Das hölzerne Herz von Südtirol oder wie ich nach Tradition schnitzen lernte

Das hölzerne Herz von Südtirol oder wie ich nach Tradition schnitzen lernte

Es war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit, als es sich begab, das ich nach Südtirol fuhr, um mich im Schnitzen zu versuchen. Es war ein trüber und verregneter Samstag und die massiven Alpenspitzen ragten bedrohlich über dem schmalen Südtiroler Tal. 14 Stunden Zugfahrt hatte ich hinter mir. Auch wenn ich im Nachtzug ein paar Stunden geschlafen hatte – war ich müde und brauchte dringend Sauerstoff. Klausen, St. Ulrich, Grödnertal, alles klingt so vertraut und deutsch, und doch habe ich das Gefühl, das jeder Italienisch spricht.

In Klausen ist für mich mit der Bahn Endstation, denn ins Grödner – Tal kommt man mit öffentlichen Verkehrsmittel ziemlich schlecht. Gut das ich abgeholt werde – und doch bin ich erstaunt, das wir rund 40 Minuten den Berg hinauffahren, bis wir endlich da sind.

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Ich bin hungrig. Klar – auch mein Magen knurrt nach einem kleinen Croissant, was ich in Bozen am Bahnhof verschlungen habe, aber diesen Hunger meine ich nicht. Ich bin ein Holzfetischist (hoffe ich bekomm jetzt hier nicht lauter komische Zugriffe wegen). Ich arbeite gerne mit frischen Holz, bin kreativ und die Möglichkeit, einen Schnupperkurs in die Holzschnitztradition des Grödnertals zu bekommen, hat schon vor meiner Reise viel Vorfreude aufkommen lassen. Ich bin spät, uns so erzählt mir Elena von der Unika, einer Ausstellung für die Künstler, die damit ihr täglich Brot verdienen. Und von vielen Künstlern, die echt was drauf haben. Und von den Herrgottschnitzern. Ich kann mich schon auf das tolle Hotel freuen, berichtet sie mir…  Eigentlich höre ich nur mit halben Ohr zu, das andere überlegt sich schon…  mmh was kann ich denn in drei Stunden zustande bringen ?

Ausblick Schnitzkurs
Der Schnitzkurs findet in einer Schule mit dem tollen Ausblick statt

Der Schnitzkurs, der für Touristen angeboten wird, ist viel länger – insgesamt 3 Tage. Soviel Zeit bleibt unserer
Gruppe nicht. Knapp 180 Minuten, ich muss mich also eilen.

Als ich jedoch mein 30 x 30 cm großes Holzstück in der Hand halte, bin ich im Himmel. Der Geruch, die Struktur, die Farbe… ich will sofort anfangen. Doch unser Lehrer bremst mich schnell wieder ein. „Erst mal wird ein Motiv ausgesucht!“. Doch ein Fisch oder Engelsflügel sind so wirklich nix für mich. Ich entscheide mich für ein Herz. „Dann mal das aufs Holz auf.“ bekomme ich gesagt. Wie jetzt – malen !? Ich hatte eigentlich damit gerechnet, das ich sofort drauf losschnitzen kann. Ein Herz Freihand zu malen, das kann ja nur schief gehen… Nach zwei Versuchen sahen meine Versuche dann auch endlich nach was aus – und NUN konnte ich auch endlich mit der Holzbearbeitung anfangen.

Mit einem Schlegel (das ist dieser Hammer oder Klüpfel) und dem Schnitzwerkzeug war mein erster Auftrag, erst mal „Tiefe“ zu erzeugen. Und das ist ziemlich schwere Arbeit. Immer wieder musste ich die Hände ausschütteln und vorab sei gleich gesagt – am Folgetag hatte ich einen beeindruckenden Muskelkater in den Oberarmen. Gut dass das Holz fixiert ist, denn sonst würde ich noch länger brauchen…

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Gut eine Stunde bin ich am „Tiefe schaffen“. Florian (der Lehrer) schaut mir einige Male über die Schulter,  korrigiert und gibt Anweisungen, dann jedoch sieht man das Herz im Holz. Ich freu mich wie bolle, doch fertig bin ich noch lange nicht…. „Jetzt bitte glätten.“ Puuh… Während an den anderen Tischen noch wie wild herumgeschlagen wird, leg ich den Schlegel beiseite und beginne sanft mit dem Schnitzmesser die vorher wild abgeschlagenen Unebenheiten zu begradigen.

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Bald jedoch wird mir das ganze ein wenig langweilig, so das ich mich mal an den anderen Schnitzmessern versuche, Ein gebogenes Messer bringt mich auf die Idee, eine Blume auszuarbeiten, und irgendwie sieht das ganze auch recht net aus – bis ich verrutsche. Ver… Hacke. So einfach ist das echt nicht! Ich beschließe mit einem kleinen schmalen Schnitzmesser ein paar einfache Blumen, aber auch hier rutsche ich ab. Am Ende find ich mein Kunstwerk zwar ganz okay, aber das mit dem Talent… Nun ja – ich überlasse das Schnitzen wohl doch lieber den Profis.

Was ihr wissen solltet, wenn ihr selbst mal einen Schnitzkurs probieren wollt:

– Wenn ihr euch selbst mal ausprobieren wollt, könnt ihr bis Ende September hier noch den 3 Tages-Holzschnitzkurs buchen, dieser kostet ca. 65 Euro und kann über den Tourismusverein St. Ulrich oder Val Gardena Groeden reserviert werden.
– Der Bericht von Elena mit zahlreichen Tipps und Empfehlung von Künstlern rund ums Thema Holzschnitzen
– Weitere Tipps für Aktivitäten im Grödnertal findet ihr auf der Val Gardena Homepage
– Anreise mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln: Eine Busfahrt ab Bozen oder Brixen dauert ca. 1 Stunde, die Busse starten direkt an den Bahnhöfen . Besonderer Tipp: Die schnellste Verbindung nach Gröden ab Brixen mit dem Regionalzug nach Waidbruck (verkehrt stündlich) – von dort gibt es ebenfalls eine Buslinie nach Gröden

Ausblick vom Hotel aufs Grödnertal
Ausblick vom Hotel aufs Grödnertal

– Bitte achtet im Ort darauf, nicht wild zu parken, sondern den Parkplatz im Zentrum zu bezahlen. Bei „Parkvergehen“ werden schnell mal 20 Euro fällig
– nehmt euch für nach den Kurs Handcreme mit, die Hände sind danach ziemlich rauh und geschunden.
– Ein empfehlenswertes Hotel mit einer guten Küche ist das Hotel Albion ****s Mountain Spa Resort Dolomites: unbedingt den Infinitypool ausprobieren !

Offenlegung: Ich wurde von Val Gardena / Gröden Marketing eingeladen, an dieser Kulturreise in das Grödnertal teilzunehmen.

Janett

Hallo, ich bin Janett, die Gründerin des Blogs Teilzeitreisender.de
Schon immer war ich ein sehr großer Fan von Kurzreisen. Neben einer Teilzeitstelle an der Uni Düsseldorf pflege und hege ich deshalb dieses Projekt - und habe dafür schon das eine oder andere Abenteuer erlebt.

Mehr über mich erfahrt ihr unter der Rubrik Persönliches

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