Eine kulinarische Zeitreise durch Warendorf

Eine kulinarische Zeitreise durch Warendorf

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Kennt ihr Warendorf? Ich muss ja ehrlich zugeben, dass mir der kleine westfälische Ort bis vor wenigen Wochen noch so gänzlich unbekannt war. Und dass – obwohl die kleine Stadt in der Nähe von Münster gerade für Pferdeliebhaber (zu denen ich mich bisher nicht zähle) ein sehr bekanntes Pflaster ist.

Eine kulinarische Zeitreise durch Warendorf

Viel mehr beeindruckt mich jedoch die entspannt – herbstliche Stimmung die ich bei dem Besuch in der doch gar nicht allzu kleinen Stadt erlebe. Bei meinem ersten kleinen Stadtbummel versinkt die Sonne langsam hinter der Häuserfront und vor lauter Fotografiererei vergesse ich fast, dass ich gleich noch ein Date habe. Im Hotel „Im Engel“ bin ich verabredet. Zu einer kulinarischen Stadtführung durch Warendorf. Was sich dahinter wohl verbirgt?

Es beginnt mit einem lauten Ruf eines Jagdhornes.

Aufmerksam verfolgen wir vom Hotelbesitzer Gerhard Leve die Geschichte des Traditions-Hauses Engel und erfahre was uns heute Abend erwarten wird. Eine kulinarische Zeitreise durch Warendorf! Hunger habe ich mir mitgebracht – das Brötchen am Vormittag aus der Unikantine war mein letztes „Mahl“. Und dann wird mir gleich ein gut gefüllter Tapas-Teller gereicht. Mit Sektglashalterung! Wie praktisch. Selbst Pumpernickel und Linsensalat waren mit ihrer Kombination mit Lachsforelle und Pulled Pork recht flott vernascht!

Eine kulinarische Zeitreise durch Warendorf

Der Engel ist schon seit 1692 im Familienbesitz und hat sich im Laufe der Zeit von einem klassischen Gasthof zu einem Hotel mit Restaurant und in den letzten Jahren zu einer bekannten Adresse für Weinkenner aus aller Welt entwickelt. Über 900 Weine lagern unter dem Hotel – was am späten Abend auch das Ziel unserer Reise sein wird. Vorher jedoch werden wir von einem „zugezogenen“ durch Warendorf geführt. Werner Stock stammt gebürtig aus dem Saarland und ist pensionierter Polizist mit Begeisterung für den Reitsport. Vor ein paar Jahren zog er mit seiner Frau nach Warendorf und führt nun Gäste durch das beschauliche Städtchen.

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Eine Zeitreise durch Warendorf

Werner zeigt uns nicht nur die wunderschönen Fachwerkhäuser, die schon seit vielen hundert Jahren die Stadt Warendorf bekannt machen. Er erzählt uns auch die kleinen Geschichten, wie die von einem Ehrenbürger, der die Ems und ihre Nebenflüsse Zeit seines Lebens sauber gehalten hat. Sein Markenzeichen war eine Stange – und fragt mich jetzt nicht wie lange ich überlegt habe, wie der Herr denn nun hieß – mir fällt es einfach nicht mehr ein!

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Aus der Ferne hören wir Klaus Wiese – seines Zeichens pensionierter Musiklehrer und in meinen Augen ein wahres Multitalent an verschiedenen Instrumenten. Während er mit dem Jagdhorn verschiedene Melodien in der Ruhe der Stadt erklingen lässt wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und zwischendurch erfahren wir von Werner, dass Goethe hier in der Stadt Strafgebühren zahlen musste, weil er damals nicht rechtzeitig innerhalb der Stadtmauern zugegen war. Und noch weiter in die Geschichte reisen wir zurück – Warendorf wurde erstmalig 800 n. Chr. erwähnt und hat um 1200 Stadtrechte bekommen.

Auch vom schicksalhaften Jahr 1741 berichtet uns Werner. Bei einem schlimmen Stadtbrand sind nur wenige Gebäude erhalten geblieben – die Stadt brauchte lange um sich davon zu erholen. Eigentlich will ich euch nicht allzu viel davon verraten. Werner und die anderen Warendorfer Stadtführer und Stadtführerinnen können das sicherlich noch viel besser als ich.

Der erste Teil unserer Führung endet vor einem Wohnhaus.

Hell erleuchtete Fenster im Haus Bispink deuten darauf hin das jemand zuhause ist. An der Tür steht „Stadtmuseum“. Dieses Haus ist ein Museum? Und was machen wir mitten in der Nacht hier? Ich trete ein und verliebe mich recht schnell in das wunderschöne Treppenhaus.

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Ich staune noch über die schönen Jugendstilfenster des Haus Bispink als ich Stimmen aus der Stube vernehme. Wir sind nicht allein. Es riecht nach Essen und mein Magen meldet sich. Ich kann doch nicht schon wieder Hunger haben? Wir treten ein und werden von einem gedeckten Tisch erwartet.

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Auch wenn das Bild nicht wirklich eines meiner Glanzstücke ist – ein wenig Heißhunger muss ich euch machen. Ich glaub das war eine der leckersten Suppen, die ich je gegessen habe. Tomatisierte Zucchinisuppe mit Knoblauchcroutons. Heiliger Bimbam. Die duftete nicht nur herrlich, die schmeckte auch lecker.

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Ich will diese Fließen haben! Wunderschön, oder?

Und ich zog böse Blicke auf mich, als ich schon vor dem offiziellen „Go“ daran probierte. Klaus spielte mit seiner Zither – ein Instrument was ich bisher nur aus Museen kannte. Aber waren wir nicht auch in einem?

Als uns Gerhard Leve und Klaus Wiese auch noch zum Mitsingen des bekannten deutschen Liedgutes animierten komme ich mir definitiv wie auf einer Zeitreise vor. Das hatte ich zuletzt auf Klassenfahrt gemacht!

Mitgesungen.

Und doch. Ich hatte einen Riesenspaß. Ob die anderen das auch so sahen? Werner gab uns ein Zeichen. Wir müssen aufbrechen, denn vor uns liegen noch weitere kulinarische Schlenderpunkte. Also nahmen wir Abschied vom Haus Bispink. Auf den nächsten Metern lernen wir die Geheimnisse der Einkaufsstraße kennen. Mitten in der Nacht.

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Warendorf hat eine sehr nette und vor allem saubere Einkaufsmeile.

So befindet sich in einem Bekleidungsgeschäft ein ehemaliger Tanzsaal. Ich glaub es war Comma oder Mango oder so. Irgend so eine Kette. Der Blick ins Geschäft lohnt sich jedoch auch nach den Öffnungszeiten. Spannend zu hören, das Warendorf einige Zeit auch in Sachen Bekleidungsherstellung unterwegs war. Davon sieht man heut leider nichts mehr. Mittlerweile ist es richtig dunkel in Warendorf. Nur wenige Menschen sind auf den Straßen unterwegs.

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Werner führt uns nach vielen Anekdoten zum „Engelchen“ – auf den Ersten Blick ein Café mit Eisdiele – und auf den zweiten Blick ein Ort mit ganz besonderer Bedeutung für die Warendorfer.

Hier im Haus war Doris Day zu Gast!

Das erfahren wir beim Hauptgang von Gerhard Leve, dessen Schwester das Geschäft seit einigen Jahren leitet. Der Besuch hat einen Grund – denn in diesem Haus war der Großvater von Doris Day zuhause. Und ich verwundert noch einen amerikanischen Weltstar mit deutschen Wurzeln zu kennen.

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Weinselig lass ich mich nach einer leckeren Hauptspeise dazu hinreißen auch Que Sera Sera mitzusingen. Und Ja – so langsam merke ich auch die leckeren Weine, die bei jedem Stopp gereicht werden. Herr Levke hat hier ein wirklich gutes Händchen bewiesen!

Janett und die Fackel

Ich bin satt. Und ich muss zugeben – auch ein wenig müde. Schon rund 3 Stunden sind wir auf den Beinen – haben viel gehört und gesehen, geschmeckt und gerochen und meine Sinne sind ein wenig überreizt. Dann jedoch kommt mein persönliches Highlight der Führung. Ich! Ja Ich – bekomme eine Fackel in die Hand gedrückt!

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Und das wollte ich schon immer. Insgeheim ist das einer meiner dringlichsten Wünsche gewesen. Immer kam etwas dazwischen. Als Kind war ich zu klein – später ziemte sich das für Mädchen nicht und anschließend ist halt niemand mit Fackeln durch die Straßen gezogen. Ich jedenfalls – stolz wie Oskar – nahm die Fackel und musste mehr als einmal ermahnt werden nicht an die zu trockenen Äste der Bäume zu kommen. Ich habe das Feuer sicher zu unserem letzten Haltepunkt gebracht und ich glaub mein Blick sagt alles, oder?

1980? Ganz schlechter Jahrgang!

Wieder zurück im Hotel „Im Engel“ ging es für uns (ohne Fackel) in den Keller. Dort durfte ich erst einen wirklich großartigen Nachtisch bei illustren Gesprächen genießen um dann nach meinem Jahrgang gefragt zu werden. 1980. Von Herrn Leve erfahre ich schnell, dass dies ein ganz schlechter Jahrgang war. Umso erleichterter bin ich, als sich die Jahrgänge der anderen auch nicht besser halten.

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1976 stellt sich als guter Jahrgang heraus und wir folgen Gerhard Leve in den ehemaligen Eiskeller des Hotels. Hier lagern seit einigen Jahren Weine fast aller Jahrgänge und selbst Prominente haben sich hier unten schon zu dem einen oder anderen weinseligen Gespräch mit dem Chef des Hauses eingefunden.

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Auch wir vergessen die Zeit und ich probiere zum ersten Mal in meinem Leben einen Wein, der älter ist als ihr selbst. 76er Jahrgang. Wie verrückt. Aber so schlecht hat der Wein gar nicht geschmeckt. Obwohl die Uhr mittlerweile ein Uhr zeigt – ein Engelchen Bier an der Bar will ich abschließend auch noch. Dekadent – ich weiß. Und ich kann euch sagen – der nächste Morgen war nicht einfach!

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Morgens halb neun in Warendorf

Ich habe zu kämpfen. Schlafmangel ist kein guter Gefährte auf Reisen und so versuche ich diesen mit viel frische Luft und einem Kaffee ein wenig Herr zu werden.

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Viele Häuser in Warendorf haben solche Schilder.

Es hilft – und so bin ich kurz vor zehn wieder einigermaßen hergestellt um mich den wilden Hengsten zu stellen. Auf dem Weg dorthin entdecke ich jedoch etwas weiteres Spannendes. Schon einmal was vom Olympia Geschichten Weg gehört?

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In Warendorf gibt es viele Olympiasieger – vor allem im Reitsport haben sich zahlreiche Medaillengewinner hier niedergelassen. Auf Tafeln sind in der ganzen Stadt Informationen dazu im Bode eingelassen.

Zurück zum Pferd

Dass die Stadt voller Pferdefiguren ist – davon hatte ich ja Anfangs schon berichtet. Damit ihr mir das auch glaubt – hier ein paar Bilder ;)

Bekannt jedoch ist Warendorf auf durch die Hengstparaden, die jedes Jahr im Herbst auf dem Nordrhein-Westfälisches Landgestüt in Warendorf zu bestaunen sind.

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Das Event lockt nicht nur Experten an, die den Wert eines Hengstes bewerten oder Züchter, die wissen wollen, welcher Hengst am besten zu seiner Stute passt sondern aufgrund der Schaubilder und Vorführungen, die auf dem großen Platz neben den Stallungen gezeigt werden auch viele Fans des Reitsportes.

Werner zeigt uns an diesem Morgen die Stallungen und ich bin beeindruckt von den Tieren und Informationen, die ich über die etwas anderen Angestellten von NRW so erfahre. Wusstet ihr das auf den Landesgestüt schon seit 1826 durch Friedrich Wilhelm III. der Grundstein für Warendorfs Pferderuf gelegt wird? Und dass es hier fast nur Hengste gibt?

Westfälisch genießen

Mir ist etwas kalt. Ein frischer Wind weht als wir Abschied nehmen aus Warendorf. Echt nett hier! Ob man nun Pferde mag oder nicht.

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Tschüss Ems. Tschüss Warendorf!

Unsere Reise geht weiter. Ein Tag voller westfälischer Genüsse liegt vor uns. Die Müdigkeit übermannt mich und ich döse ein. So ein Tag in Warendorf ist ziemlich anstrengend!

Infobox

Wichtige HinweiseAnreiseÜbernachtungsempfehlungWeitere Inspirationen
  • Die kulinarischen Schlendertouren werden einmal im Monat angeboten. Für 59 Euro pro Person inkl. 4 Gänge Menü, Weinprobe, Moderation, Stadtführung und musikalischer Unterhaltung. Eine Reservierung ist empfehlenswert – da nur eine begrenzte Anzahl Personen teilnehmen können. Das Event startet 19 Uhr und dauert ca. 3 – 4 Stunden. Reservierung ist telefonisch möglich
  • Warendorf hat ein spannendes Museumskonzept. In den „dezentralen“ Museen könnt ihr entdecken wie Warendorfer in bestimmten Zeiten gelebt haben.
  • Die Hengstparade findet jedes Jahr an drei Wochenende im Herbst statt. Mehr zum Thema Pferd und Warendorf erfahrt ihr hier. Übrigens – wenn ihr auch Lust auf eine Führung im Gestüt habt, dann könnt ihr das entweder auf Eigeninitiative während der Öffnungszeiten durchführen oder euch bei der Stadtinformation melden – dort werden Führungen organisiert.

Warendorf ist sehr gut mit der Bahn erreichbar. Von Münster aus fährt eine Regionalbahn nach Warendorf – in Warendorf selbst könnt ihr euch sehr gut zu Fuß fortbewegen. Die Region eignet sich hervorragend für Radtouren – da alles recht flach ist. Das Hotel verfügt über Parkplätze – so dass auch eine Reise mit dem Auto komfortabel zu machen ist.

Wir haben im Hotel „Im Engel“ in Warendorf übernachtet. Das Hotel befindet sich in zentraler Lage – dennoch konnte ich recht ruhig schlafen.

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Die Zimmer sind klassisch eingerichtet und sauber. Das Frühstück solltet ihr nicht verpassen – viel Auswahl! Im Doppelzimmer bezahlt ihr 105 Euro pro Nacht.

Offenlegung: Zu dieser kulinarischen Reise wurde ich von Westfälisch Genießen e.V. eingeladen und erhalte für diesen Artikel ein Entgelt. 

Janett

Hallo, ich bin Janett, die Gründerin des Blogs Teilzeitreisender.de
Schon immer war ich ein sehr großer Fan von Kurzreisen. Neben einer Teilzeitstelle an der Uni Düsseldorf pflege und hege ich deshalb dieses Projekt - und habe dafür schon das eine oder andere Abenteuer erlebt.

Mehr über mich erfahrt ihr unter der Rubrik Persönliches

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