Dieser Beitrag enthält Werbung für den Grenzpark Kalmthoutse Heide
In der Ferne sind die Kräne des größten Hafens Europa in Antwerpen zu sichten und doch komme ich mir hier vor wie „Ganz weit weg“. Die Rede ist von der Kalmthoutse Heide im Grenzland zwischen Belgien und den Niederlande. Es ist Anfang August und eine Vielzahl von Wochenendausflüglern laufen an mir vorbei in Richtung Heideblüte.
Wir warten noch auf Fred – seines Zeichens Naturguide für den Grenzpark Kalmthoutse Heide und für die nächsten Stunden unser Wegbegleiter.
Inhaltsverzeichnis
Im Grenzland wandern
Touren durch die Kalmthoutse Heide sind zu jeder Jahreszeit spannend – ob für eine kleine Runde mit der ganzen Familie oder einer größeren Tour durch die „Wildnis“. Wir haben Fred Severin an unserer Seite – seines Zeichens Experte für den Grenzpark zwischen Belgien und den Niederlanden. Fred macht seit vielen Jahren Touren und ist fast jeden Tag in der Heide unterwegs. Neben Führungen liebt er Makrofotografie und zeigt uns ein paar beeindruckende Fotos von Flora und Fauna aus der Heide. Kein Pilz und keine Pflanze ist ihm unbekannt.
Nicht wundern solltet ihr euch also, wenn Fred plötzlich von fleischfressenden Pflanzen erzählt – denn die Drosera longifolia (der Sonnentau) ist hier zuhause.
Unsere Wandertour habe ich mitgetracked, du kannst sie hier bei Komoot finden. Auch Wanderkarten gibt es für die Kalmthoutse Heide – am besten mal im Hotel oder der Touristinfo nachfragen.
Wenn ihr jedoch die Möglichkeit habt eine Tour mit Fred oder den anderen Guides zu buchen (hier empfiehlt sich individuell eine deutsche Tour anzufragen), dann würde ich das definitiv empfehlen. Fred berichtet nicht nur von der Natur, sondern erzählt uns auch viel zur Geschichte der Region. Denn das Bild der Landschaft hat sich in den letzten Jahrhunderten durch Menschenhand sehr geändert.
Die Sumpflandschaft war einst vollständig bewaldet, Menschen nutzen Holz und Torf zum heizen, später wurden die hohen Sanddünen abgebaut und für die Produktion von Baumittel genutzt. Im ersten Weltkrieg war die Grenze durch einen bewachten Zaun markiert, den zu überqueren lebensgefährlich war. Erst seit 2001 ist der Grenzpark Naturschutzgebiet und somit geschützt. Ihr seht schon – hier gibt es nicht nur Natur zu entdecken.
Was ist die Kalmthoutse Heide?
Das Naturschutzgebiet erstreckt sich auf etwa 6.500 Hektar im Grenzland zwischen Belgien und den Niederlande. Nur wenige Kilometer von Antwerpen entfernt führen viele Wege durch Wald, Heide und an Moor- und Torfflächen sowie Seen entlang. Im Zentrum gibt es das sogenannte Rustgebiet – ein Ruhebereich, der ausschließlich Fußgängern vorbehalten ist – selbst Hunde dürfen in diesen Bereich nicht mit!
In der Brutzeit ist der Zugang hier gar nicht erlaubt. Im August jedoch – wenn die Heide blüht – empfiehlt uns Fred einen Spaziergang durch den eingezäunten Bereich der Kalmthoutser Heide.
Für jeden Naturfreund ist in der Kalmthoutse Heide etwas dabei. Ob die „kleine Runde“ mit knapp 2 Kilometer, die vor allem mit Kindern ideal ist, bis hin zu einer Tour mit etwa 24 Kilometern, die euch zu Grenzwanderern werden lässt.
Ob Spaziergänge durch den jungen Kiefern- und Birkenwald, entlang der Seen oder auf einem barrierefreien Weg einmal quer durch die Heide – langweilig wird es hier nie.
Die Kalmthoutse Heide – zwischen zwei Welten
Faszinierend fand ich die Nähe zur Großstadt. Von den zwei Aussichttürmen (De Stapper mit 10 Meter Höhe und der Brandschutzturm mit einer Aussichtsplattform in 24 Meter Höhe) konnte ich in der Ferne die Kräne und Schornsteine des etwa 10 Kilometer entfernten Hafen von Antwerpen entdecken.
Wer gute Ohren hat, hört auch ab und zu die lauten Motoren der Dieselschiffe. Die Heide wirkt wie eine Insel zwischen all dem Trubel der Großstadt und der mehrspurigen und zuweilen dennoch zu engen Autobahnen von Belgien. Ich fühl mich wie zwischen zwei Welten – und genieße die Natur um mich herum. Von den Türmen lassen sich jedoch nicht nur die Kräne beobachten. Rund um die Uhr geöffnet – lässt es sich hier auch toll auf die Heide schauen. Auch die sonst nicht so gut zu erreichenden Teile des Grenzparkes – wie das Putse Moor – und deren Bewohner können von dort oben wundervoll beobachtet werden. Feldstecher nicht vergessen!
Im Gegensatz zu vielen anderen Nationalparks ist der Grenzpark nicht vollständig ein Naturschutzgebiet. Ein Hinweis zur Info: es gibt auf dem Gelände des Nationalparks noch einige privat genutzte Flächen, die für Landwirtschaft und Erholung genutzt werden. Nicht wundern wenn also plötzlich ein Haus mitten im Naturschutzgebiet zu sehen ist, oder ihr im Wald eine Motorsäge hört.
Flora und Fauna in der Kalmthoutse Heide
Doch kommen wir zurück zu unserer Tour durch die Heide. Fred zeigt uns allerhand spannende Pflanzen und Tiere. So entdecken wir Sonnentau – eine fleischfressende Pflanze, die auf dem sandigen Boden recht harmlos wirkt. Wir sehen unterwegs eine Vielzahl von Pilzen und erfahren von parasitären und helfenden Pilzen. Und Fred erklärt uns, das es nicht nur ein Heidekraut gibt, sondern in der Kalmthoutser Heide zahlreiche Arten von Heide blühen.
Ich ärgere mich, an diesem Tag meinen Feldstecher vergessen zu haben, denn unterwegs habe ich so einige Bewohner der Heide in der Ferne entdecken können. Besonders schön fand ich die verschiedenen Libellen, für die meine Kamera zu langsam war. Deshalb habe ich heute leider kein Foto für euch.
Picknick in der Kalmthoutse Heide
Eine besonders schöne Aktion hat sich das Hotel Jerom ausgedacht – das Heiperitief. Klingt ungewöhnlich – aber wie gemacht für einen sonnigen Spaziergang durch die Kalmthoutser Heide! In einem wunderschönen Picknickkorb sind hausgemachte Leckereien verpackt. Couscoussalat, leckere Hackbällchen, Tomate Mozarella, Frisches Brot, verschiedene Dipps, leckere Oliven, Homemade Zitronenlimonade und vieles mehr.
Auch wenn mir etwas süßes gefehlt hat und wir die Decke selbst mitbringen mussten (mein Tipp – ein Handtuch macht sich auch super!) – so haben wir schon die Suche nach einem geeigneten Picknickplatz genossen. Und wir hatten wirklich Glück, denn nach einer verregneten Nacht war unser Mittagspicknick mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen gesegnet.
Wir haben uns eine Düne ausgesucht, auf der wir nicht die einzigen waren, die sich im Schatten der Kiefern zum späten Mittagessen niedergelassen haben. Solange ihr nicht in abgesperrte Bereiche geht ist das im Grenzpark Kalmthoutse Heide auch grundsätzlich erlaubt. Natürlich haben wir alle Verpackungen wieder ordnungsgemäß mitgenommen!
Ein Besuch in der Bosbar in Kalmthout
Wer lieber auf gemütlichen Stühlen eine Pause genießen will und mit Kindern unterwegs ist, dem empfehle ich einen Stopp in der Bosbar.
Das kleine Cafe bietet Kuchen, erfrischende und warme Getränke, aber auch Suppen, Sandwiches und Burger an. Ihr bestellt, bezahlt und könnt dann im Schatten der großen Bäume eure Bestellung genießen. Selbst in den Abendstunden ist hier noch was los – dann mit zahlreichen Lampions in den Bäumen. Wunderschön!
Mit dem Rad durch die Heide
Rund um die Heide sind gut ausgebaute Radwege zu finden und auch gegen spontane Radtouren spricht hier nix. Wir haben im Hotel Jerom zwei Ebikes geliehen, mit denen wir Ausflüge in die Heide und ins nahegelegene Kalmthout machen konnten.
Wir empfehlen definitiv durch den Wald zu fahren – mein Versuch auf der Straße mit dem Rad unterwegs zu sein sorgte für einen kleinen Stau in den schmalen Straßen von Kalmthout. In der Heide und auch auf der Radwegen im Zentrum ist Fahren jedoch unkompliziert und auch für ausreichende Radparkplätze ist gesorgt.
Nicht nur im Sommer ein sehenswerter Ort – das Aborethum von Kalmthout
In Kalmthout haben wir uns aber nicht nur die Heide angeschaut – einen besonderen Vormittag durften wir im Aborethum von Kalmthout erleben. Ich kenne schon viele Aboretum-Gärten, aber dieser Park toppt alles.
Wir werden am Eingang von Miriam erwartet – die mit uns gut zwei Stunden durch die 12,5 Hektar große Gartenanlage spazieren will. Just in dem Moment als wir unsern Spaziergang starten stoppt der Regen. Sie erzählt uns von der Geschichte, die im Jahre 1856 mit einem Versuchsgarten beginnt und auch noch heute ein Grund für die große Artenvielfalt im Park ist. Mitte des letzten Jahrhunderts verwandelten Robert und Jelena De Belder den Park und gaben ihm seine heutige Form und noch heute ist er in seiner botanischen Vielfalt einzigartig!
Als Miriam mit uns über den „Rasen latscht“, will ich sie erst aufhalten: „Das ist hier erlaubt!“ entgegnet sie. Und so gewöhne ich mich schnell daran kreuz und quer über den gut gepflegten Rasen zu laufen. Wir erfahren von der Idee des Parks, von den Gebäuden, die heute für Events und Ausstellungen genutzt werden und davon das nur eine handvoll Gärtner diesen Park in Vollzeit pflegen.
Ich bin total fasziniert von den schönen Themengärten, die sich in den verschiedensten Farben präsentieren. Einen blauen, einen gelben, einen roten Garten, ein japanischer Garten, ein Rosengarten, ein grüner Garten, ein bunter Garten – soll ich weiter erzählen?
Zwischendrin riesige Mammutbäume und kleine besondere Details wie ein romantisches Gartenhaus, ein See mit Libellen und Seerosen, eine Ausstellung mit spannenden lokalen Motiven, eine coole rote Wippe, ein kleiner Bonsaipark, eine Bananenpflanze mit Früchten! und vieles mehr. Ich muss zugeben, ich war ziemlich beeindruckt und konnte gar nicht mehr aufhören mit Fotografieren.
Und Miriam verleitet uns ständig dazu doch noch einmal wieder zu kommen. „Wir haben immergrüne Pflanzen, so das selbst im Winter ein Besuch sehr spannend ist“ – berichtet sie. Und wer Indian Summer erleben will, der muss ebenfalls hier vorbei schauen.
Besonders neugierig hat mich jedoch der Cocoon Kalmthout gemacht. Die besondere Übernachtungsmöglichkeit wird im Sommer im Zentrum des Parks angeboten. Hier lässt sich für eine Nacht übernachten – und was ich besonders cool fand – der Park nach Schließung komplett allein und in der Dämmerung oder Nacht erleben. Natürlich wollt ich mal reinschauen und möchte nun unbedingt auch mal hier schlafen. Das ist ja soo cool! Wer kommt mit?
Für einen Stopp im Café des Abortethum haben wir leider keine Zeit mehr – aber ein kurzer Abstecher in den Shop haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Ein besonderer Tipp für alle Pflanzensammler: Einige Pflanzenableger und Samen könnt ihr ebenfalls vor Ort erstehen!
Übernachtungsempfehlung für Kalmthout
Das Hotel Jerom befindet sich am Ortseingang von Kalmthout und bietet einen idealen Ausgangspunkt für Wanderungen durch die Heide. Wir hatten ein riesiges Zimmer unter dem Dach und die Badewanne habe ich natürlich sofort ausprobiert. Was eine Wohltat nach der doch nicht ganz unanstrengenden Wanderung durch die Heide.
Auch das Frühstück ist wirklich empfehlenswert, das solltet ihr euch definitiv Zeit für nehmen. Ein Tipp noch in Bezug auf Heiperitief und Räder: Am besten 3 – 4 Tage vor Anreise reservieren. Parken könnt ihr auf dem riesigen Wanderparkplatz nur 50 Meter weiter.
Wie komme ich nach Kalmthout?
Kalmthout kann nicht nur mit dem Auto besucht werden (circa 3 Stunden aus dem Rheinland), in knapp 4 Stunden von Düsseldorf aus lässt sich die Gemeinde via Antwerpen auch mit Bus und Bahn erreichen.
Für alle Autofahrer gut zu wissen: Es gibt rund um den Nationalpark einige kostenfreie Wanderparkplätze.
Offenlegung: Wir wurden von Grenzpark Kalmthoutse Heide im Rahmen der Kampagne #FlandersForASeason eingeladen.
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