Letzten September war es für mich an der Zeit, meine persönliche motorsportliche Landkarte wieder einmal zu erweitern. Das Autodromo Nazionale di Monza war schon lange ein Wunschziel von mir. Ich komm mir dieser Tage wie ein kleiner Prominenter vor. Ich bin als Fotograf und Journalist unterwegs. Unterwegs im Pressezentrum, wo nur wenige Tage vorher noch zahlreiche Journalisten über die Formel 1 berichtet haben, hinauf zur Tribüne, auf der die Pokale für all die zahlreichen Rennen verteilt werden und entlang der Wege zum dem Oval – was früher Rennsportgeschichte geschrieben hat.
Inhaltsverzeichnis
Der königliche Park zu Monza
Um zur Rennstrecke zu gelangen, fährt man durch den königlichen Park zu Monza. Das riesige Areal inmitten der italienischen Stadt umfasst 688 ha und ist damit größer als der Central Park in New York. Es gibt eine königliche Villa- die historisch wirkt, viel Wald und Wiesengebiet zum Spazieren und natürlich die Rennstrecke.
Die Rennstrecke liegt mitten im grünen. So ist es nicht weiter verwunderlich, das unweit des Fangzaunes bei 300 km/h ein paar Pilze wachsen. Natur ist hier allgegenwärtig.
Auch wenn die Rennstrecke in Monza mittlerweile modernen Formel1-Standards genüge tragen muss, so hat man hier doch noch das Gefühl, dass die Zeit ein wenig stehen geblieben ist. Das erste Rennen auf dem Traditionskurs Kurs fand im übrigen am 03. September 1922 statt.
Regen in Italien
Das Wetter meinte es Mitte September leider nicht ganz so gut mit uns, anstatt Sonne war der Himmel wolkenverhangen. Unser Ziel? Die Nascar Whelen Euro Serie – Nischenmotorsport in Europa. Unter den Fahrern und Fans sind viele Italiener. Rennen auf dem Autodromo sind für die Rennserie ein unbedingtes Muss – und so kann ich die Strecke in allen ihren Facetten erleben.
Der Frühe Vogel und so…
Wir wachen am Samstag morgen so früh auf, dass die Uhrzeit zu nennen schon nicht mehr feierlich ist. Das Hotel hab ich in diesem Urlaub irgendwie nur im Dunkeln gesehen – und alles außerhalb der Rennstrecke war richtig weit weg. Das Programm war mit mehreren kleineren privaten Rennen, Porsche Cups und den vier Rennen der Nascar Wheelen Euro Serie ziemlich eng getimed. Zwischendurch? Blieb gerade einmal Zeit, sich in und um die Rennstrecke das Gelände anzuschauen.
Ein Gang durch die Boxen, ein Blick auf die Pitlane und ein paar schnelle Fotos an der Boxenmauer, die Zeit verging wie im Flug. Während eines Rennens laufe ich vorbei am Fahrerlage zur Parabolica.
Die Wege von Start und Ziel zur Parabolica-Kurve sind recht schnell zurückgelegt (wenn man nicht gerade Besucher des Formel1-Rennens ist). Hier sind die Autos mitunter 300 km/h schnell – zu flott, um sie mit der Kamera einzufangen. Aber den Rausch der Geschwindigkeit mitzuerleben, das hatte was für sich.Empfehlen würde ich einen ersten Besuch sowieso nicht zum Großen Preis von Italien, sondern zu einer kleineren Veranstaltung, so kann man sich deutlich mehr auf dem Gelände umschauen.
Wenn man sich im Fahrerlager befindet, ist der Weg auch nicht weit und vor einem erhebt sich eine der verfallenen Steilkurven, Teil der alten Strecke von Monza. Hier kann man sich frei bewegen – soweit dies die Überhöhung der Kurve überhaupt zulässt oder um es im NASCAR-Jargon zu sagen: extremes Banking. Schwer nur vorstellbar, wie in der 50er Jahren die Piloten durch diese Streckenteile rasten. Die Strecke in Monza ist auch immer ein Schauplatz von Tragödien gewesen. Alberto Ascari, Wolfgang Graf Berghe von Trips, Jochen Rindt und viele andere ließen hier ihr Leben.
Feinkost? Fehlanzeige.
In Sachen Italienische Küche jedoch hat mich die Rennstrecke in Monza ein wenig enttäuscht. Es gab zwei italienische Stände, an denen es so eine Art Sandwich gab. Für 5 Euro das Stück. Und nicht mal wirklich lecker. Auch der Monza-Fanshop hinter dem Fahrerlager war eher enttäuschend, ich hätte da ein wenig mehr erwartet.
Die Steilkurve von Monza – Ein Lost Place im Park
Am Sonntag machten wir uns während einer Rennpause auf die Suche nach einer Vergessenen Rennstrecke. Monza wurde eine Zeitlang auch im Oval gefahren und die Steilkurve kann man noch heute besichtigen.
Bei unserem Besuch wirkte die Schräge „in die Jahre gekommen“ und kaputt. Das Banking (die Schräglage) ist zu Fuß kaum zu erklimmen. Ich kenne Ovalstrecken mit Schrägen aus den USA und kann definitiv sagen, das dieses „Banking“ mit Rennstrecken in Amerika gut mithalten kann.
Rennsport erleben am Autodromo Nazionale di Monza
Das nächste Rennen wartet und so kehren wir wieder zurück in die Gegenwart. Das Trommeln der Motoren und der Anblick alter Formelfahrzeuge fängt mich ein. So eine Rennstrecke ist sicherlich nicht für jedermann und doch haben diese Orte Charakter. Und sie können Geschichten erzählen. Glückliche, tragische und spannende.
Ich muss zugeben – um das Phänomen „Autodromo Monza“ wird im Ort wenig Tam Tam gemacht. Kein Museum – schlechte Ausschilderung (wir sind einmal komplett um den Park gefahren) – wer sich da weiterbilden will, sollte nach Turin oder Maranello fahren.
Neben der Rennstrecke gerät die Stadt Monza selber sicher etwas in Vergessenheit, wer einen längeren Aufenthalt plant, sollte sich aber das historische Zentrum unbedingt anschauen. Das Autodromo Nazionale di Monza war auf jeden Fall eine Reise wert. In Zeiten vieler Retorten-Rennstrecken strahlt die altehrwürdige Bahn noch das gewisse Etwas aus, was man heutzutage immer weniger findet. Wer noch nicht da war, sollte auf jeden Fall den nächsten Flieger nehmen, ich werde sicher wiederkommen -Arrivederci! Monza.
- Einen Teil des vergessenen Ovals kann man sich anschauen, wenn man zu den Tribünen „Prima Variante“ (im Infield) geht.
- Wer sich das ganze außerhalb der Rennevents anschauen will, kann dies tun, die Rennstrecke ist auch außerhalb der Saison geöffnet.
- Hinter dem Fahrerlager gibt es auch den ein oder anderen Souvenir-Shop, allerdings nicht wirklich günstig das Ganze.
- Öffnungszeiten und Preise (auch für das Selberfahren auf der Rennstrecke) könnt ihr der Internetseite vom Autodromo die Monza entnehmen.
Wie komme ich zur Autodromo Nazionale di Monza
Für die Anreise empfiehlt sich einer der drei Flughäfen rund um Mailand. Für den Flughafen Mailand-Linate spricht die Entfernung zur Rennstrecke – eine gute halbe Stunde sollte man hier unterwegs sein. Etwas außerhalb gelegen ist der Flughafen Bergamo (ca. 42 km zur Rennstrecke), den vor allem Billigflug-Airlines nutzen. Die meisten Angebote findet man aber nach Mailand-Malpensa – auch wenn die Entfernung verglichen mit den anderen am höchsten ist. Je nach Verkehrslage kann man aber mit einer Dreiviertelstunde bis zu einer Stunde auch gut leben.Zwischen 30 Minuten und einer Stunde seit ihr von hier zur Rennstrecke unterwegs. Unbedingt Mietwagen nutzen!
Für einen Mietwagen kann ich im Nachhinein den von mir genutzten Autovermieter Maggiore nur leider nicht empfehlen – Probleme mit dem Navi und schlechter Service, das geht sicher auch besser.
Für die, die in der Gegend und überhaupt in Italien das erste Mal mit dem Auto unterwegs sind, kann ich nur sagen, immer nach Gefühl fahren, die ein oder andere Regel wird eh überbewertet denkt sich sicher mancher Einheimische.
Unsere Übernachtungsempfehlung in der Nähe von Monza
Ich habe im Hotel Vimercate Cosmohotel Torri, rund 20 Fahrminuten von der Rennstrecke entfernt geschlafen. Das Hotel gibt es ab 60 Euro die Nacht – die Zimmer sind modern und die Qualität und Sauberkeit lässt nichts zu wünschen übrigen, es gib ein sehr gutes Frühstück, nur das Abendessen vor Ort kann ganz gut ins Geld gehen.
Wir hatten ein Frühstück inklusive – das etwas früher zu bekommen bedeutet etwas Überredungskunst :)
Weitere Inspirationen zu Monza
- Auch abseits des Motorsports gibt es aus Monza tolle Geschichten zu erzählen. Von Liebe. Und so.
- Susanne ist mit dem Minibus über die Rennstrecke in Monza gefahren.
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