Wieso waren wir zufällig in Gent? Nun – für den August 2024 haben wir eine Reise nach Flandern geplant. Von Mechelen, wo wir auf dem Maanrock waren – über Ostende, wo wir das Meer gesehen haben, wollten wir spontan die Reise noch verlängern. Auf unserer Strecke (mit der Bahn) lagen Brügge, Gent, Brüssel, Lüttich und Löwen, wir haben uns jedoch für Gent entschieden. Warum? Das wussten wir zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht – es war einfach so ein Gefühl von: Da müssen wir hin!

Wir hatten Ende August wirklich viel Glück mit dem Wetter und konnten so drei Tage mit ganz viel Sonnenschein und vielen tollen Erlebnissen verbringen. Aber fangen wir von vorne an.
Inhaltsverzeichnis
Mit dem Zug nach Gent
Die ganze Flandern-Tour haben wir mit dem Zug gemacht. Gent lässt sich ganz unkompliziert von Brüssel aus erreichen.

Knapp 35 Minuten waren wir nur von Brüssel bis zum Bahnhof Gent-Sint-Pieters unterwegs.

Vor dort ist es zwar ein paar Kilometer bis in die Altstadt – aber dafür ist Sint-Pieters auch gut an den Fernverkehr angebunden. Und dank Straßenbahn war der Weg in die Stadt nicht wirklich weit.
Übernachten im Kloster in Gent.
Einen Tag vorher hatte ich uns eine Unterkunft gebucht. Und weil ich ja total auf besondere Orte zum Schlafen stehe – habe ich uns ins Monasterium PoortAckere Ghent eingebucht. Der Preis war mit knapp 110 Euro pro Nacht (ohne Frühstück) für die Hauptsaison recht fair.

Wir wurden zwar nicht direkt im Kloster, sondern in einem Nebenhaus untergebracht – dennoch war die Wahl ein Volltreffer. Ein riesiges Zimmer mit großem Bett, kleiner Küche, recht ruhig gelegen und vor allem mit gut funktionierender Klimaanlage – dazu eine besondere Location, die wir uns natürlich auch etwas genauer angeschaut haben – mehr kann man nicht haben.

Einziger Wehrmutstropfen? Auch von hier waren es ein paar Meter in die Altstadt.
- Die Nacht im Monasterium PoortAckere Ghent gibt es ab 110 Euro pro Nacht ohne Frühstück. Das Frühstück kostet 25 Euro pro Person – da wir eh Spätfrühstücker sind, haben wir uns das gespart.
- Das Kloster verfügt über mehrere Gebäude, wir waren im Eingangsgebäude. Die Zimmer hier waren angenehm groß und verfügten auch über eine Klimaanlage – herrlich für warme Sommertage
- Wir sind mit der Bahn angereist, von der Haltestelle sind wir ca. 500 Meter gelaufen. Vor Ort gibt es einen Parkplatz, 25 Euro die Nacht kostet der Spaß
- Tiere sind nicht erlaubt.
- Ein Wasser stand uns im Zimmer zur Verfügung.
- Die Betten waren gemütlich und es war trotz der Straße und offenen Fenstern nachts recht ruhig.
Nach unserer Ankunft haben wir uns erst einmal eine Stunde im kühlen Zimmer abgekühlt – andere hätten da wohl Mittagsschlaf zu gesagt :).

Und weil wir neugierig waren sind wir im Anschluss auch noch mal in die Kapelle des Klosters gegangen – das war bis vor kurzen ein Frühstücksraum und kann nun für Events gemietet werden.
Gent im Sommer – ein heißer Tag in Gent
Gent bietet unglaublich viel. Bei gut 30 Grad bin ich jedoch recht lauffaul und so wurde unser erster Tag in Gent auch wirklich entspannt. Wir haben ein kühles Getränk in einem coolen Kaufhaus genossen, welches früher einmal eine Post war. Hier trifft Industrial-Chic mit Jugendstil und Moderne zusammen. Übrigens lässt es sich hier auch ganz gut und bezahlbar frühstücken!

Vorbei am Belfried und der einen oder anderen Kirche schlurften wir in Richtung Wasser zur Leie. Auch hier – erst mal ein erfrischendes Getränk.
Mit dem Boot entspannt durch Gent
Und dann die Entscheidung: Wir machen eine Bootsfahrt durch Gent auf der Leie! Hier gibt es mehrere Anbieter – einer davon bot jedoch „Sonnenschirme“ an. So war unsere Entscheidung sehr schnell getroffen.

Dank gelegentlichen Schatten, dem leichten Fahrtwind und vor allem der Schirme und den spannenden Ausführungen unseres Bootsführers (auf Englisch) hatten wir kurzweilige 60 Minuten – in denen wir unter anderem die kleine Schwester vom Holstentor in Lübeck entdeckt.

Ich fand die Kulisse vom Wasser aus traumhaft. Ob kleine Cafés, Parks, wunderschöne alte (Gilde)Häuser und Burgen aus über 800 Jahren Stadtgeschichte – und mittendrin wir.

Unser Guide hat uns lustige Anekdoten aus der Vergangenheit und dem aktuellen Leben in Gent erzählt. Unser Schiff war recht langsam und entspannt genug um in Ruhe ein paar Fotos zu machen.

Mein Tipp: Setzt euch ganz vorne Rechts neben den Bootsführer. Dort könnt ihr gut nach vorne und nach rechts fotografieren.
Mit Bootjes van Gent – Rederij Dewaele könnt ihr entspannte Touren erleben. Der Spaß kostet 10 Euro pro Person und kann online vorbestellt oder vor Ort gekauft werden. An Bord gibts keine Toilette, geht also vorher! Die Touren werden in Englisch, Niederländisch und Französisch angeboten – eine Infomappe mit den deutschen Erläuterungen wir jedoch auf Wunsch ausgegeben. Die Touren in der Altstadt finden von April bis Oktober statt und dauern 40 – 60 Minuten.
Mir kam die Rundtour länger als 60 Minuten vor. Vielleicht war sie es auch. Und das trotz der besonderen Herausforderung, den ganzen Ausführungen und Witzen in Englisch zu folgen. Ich hätte am liebsten auch gleich die nächste Runde gedreht – aber da warteten schon wieder jede Menge Menschen.

Nach der Fahrt liefen wir unglaubliche 10 Meter weiter zu einem der Restaurants am Fluss – welche am Ufer der Leie ein paar Tische und Schirme aufgestellt haben. Wir hatten Glück, denn gerade wurde ein Platz direkt am Wasser frei.

Von dort beobachteten wir das Treiben auf dem Fluss und am gegenüberliegenden Ufer und genossen so einige Getränke. Ich weiß gar nicht mehr wie lange wir dort verweilten und wie viel Geld wir in Getränke investierten – aber ich fand es so herrlich: Die tollen alten Gebäude, die glücklichen Menschen und ein gekühltes Getränk in der Hand. Hier hätte ich ewig bleiben können! Ein konkretes Restaurant dafür kann ich übrigens nicht benennen – aber bei Getränken kann man grundsätzlich nix falsch machen.
Gent am Abend – ein Traum!
Als die Sonne hinter den Häusern verschwand, wurde es für uns Zeit für einen kleinen Stadtrundgang. Was ist Gent für eine schöne Stadt bei Nacht! Ich kann – vor allem im Sommer – einen Rundgang durch die Altstadt zu später Stunde nur empfehlen.

Eigentlich ist es auch völlig unerheblich, wo du langläufst – denn die ganze Stadt ist stilvoll angeleuchtet und mit all den zufriedenen Menschen auf den Straßen ergibt sich eine besondere Stimmung.

Besonders Korenlei und Graslei – die beiden Kai-Ufer im Zentrum der Stadt – sind im Dunklen sehenswert. Sehr viele der Häuser hier haben einst den Zünften der Stadt gehört – man sieht schon daran – wie reich die Stadt in den letzten Jahrhunderten war.

Sehenswert war auch die Grafenburg, deren „Innenausstattung“ ich mir beim nächsten Gent-Besuch anschauen muss. Fast habe ich abends hier erwartet, das nicht ein Auto oder Rad um die Ecke fährt, sondern ein Ritter mit Rüstung.
Etwas moderner wirkt da schon die nächtliche Stadshal, die mir tagsüber nicht aufgefallen ist. Hier finden sich immer wieder Musiker ein und es herrscht eine ganz besondere Stimmung.

Übrigens – erst im Nachhinein habe ich dann gelesen – das Lichtkonzept in Gent ist kein Zufall. Der Genter Lichtplan entstand schon im Jahr 1998. Und es gibt sogar eine spannende Homepage, die dir die schönsten beleuchteten Orte in Gent zeigt.
Der Botanische Garten von Gent
Tag zwei weckt uns zwar auch mit sommerlichen Temperaturen – heute ist es jedoch etwas bedeckter und einen Tick kühler als am Vortag. Perfekt für unser Vorhaben – denn ich habe einige Wünsche.

Mein erster Ausflug in Gent: Ein Besuch im Botanischen Garten. Der ist zwar nicht sehr riesig, kann jedoch mit ein paar schönen Gewächshäusern, vielfältigen Pflanzen und vor allem auch einem Streetart-Kunstwerk von ROA aufwarten, welches am Haus des Universitätsmuseums zu finden ist.

Das Museum an sich haben wir uns nicht angeschaut, dafür aber den Park und die botanischen Gewächshäuser. Mehr als 4000 m2 gibt es davon im botanischen Garten Gent. Sehr gefallen haben mir die tropischen Häuser – aber auch die Tatsache, das der Garten selbst von einer Vielzahl von Studenten bevölkert waren, die hier mit Buch und Laptop saßen und arbeiteten.
Übrigens: Der Botanische Garten ist nur einen Steinwurf vom Bahnhof Gent-Sint-Pieters und vom Citadelpark entfernt – ideal also auch für einen kurzen Stopover in Gent.
Bibliothek De Krook
Ich „sammele“ ja auch Bibliothenken und so war ein Besuch in De Krook für mich ein Muss. Vor allem das Gebäude der Bibliothek von Gent ist sehenswert, wenngleich auch recht modern, aber direkt an der Leie gelegen. Auch das Kunstwerk Passanten von Michaël Borremans hat mich ziemlich fasziniert. Ich hab versucht dem Gepräch der Riesen zu folgen – erkennt ihr mich?

Natürlich sind wir auch in die Bibliothek gegangen. Neben zahlreichen überwiegend flämischen Büchern gibts ein Klavier, Seminarräume, ein Kaffee mit einem tollen Ausblick und zahlreiche Leseplätze. Das praktische – hier drin ist es an warmen Tagen angenehm kühl!

Wenn ihr also einen entspannten Ort zum Arbeiten sucht – dies ist hier ohne Probleme möglich.
Entspannt in Gent – Klein Begijnhof
Gent ist längst kein Geheimtipp mehr – ob Einheimische oder Gäste aus aller Welt, die Altstadt ist sehr belebt. Wir haben uns bewusst ein paar ruhige Orte gesucht und einen sehr entspannten im Klein Begijnhof – also im kleinen Beginenhof gefunden.

Hier konnten damals verwitwete Frauen einen ruhigen und sicheren Ort für ihre „Rente“ finden – und auch heute noch sind die Gebäude und Straßen hier sehenswert. Wir waren trotz Ferientag vollkommen allein hier unterwegs. Hier wirkt es fast so als wäre die Zeit stehen geblieben. Ein wirklich schöner Ort in Gent!
Streetart in Gent
ich muss zugeben – in Sachen Streetart hatte ich in einer solch „alten“ Stadt wie Gent nicht wirklich viel erwartetet. Umso überraschter war ich deshalb, als ich nicht nur einen, sondern gleich zwei ROA Kunstwerke direkt entdeckt habe.

Eines direkt neben unserem Hotel – in einer einfachen Seitengasse. Und zwischen Backsteinhäusern aus dem letzten Jahrhundert.

Von der Graffitistraße, der Werregarenstraat hatte ich schon von einigen gehört, aber das etwa drei Querstraßen weiter auch coole Straßenkunst an einer Mauer zu finden waren, hat mich dann doch überrascht – die Tweebruggenstraat ist mir in zahlreichen Artikeln über Gent niemals aufgefallen.

Auch sonst sind zwischen alten Gebäuden und modernen Geschäften immer mal wieder besondere Straßenkunstwerke zu finden. In Gent werdet ihr hinter vielen Ecken und zu jeder Uhr- und Jahreszeit fündig.
Gent von Oben – ein Besuch auf dem Belfried
Für den Besuch im Belfried mussten wir uns am zweiten Tag doch etwas ranhalten. Wir hatten so viel Zeit beim entspannten Bier(Trinken) und Spaziergehen durch Gent vertrödelt, das wir am Ende nur noch eine Stunde im Belfried hatten. Sehr gut, das man in diesem Gebäude einen Aufzug nutzen kann um auf die verschiedenen Stationen zu kommen.

Der Belfried ist übrigens kein Kirchengebäude, es handelt sich vielmehr um einen „Verwaltungsturm“. Von hier aus wurde nach möglichen Feinden oder Feuer Ausblick gehalten, das Gebäude diente auch als Archiv für die wichtigsten Unterlagen der Stadt. Und es sollte natürlich auch darstellen – wie reich die Stadt denn so ist.

Der Belfried ist übrigens Teil der berühmten Genter Dreiturmreihe drie torens van Gent. Und er ist ein UNESCO Weltkulturerbe. Übrigens – zwar gibts einen Teil, der mit Aufzug zu bewerkstelligen ist – aber auch Treppensteigen ist notwendig. Und die sind an machen Ecken ziemlich eng!



Hier gibts einen Drachen, der das ganze beschützt und jede Menge zu entdecken. Viel zu viel für nur eine Stunde Zeit zur Besichtigung. Ein Besuch des Belfried ist definitiv ein Muss beim Besuch in Gent!
- Der Eintritt in den Belfried kostet für Erwachsene 11 Euro
- Da pro halbe Stunde nur max. 40 Besucher in den Belfried dürften, empfiehlt es sich die Tickets für einen Zeitslot vorab online hier zu buchen. Einlass ist möglich von 10 – 17 Uhr (im Sommer etwas länger) – Ausnahme: Wenn ihr die City Card Gent habt.
- Ein Teil des Turmes kann mit Aufzug besucht werden – es ist aber oft recht eng. der Blick von oben lohnt sich aber!
Unsere Kulinarischen Empfehlungen und eine Antiempfehlung
In Gent als Selbstversorger ohne Restaurantsbesuch unterwegs zu sein mag zwar günstig sein – ist aber nicht wirklich lohnenswert – denn hier gibts so viel leckeres zu entdecken! Unsere Tipps und leider auch eine Antiempfehlung gibts hier!
An unserem ersten Abend haben wir das Glück gehabt, im Meme Gusta noch einen Platz für das Dinner zu bekommen. Der Laden sieht erst einmal nicht besonders aus – aber schon beim präsentieren der Karten merkten wir – hier ist etwas anders. Ich habe mir ein Steak Tatar und Pommes bestellt und es war wirklich richtig lecker. Es gibt klassische belgische Küche und auch ein paar Besonderheiten. Wenn ihr könnt, reserviert vor. Auch die Straße in der das Meme Gusta liegt ist abends wirklich sehenswert! Unsere Empfehlung!

In Gent gibt es viele Orte, wo ihr frühstücken könnt. Verliebt habe ich mich in den Alice Tearoom – der nicht nur mit einem besonderen Ambiente (sehr Barock angehaucht) sondern auch mit einer wirklich großen Frühstückskarte punkten kann. Tatsächlich müsst ihr aber Glück haben, dieses Café ist sehr beliebt. Wir mussten zwar kurz warten – aber das hat sich gelohnt. Ein wirklich gutes und schnell serviertes Frühstück.
Jetzt müssen wir tatsächlich noch mal für ne Tea Time herkommen – die werden hier auch angeboten.

Zu einem Urlaub in Belgien gehört natürlich auch ein gutes Bier. Wer das in Gent entspannt genießen will, sollte mal beim Trappistenhuis vorbeischauen. Das Geschäft ist etwas außerhalb – hat jedoch eine riesige Karte mit verschiedenen Belgischen Bieren (700!!) , welche ihr in der urigen Kneipe oder im Sommer auch in einem kleinen „Biergarten“ genießen könnt.
Nehmt euch aber was zum snacken dazu – so ein belgisches Bier bei 30 Grad kann schon schnell in den Kopf gehen.

Leider habe ich auch noch eine Anti-Empfehlung: Uns wurde im Prospekt vom Hotel das Amadeus-Gent 1 Restaurant empfohlen. Die Location in einem alten Haus schon mal cool – auch die Innenaustattung, die sehr an Jugendstil erinnert. All you can Eat Spareribs locken vor allem internationale Touristen. Für die regionale Suppe Waterzooi würde ich jedoch wo anders hingehen.
Die Spareribs waren okay – auch die Getränke, aber insgesamt kann ich das ganz nicht wirklich empfehlen.

Und? Lohnt sich Gent?
Definitiv! Wir waren begeistert von der Stadt und ihren Kontrasten. Aufgrund des guten Wetters haben wir jedoch kaum Museen oder Geschäfte gesehen – das würden wir bei einem weiteren Besuch definitiv nachholen! Wenn ihr mal in Flandern seit – schaut gerne vorbei!
Die Reise haben wir komplett selbst bezahlt.
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