Die 5 Säulen Kneipps – Eine Art „Digital Detox“ entlang der Schwäbischen Bäderstraße

Der See schimmert grüngrau, unaufgewühlt, verträumt. Fäden der Regenwolken verfangen sich in den Baumwipfeln wie Watte. Ich stehe am Überlinger See und fühle die Regentropfen. Die Kälte kriecht in meinen Anorak….

So beginnt meine Tour auf den Spuren von Sebastian Kneipp. Egal – mein Gemüt trübt es nicht. Es geht schließlich um Gesundheit, Ruhe, Besinnung. Aber – wer war Kneipp eigentlich und wieso fünf Säulen? All das sollte ich in den Orten Überlingen, Bad Waldsee, Bad Grönenbach und Bad Wörishofen erfahren. Ist eine Kneipp-Tour nicht nur etwas für die ältere bis ganz alte Generation? Ich bin zwar nicht mehr jung aber jung geblieben. Passt diese Art der Reise für mich?

Pfarrer Kneipp – geboren im oberschwäbischen Stephansried – wurde neben seiner Berufung zum Mann Gottes zum Visionär und Revolutionär im Thema Heilung durch die Natur, wie so oft in der Medizin, auf Grund eigener Erlebnisse. Wasseranwendungen in der kalten Donau haben ihn in jungen Jahren von einer Tuberkulose geheilt und somit das Leben gerettet. Das war die Geburtsstunde der Wasseranwendungen und im weiteren Verlauf der fünf Säulen der Kneippschen Anwendungen. Damit ihr wisst, von was ich rede, stell ich euch hier mal diese 5 Säulen vor.

Die klassischen Kaltbäder, wie Wassertreten, das sicher jeder von euch kennt, oder „Armbäder“ sind nur zwei von 120 Anwendungen, die es gibt. Die Kneippsche Idee dahinter ist die Stärkung der Selbstheilungskräfte. Das funktioniert schon, wenn man müde ist. Ein kalter Armguss weckt euch. Man nennt das auch „Kneippscher Espresso“.

Schon 2000 v. Chr. wurde in Ägypten die erste Heilkräuterschule gegründet. Den Einsatz von Kräutern hat Kneipp also nicht erfunden. Das hat ihm seine Mutter mit in die Wiege gelegt. Eines war ihm dabei immer wichtig: Keine Geheimrezepte! Jeder durfte in seiner Kräuterapotheke schauen, schmecken, riechen. Im Hotel „KurOase im Kloster“ in Bad Wörishofen steht ein Kräuterschrank, in dem man in der Lade „Kamille“ noch heute die Kamille schnuppern kann. Unbedingt besuchen!

Hektik und Stress sind zwei Dinge, denen Kneipp mit Bewegung gleich kommen wollte. Sein Motto „Die Bewegung erhöht die Lebenslust und hilft dem Menschen durch die Stärkung seines Körpers“ gehörte zu jeder Behandlung. Auch wenn man ihm selber den sportlichen Typ nicht wirklich ansah, so lebte er doch sein Motto.

Lange bevor die Ernährungswissenschaften zu arbeiten begannen, hat sich Pfarrer Kneipp schon mit Nahrung und Genuss beschäftigt. Sein Grundsatz „Die Nahrung soll einfach und naturbelassen sein, aber schmackhaft“ gilt noch heute sogar mehr denn je. Trotzdem war Kneipp kein Kostverächter und liebt den Genuss.

„Es muss ein Ausgleich gefunden werden, um die überanstrengten Nerven zu stärken“ Das könnte eine Aussage aus der heutigen Zeit sein. Nein! Pfarrer Kneipp hat das schon zu seiner Zeit erkannt. Seine Arbeit als Seelsorger zeigte ihm ganz schnell, dass auch die Seele gesund sein muss. Er nannte das die „innere Ordnung herstellen“, also der heute zu recht gepriesene ganzheitliche Ansatz.

Ich könnte noch Stunden Ausführungen dazu schreiben, weil mich dieses Thema unendlich berührt hat. Und ich habe an einem Wochenende auf der Schwäbischen Bäderstrasse aber auch so einiges dazu ausprobiert und erfahren. Wer auf Kneipps Spuren hier unterwegs sein will, kann unglaublich viel erleben.

Da war die Kräuterwanderung mit Claudia Rinkenburger in Überlingen. Die Kräuterpädagoging hat sich auf „Herba Culinaria“ spezialisiert und bietet z.B. Genuss-Seminar wie „Fingerfood mit Wildkräutern“ an. Wirklich gut sind die Aufstriche und die Kräuterlimonaden.

Von Rita Dopfer haben wir in Bad Grönenbach einen fantastischen Wildkräutersmoothie probiert und bei einer kleinen Wanderung von der anderen Kunst der Kräuter erfahren. Der Schwerpunkt ihrer Kräuterarbeit liegt im Bereich der Heil- und Schönheitsmittel (z.B. die Frauenmantel-Gesichtsmilch oder Fruchtbarkeitshelfer Rotklee – beide Rezepte gern bei mir anfordern)

Habt ihr schon einmal Aquajumping versucht? Bad Waldsee, Moorheilbad und Kneippkurort ist die sonnigste Kurstadt Deutschlands. Ihr mittelalterliches Flair und ihre ruhige Ausstrahlung lässt den Geist zur Ruhe kommen. Dort habe ich mich der kneippschen Sportart gewidmet. Ganz schön anstrengend – aber klasse!

Ganz besonders möchte ich auch auf unser Hotel hinweisen. Im Hotel „KurOase im Kloster“ in Bad Wörishofen  wurde ich morgens um 5 Uhr!!!! geweckt. Man brachte mir ein heißes Kräuterkissen – und keine Angst, ich schlummerte traumhaft weiter wie auf einer Sommerwiese!

Auch meine Füße haben so einiges erlebt. Die Führung von Toni Fenkl war ein Erlebnis. Ob das Wassertreten (es war richtig kalt – aber schön) oder Barfußlaufen über Stein, Tannenzapfen und Kirschkerne (Aua!) – spannend und Gesund ist dieser Ausflug auf jeden Fall.

Die Säule Ernährung habe ich mit einer Ausnahme (Gasthof Rössle in Bad Wörishofen – vom Service her für Veganer nicht geeignet) ganz besonders genossen. Hervorheben möchte hier ich den Koch des Hotel „KurOase im Kloster“. Was er an veganen Gerichten gezaubert hat, war köstlich. Noch einmal DANKE an dieser Stelle.

Ich kann euch nur raten, das alles auszuprobieren, ob eine Säule oder das ganze Programm. Das geht jeden Jahrgang etwas an. Es ist Digital Detox für Körper, Geist und Seele. Lasst es mich mit den Worten Kneipps sagen:

Offenlegung: Ich habe im Rahmen einer Pressereise durch die Schwäbische Bäderstraße die kneippsche Lebensart kennengerlernt. Danke dafür!