wohl nichts bekannt, den protestantischen Glauben jedoch hat sich auch hier ein großer Teil der Bevölkerung angenommen und so ist noch heute die Stiftskirche und vor allem der Turm eines der Sehenswürdigkeiten der Stadt.

„Hast du Lust auch mal von oben auf die Stadt zu schauen?“ fragt mich Frau Schröer-Hemmler. Als ich neugierig nicke, packt sie einen großen Schlüssel aus und geht mit mir an eine kleine Seitentür der Kirche. Ich soll vorsichtig sein, die Treppe ist an einigen Stellen recht eng. Das merke ich schnell. Auch wenn es nicht viele Treppen sind, immer wieder bleibe ich stehen und muss verschnaufen. Gut das es auch unterwegs so viel zu entdecken gibt. Die Glocken der Kirche zum Beispiel. Oder die wunderschönen Holztreppen. Das wirkliche Highlight wartet jedoch oben auf mich. Denn ganz an der Spitze der Stiftskirche gibt es eine Türmerwohnung.

Die ist mittlerweile nicht mehr bewohnt, die Räume jedoch können auch heute noch besichtigt werden. Ein wenig lässt mein Interesse an den Bewohnern jedoch nach, als ich den Blick rund um die Wohnung sehe. Aus knapp 60 Metern Höhe ist der Blick auf Landau recht beeindruckend.

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Mehrmals laufe ich drumherum. Wie schön es doch hier ist! Auf die Stiftskirche geht es nur mit Führung – auch ein Grund, warum ich euch diese auf jeden Fall empfehle!

Das Französische Tor und die Grinsekatze

Gerade in der kälteren Jahreszeit gehört ein „Aufwärmzwischenstopp“ in einem Café dazu. Über die Stadtgrenzen hinaus war das Café Barock bekannt. Die kunstgeschichtliche Epoche wird hier wirklich ernst genommen. Neben schweren Brokatvorhängen gibt es hier auch Kronleuchter und ein wenig fühlt man sich auch ins herrschaftliche Wien zurückversetzt. Gerne wäre ich länger geblieben, doch unser Rundgang ist noch nicht vorbei…. (leider ist Cafe Barock seit Anfang 2018 geschlossen!)

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Café Barock im Stadttor

Nun lohnt sich jedoch nicht nur der Besuch im Barock, sondern auch ein Blick „um die Ecke“. Dort befindet sich das französische Tor, welches als eines der wenigen Überbleibsel der Landauer Stadtmauer noch zu sehen ist.

Im Torbogen, der übrigens einen Blick ins Café bietet, findet sich ein Darstellung des Sonnenkönigs Ludwig dem XIV, der Landau zu seiner Blütezeit im 17ten Jahrhundert verhalf. Ganz ehrlich? Seht ihr da nicht auch eine Katze, die Party macht?

Die Sache mit den Elwetritschen

Bis zu meinem Besuch in Landau kannte ich die kleinen Fabelvögel nicht. Elwetritsche (im pseudowissenschaftlichen Latein bestia palatinensis genannt) sind Fabelwesen, die sich vor allem in und um Landau in der Pfalz aufhalten. Man sagt, dass sie ein klein wenig wie ein Huhn aussehen, aber dann wieder wird auch von einem Geweih und von Koboldähnlichen Aussehen berichtet. In 2017 war die ganze Stadt plötzlich voller Elwetritsche.

Von April bis September besetzten die sonst so scheuen Tiere die ganze Stadt. Emma, Erwin und seine/ihre Freunde bevölkerten die wichtigsten Orte. Dann plötzlich, wie es Fabelwesen so für sich haben – waren sie wieder weg. Man sagt, dass sie eingefangen wurden und ihrem neuen Besitzern ganz viel Glück bringen sollen. Mir sind exklusiv und unter großer Gefahr ein paar wenige Aufnahmen geglückt!

Bücher im alten Schlachthof

So viel habe ich mir noch für meinen nächsten Landau Trip vorgenommen. Die Bibliothek im alten Schlachthof hätte ich gerne von innen gesehen. Ich mag es, wenn alte Gebäude mit neuen und modernen Elementen wieder zum Leben erweckt werden und auch hier gibt es viel zu sehen.

Auch bietet die Bibliothek gelegentlich Lesungen an. Von Oktober bis Anfang Dezember gab es die auch im Rahmen der Landauer Büchereitage. Ob das Event wohl nächstes Jahr wiederholt wird? Wäre ja ein perfekter Anlass für eine Wiederholungs-Tat, oder?

Wichtige HinweiseAnreiseÜbernachtungsempfehlungWeitere Inspirationen
Landau ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar.

  • Vom Verkehrsknotenpunkt Karlsruhe kommt ihr mit dem halbstündlich fahrenden Regionalexpress in 30 – 45 Minuten in Landau an.
  • Die Anreise von Köln dauert mit der Bahn rund 3 1/2 Stunden.
  • Auch Fernbusse fahren Landau an.
  • In und um die Stadt gibt es zahlreiche Parkmöglichkeiten und auch die Anbindung per Auto ist sehr gut. Nach Köln braucht man bei freier Autobahn rund 2 1/2 Stunden.
  • In Landau selbst gibt es Busverbindungen, die an normalen Wochentagen das Stadtgebiet gut abdecken. Es lässt sich jedoch vieles Sehenswertes und das Stadtzentrum auch gut zu Fuß oder mit dem Rad erreichen.

Ich habe im Maximilians Boutique-Hotel Landau in einem Komfort Plus Zimmerübernachte. Im Zimmer stand mir eine Kaffeemaschine, eine Couch, ein Kühlschrank und ein riesiges Boxspringbett zur Verfügung. Das Zimmer kostet ab 104 Euro pro Nacht, Frühstück kann für 9,50 € dazu gebucht werden, was durchaus empfehlenswert ist. Wer direkt über die Hotelhomepage bucht, kann 8% gegenüber Buchungsplattformen sparen.

Dieser Bericht ist Teil der „ersten Pfälzer Blogparade„, zu welcher es schon zahlreiche spannende Berichte rund um die Pfalz gibt.

Im Rahmen eines etwas anderen „Adventskalenders“ präsentieren euch Pfälzer und Nichtpfälzer ihre Highlights aus Landau und Umgebung.

Offenlegung: Zu Stadtführung und Hotelübernachtung folgte ich einer Einladung vom Maximilians Hotel Landau

Janett

Hallo, ich bin Janett, die Gründerin des Blogs Teilzeitreisender.de
Schon immer war ich ein sehr großer Fan von Kurzreisen. Neben einer Teilzeitstelle an der Uni Düsseldorf pflege und hege ich deshalb dieses Projekt - und habe dafür schon das eine oder andere Abenteuer erlebt.

Mehr über mich erfahrt ihr unter der Rubrik Persönliches

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