Flusskreuzfahrt auf dem Rhein – (m)ein Versuch

Wer diesen Blog aufmerksam liest, wird schnell merken: Das Thema Flusskreuzfahrt gibt es hier bisher nicht. Ich muss ganz ehrlich sagen: Bisher hatte ich diesbezüglich auch ziemliche Vorbehalte. Zu denen komme ich später aber gerne noch mal.

Dennoch kann ich eigentlich nichts verurteilen, was ich nicht doch mindestens einmal ausprobiert habe. Als die Vereinigung deutscher Reisejournalisten (VDRJ), in der ich seit 2024 Mitglied bin, seine Jahrestagung 2025 auf einem Flusskreuzfahrtschiff präsentierte – sah ich meine Chance gekommen. 4 Tage und 3 Nächte an Bord mit spannenden Talks und der Möglichkeit, eine solche Kreuzfahrt auszuprobieren.

Von Basel bis Speyer

Die Tour war schon vorher klar – die Flussreise sollte auf dem Rhein sollte von Basel nach Speyer gehen. Ein wenig Unklarheiten gab es mittendrin aufgrund der Stopps – besucht haben wir schlussendlich Worms, Koblenz und Speyer.

Es gab neben all den Journalisten und Bloggern auch einige Schweizer Mitreisende. Wir sind nach drei Tagen von Bord gegangen (ausgeschifft), die ganze Tour ging dann vorbei an Straßburg wieder zurück nach Basel.

Warum ich bisher keine Flusskreuzfahrt gemacht habe

Ich bin ein Freund vom individuellen und spontanen Reisen, ich schlafe gerne lange aus und ich liebe es, in meiner Terminplanung nicht viele Verpflichtungen zu haben. Dazu kommt, das ich große Menschenansammlungen eigentlich meide.

Alles Dinge, die sich auf den ersten Blick nicht mit einer Reise auf einem Flusskreuzfahrtschiff vereinbaren lassen. Zusätzlich kommt hinzu, das es auf Europäischen Flüssen mittlerweile 408 Flusskreuzfahrtschiffe gibt (Stand 2024). Tendenz steigend. Schaut man sich die Ziele am Rhein an, so sieht man mittlerweile oft mehrere Kreuzfahrtschiffe hintereinander. In großen Städten verläuft sich das. Aber ist das etwas, was ich mir selbst vorstellen kann?

Bisher waren mir die Vorteile nicht so wirklich klar. Keine ständigen Zimmerwechsel, gutes Essen und vor allem entspannt an schönen Landschaften entlang schippern und sich um nichts kümmern müssen – das ist nicht erst im “Alter” angenehm. Und ich höre (erst auf dem Schiff) – das man weder an den Ausflügen teilnehmen muss und auch die eine oder andere Mahlzeit auslassen kann. Also lass ich es auf einen Versuch ankommen.

Mit der MS Edelweiss sind wir auch mit einem recht kleinen Flusskreuzfahrtschiff unterwegs. Die haben einen weiteren Vorteil: Sie können auch auf kleineren Flüssen wie der Mosel oder auf Weser, Ems und dem Mittellandkanal unterwegs sein.

Ein Versuch: Drei Tage Flusskreuzfahrt

Die Reise startetet in Basel, recht zentral und unweit der Altstadt der modernen Schweizer Stadt. Da wir schon einige Tage in der Stadt sind, verzichten wir auf den Shuttleservice vom Bahnhof Basel Bad und spazieren zum Rhein, um mit einer der Rheinfähren überzusetzen.

Einchecken ist bei unserer Ankunft noch nicht möglich – wir sind zu früh. Also geht es aufs Sonnendeck, ein Getränk genießen und befreundete Blogger begrüßen. Nach Check Inn und Zimmerbesichtigung gibt es Kaffee & Kuchen, ein paar Sicherheitshinweise und ein paar Infos zum weiteren Programm.

Wir lernen die Crew und den Kapitän kurz kennen und schon geht die Reise los.

Unsere Kabine auf der MS Edelweiss

Die MS Edelweiss von Thurgau Travel ist in den folgenden Tagen unser Zuhause, einem Schiff mit 90 Kabinen auf drei Etagen. Auf dem Sonnendeck gibt es einen kleinen Pool, einen Mini-Mini-Golfplatz und zahlreiche Liegen und Stühle. Aber dazu später mehr.

Unsere Kabine ist auf Deck 3, wir schauen zur Außenseite. Ich bin zuerst etwas überrascht – ich hatte mir die Flusskreuzfahrt-Kabinen doch etwas größer vorgestellt. Aber hab ich einen Vergleich? Nicht wirklich. Insgesamt lässt sich sagen: Auf 14 m² ist alles wichtige vorhanden und wir haben auch einen großen Schrank zum verstauen. Dank einem Bett mit 160er Breite ist aber rund um das Bett nicht mehr allzu viel zu holen.

Was ich sehr schön fand: Unser Fenster war bodentief und ließ sich zu einer Seite öffnen. Ideal um den Fluss und das Leben auf und am Fluss ein wenig bewusster zu erleben. Und ja, bis auf die letzte doch recht frische Nacht hatten wir das Fenster auch häufig dauergeöffnet.

Wirklich viel Zeit habe ich nicht in der Kabine verbracht. Da waren zum einen die zahlreichen Besprechungen der VDRJ – Tagungen, da waren unsere Ausflüge, Frühstück, Mittag und Abendessen, eine entspannte und vor allem angenehm im Schatten erlebte Fahrt im Rheintal und natürlich auch der eine oder andere Smalltalk mit den anderen Gästen.

Das kulinarische Angebot an Board

Teil unseres Angebotes war ein Rund-Um-Glücklich-Paket. Frühstück, Mittagessen und ein Mehrgängiges Abendessen in einem der beiden Restaurants an Bord und das an allen drei Tagen – zwischendrin Kuchenangebot und ein High Tea (der aber so gar nicht britisch war), verhungern musste hier an Bord sicherlich niemand.

Wir haben wirklich gut gegessen, waren aber ganz happy, das es zur Mittagszeit auch ein kleines Mittagsbuffet gab. Großes Kompliment an das Küchenteam – wir waren ganz begeistert von der Auswahl und der guten Qualität des kulinarischen Angebotes.

Enttäuscht war ich eigentlich nur von High Tea, hatte ich mich schon auf Scones und Tea gefreut, gab es nur ganz viel sahnigen Kuchen und etwas Obst. Meine Empfehlung: Am besten anschließend ein paar Fastentage einlegen – an Board schlemmt es sich ganz gut!

Und was ich auch noch empfehlen kann: Das Getränkepaket. Die Aperol an Bord sind spitze (und inklusive) – ich hab irgendwann nicht mehr mitgezählt, wie viele ich davon getrunken habe. Und auch Wein sowie Softgetränke sind zu Hauf auf meiner imanginären Getränkeliste gelandet.

Für alle die sparen wollen: Es gibt einen Wasserspender an Board und jeder Gast bekommt eine Flasche, so das ihr auch ohne Getränkepaket nicht verdurstet.

Was macht man so auf einer Flusskreuzfahrt?

Drei Tage waren wir mit der MS Edelweiss unterwegs. Wir haben geschlafen, gegessen und sonst? Gut – ich habe eine Tagung besucht. Das absolute Entspannungsprogramm habe ich deshalb doch verpasst. Mein Partner hat das eine oder andere Buch gelesen, andere haben es sich an Deck gemütlich gemacht und wieder andere haben gearbeitet.

Am letzten Abend habe ich auch noch den recht kleinen Pool ausprobiert. Der ist zwar witzig, wenn man sich an heißen Tagen einmal abkühlen möchte – es gibt aber weder Blubber noch die nötige Tiefe, um hier Bahnen zu schwimmen.

Jeden Tag war ein Ausflug eingeplant, der für uns Journalisten und Blogger etwas anders aussah als der Rest vom Schiff. Vorab kann man sich oft auch Touren aussuchen – auch wir haben das gemacht.

Worms – das UNESCO Weltkulturerbe

Unsere erste Tour führte uns nach Worms. Unser Tour führt uns zum „UNESCO-Weltkulturerbe – die jüdischen Monumente“. Privat hätte ich diese Tour wohl nicht gemacht, aber schlussendlich war das Thema spannend und vor allem unser Guide super präpariert und konnte 1000 Fragen beantworten.

Wir hatten alle ein Knöpfchen im Ohr – so ließ sich die Gruppe mit gut 20 Leuten auch gut bewältigen. Ich für meinen Teil habe viel über das Judentum gelernt – besonders interessant fand ich den Jüdischer Friedhof Heiliger Sand in Worms – den ich noch mal ausführlicher im Artikel über besondere Friedhöfe in Deutschland vorstellen werde.

Nach gut 2 1/2 Stunden war die Tour vorbei und es war noch etwas freie Zeit für eine individuelle Erkundung von Worms. Wir sind dann noch ein wenig auf den Spuren Luthers durch Worms spaziert. Der Reformator wurde beim Reichstag von 1521 in Worms mit einer Reichsacht belegt. Dies alles aufgrund der Weigerung, seine Schriften zu widerrufen. Spannende Geschichte!

Es gibt einen Rundgang zum Thema Martin Luther – den ich auf jeden Fall bei meinem nächsten Besuch in Worms noch einmal machen möchte. Was ein wenig schade war?

Das Nibelungenmuseum ist dauerhaft geschlossen – und damit auch Teile der Stadtmauer, die begehbar sind. Das hätte ich gerne noch erlebt!

Koblenz – Schloss Stolzenfels

Unser zweiter Halt war Koblenz. Die Stadt kenne ich schon ein wenig und hier hatten wir die Qual der Wahl.

Es gab eine Reisegruppe, die zur Marksburg gefahren ist und eine Gruppe, die Schloss Stolzenfels besucht hat. Wir haben uns für Schloss Stolzenfels entschieden und somit auch für einen Aufstieg zum Schloss. Der Weg hinauf zum Schloss war für mich persönlich ein Highlight – viele Kastanien, viele schöne Gebäude und vor allem: Angenehm schattig!

Der Ausblick – wirklich sehenswert! Und das Schloss hat von außen etwas von einem Märchenschloss. Drinnen bekamen wir eine Führung, durften Schläppchen anziehen – Fotografieren war aber nicht erlaubt.

Die Mischung war ganz interessant – das Schloss in seiner heutigen Form wurde von König Friedrich Wilhelm IV (damals noch Prinz) ließ sie nach Plänen von Karl Fried­rich Schinkel wieder aufbauen. Der neugotische Stil im ganzen Schloss ist nicht so ganz meins, auch der Große Rittersaal mit den zahlreichen Waffen hat mich nicht begeistert.

Was aber toll war: Die Ausblicke! Da hat der Architekt richtig gute Arbeit geleistet. Wenn ihr eine runde durch das Schloss macht – bucht unbedingt eine Führung! Hier erfahrt ihr wirklich viel vom Schloss. Der Burgfried lässt sich übrigens leider nicht besichtigen – dafür lohnt es sich einen kleinen Blick in den hinteren Burghof zu werfen. Hier ist ein wunderschöner Brunnen mit einem kleinen Garten angelegt.

Auch eine neue kulinarische Empfehlung habe ich seit unserem Ausflug nach Koblenz. Der Außenbereich von Gerhards Genussgesellschaft versteckt sich wenige Meter hinter dem deutschen Eck unweit des Ludwig Museum Koblenz. Das Mittagsmenü kann ich euch allen nur empfehlen – für mich bisher eine der besten Adressen in Koblenz.

Eine Fahrt durchs mittlere Rheintal

Auf dem Weg von Koblenz in Richtung Speyer (was unser Endziel war), ging es in einem ganz entspannten Tempo durch das mittlere Rheintal. Einige der Orte, wie Boppard, Bingen und Rüdesheim, kenne ich schon.

Auch bin ich die Strecke bis Mainz schon häufig mit dem Zug am Rhein entlang gefahren. Dennoch ist es ein Genuss, mit einem guten Glas Wein (oder Aperol Spritz) bei schönstem Wetter das Rheintal zu genießen.

An jeder Ecke befindet sich gefühlt ein Schloss, die Kurve vor der Loreley ist ein Erlebnis (wusstet ihr, das es dort Ampeln auf dem Wasser gibt??) und die Geschichten unseres Tourguides zu den Attraktionen der Region waren wirklich interessant.

Wir saßen an diesem Abend noch lang draußen. Die Stimmung war entspannt und in diesem Moment hat mich dieses Kreuzfahrtfeeling doch ein wenig gepackt.

Die letzte Nacht brach an und der nächste Morgen kam viel zu früh. Wer kam eigentlich auf die Idee – Frühstück bis spätestens 9 Uhr anzubieten? Immerhin gab es zur Entschädigung ein Egg Benedict. Das hab ich ganz vergessen zu erzählen! Jeden Morgen könnt ihr euch frische Eierspeisen direkt aus der Küche bestellen!

Nach zwei spannenden Vorträgen hieß es dann Abschied nehmen. Vom Schiff und auch von alten und neuen Bekanntschaften.

Von Speyer haben wir auf dem Weg (zum Bahnhof) ein paar Highlights gesehen – auch hier scheint sich ein erneuter Besuch durchaus zu lohnen.

Wie war denn nun die Flusskreuzfahrt?

Wir waren insgesamt 3 Tage an Bord. Lange genug um einen Eindruck davon zu bekommen, wie so eine Flusskreuzfahrt abläuft. Ohne euch lange auf die Folter zu spannen: Vorerst werden wir keine weitere Flusskreuzfahrt machen. Das liegt aber weder an den Ausflügen, noch an der Strecke oder den Kabinen, sondern vielmehr an unserer geliebten Art zu reisen.

Wir schlafen gerne aus, gehen spät essen und lassen uns auch unterwegs gerne mal treiben. Mir persönlich waren vor allem die Essenzeiten an Bord oft zu durchgetaktet. Morgens um 8 Uhr kann ich oft noch nicht klar denken – geschweige denn Frühstücken. Auch der Trubel beim Frühstücksbuffet hat nicht zu meiner Erholung beigetragen.

Wer es liebt, sich um nichts kümmern zu müssen, wer es mag die ganze Zeit versorgt zu sein, wer vielleicht nicht mehr so gut zu Fuß ist, aber dennoch viel sehen und lernen möchte, für den ist so eine Flusskreuzfahrt eine ideale Weise, die Regionen an Rhein, Mosel, Elbe und Co. zu erleben. Einen detaillierten Artikel zur Flusskreuzfahrt mit vielen Fotos findet ihr hier.

Du möchtest auch mal eine Flusskreuzfahrt probieren?

Ich will euch ein paar Fakten zur Fahrt und den Kosten natürlich nicht vorenthalten. Wer das ganze auch mal ausprobieren möchte – zahlreiche Kreuzfahrtunternehmen bieten vor allem im Winter sogenannte Schnupperfahrten an – die oft auch nur drei Tage dauern und über das Wochenende stattfinden.

Offenlegung: Ich war auf der Edelweiss im Rahmen der Jahrestagung der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten (VDRJ) zu einem rabattierten Reisepreis unterwegs.