18 Quadratkilometer, mehr nicht und doch ideal für eine Auszeit vom Alltag. Das ist Spiekeroog, eine der ostfriesischen Inseln, die uns auf unserer diesjährigen Karnevalsflucht in vielerlei Hinsicht positiv überrascht hat. Wir nehmen euch jetzt mit an die See und wollen euch einige Tipps geben, wie ihr das Beste aus dem Aufenthalt machen könnt, wobei – da wird sich Spiekeroog schon selbst drum kümmern…
Inhaltsverzeichnis
Spiekeroog – Insel für Ruhesuchende
Viel zu lange ist es her, dass uns der Weg an die Nordsee geführt hat, doch mit ein paar freien Tagen war es dieses Jahr an der Zeit, der hiesigen Karnevalshochburg Adieu zu sagen. Wir entschieden uns für Spiekeroog, da die Insel unsere „Ruhekriterien“ erfüllen konnte.
Die Insel ist autofrei, sehr naturbelassen und bietet Platz für ausgedehnte Wanderungen entlang des rund 15 Kilometer langen Strandes. Ende Februar bzw. Anfang März sind wetterbedingt auch wenig bis keine Tagesgäste auf der Insel, also die perfekte Ausgangslage für ein paar Tagen zum Durchatmen.
Auf die Insel kommt man mit der Fähre ab Neuharlingersiel. Das Auto bleibt zurück und damit auch schon mal ein großes Stück vom täglichen Stress. An diesem Tag jedoch herrscht an der Küste eine steife Brise, die uns zudem ordentlich Regen ins Gesicht bläst auf der kurzen Strecke vom Parkplatz zum Hafen. Es ist jedenfalls so stürmisch, dass sich unsere geplante Abfahrt um rund 2 ½ Stunden nach hinten verschiebt, die Wetterbedingungen lassen eine Fahrt vorher nicht zu. Immerhin geht es uns besser als den Inselnachbarn, denn der Fährverkehr nach Wangerooge ist an diesem Tag schon komplett eingestellt.
Umso mehr freuen wir uns, als es endlich losgeht und nach einer knappen Dreiviertelstunde sind wir dann auch schon im Hafen von Spiekeroog. Der Einzige, der den Eindruck der absoluten Ruhe verhindert, ist der Wind. Der pustet so stark, dass der Spaziergang mit Koffern zu unserer Ferienwohnung schon ein ordentlicher Kraftakt ist. Doch die Wege zum und im Inselzentrum sind kurz, und so verteilen sich die Gäste nach und nach auf die verschiedenen Unterkünfte und bald schon sind wir ganz für uns und wir haben das Gefühl endlich mal wieder richtig durchatmen zu können.
Selbst Fahrräder gibt es übrigens auf Spiekeroog deutlich weniger als auf anderen Nordseeinseln. Vor Ort gibt es keine Vermietung, dazu darf man grundsätzlich nicht im Ortskern fahren und auf dem Weg zum Strand. Die Wege im Kern der Insel sind aber auch kurz und schnell erledigt und auch am Strand ist mal schnell, von daher haben wir dies auch gar nicht weiter vermisst. Nach einer Verschnaufpause in unserer Ferienwohnung haben wir uns Abends nochmal für einen Spaziergang auf eine kleine Entdeckungstour begeben.
Inseldorf Spiekeroog – Insel-Idylle
Klein, aber fein, dass passt einfach am besten zum Inselkern von Spiekeroog. Das Inseldorf selber macht einen mehr als gepflegten Eindruck, auch wenn zu dieser Jahreszeit noch lange nicht alle Geschäfte und Restaurants geöffnet haben und Wind und Regen das Sagen haben.
Bei unserem ersten Rundgang ist es schon dunkel, immerhin hat der Regen ein wenig nachgelassen. So geht es vorbei an einigen Restaurants und kleineren Läden, dabei ist vom Bäcker über Kunst, Supermarkt und Spezialitäten-Laden alles ausreichend vorhanden. Es musst halt auch nicht immer eine Masse an Angebot vorhanden sein, schließlich sind wir zum Erholen hier und nicht zum Shoppen.
Im Ort selber findet sich neben dem Rathaus noch die Alte Inselkirche. Die wurde 1696 erbaut und ist die älteste Kirche auf den ostfriesischen Inseln. Regelmäßig finden übrigens auch Dorfführungen statt, die hier starten.
Spiekeroog hat neben reichlich Wasser um sich herum aber auch ein eigenes Inselbad, welches vom Rathaus aus auch in wenigen Minuten direkt zu Fuß zu erreichen ist. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Tourist-Information „Kogge“, wo man mit Infos und Tickets versorgt wird. Hinter dem Inselbad geht es dann aber auch schon Richtung Dünen bzw. Strand. Wetter- und ermüdungsbedingt endete hier dann auch schon unsere erster kleiner Insel-Spaziergang und nach dem Tanken von reichlich Insel-Luft fanden wir auch ziemlich schnell den Weg in den Schlaf…
Essen & Trinken auf Spiekeroog – Tipps zu Verpflegung
Für unseren Aufenthalt auf Spiekeroog haben wir uns ganz bewusst für einen Ferienwohnung entschieden. Hotels gibt es zwar auch, aber zum Abschalten und Ruhe finden, da passt uns ein Appartement einfach besser. Zwei Supermärkte gibt es auf der Insel, da wir aber Samstag erst am Nachmittag ankamen, war es sinniger, einige Lebensmittel einzupacken. Doch für das Frühstück an unserem ersten Spiekerooger Morgen mussten natürlich frische Brötchen her.
Daher ging es früh zur Inselbäckerei, nur ein paar Gehminuten weg, wie gesagt, die Wege auf der Insel sind kurz. Wenn ihr hier mal landet, unbedingt die Bernsteinbrötchen mitnehmen, die kosten auch nicht so viel, wie der Name vielleicht vermuten lässt. Direkt nebenan ist das Inselcafe angeschlossen, hier kann man sich dann später am Tag nach einer ausgedehnten Wanderung stärken, der leckere Kuchen kommt von der Bäckerei und wenn es draußen kalt ist, können wir nur den hiesigen Sanddorn-Grog empfehlen, der wärmt dann wieder von innen.
Spiekeroog mag zwar recht klein erscheinen, aber man findet sogar eine weitere Bäckerei, die mit einer anderen Besonderheit daherkommt. Das Backdeck direkt gegenüber der Touristeninformation hat eine eigene Kaffeerösterei und für uns als Kaffeeliebhaber war das natürlich Gold wert.
Ende Februar haben nicht alle, aber schon einige Restaurants geöffnet, da wir nicht die einzigen Gäste waren, die sich zu einer Karnevalsflucht entschlossen hatten, empfiehlt es sich, hier rechtzeitig zu reservieren. Direkt nach den Karnevalstagen ist es dann aber auch schon wieder deutlich ruhiger, was die Anzahl der Gäste angeht. Dass es an diesen Tagen mehr Besucher waren, hat man übrigens kaum gemerkt, lediglich bei den Restaurantplätzen am Abend. Standesgemäß kam für uns an der Nordsee Fisch auf den Teller, daher können wir das Capitänshaus im Ort nur empfehlen, uns hat es in einer Woche hier zweimal hin verschlagen. Um die Kulinarik muss man sich also keine Gedanken oder Sorgen machen. Diese haben auf Spiekeroog sowieso Pause, denn nach ein, zwei Tagen guter Nordsee-Luft und erholsamen Schlaf hat man den Fokus längst auf, Ruhe, Genuss und Natur gelegt.
Wandern auf Spiekeroog – Die Nachtwanderung
Unsere erste längere Wanderung beginnt erst spät. Abends um 21.00 Uhr geht es für uns in die Nachtwanderung. Auch hier hatten wir Glück, denn der Regen an diesem Wochenende legte eine weitere ausreichende Pause ein und so versammelten sich doch einige Inselgäste am späten Sonntag, um gemeinsam mit Nationalpark-Wattführer Carsten Heithecker an dieser besonderen Wanderung teilzunehmen, hier lohnt sich der Blick in der Veranstaltungskalender der Insel.
Bald ging es aus dem beleuchteten Inselkern hinaus in die Dünen, anfänglich waren unsere Schritte noch recht unsicher, doch es ist erstaunlich, wie sich die Augen doch an die Dunkelheit gewöhnen.
Dunkelheit ist natürlich relativ, denn pechschwarz ist die Nacht ja nun auch nicht. Dennoch war es zu Beginn recht ungewohnt, doch unser erfahrener Wattführer erklärt uns, dass sich die Augen nach einer gewissen Zeit recht gut daran gewöhnen. Daher wird auch ganz bewusst darum gebeten, keine Taschenlampen und Smartphones einzusetzen. Deswegen können wir hier natürlich auch keine Nachtaufnahmen liefern…
Geht es zunächst noch über gepflasterte Wege, machen wir bald einen Abstecher in Richtung Strand und stapfen hintereinander durch den Sand. Vorher machen wir immer mal wieder Halt und erfahren Interessantes über die Insel. Wir laufen über den „Damenpad“, das durften die Herren übrigens vor 1912 nicht, denn es war der Weg zum Damenstrand.
Nachts am Strand laufen, während die Insel schon im Schlaf ist, ist ein ganz besonderes Gefühl. Auch wenn uns der Wind ordentlich um die Nase weht uns es nicht immer leicht ist, in einer Gruppe von rund 30 Leuten unseren Wattführer immer optimal zu verstehen. Doch wir wollen uns mal nicht beschweren, denn der Sternenhimmel an diesem Abend, den wir bewundern dürfen, entschädigt uns für alle Mühen und Schlechtwetterfronten des Tages.
Nach anfänglicher Unsicherheit haben wir uns gegen Ende der zweistündigen Wanderung längst an die Gegebenheiten der Nacht gewöhnt und die erste Straßenlaterne, die wir wieder erblicken, blendet uns plötzlich ganz ordentlich. Dieser Abend auf Spiekeroog wird uns auf jeden Fall in guter Erinnerung bleiben und wer die Insel besucht und eine gewisse Trittsicherheit mitbringt, sollte sich das nicht entgehen lassen.
Vom Strand bis zum Nationalpark – vielfältiges Spiekeroog
Die folgenden Tage haben wir wieder mal richtig Glück, der Wind lässt nach, der Regen auch und sogar die Sonne zeigt sich ab und an, so dass wir die Zeit für ausgedehnte Spaziergänge und Wanderungen nutzen können.
Am Strand von Spiekeroog können wir – zumindest gefühlt – ewig laufen. Vom Westen der Insel aus Richtung Ostende der Insel führt ein kilometerlanger Sandstrand, auf dem sich an diesen Tagen nur eine gute Handvoll Menschen einfindet. Je mehr es nach Osten geht, desto weniger sind unterwegs. Der Osten der Insel steht zum großen Teil unter Naturschutz und liegt im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Auch hier kann man noch wunderbar wandern, dass allerdings dann bitte auf den ausgewiesenen Wegen, schließlich haben die tierischen Bewohner und Besucher der Insel ihre Ruhe verdient.
So entdecken wir jeden Tag noch ein neues Fleckchen der Insel und unsere Woche vergeht wie im Flug. Der endlose Strand, die Dünen und Salzwiesen, aber auch die Idylle des Ortskerns haben uns nur eins ziemlich schwer gemacht – den Abschied. Doch es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir Spiekeroog einen Besuch abgestattet haben.
Spiekeroog – Tipps & Infos – Alles Wichtige
Spiekeroog ist autofrei und auch Fahrräder sind für Touristen nicht zu mieten, für den Transport von Einkäufen stehen an den meisten Unterkünften Bollerwagen parat, diese sind aber nur für Einkäufe und den Weg zum Strand gedacht
Je nach Reisezeit, vor allem in der Nebensaison, sollte man die Öffnungszeiten der Geschäfte beachten. Mittwochs haben viele Geschäfte geschlossen, auf Spiekeroog gibt es zudem noch eine klassische Mittagsruhe, auch die sollte beachtet werden bei der Einkaufsplanung. Generell sind die Öffnungszeiten auch nicht so ausgedehnt wie auf dem Festland und das ist auch gut so.
Die Insel ist nur über die Fähre ab Neuharlingersiel zu erreichen. Die Abfahrtszeiten sind Tideabhängig. Am besten ist man eine Stunde vor Abfahrt am Hafen, hier kann das Auto kurz geparkt werden, um das Gepäck auszuladen und dann vor Ort in die bereitstehenden Container zu packen. Bei Ankunft in Spiekeroog geht es dann zum nummerierten Container und man kann sich sein Gepäck wieder abholen.
Im Hafen von Neuharlingersiel stehen Tagesparkplätze zur Verfügung, wer auf der Insel übernachtet muss sein Auto aber woanders abstellen. Das macht man vom Hafen aus ein paar Meter entfernt bei den Spiekeroog Garagen, ein Parkplatz hier schlägt mit 4,50 € pro Tag zu Buche, wer in der dortigen Halle parken möchte, kann dies für 6,50 € pro Tag tun – in diesem Fall aber auf jeden Fall vorher reservieren. Danach geht es entweder ein paar Minuten zu Fuß zurück zum Hafen von Neuharlingersiel oder man nutzt einen Shuttlebus (gebührenpflichtig).
Die Tickets (inklusive Kurtaxe 28,60 € für 1 Erwachsenen) können ganz bequem über die offizielle Website von Spiekeroog gebucht werden, die Reservierungsbestätigung dient gleichzeitig als Ticket vor Ort, einfacher geht es nicht. Im Rahmen der Online-Buchung können übrigens auch direkt Veranstaltungen wie geführte Wanderungen, aber auch Strandkörbe und Bollerwagen direkt mitgebucht werden, das hat die Insel sehr gut gelöst.
Meine Tante hat einigen Jahren auf Spiekeroog gelebt und wollte sich da ein individuelles Strandhaus bauen lassen. Ich war lange nicht mehr da, da meine Tante jetzt nicht mehr da wohnt, aber ich möchte gerne nochmal hin. Vielleicht sollte ich mir wirklich den Veranstaltungskalender der Insel herunterladen, um an einer Nachtwanderung teilzunehmen.