Verkrampft klammere ich mich an meine Sitzlehne. Immer näher scheint der Abhang zu kommen! Es regnet. Ein holländisches Auto kommt uns entgegen. Ich schließe nur noch meine Augen und bete, das wir bald da sind. Habe ich schon mal gesagt, das ich „aufm Deich fahren“ hasse? Und hätte mir niemand sagen können, dass mitten in Holland auch Deiche sind?
Zugegeben – ich hatte mitten in Holland etwas weniger Wasser erwartet und doch hatte ich davon an diesem trüben Tag mehr als genug. Der Wettergott persönlich hatte sich nicht mit meinem Reiseengel abgesprochen und so fiel mein Tag in Culemborg wahrlich ins Wasser. Es regnete gefühlt 24 Stunden am Tag. Und dabei hatte ich soviel geplant! In Culemborg gibt es zwei Windmühlen, in der Nähe ein wirklich cooles Naturschutzgebiet, unweit davon eine Schleuse, viel Natur und viele Vögel, die in dieser Region ihr Winternest haben. Wie hatte ich mich auf einen kleinen Spaziergang gefreut, einen tollen Sonnenuntergang mit Blick auf die Lek und ein Rundgang durch den winterlichen Garten der Familie Borgstein.
Wir sind endlich da. Ob nun das beten geholfen hat, oder die Straße doch nicht so gefährlich war, will ich nicht eruieren. Am Haus des Landgutes de Geer steht groß „Bed and Breakfast“. Wir laufen im strömenden Regen um das Haus herum – und recht schnell stellt sich ein „Endlich daheim“ Gefühl ein. Eine schwarze Katze schleicht sich um mich herum ins Wohnzimmer von Jaap en Jannie Borgstein – auf der Couch räkelt sich ein Hund und unsere Gastgeberin spricht uns auf Deutsch an, ob es auch okay wäre, wenn sie Englisch spricht.
Gemütlich ist es im Bed & Breakfast. Die Ferienwohnungen wären alle belegt, erzählt uns Jannie . Für Tagesgäste hätte sie aber auch ein Zimmer im Haupthaus und bittet uns sogleich sie in die erste Etage zu begleiten. Lila, weiß und viel Holz – eine tolle Kombination. Ein Schlafzimmer, ein Bad und eine Art „Wohnzimmer“ nennen wir für die kommenden 12 Stunden unser eigen. Als Gastgeschenk bekommen wir eine Flasche Apfelsaft aus eigenem Anbau – zu schade, das ich keine Äpfel vertrage.
Mein Magen knurrt. So langsam hab ich Hunger. Unsere Gastgeberin hat für uns da auch schon einen Tipp. „Fahrt zum ‚t VeerHuys Pannenkoeken & Restaurant – direkt an der Fähre Richtung Utrecht“ rät sie uns. Auch wenn es kein „Geheimtipp“ ist, so ist das Fährhaus vor allem für Familien empfehlenswert. Es gibt eine separate Spielecke und Spielzeuge für Kinder und der Platz reicht auch aus, um größeren Gesellschaften ein Essen zu ermöglichen. Zu zweit muss man auch Freitag Abends nicht reservieren – im Sommer hat man von hier aus einen tollen Blick zum Wasser und zur Fähre. Wir bestellen zwei Hauptmenüs, zwei Getränke und eine Nachtischplatte – mehr als reichlich, um zwei Personen richtig satt zu bekommen. Mit knapp 50 Euro haben wir dafür recht wenig für niederländische Verhältnisse gezahlt. Wieder fahren wir über den Deich zurück. Diesmal jedoch bin ich zu müde, um Angst zu haben.
Nach einer ruhigen Nacht erwartet uns um 9 Uhr ein Frühstück. Und das ist 5 Sterne wert! Frisch gepressten Orangensaft, Joguhrt und Käse vom Käsebauern aus der Nachbarschaft, frisches Obst, leckeres frisches Brot, Wurst, selbstgemachte Marmelade, frischer Tee – soll ich weiterreden? Ich war schon viel unterwegs – doch dieses Frühstück war etwas besonderes – für mich ein Grund, hier auf jeden Fall mal wieder vorbei zu schauen. In Culemborg hat es sich eingeregnet – und selbst die beiden Haustiere unsere Vermieter haben es sich gemütlich gemacht. Auch ich habe eigentlich keine Lust darauf, gleich in die regennasse Stadt zu fahren. Viel zu gemütlich ist es auch am Frühstückstisch der Borgsteins.
Elf Uhr sind wir mit unserem Guide Gerrit van Leye verabredet. Im strömenden Regen laufen wir durch die kleinen Gassen der Stadt und schaffen es mit dem Glockenschlag zum Rathaus. Außer uns ist niemand auf der Straße (bei diesem Regenwetter auch kein Wunder) und auch unser Guide hat Mitleid mit uns. Wir beschließen unsere Tour in einem der bekanntesten Museen der Stadt zu beginnen, dem Elisabeth -Waisenhaus.
Um ehrlich zu sein war ich von der Idee gar nicht so begeistert. Ein Waisenhaus? Was soll daran spannend sein? Alles jedoch ist besser als im Regen zu stehen und so folgen wir unserem Guide. Im Gebäude selbst befindet sich nicht nur das Museum, sondern auch die Volkshochschule und Bibliothek der Stadt Culemborg und ein wirklich nettes Cafe in der alten Küche des Waisenhauses. Wir erfahren in der nächsten Stunde viel über die Geschichte von Culemborg, die ihr ganz gut auch hier nachlesen könnt. Das Elisabeth Waisenhaus wurde im 16ten Jahrhundert gespendet. Wir erfahren etwas über die „Straffreiheit“, die man gegen Bezahlung im späten Mittelalter in Culemborg bekam und lauschten den Geschichten rund um den Wandel der Religionen vom Katholischen zum Lutherischen Glauben.
Auch ein Einblick in das Waisenhaus hat sich dann durchaus gelohnt. Ich lernte, das die Waisenkinder eine Art Waisenmutter und einen Waisenvater hatten, die jedoch nix miteinander haben durften. Und das in Holland selbst so eher einfache Themen sehr interaktiv und spannend für jung und alt aufbereitet werden. Im Keller können Kinder die Kleidung im Waisenhaus anprobieren, oder bekommen den Holzklotz angebunden, den man bei Bestrafungen tragen musste. In der ersten Etage kann man sich ins Kinderbett legen und auf kleinen Bildschirmen wird vom Leben im Waisenhaus berichtet. Nur kurz bekommen wir auch einen Einblick in die Sonderausstellung zum Thema Wäsche waschen.
Auf einem riesigen Touchscreen bekommen wir dann noch einen Einblick in das Culemborg des Mittelalters. In einer Simulation können wir durch das Schloss gehen, von dem heute nur noch Grundmauern zu sehen sind. Langsam lässt der Regen nach. Wir nutzen die Chance, um noch einen kleinen Rundgang durch die Stadt zu machen. Unser Guide zeigt uns den Fischmarkt, auf dem viele Jahre mit Fisch gehandelt wurde.
Heute findet man dort ein paar Bänke und ein Denkmal, doch hier gibt es abseits der Stadt noch einige andere Entdeckungen. Ein altes Zigarrenwandbild aus den 50er Jahren, einen Blick auf den Kanal, der die einzelnen Innenstadtteile voneinander getrennt hat – einige wirklich charmante holländische nette alte Gebäude. Auf unserem Rundgang schauen wir uns noch die Ruinen des Schlosses, das Innentor und die zahlreichen Kirchengebäude der Stadt an.
Der Himmel wird wieder dunkel, und nach einem kurzen Blick auf eine der Windmühlen der Stadt beschließen wir, uns zum Mittag zu stärken. Unser Guide gibt uns die Empfehlung, unbedingt bei Willemin Eetwaar zu Mittag zu essen. Schnell sprinten wir im strömenden Regen über den Marktplatz und finden das vorgeschlagene Geschäft. Bei Willemin gibt es zahlreiche Delikatessen aus aller Welt zu kaufen, wirklich interessiert waren wir jedoch an den guten Snacks, die uns von den Einheimischen angepriesen wurden.
Und tatsächlich, im hinteren Bereich von „Willemins“ gibt es ein kleines Bistro – das Tagesmenü und die Suppen sind einfach nur köstlich! Die Suppe wärmt uns auf – und wir beschließen nach einem kurzem Bummel durch das Geschäft noch einen kurzen Besuch beim Bäcker „Culemborgs Bakhuis“ .
Dort gibt es ein ganz spezielles Nussbrot, welches wir vormittags von unseren Gastgebern schon probieren durften. Lasst euch sagen, das dieses Brot die Heimreise quasi nicht überlebt hat.
Als langsam die Dämmerung einsetzt, geben wir den Kampf gegen das Wetter auf. Schließlich wartet am Abend in Arnheim noch ein ganz besonderes Erlebnis auf uns.
- Culemborg ist zwischen den bekannten Städten Utrecht und ’s-Hertogenbosch ein idealer Ort für eine entspannte Auszeit vom Städtetrubel.
- Weitere Infos über den Tourismus in der Stadt und einen kleinen interessanten Stadtrundgang (auf Deutsch) findet ihr auf der Culemborg.nl Homepage
- Es gibt einige interessante Kirchen in der Stadt, die lt. unserem Guide einen Besuch wert sind. Ihr solltet jedoch darauf acht geben, das diese auch geöffnet sind.
- Das Waisenhausmuseum ist tagsüber geöffnet, das Cafe vor Ort ist echt nett und bietet neben Tee und Kaffee auch täglich wechselnden Kuchen an. Hier treffen sich häufig auch Einheimische. Das Museum ist bis auf Montag jeden Tag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 7,50 Euro. Solltet ihr im Besitz einer Museumskarte für die Niederlande sein, dann ist der Eintritt frei.
- In der Nähe des B&B Landgoed de Geer gibt es einen Schafsbauern, der ziemlich leckeren Joghurt anbietet. Auch das Angebot vom Culemborg Backhuis solltet ihr nutzen – dort gibt es wirklich leckeres Brot!
- Das Angebot von Willemin Eetwaar
- Die Windmühle in der Innenstadt kann man besuchen, wir hatten leider keine Zeit mehr
- Wer an einer Führung durch Culemborg interessiert ist, kann diese für 20 Euro (bis zu 10 Personen – 2 Stunden) buchen. Bevorzugt sind die Führungen in Englisch und Niederländisch, bei Bedarf ist auch Deutsch mit starken niederländischen Einschlag möglich.
Das Bed&Breakfast „Landgoed De Geer“ liegt etwas außerhalb von Culemborg, bietet aber viel Natur und die Nähe zum Lek. Vor allem im Sommer sollte man den wunderschönen Garten des Langutes genießen. Das Frühstück ist ein Muss!
Preise pro Nacht beginnen ab 95 Euro, das Frühstück kostet extra. Das Ehepaar bietet auch Leihfahräder für eine Tour durchs Gelderland. Parkplätze sind vorhanden, außerdem eignet sich das Gelände auch für Feierlichkeiten mit der Familie.
- Jenny hat mit ihrer Familie in Gelderland in einem Schloss übernachtet.
- Marlon und Daniel haben das Andere Holland bei einer kleinen Wanderung erlebt
Offenlegung: Wir wurden im Rahmen der Kampagne „Das andere Holland“ von der Region Gelderland und der Gemeinde Culemborg eingeladen.
[…] ziemlich entspannt. Ein kleines Treffen mit meinem lieben Teilzeitreisender.de – Team, ein Kurztrip nach Holland – schon war der Januar wieder […]
[…] Unsere Abenteuer in Culemborg […]
Culemborg kenne ich noch gar nicht. Vielleicht doch mal hinfahren (wenn es nicht regnet) :-)
LG Simone
Definitiv. Die Stadt hat echt viel zu bieten!