Als Elli – eine lieber Bloggerfreundin, mir im Januar von Ihrem Tandem-Paragleit-Erlebnis im Kaiserwinkl erzählt hatte, wusste ich, das ich darüber auch einen ausführlichen Erlebnisbericht für meinen „Themenmonat rund ums Fliegen“ brauche. Mein Wunsch ging in Erfüllung und Elena hat mir einen wirklich tollen Bericht zu diesem Ereignis geschrieben. Viel Spaß beim Lesen!
Der Wind weht, und ich bin enttäuscht. „Das gibt es doch nicht“, denke ich noch und bin gerade etwas fassungslos. „Das habe ich nun von meiner Nettigkeit!“ Alle anderen Reiseteilnehmer unserer kleinen Gruppe hier im Tiroler Kaiserwinkl springen bereits seit dem frühen Vormittag; jetzt stehen die Zeiger auf knapp 15.00 Uhr und der aufgekommene Wind scheint gerade mir, als letztem sprungbereiten Teilnehmer die Show zu vermasseln. Dabei hat doch alles so gut begonnen. Die Ankündigung, unter Anleitung eines erfahrenen Tandemspringers sanft ins Tal zu gleiten und für eine kurze Zeit einen majestätischen Ausblick über die imposante Tiroler Bergwelt zu genießen … Wow. „Ja, das möchte ich machen“, denke ich noch und schiebe beiseite, dass dies ja ganz schön unheimlich sein könnte – da oben in der freien Luft „abzuhängen“. Aber egal! ALLE TUN’S UND DESWEGEN TU ICH’S AUCH: Ein weiteres Phänomen des menschlichen Geistes (oder konditioniertem Sozialverhalten) mischt sich in die zahlreichen Gefühlsregungen ein und lässt die Vorfreude auf den Sprung wachsen. Im gleichen Maße verschwinden alle möglichen Ängste und Bedenken. Ich bin bereit, gedanklich wie körperlich !!!
Und dann sowas. Der Wind, der Wind, das himmlische Kind …
Halt. Mein Tandemlehrer ist kurz nach draußen gegangen und meint, der Wind hätte doch wieder etwas abgeflacht! Meine Augen leuchten auf, und als er mir und den anderen Kollegen zunickt, hält mich nichts mehr: Ich springe vom Tisch auf, an dem wir alle nun eben noch eher missmutig gesessen haben, und stürze beinah nach draußen. Hinauf den kleinen Hügel zum Absprungplatz, so schnell dies in meinen Snowboardschuhen & Winterkleidung eben möglich ist. Denn, wie um alles zu toppen, habe ich mir als Jahreszeit auch noch den tiefsten Winter – Mitte Jänner 2014! – ausgesucht. Mit Helm und festen Schuhen sowie dicker Kleidung zu springen wiegt einen übrigens recht sicher, und kalt wird es gar nicht denn man ist ja dick eingepackt. Perfekt :)
Nun geht’s aber los und ich lasse mich anschnallen in das viele Geschirr, vertraue meinem Tandem-Master blindlings da ich bald wie ein hilfloses Ding in den Gurten hänge. Mein Herz jedoch klopft wie wild und ich kann es nicht erwarten, geschweige denn glauben: ICH SPRINGE GLEICH WIRKLICH DA HINUNTER! Und werde hoffentlich „vom Winde verweht“, wie es so schön heißt … Der momentan tatsächlich etwas abgeflaut ist. Doch ich achte schon gar nicht mehr auf den Wind und schwelge in höchster Aufregung, da der Sprung nun doch möglich geworden ist! Wie ich mich freue!
So nehmen wir denn auch kurze Zeit später gemeinsam Anlauf und springen von der Bergkante … und siehe da, der Wind nimmt uns kräftig mit auf, trägt uns höher und höher und höher während ich jauchze und ein unfassbar schönes Panorama genieße! WOW! Die ganzen Berge, wir sind höher als sie kommt mir vor, und ich sehe weit, so weit, bis nach Bayern im Norden und südlich auf den Alpenhauptkamm. Wunderschön. Die ersten Minuten verschwimmen zu einem unfassbar starken Gefühl der Anmut und Schönheit. Ich habe noch nicht (gerade) hinunter gesehen. Doch jetzt bittet mich mein Tandemlehrer, genau das zu tun. „Wir, äh, sind etwas festgehalten vom Wind hier. Der ist noch ganz schön stark trotz allem! Kannst Du Dich bitte vorlehnen, damit wir in die richtige Richtung gleiten?“ Langsam kommt das Bewusstsein retour. Stimmt, der Wind ist entgegen des zuvor betonten Abflauens eigentlich recht stark – soweit ich das beurteilen kann. Und erst jetzt merke ich, dass wir uns auch überhaupt nicht bewegen – weder vor noch zurück, sondern aufgrund des Windes einfach in Position gehalten werden. Ist doch sicher normal so. Gewollt, bestimmt. Oder ???
Uff. Die nächsten Minuten werden etwas hart. Mir dämmert, auch aufgrund der leisen Unbehaglichkeit meines Tandemlehrers, dass wir uns eigentlich „sanft hinab bewegen“ sollten, hin in Richtung Tal. Jedoch aber weit davon entfernt sind, überhaupt irgendeine Richtung einzuschlagen. Langsam, unendlich quälend langsam – wenn man stets aufgefordert wird, sich nach vor zu lehnen und hinunter zu schauen, in jedem Fall! – bewegen wir uns etwas hinab. Wir sind so hoch! Der Wind macht mir nun fast etwas Angst, und plötzlich kämpft es sich wieder hoch, das Gefühl seit meiner gefahrvollen Flussüberquerung im Abel Tasman National Park oder dem Sturz vom Pferd in Argentinien: Was mache ich hier eigentlich?! Bin ich vollkommen verrückt? Was ist das mit dem Abenteuer, wenn man plötzlich zu viel davon verspürt und nur mehr fassungslos, klein und angsterfüllt zurückbleibt? Ich sag‘ es Euch: Weitermachen. Ruhe bewahren. Lächeln. All das (positive) Bewusstsein zusammen nehmen, dass man je im Leben gesammelt hat, und nach vorne denken. Es geht ja weiter, man stirbt ja (noch) nicht. Und wirklich, das restliche Drittel meines Fluges welcher insgesamt eine gute halbe Stunde dauerte, kann ich mich wirklich Kraft meiner Gedanken beruhigen und genießen.
WAS FÜR EIN ABENTEUER !!!
Und eines, das ich dennoch wiederholen würde und zwar wie ich hoffe schon bald: Mein Bruder wünscht sich aufgrund meiner Erzählung einen Tandemsprung mit einem Fluglehrer zum Geburtstag. Im Sommer geht es also wieder in die Berge, und wir, die gesamte Familie, werden ihn begleiten. Ich glaube, ich werde Euch bald wieder von meinen Ängsten, Wünschen, Hoffnungen und Träumen berichten … Wie das die Menschen zum Thema des Fliegens ja seit Menschengedenken so tun.
Wer das ganze übrigens mal selbst ausprobieren will, kann sich beim Paradeltaclub Kaiserwinkl informieren. Ein Tandemflug vom Kössner Unterberg kostet derzeit für Erwachsene knapp 99 Euro.
Hier müsst ihr hin: Thurnbichl 47, 6345 Kössen
[codepeople-post-map] Vielen Dank für den tollen Erlebnisbericht und die sehenswerten Fotos an Elena Paschinger von creativelena.com
Liebe Janett,
Vielen Dank, dass Du meinen Bericht, den ich mir im wahrsten Sinne des Wortes von der Seele geschrieben habe, so schnell veröffentlicht hast! Danke auch für Deine zahlreichen Initiativen als „Teilzeitreisender“, Du machst das wirklich wunderbar ich liebe Deinen Blog :D
Alles Gute,
Deine Elena :)