Hadrianswall - Ein kleiner Roadtrip an der Grenze zu Schottland

Hadrianswall – Ein kleiner Roadtrip an der Grenze zu Schottland

Es ist ein kalter und useliger Wintertag – als mich die holländische Reisegruppe beim britischen Frühstück fragt, ob ich denn Lust auf eine Bustour entlang der Hadrianswall habe. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal das es diese gibt, was sie bedeutet(e) und wie umfangreich unsere Reise einmal fast quer über die Insel werden würde. Und doch hatte ich Lust auf das Abenteuer und saß kurze Zeit später in einem kleinen Reisebus Richtung Westen.

Hadrianswall - Ein kleiner Roadtrip an der Grenze zu Schottland

Ein Abstecher zum Engel des Nordens

Das Wetter macht dem Land alle Ehre. Sonne, Wolken, Wind und Regen wechseln sich an diesem Tag in beständiger Regelmäßigkeit ab. Unser erstes Ziel liegt noch nicht an der „Mauer“ – sondern am Rande von Gateshead, der Nachbarstadt von Newcastle.

Hadrianswall - Ein kleiner Roadtrip an der Grenze zu Schottland
Der Engel des Nordens (Angel of the North) beeindruckt mich schon von weitem. Aus einem tristen Wohngebiet heraus fahren wir auf das Ungetüm zu. Seine wahren Ausmaße erfasse ich jedoch erst, als ich davorstehe. 20 Meter hoch, 54 Meter breit thront der Strahlkoloss am Rande eines Wohngebietes mit Blick auf zwei wichtige Zufahrtsstraßen der Region.

Hadrianswall - Ein kleiner Roadtrip an der Grenze zu Schottland
Der Wind wird immer stärker – dem rostfarbenen Riesen jedoch scheint das alles so gar nichts auszumachen. Beeindruckend ist der Engel des Nordens allemal und bin neugierig, wofür der Stahlkoloss denn eigentlich hier steht. Die Region um Newcastle war lange Zeit bekannt für Stahl und Rüstungsindustrie – etwas was sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat. Zum Andenken an diese Zeit wurde der gewaltige Engel platziert. Ein Muss bei jedem Newcastlebesuch!

Wo ist denn nun der Hadrianswall?

Ich muss wohl ein wenig unkonzentriert gewesen sein, denn irgendwann schaue ich von meinem Smartphone auf und frag „Wo ist denn nun die Mauer?“. Die Ausführungen über die Geschichte der „Hadrianswall“ hatte ich wohl schlichtweg verpasst. Ja – ich gebe zu – ich habe mich auch nicht wirklich vorbereitet. Keine Karte – keine Unterlagen. Asche auf mein Haupt!
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Wer hat die Hadrianswall gebaut und warum?

Gut das es das Internet gibt, denn so konnte ich nachlesen, das es sich bei der „Wall“ um eine ziemlich alte Grenzbebauung zwischen Britannien und Schottland handelt. Damals – das heißt rund 120 Jahre nach Christus – ließ Kaiser Hadrians diese Mauer bauen, um eine Trennung zwischen den „Barbaren“ wie die wilde Stämme in Schottland damals genannt wurden und den römischen Teil Großbritanniens zu erreichen.
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Rund 117 Kilometer war die ehemalige Grenzbefestigung lang. Entlang dieser Strecke gab es zahlreiche Türme und Kastelle, die man noch heute als Ausgrabungsstädten besuchen kann. Auch wir machen uns auf die Suche nach der Mauer – und werden in Heddon on the Wall fündig.

Nur wenige Meter neben der Straße befindet sich ein Teil der Mauer. Ein wenig verwundert bin ich, denn die Steine sind an einigen Stellen durch Beton gesichert. Doch auch, wenn das Ganze noch nicht ganz so alt wie vorgegeben zu sein scheint, beeindruckend ist der erste Eindruck der Mauer anno 67 nach Christus schon. Viel mehr als eine Steinmauer gibt’s hier jedoch nicht zu sehen, also heißt es für alle „Rein in den Bus“ und weiter zum nächsten Stopp: Corbridge Roman Town!

Unbeständiges Wetter – normal auf Hadrians Wall

Während der Fahrt präsentiert sich abermals das typisch englische Wetter. Es regnet, mal kommt die Sonne hervor, mal verschwinden die Bäume in der Ferne hinter tiefliegenden Wolken und manchmal entdecken wir auch Regenbögen.
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Ob am Ende des Bogens ein Kobold einen Topf mit Gold versteckt hat, kann ich nicht mehr überprüfen, denn nach gut 20 Minuten erreichen wir unser drittes Ziel des Tages:

Die Corbridge Roman Town

Bei den Ausgrabungen, die wir uns anschauen handelt es sich um eine recht gut erhaltene Abbildung des Kastells Coria. Wir können Bäder und Wohnräume erkennen, durch die Ruinen wandern und ich bin erstaunt über die Größe der Häuser
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Corbridge profitierte damals wie auch heute von seiner Lage an der Roman Wall. In der Roman Town gibt es auch ein ganz nettes kleines Museum, welches einige Fundstücke von Anno Dazumal präsentiert. Fast verpasse ich den Ruf für die Weiterfahrt – gerne wäre ich noch länger geblieben – denn gerade als ich mich ins Thema und ins Leben der kleinen Stadt eingelesen habe, geht es auch schon wieder weiter.

Kastell Vindolanda und ein Zeitdokument

Wir haben noch Zeit für einen Stopp, bevor wir zum Schiff Richtung Niederlande zurückmüssen. Gut die Hälfte der „Romans Wall“ sind wir abgefahren, als wir im Kastell Vindolanda ankommen. Das schlechte Wetter hat uns fest in Griff und so bleiben wir nicht länger als notwendig bei den Ausgrabungen, die mir noch ein wenig umfangreicher als in Corbridge vorkommen. Bei dem Kastell handelt es sich um ein römisches Militärlager, welches für die Überwachung und Sicherung der Hadrianswall zuständig war. Ein wenig Fantasie gehört schon dazu, bei den Überresten zu erkennen, wie massiv und beeindruckend das ganze einst gewesen sein muss. Ich erfahre, das zahlreiche Gebäude noch bis ins 18te Jahrhundert standen und dann der Suche nach günstigen Steinen zum Opfer gefallen sind.
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Auch hier gibt es ein Museum, welches recht interaktiv die Geschichte des Kastells präsentiert. Das Vindolanda gilt als eine der am meisten erforschten Ausgrabungsstätten Großbritanniens. Im Museum hab ich dann auch das bekannteste Fundstück sehen können: Fragmente der bekannten und hier gefundenen Tafeln aus der aktiven Zeit der Mauer. Ganz ehrlich, ohne Führung hätte ich niemals gewusst, was mich hier erwartet. Allein im Museum hätte ich noch gut Zeit verbringen können – wir jedoch müssen zurück, denn in nur 2 1/2 Stunden müssen wir am Schiff sein.

Ein kleiner kulinarischer Tipp

Besonders empfehlen will ich euch aber etwas, was so gar nichts mit der Geschichte der Mauer zu tun hat. Im Imbiss von Vindolanda gibt es megaleckeren Kuchen (der auch noch für die Reise eingepackt ist). Der ist richtig gut! Noch heute bin ich auf der Suche nach der Kombination von Schokolade, Keks und Karamell. Hätte ich mich doch mal mehr eingedeckt. Falls also jemand von euch mal dort ist – bitte mitbringen! Ich zahl gut dafür :)
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Im (für englische Straßen erlaubten) Sauseschritt geht es für uns zurück. Ich habe einen spannenden Einblick in ein Großbritannien bekommen, welches ich so noch nicht kannte. Und sobald ich Zeit habe – werde ich mir auch den Rest der „Wall“ einmal anschauen.

Tipps zur Romanswall kurz zusammengefasst!

Wichtige HinweiseAnreiseÜbernachtungsempfehlungWeitere Inspirationen
  • Um der Hadrianswall zu folgen, solltet ihr einfach nur der B6318 folgen. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten rund um die Mauer sind entlang der Strecke zu finden.
  • Die Strecke kann man in 6 – 7 Tagen auch gut erwandern. Einen spannenden Wanderbericht könnt ihr hier nachlesen.
  • Der Angel of the North sollte nicht nur für Hadrianswall – Besucher auf dem Reiseplan stehen. Sehr beeindruckend ist der Blick nach Oben und ein Bild vom Koloss gehört in jedes Fotoalbum.
  • An Heddons on the Wall kommt ihr auf eurer Tour Richtung Westen vorbei. Das Stück Mauer ist hinter einer Hecke versteckt, auch die Einfahrt in den Ort ist erst auf den zweiten Blick sichtbar.
  • Die Corbrige Roman Town liegt gut eine Fahrtstunde von Newcastle entfernt. Im Winter war hier recht wenig los, der Eintritt ist mit gut 5,70 Pfund durchaus bezahlbar.
  • Vindolanda liegt gut 60 Kilometer von Newcastle entfernt. Vor allem für Schlechtwettertage lohnt sich ein Besuch im Museum, aber auch so ist die Ausgrabungsstätte in Sachen Zeitreise recht spannend. Der Eintritt für Erwachsene kostet 11 Pfund, es gibt noch ein Kombinationsticket mit dem Roman Army Museum in Carvoran.

Für die Strecke empfiehlt sich auf jeden Fall ein Auto, sofern nicht die Möglichkeit für eine organisierte Bustour besteht. Wenn ihr etwas mehr Zeit habt, es gibt auch den AD122 – Bus, der zahlreiche Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke abfährt.

Ich habe im Jurys Inn Gateshead Quays in Newcastle/Gateshead übernachtet. Die Preise für eine Übernachtung sind bezahlbar (70 – 100 Euro), das Frühstück englisch aber gut und auch die Zimmer sind sehr gepflegt. Ich hatte leider ein Zimmer Richtung Straße, die Zimmer Richtung Tyne bieten wirklich einen tollen Ausblick!

Offenlegung: Die Tour an der Hadrianswall wurde mir von DFDS Netherlands ermöglicht.

Janett

Hallo, ich bin Janett, die Gründerin des Blogs Teilzeitreisender.de
Schon immer war ich ein sehr großer Fan von Kurzreisen. Neben einer Teilzeitstelle an der Uni Düsseldorf pflege und hege ich deshalb dieses Projekt - und habe dafür schon das eine oder andere Abenteuer erlebt.

Mehr über mich erfahrt ihr unter der Rubrik Persönliches

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