In Zeiten des Coronavirus ist das Thema Reisen längst in den Hintergrund getreten. Da derzeit unser aller Aufmerksamkeit der Bewältigung der Krise gilt, ist es dennoch auch wichtig, für Ablenkung zu sorgen. Dafür sind für euch hier im Blog hoffentlich ausreichend Inspirationen und Reiseziele vorhanden.
Heute soll es aber mal um eines der nützlichsten “Tools“ bei Reisen überhaupt gehen – die Rede ist von der Sprache. Eine oder mehrere Fremdsprachen zu beherrschen öffnet einem viele Türen – Sprachen lernen ist zudem auch immer eine Reise in eine fremde Kultur – von daher möchten wir euch in dieser reiselosen Zeit unsere ganz persönlichen Erfahrungen und Tipps mit auf den Weg geben, wie man sich am besten an eine Sprache heran begibt.
Inhaltsverzeichnis
Einstieg in die Fremdsprache
Gerade im Erwachsenenalter gilt häufig: “Aller Anfang ist schwer“. Von daher sollte man sich zunächst bewusst werden, warum man eine Sprache erlernen will. Wer gerne immer wieder in ein bestimmtes Land reist, würde vielleicht gerne die Sprache beherrschen, um sich vor Ort besser verständigen zu können – so war es jedenfalls bei mir (Jens). Oder man würde halt auch einfach gern eine neue Sprache erlernen, die einem gefällt.
Für einen ersten leichten Einstieg ist ein VHS-Kurs zwar eine Option (mit Einschränkungen), aber auch zahlreiche Sprachapps sind für den Beginn eine gute Möglichkeit. Wenn man ohne Vorkenntnisse unterwegs ist, kann ein Anfänger-Sprachkurs helfen, auch wenn man von diesem nicht zu viel erwarten darf. Die Voraussetzungen der Teilnehmer sind einfach zu unterschiedlich, als dass man meiner Meinung nach hier sehr weit kommt.
Zudem geht man ganz klassisch nach Lehrbuch vor, eine Methode, die in Zeiten der Apps und von tausenden Online-Angeboten einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Letztlich muss das jeder für sich selber entscheiden, für mich war es aber zumindest eine erste Einstiegshilfe. Parallel hatte ich mich bei Babbel angemeldet, sicher einer der bekanntesten Anbieter in diesem Bereich. Da man hier auch zum Sprechen kommt und das Ganze zeitlich unabhängig einplanen kann, hat mich das deutlich besser vorangebracht.
Apps, Podcasts und Videos
Anbieter von Sprachlern-Apps gibt es einige, vor allem die folgenden gehören dabei zu den Bekanntesten:
- Babbel
- Duolingo
- Memrise
Alle erweitern den Wortschatz ungemein, natürlich muss man sich an eine gewisse Regelmäßigkeit gewöhnen, sonst hilft auch die beste App nicht.
Ganz entscheidend hilfreich sein können Podcasts, dazu muss man sich nur mal überlegen, wie wir von klein auf unsere Muttersprache eigentlich lernen. Erstmal durch Zuhören, dann durch Nachahmen – uns wird ja nicht in unseren ersten Lebensmonaten direkt ein Grammatikbuch um die Ohren gehauen.
Statt Podcast kann man sich auch einer Fülle von kostenlosen Youtube-Kanälen bedienen. Ich selber lerne selber nun schon seit einiger Zeit Spanisch und habe vor allem im letzten Jahr diesen Weg für mich entdeckt. Sowohl Podcasts, als auch Videos, höre und sehe ich regelmäßig. Dabei muss man am Anfang nicht gleich alles verstehen, wenn man rund 70 % erreicht und damit den groben Sinn, kann man darauf gut aufbauen. Material gibt es zu allen Stufen, von Anfänger bis Fortgeschritten.
Wie auch bei den Apps ist die Wiederholung ein entscheidender Faktor. So höre ich mir ein- und denselben Podcast mehrere Tage hintereinander an, bei Videos genau das Gleiche. Wichtig ist, dass man sich hier die Zeit nimmt, aktiv zuzuhören. So werdet ihr merken, dass ihr immer ein wenig mehr versteht. Das geht nicht von heute auf morgen aber jeder kleine Schritt bringt einen ein wenig näher ans Ziel.
Der Muttersprachler – unverzichtbar
So schön vielfältig und breit das Angebot auch ist, es geht doch nichts über einen Muttersprachler(in). Denn wer nur mit sich selbst und dem PC spricht, dem wird einfach das gewisse Etwas fehlen. Wer jetzt an teure Einzelkurse denkt, der muss sich im Netz nur mal auf die Suche begeben. Es gibt Anbieter, die Kurse im direkten 1:1 per Skype anbieten, aber auch viele, die private Stunden geben. Einfach mal in den lokalen Annoncen suchen, zum Beispiel bei Ebay-Kleinanzeigen.
Ihr merkt schon, es gibt nicht die eine Universal-Lösung zum Sprachen lernen, es gilt, eine gute Kombination zu finden. Eine App, Podcast und/oder Videos, aber halt auch ein Muttersprachler(in), damit man einfach viel mehr ins richtige Sprechen kommt. Hier gilt, keine Angst vor Fehlern, denn wie überall, lernt man aus diesen. Viele denken vielleicht jetzt auch an Sprach-Stammtische. Gut, aktuell geht das ja leider nicht, man sollte es sich aber auch aus anderen Gründen gut überlegen. Man kann durchaus ans Sprechen kommen, aber eignet sich halt eventuell einige Fehler an. Das passiert beim Muttersprachler nicht und ich selber bin eh mit meinem persönlichen Programm schon gut ausgelastet.
Euer Lehrer kann euch vor allem bei der Aussprache helfen und euch mit vernünftigen Lernmaterialien versorgen, denn so ganz ohne Bücher und Grammatik geht es doch nicht.
Sprachen lernen – Tipps zur Literatur
Der Markt an Literatur zum Sprachen lernen ist unüberschaubar, wenn man ehrlich ist. Von daher kann ich euch gerade am Anfang erstmal sogenannte Vokabelboxen empfehlen, damit man einen Grundwortschatz erreicht. In der Praxis hat sich bei mir gezeigt, dass ein klassisches Lehrbuch oft nicht hält, was es verspricht und zudem oft langweilig ist.
Wer sich beim Lernen langweilt, der wird auch nicht viel lernen. Eine interessante Alternative biete der Langenscheidt-Verlag mit seinen Mitmachbüchern. Die spanische Variante habe ich einmal ausprobiert. Es geht in diesen Büchern darum, neue Wörter ein wenig spielerischer zu lernen, mit zahlreichen Quiz; Bilderrätseln, Rezepten und vielem mehr! Das Buch ist deshalb perfekt für Familien mit Kindern. Aktuell gibt es die Bücher in Spanisch, Französisch, Italienisch und Englisch für je 14 € je Buch.
Ansonsten haltet euch am besten an euren Muttersprachler. Obwohl ich selber behaupten kann, dass Grammatik lernen nicht gerade zu meinen Favoriten gehört, komme ich hier mit dem Werk in Originalsprache bestens zurecht.
Wie oben schon erwähnt, was beim Lernen nicht aufkommen sollte, das ist Langeweile, denn sonst wird das ganze zur Qual und die Fortschritte halten sich mehr als nur in Grenzen.
Fremdsprache lernen – keine Langeweile
Wenn man die ersten Schritte in der fremden Sprache hinter sich hat, sollte man sich auch fremdsprachlich mit seinen anderen Hobbies befassen. Schaut euch ein Video zu dem Thema an, was euch interessiert. Lest einen Artikel in der fremden Sprache und lernt daraus Vokabeln.
Ich erinnere mich noch gut an die Schulzeit, wo ich mich so mehr oder minder durch Englisch durchmogeln konnte. In der Oberstufe haben wir damals Macbeth von William Shakespeare gelesen – das war (und ist) so gar nicht meine Welt. Von daher war es logisch, dass ich mich mit der Sprache mehr als schwer tat.
So habe ich meine entscheidenden Fortschritte mit Englisch ganz anderen zu verdanken. In meinem Fall waren es die Originalkommentatoren der Formel 1-Rennen in den 90er Jahren. Im Schulenglisch lief nicht viel zusammen, aber ich wusste mir schnell einen Motorsport-Wortschatz anzueignen. Danach habe ich damals aus eigenem Antrieb dann einen Business Englisch-Kurs absolviert und parallel sozusagen mein Englisch mit Hilfe des Motorsports verbessert, heute läuft das ganze doch ziemlich flüssig.
Natürlich muss man grundlegende Grammatik irgendwann lernen, doch der Weg dahin muss nicht trocken sein. Beschäftigt euch weiter mit euren Hobbies, aber halt auch in der Sprache, die ihr lernen wollt.
Filme und Serien in der Originalfassung
Häufig findet man den Tipp, Filme und Serien in der Originalfassung anzuschauen. Doch wie groß ist dabei der Lerneffekt? Ja, es ist für viele etwas, was man gerne tut. Doch das Ganze kann auch schnell die gegenteilige Wirkung haben. Wenn man voller Elan beginnt und plötzlich das Gefühl hat, man versteht gar nichts, kann das ziemlich frustrierend sein und die Motivation am Lernen ganz schon einschränken.
Grundsätzlich halte ich es aber dennoch für eine gute Idee, man sollte aber schon über einen gewissen Grundwortschatz und ein entsprechendes Verständnis verfügen. Zu Beginn kann man es auch dann mal eher mit einem Disney-Zeichentrick-Film anstelle des Polit-Thrillers versuchen. Selbst heute nach vielen Jahren habe ich bei mancher Serie in Englisch oftmals Probleme wirklich alles zu verstehen. Noch extremer merke ich dies beim Spanisch, hier gibt es Filme und Serien, wo ich grob folgen kann, bei manchen muss ich aber auch die Segel streichen.
Bücher in der Fremdsprache
Bei Büchern hat man den entscheidenden Vorteil, dass einem mehr Zeit gegeben wird für das Verständnis. Schließlich bleibt einem selbst überlassen, wie oft man eine Passage liest. Doch man sollte nicht an einem Wort hängen bleiben, oftmals ergibt sich das Ganze aus dem Zusammenhang.
Bücher bieten den Vorteil, dass für jeder Stufe etwas dabei ist, man kann halt einfach mal mit einem Kinderbuch beginnen, bevor man sich an schwerere Literatur wagt. Aber auch die gekaufte Zeitschrift oder Zeitung im Urlaub kann in Sachen Literatur hilfreich sein, es muss nicht immer alles online sein.
Der Reiseschock – Nicht den Mut verlieren
Nehmen wir einmal an, man hat viele dieser Ratschläge befolgt, einige Zeit die fremde Sprache erlernt und begibt sich nun voller Tatendrang in das entsprechende Land. Hier gilt es auf der Hut zu sein, nicht vor der Reise oder den Einheimischen, sondern vor dem eigenen Anspruch.
Viele merken dann oft, dass das theoretische Wissen und das alltagstaugliche Sprechen schnell auseinanderklaffen. Zudem trifft man auf viele unterschiedliche Personen, ggf. auch noch verschiedene Dialekte. Das geht den anderen Nationen auch so, man denke nur ein Deutschlernender aus dem Ausland landet tief in Bayern und versucht sich auf Hochdeutsch auszutauschen.
Die Erfahrung musste ich selber erst im letzten Jahr in Sevilla machen, als ich mir die Frage gestellt habe, ob ich wirklich in Spanien bin, denn die Einheimischen zu verstehen, war alles andere als einfach. Danach ging es für uns weiter nach La Gomera – mehr zu unserem mittlerweile Lieblingsreiseziel folgt noch zu einem späteren Zeitpunkt – und hier stellt sich die Sprache schon wieder ganz anders dar. Dennoch klappte die Grundverständigung schon recht gut, so dass mir wieder ein wenig wohler war in meinem Sprachfortschritt.
Wie überall gibt es auch beim Sprachen lernen Rückschläge, manchmal hakt es beim Schreiben oder beim Sprechen. Wichtig ist, dass man trotzdem immer dabeibleibt und wenn man auch nur wenige Minuten pro Tag lernen kann – dann dauert es halt einfach länger. Bis man auch nur annähernd wie ein Muttersprachler sprechen kann ist es einfach eine lange Reise – die zudem auch nie wirklich endet, denn man lernt immer noch dazu.
Von daher heißt es vor allem dabei zu bleiben, Versprechungen wie Sprachen lernen im Schlaf oder innerhalb kürzester Zeit könnt ihr meiner Ansicht nach Vergessen. Sicher gibt es viele, die einige Sprachen sprechen und schnell gelernt haben, doch eine Fremdsprache in all ihren Facetten und ihrer Tiefe zu verstehen, dafür braucht es einfach Zeit.
Doch spätestens, wenn wir – hoffentlich bald – wieder nach La Gomera zurückkehren werden und uns mit den Einheimischen verständigen können, weiß ich es wieder zu schätzen, warum ich diese Sprache lerne. Zum Abschluss möchte ich euch noch ein paar kurze Lerntipps für den Alltag mit auf den Weg geben, bis dahin und bleibt Gesund!
Sprachen lernen – Tipps im Alltag
- Muttersprachler zum Lernen/für Einzelunterricht suchen
- regelmäßiges Lernen (mindestens 10-15 Minuten pro Tag)
- Nachrichten in Landessprache hören
- Videos und Podcasts nutzen und vor allem: mehrfaches Wiederholen
- Themen, die einen selber interessieren, in Fremdsprache hören/lesen
- Beim Sprechen nicht lange nachdenken (nicht versuchen, im Kopf ständig aus der eigenen Muttersprache zu übersetzen)
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ (Ludwig Wittgenstein, österreichisch-britischer Philosoph)
PS: Wer noch Tipps in Sachen Spanischlernen benötigt, kann sich gerne per email an mich wenden. Ihr habt weitere Tipps zum Sprachen lernen? Hinterlasst uns gerne einen Kommentar.
Offenlegung: Das abgebildete Mitmachbuch „Ay, caramba“ wurde uns vom Langenscheidt-Verlag zur Verfügung gestellt. Bilder ©sba-fotografie
Ich möchte gerne Sprachen wie Spanisch oder Portugiesisch lernen, da wir öfters in den Ländern unterwegs sind und eine Übersetzung sich als nützlich erweisen kann. Deshalb suche ich online nach Tipps bezüglich Sprachenlernen. Ich werde mir merken, dass ich mich mit einem Muttersprachler auseinandersetzen soll und Filme bzw. Serien in der Originalfassung schauen kann!
Ich tue mich ja unglaublich schwer mit dem Lernen von Sprachen. Aber mit der App von Babbel habe sogar ich mein Französisch ein klitzekleines bisschen verbessern können.
Mein Mann hat mir gerade heute erzählt, dass er einmal an einem Bahnhof in Tschechien von einer alten Frau angesprochen wurde. Sie konnte ziemlich gut Deutsch und fand es ungeheuerlich, dass er (und seine Kumpels) ein Land besuchen, dessen Sprache sie nicht beherrschen. ;-)
LG
Sabiene
Mit Babbel habe ich auch gute Erfahrungen gemacht, ein richtig guter Einstieg, die Kunst ist es dann oft, dabei zu bleiben und immer wieder ein wenig zu lernen, selbst wenn es nur wenige Minuten am Tag sind. Es empfiehlt sich gerade auf Reisen immer zumindest ein paar Wörter in der Landessprache im Gepäck zu haben. Selbst wenn es sich nur um Guten Tag und Hallo handelt ist das dann oft auch immer ein positives Signal gegenüber den Einwohnern des Landes finde ich :)