Mit so ziemlich der turbulentesten Anreise überhaupt fangen an einem Montagnachmittag für mich die Tage im Elbsandsteingebirge an. Bis zum Flughafen Stuttgart läuft alles noch nach Plan. Aber dann: Boarding (pünktlich!) – rein in den Bus – warten – raus aus dem Bus – wieder warten – neues Boarding – völliges Chaos da einige Passiere bereits als geboardet erfasst sind – egal – alle wieder rein in den Bus und ab zum Flieger. (Und ja – es ist tatsächlich einer mit „AirBerlin“ Beschriftung.)
Auf dem Rollfeld werden wir dann von diversem Flugpersonal 3 mal gezählt, da die Passagierliste nicht mit der Boardingliste übereinstimmt. Mit über 45 Minuten Verspätung startet die kleine Propellermaschine dann aber doch endlich in Richtung Dresden. Dort erreiche ich mit viel Glück meinen Zug nach Bad Schandau. Auf halber Strecke in Pirna muss ich jedoch aussteigen wegen Schienenersatzverkehr. Da hier ja nur Einheimische unterwegs sind, ist ein Wegweiser zum Busbahnhof natürlich überflüssig…
Ankommen und wohlfühlen
Eine gute Stunde später als geplant komme ich dann doch endlich und dank des Shuttleservice am Weinberghaus in Mittelndorf an. Inhaber André Balogh zeigt mir mein Apartment im rund 110 Jahre alten Gasthaus. Die Sitzecke mit kleiner Küche ist sehr gemütlich und der Ausblick über das Kirnitzschtal und die Landschaft des Elbsandsteingebirges ist bombastisch.
Sofort sind alle Strapazen der Anreise vergessen und die Erholung setzt ein. Sogar der Kühlschrank ist bereits befüllt und lässt keine Wünsche offen für meine Proviantpakete für die Wanderungen der nächsten Tage. Gemessen an dem vielen Obst, Gemüse und anderen Leckereien könnte ich auch durchaus doppelt solange hier bleiben.
Starke Stiege = steile Stiege
Mit genug Proviant im Gepäck geht es am nächsten Morgen nach einem leckeren und liebevoll hergerichteten Frühstück los zum ersten Abenteuer. Zwei Klettersteige und eine steile Wand gibt es heute zu erklimmen. Vom Aktivzentrum in Bad Schandau fahren wir in Richtung der tschechischen Grenze bis nach Schmilka. Von dort geht es zu Fuß zuerst ganz gemächlich durch den herrlich grünen Wald bis nach ca. 20 Minuten eine steile Wand senkrecht vor uns auf ragt. Unser Guide sagt uns, dass dort unser erster Klettersteig ist und wir da jetzt rauf steigen. Also ich kann beim besten Willen nicht sehen, wo ich da lang kraxeln soll…
Doch tatsächlich geht es. Im Fels sind Stahlösen und Griffe eingeschlagen und so ist der Aufstieg durch die Starke Stiege leichter als gedacht und macht dazu noch riesigen Spaß. Oben angekommen möchte ich am liebsten gleich nochmal, doch runterwärts ist der Weg recht gefährlich und wird nicht empfolen. Also weiter auf dem Weg zur ersten atemberaubenden Aussicht, die wir auch nur ganz wenig später erreichen. Fanzinierend, unglaublich, beeindruckend und wie schon gesagt atemberaubend… Es ist wirklich schwer, für diese Landschaft Worte zu finden. Ich stehe einfach nur da, ein paar Meter vom Abgrund entfernt, und bekomme fast den Mund nicht wieder zu. Noch einen Schluck Wasser und einmal in die Karotte gebissen und weiter geht es. Auf uns wartet ja noch der Kletterfelsen. Unterwegs gibt’s noch ein kleines Mittagessen in Sichtweite des berühmten Muschelkopf.
Klettern am Fels mit Rundumsicht
Bouldern in Halle war ich ja schon des Öfteren. Dass mir aber ein Klettergurt umgeschnallt wird und ich gleich in eine natürliche Wand einsteige, das passiert mir erst zum zweiten Mal. Ich schaue hinauf und frage mich wie beim ersten auch, wo denn bloß die Griffe sind und verfolge beeindruckt mit welch einer Geschwindigkeit – und barfuß (!) – unser Guide förmlich hinauf springt. Als ich an der Reihe bin und mit der Nase ganz dicht am Fels vermisse ich immernoch die bunten Griffe aus der Kletterhalle. Doch irgendwie schaffe ich es die 8 Meter hohe Wand hinauf und werde erneut mit einer mega Aussicht belohnt. Doch wer rauf geht muss auch wieder runter und so heißt es nun für uns: Abseilen! Ich habe erstaunlich wenig Angst dabei und ein bisschen Spaß macht es schon auch, obwohl ich mit dem Hintern in der Luft hänge und unter mir einfach nur nichts ist.
Mit der Kirnitzschtalbahn unterwegs
Heute an Tag 2 heißt es „früh aufstehen“. Schon um 9 Uhr werden wir von Nationalpark Wanderführer Thomas Mix an der Unterkunft abgeholt. Vor liegen gut 12 Kilometer mit Waldwegen, Stiegen und Treppen. Doch ganz zu Beginn geht es erstmal ganz entspannt mit der historischen Kirnitzschtalbahn bis zum Beuthenfall wo wir unsere Runde durch den Nationalpark beginnen. Die gelbe Bahn sei, so erzählt uns Thomas, nicht nur bereits seit 120 Jahren unterwegs sondern auch in Deutschland die einzige Straßenbahn ohne Nummer und Bad Schandau die kleinste Stadt mit einer Straßenbahnlinie.
Wandern durch das Elbsandsteingebirge
Auf unserem Weg durch die herrliche Natur hören wir viel über die Historie des Elbsandsteingebirges und erfahren, dass es sich geologisch gesehen gar nicht um ein Gebirge handelt, sondern um eine Erosionslandschaft und dass die meisten Bäume hier Fichten sind, die vor rund 100 Jahren einmal angepflanzt wurden, da man die ursprünglich beheimateten Tannen abgeholzt hatte.
Die herrlich grünen Waldwege wechseln sich ab mit unendlich vielen Treppen, Leitern und der einen oder anderen klettersteigähnlichen Passage. Abwechslung ist hier auf jeden Fall geboten. Und die Strapazen, wenn man wie ich nicht unbedingt Treppensteigen als seinen Lieblingssport bezeichnet, lohnen sich auf jeden Fall immer dann, wenn man ober angekommen ist. So stehen wir also hier auf dem Carolafelsen und ich kann wieder nur einfach kucken. Es ist einfach nur cool, so von oben auf die Landschaft zuschauen mit ihren unzähligen Felsformationen, die aus dem grünen Meer aus Bäumen herausragen. Das sind diese Momente, wo man sich klein fühlt und alle Hektik des Alltags einfach verschwindet.
Nur sein – im Hier und Jetzt…
Wir haben uns die Vesperpause hier ober redlich verdient und an der frischen Luft schmecken die Knackwürste, Käsewürfel und Gemüsestreifen nochmal so gut. Wir steigen wieder ein Stück hinab und Thomas erzählt uns weiter viele interessante und lehrreiche Geschichten über die Gegend. Er stellt fest, dass wir viel schneller unterwegs sind, als geplant und sucht nach einem kleinen Umweg für uns. So kommen wir auch zur Breiten Kluft wo wir wieder nur stehen, staunen und die Kameras zum Glühen bringen.
Von Felsen und Aussichten!
Der absolute Höhepunkt unserer Wanderung ist dann aber die Schrammenstein-Aussicht. Hier bewegen wir uns auf einem teilweise nicht einmal einen Meter breiten Fels, natürlich gesichert durch Geländer rechts und links. Daneben geht es senkrecht in die Tiefe. Ganz vorn scheint der gigantische Fels gegenüber zum Greifen nah zu sein. Ich stehe dort wie einst Jack und Rose und fühle mich wie die Königin der Welt.
Nachdem wir wieder zurück sind in der Zivilisation und noch einmal ein Stück mit der Kirnitzschtalbahn fahren, merke ich doch, wie anstrengend dieser Tag voller großartiger Eindrücke und Aussichten war. Daher freue ich mich erstmal auf mein Apartment und darauf, ein bissel die Beine hochzulegen, bevor es weiter geht zum Abendessen. Denn heute wird nicht nur gegessen, sondern selbst mit Hand angelegt beim Krautwickel kochen.
Doch das ist eine andere Geschichte.
- über den Tourismusverband und das Aktiv Zentrum Bad Schandau bekommt man auch den Kontakt zu Wanderguide Thomas Mix sowie für Klettertouren
- Auch ohne Wanderguide sind Touren durch das Elbsandsteingebirge ideal – alles ist super ausgeschildert!
- Wer eine weiteren Grund sucht für einen Ausflug ins Elbsandsteingebirge: am 27.7. bis 29.7. findet das Kirnitzschtalfest statt
Die Anreise ist aufgrund eines Transferangebots vom Weinberghaus von Bad Schandau her sehr gut machbar, aber auch Parkplätze sind verfügbar.
Gewohnt habe ich im Weinberghaus in Mittelndorf. Das Appartment 5 kostet je nach Saison zwischen 65 und 79 Euro pro Nacht und ist für 1 – 2 Person bestens geeignet. Ich habe sehr gut geschlafen und hatte von meinem Balkon einen traumhaften Blick. Im Weinberghaus gibt es auch eine Sauna. Auf Wunsch wird der Kühlschrank gegen Aufpreis gefüllt.
- Franzi hat über Ihre Erfahrungen in der sächsischen Schweiz berichtet.
- Ihr wollt auf „Fotosafari“ in die sächsischen Schweiz (käuflich zu erwerben) fahren? Dann lest diesen Artikel!
- Nicole nimmt uns mit auf eine Wanderung zur Bastei
Offenlegung: Wir wurden zur Reise vom Tourismusverbandes Sächsische Schweiz e.V. eingeladen.
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Die Sächsische Schweiz ist schon ein toller Abenteuer-Spielplatz, ich liebe sie.
Ich habe die reisefreie Zeit auch ein wenig genutzt, um die zahlreichen Wanderungen und Erlebnisse in der Sächsischen Schweiz zu verbloggen.
Traumhaft schön und ich freue mich schon auf meine nächsten Wanderung.
LG, Chris
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