Es ist sechs Uhr morgens, als mein Nachtzug aus Düsseldorf in Ulm hält. Geschlafen habe ich in dieser Nacht recht wenig, und doch freue ich mich jetzt über die Freizeit bis 10 Uhr, denn dann fängt meine Konferenz in der Hochschule für Dokumentare an.
Inhaltsverzeichnis
Morgens durch Ulm – schlaftrunken durch die Innenstadt
Vier Stunden um eine Stadt zu erobern, die um diese Uhrzeit noch im Tiefschlaf liegt. Die Dämmerung weckt an diesem Morgen die ersten Vögelein und auch ich laufe mit meinem Trolley wohl eher schlecht als recht und noch schlaftrunken durch die Innenstadt. Es ist rund 10 Jahre her, als ich das letzte Mal in dieser Stadt war – und doch ist diesmal alles anders. Es ist dieser typische „Bloggerblick“, der altbekannte Orte in einem völlig neuem Licht erscheinen lässt – es sind die besonderen Tipps, die ich mir natürlich auch mal „anschauen“ will.
Ein Wiedersehen
Eine alte Bekannte grüßt mich jedoch schon von weitem. Das Ulmer Münster hab ich schon noch in Erinnerung – auch wenn es mir jetzt irgendwie größer vorkommt. Ich bin fast alleine auf dem Münsterplatz, als irgendwo hinter dem riesigen Kirchengebäude die Sonne aufgeht. Sitzen ist ungünstig, denn fast bin ich versucht, noch einmal wegzunicken – und so führt mich mein Weg weiter. Auf der Suche nach einem Kaffee lande ich im Fischer- und Gerberviertel. Wäre da nicht das Rattern des Trolley hinter mir auf dem Steinpflaster – Ich hätte wohl geglaubt, das ich mich in eine andere Zeitepoche verirrt habe. In der Mitte – am Fluss finde ich alte Fachwerkhäuser, aus denen an diesem kühlen Märzmorgen Rauchschwaden emporklimmen.
Eine schräge Geschichte
Es dauert nicht lange – und ich entdecke auch das Haus, nachdem ich unbewusst die ganze Zeit gesucht habe… Das schiefste Hotel der Welt. Das steht unmittelbar am Fluss und wirkt fast so, als würde es dort jeden Moment hineinstürzen. Gerne hätte ich in diesem besonderen Hotel eine Nacht verbracht, und doch entdecke ich ein Schild – Frühstück gibt es bei Verfügbarkeit auch für „Nichtgäste“! Mach ich! Und so sitze ich um kurz nach sieben im schiefsten Hotel der Welt und frühstücke….
Das Frühstück ist recht einfach, die Einrichtung ein wenig 90er Jahre schick, aber ich verbringe dennoch gut eine Stunde hier. Meine ach so entspannt anvisierten 4 Stunden Freizeit schwinden dahin. Ich entschließe mich, meine Sachen schon mal ins Hotel zu bringen – und entdecke unterwegs das wunderschöne Rathaus der Stadt Ulm.
Bunte Häuser
Um 1900 haben sich da einige Künstler die Mühe gemacht und das ganze nett angemalt, und auch „reingehen“ lohnt sich, da im inneren ein Nachbau des Fluggerätes von Albrecht Ludwig Berblinger steht (nur zu den Öffnungszeiten der Verwaltung zu besichtigen). Auf dem Weg zur Bushaltestelle laufe ich dann an einem roten Hund vorbei…
Bekannt wie ein bunter Hund
„Okay, stopp mal.. Was war das jetzt ?“ Ein wenig überrascht bin ich über den „Red Dog“ – passt er doch auf den ersten Blick nicht zwischen diese Fachwerkhäuser und klassischen Gebäude. Er sticht heraus – und ob ich will oder nicht, ich befasse mich etwas mit diesem Kunstwerk. „Keith Haring“ – einer der Pop-Art-Künstler der 90er baute diesen Hund für den ehemaligen Münsterer Allwetterzoo. Eine Familie aus der Nähe von Ulm kaufte diese Figur und seid 2009 steht sie nun an zentraler Stelle mitten in der Ulmer Innenstadt. Ein wenig verrückt ist die Geschichte dann auch deshalb, weil der Fuß des Hundes gerne als Rutsche und der Sockel gerne von Skatern genutzt wird – was dem Volkskunstwerk wohl nicht immer nur gut tut.
Weitblick
Ich muss weiter – mein Bus zum Hotel fährt – und nehme mir für den Abend vor, eine weitere Zeitreise einzuplanen. Wieder einmal stehe ich auf dem Münsterplatz und schaue empor. Gerade auch zur Nacht ist das Münster einer der tollsten Fotospots der Stadt – und doch fällt mir diesmal noch etwas neues auf. Das Stadthaus – zentral auf dem Münsterplatz – wirkt im Kontrast zum im gotischen Stil gebauten Kirchengebäude etwas deplaziert. Weiß, modern und mit greller Schrift scheint es um Aufmerksamkeit zu schreien – nur um aber 2015 wiederum auf das 125 Jährige Jubiläum des Münsters aufmerksam zu machen. Im Stadthaus befindet sich auch die Stadtinfo und eine tolle Aussichtsplattform, die während der Öffnungszeiten geöffnet ist. Lohnenswert sind die zahlreichen Ausstellungen, die übrigens kostenlos besucht werden können.
Einsteins Zunge
Vor meiner Abreise nach dem Kongress find ich sogar noch ein paar Stunden Zeit, um mir auch noch ein paar andere Besonderheiten anzuschauen. Ich gehe endlich einmal in das Münster – und ich finde das berühmt berüchtigte Einstein im Schneckenhaus – Kunstwerk – Modern und doch mit einer Hommage an den bekannten Naturwissenschaftler.
Ich bin sicher – ich habe von Ulm noch nicht alles interessante gesehen. Da ist der Fluss und die Kunstwerke an der Donau, da sind die Stadtteile oben am Berg und da ist Neu Ulm, was ja zu Bayern gehört und quasi nur einen Brückenschlag weit weg ist.
- Im Hotel „Schiefes Haus“ kann man natürlich auch übernachten, an den Wochenenden (vor allem im Sommer) ist jedoch immer sehr viel Nachfrage. Wer dennoch mal einen Blick hinein werfen möchte, jeden Sonntag um 14 Uhr gibt es eine Führung (10 Euro inkl. Kaffee und Kuchen, ab 4 Personen) . Wer hier frühstücken will, sollte vorher telefonisch anfragen, das Frühstück kostet aktuell für externe 15 Euro.
- Das Stadthaus und den Münster kann man sich sehr gut in den Mittagsstunden anschauen. Für beide gibt es freien Eintritt, jedoch sollte man im Münster auf die Gottesdienste achten. Wer mehr Informationen haben möchte, sollte die in beiden Häusern angebotenen Führungen machen.
- Während ihr den „Red Dog for Landois“ sehr zentral in der Innenstadt findet, ist der Einstein-Schneckenbrunnen ein wenig versteckter. Hier am besten in der Stadtinfo erklären lassen.
- Wer Interesse an noch mehr Kunst hat, sollte einen abendlichen Spaziergang an der Donau einplanen. Neben Streetart und zahlreichen Skulpturen gibt es auch Wegbeschreibungen, die zum Nachdenken anregen.
- Für den „Hunger“ kann ich euch eine Einkehr in das urige Brauhaus „Drei Kannen“ empfehlen, in der Stadt selbst gibt es zudem viele tolle Cafes mit lecker Kuchen.
Ich habe damals etwas außerhalb übernachtet im iQ-Hotel Ulm, mit dem Bus ist man von hier aus in gut 15 Minuten in der Innenstadt. Das Hotel ist ideal für Autofahrer, da es sehr Autobahn-nah gelegen ist. Ich habe gut geschlafen. Der Preis lag damals bei knapp 65 Euro die Nacht inkl. Frühstück.
Ulm ist ideal für eine Reise ohne Auto. Der Bahnhof liegt recht zentral, es besteht ein zuverlässiges Busnetz, welches regelmäßige Verbindungen bis tief in die Nacht hat und auch die Taxis sind durchaus bezahlbar.
- Tina hat einen Ausflug mit der Schwäbischen Eisenbahn nach Ulm gemacht
- Melanie berichtet über 24 Stunden in Ulm und hat auch den einen oder anderen Tipp
- Auch Nina kennt einige Insidertipps für Ulm
Keine Offenlegung: Vollständig privat bezahlt.
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