Zwischen Reihern und Fischern - Unterwegs im Donaudelta
Kanal hinter der Pension Vasiliu

Zwischen Reihern und Fischern – Unterwegs im Donaudelta

Lautlos gleitet unser Kanu durch das Wasser, die Sonne löst die letzten Nebelschwaden auf, die undurchdringlichen Baumreihen am Ufer spiegeln sich auf der Wasseroberfläche, Seerosenteppiche glitzern im Sonnenlicht, ein Angler wirft seine Köder aus, die Luft riecht rein und ein bisschen nach Meer, da erhebt sich ein Schwarm Pelikane majestätisch aus dem Wasser und fliegt mit mächtigen Schwingen davon.

Zwischen Reihern und Fischern - Unterwegs im Donaudelta

Im Naturparadies

Bei einer Reise ins Donaudelta taucht man ganz tief in die Natur ein. Nachdem die Donau 10 Länder durchflossen hat, breitet sie sich im Osten Rumäniens in das über 5.000 qkm große Delta aus, eine Fläche, die doppelt so groß wie das Saarland ist. Der größte Teil besteht aus Wasserfläche in Form von Seen, Flussläufen, Sümpfen, Schilfinseln. Festes Land gibt es nur wenig, neben (Ur)wäldern befinden sich dort Ortschaften, die größte ist die immerhin 3.600 Einwohner zählende Stadt Sulina. Diese Stadt und die meisten anderen Dörfer sind nur mit dem Boot erreichbar, entlang der drei Donauarme östlich der Stadt Tulcea, dem größten Teil des Deltas, gibt es keine Autostraßen.Zwischen Reihern und Fischern - Unterwegs im Donaudelta

Wie reist man dort am besten?

Doch wie kommt man am besten hin, soll man eine organisierte Tour, evtl. mit Abholung in Bukarest, buchen, soll man von Tulcea Tagesausflüge machen oder selbstständig ins Delta fahren und wenn, wie und in welchen Ort?

Bei einem Zeitfenster von ca. einer Woche empfehle ich folgendes: Flug nach Bukarest, den Anreisetag dort verbringen, am nächsten Morgen mit dem Bus (direkt) oder mit dem Zug (1x umsteigen) nach Tulcea, das dauert rund 5 Stunden, von dort mit dem Fährboot um 13.30 Uhr oder später mit Schnellbooten in 3 bzw. 1 Stunde nach Crisan, ein Dorf am mittleren Donauarm (Bratul Sulina), dort in einer Pension drei Nächte verbringen. Am ersten Abend kann man das Dorf erkunden und relaxen, am zweiten Tag macht man eine von der Pension organisierte Tour im Delta, am dritten Tag leiht man sich ein Kanu aus, am Morgen danach wird man von einem Fischer abgeholt und fährt durch Kanäle und Seen zum unteren Donauarm nach Sfantu Gheorghe am Schwarzen Meer. Hier kommt man mittags an und kann zwei Strandtage verbringen oder noch weitere Aktivitäten im Delta unternehmen, bevor man mit dem Boot nach Tulcea zurückfährt.  Abends ist man wieder in Bukarest und kann sich nach soviel Ruhe nochmal ins Nachtleben stürzen.

Tulcea- Das Tor zum Delta

Für diese Reise ist ein Auto so unnötig wie ein Kropf, wir , also meine Lebensgefährtin und ich sowie ein befreundetes Paar, waren aber vorher mit dem Mietwagen in anderen Teilen Rumäniens unterwegs und kamen so auch mit dem Auto in Tulcea an. Es gibt überwachte Parkplätze, wir parkten aber einfach für die fünf Tage, die wir im Delta unterwegs waren, an der Straße etwas östlich vom Zentrum direkt an der Donau. So waren es auch nur wenige Meter bis zur Schiffsanlegestelle an der Donaupromenade, eine betonierte Piste, die schwerlich unattraktiver hätte gestaltet werden können. Man sollte in Tulcea möglichst ohne Übernachtung auskommen und seinen Aufenthalt nicht unnötig in die Länge ziehen, auch wenn es einige Museen, u.a. (zur Einstimmung) ein Donaudelta- Museum, gibt.

Wir besorgten uns Bargeld, was in Crisan nicht möglich ist, wohl aber in Sfantu Gheorghe, und fuhren am späten Nachmittag mit dem Schnellboot nach Crisan.Zwischen Reihern und Fischern - Unterwegs im Donaudelta

Crisan- Im Herzen des Deltas

Wir bezogen Quartier in der Pension Vasiliu. Petre Vasiliu spricht fließend Französisch (seine Frau ist Französin) und Englisch und auch ein bißchen Deutsch, vor allem die Namen aller im Delta vorkommenden Vogel- und Fischarten beherrscht er perfekt („Guck, Andreas, Sei-den-rreih-err“). Die Zimmer sind einfach, aber geschmackvoll eingerichtet, man kann schön auf der Loggia, auf der Terrasse im Blumengarten oder auch an Bänken direkt an der Donau sitzen, die Küche ist üppig, geschmackvoll und traditionell. Wer Fischgerichte wie Karpfen oder Hecht angepriesen bekommt und dann schlagartig keinen Hunger mehr verspürt, hat diese noch nicht im Donaudelta gegessen. Mit Tomaten und anderem Gemüse aus dem eigenen Garten im Ofen gebacken, sind sie eine echte Delikatesse. Sowohl in der Pension als auch auf den Bootstouren wird Wert auf Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit gelegt.

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Pension Vasiliu

Bootstour nach Letea

Petre bietet Touren durch die kleinen Kanäle zu anderen Dörfern an, abwechselnd nach Mila 23, Letea und Caraorman. Wir fuhren mit sechs anderen Pensionsgästen nach Letea, nach einem Stück auf dem Hauptarm Bratul Sulina, wo das Delta seine wahre Pracht noch nicht entfalten kann, ging es in kleine Nebenarme. Baumkronen bilden manchmal ein Dach, Frösche sitzen auf Seerosenblättern, Enten und Schwäne ziehen ihre Kreise, Reiher, Löffler, Weihen, Eisvögel, Kormorane und viele andere Vögel flattern in den Lüften oder sitzen auf den Baumästen, auch einen Seeadler konnten wir beobachten.

Vor uns saßen vier junge Franzosen, die ornithologisch sehr bewandert schienen. Besonders die beiden Männer gerieten bei jedem neuen Vogel, der gesichtet wurde, ganz aus dem Häuschen und die Kameras, die eher an Flakgeschütze erinnerten, klickten im Sekundentakt. Wir konnten nicht ganz so viel Enthusiasmus entgegenbringen, genossen die Tour aber auch in vollen Zügen.

Kurz vor Letea wurde das Mittagbüffet auf einem mitgebrachten Tisch am Flussufer aufgebaut, Hühnerschlegel, Salate, gebratenes Gemüse, Dips mit Brot und auch leckere Nachspeisen wurden verköstigt, anschließend wurden wir mit der Pferdekutsche abgeholt und fuhren durch Letea zum ca. 2 km entfernten Urwald. Dort machten wir eine kurze Wanderung und bestaunten die mächtigen Bäume, vor allen Eichen. um die Wälder herum gibt es langgezogene Sanddünen.

Zurück in Letea tranken wir ein Bier in der urigen Kneipe, dessen Dach wie viele andere Häuser in Letea (und auch in anderen Delta-Dörfern) reetgedeckt ist.

Die Rückfahrt zog sich noch lange hin, da unsere französischen Vogelkundler immer wieder irgendeinen Vogel entdeckten, der fotografiert werden musste, und Petre geduldig das Boot in Position manövrierte, auch froh darüber, mit Gästen mit derselben Leidenschaft den Tag zu verbringen.

Kanu fahren

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Kanal hinter der Pension Vasiliu

Unzählige Vögel konnten wir auf dieser Tour beobachten, nur Pelikane sahen wir nicht, obwohl es im Delta den weltweit höchsten Bestand an Rosa- und an Krauskopfpelikanen geben soll. Petre erklärte uns, dass die Pelikane sich überwiegend an nicht zugänglichen Stellen aufhalten.

Am nächsten Morgen sahen wir aber dann doch welche, wir hatten uns bei Petre zwei Kanus ausgeliehen und konnten diese in einem Kanal direkt hinter dem Haus zu Wasser lassen. Nach einiger Zeit paddelten wir auf einen großen See und dort konnten wir dann die Pelikane sehen (wie eingangs beschrieben), auch einige andere Vögel konnten wir dank der gestrigen Exkursion zuordnen. Für uns war diese Tour noch viel entspannter, wir ließen uns einfach treiben, konnten den Tag vorbeiziehen lassen wie wir wollten. Es ist schwierig an den unzugänglichen Ufern einen Rastplatz an Land zu finden, aber irgendwann fanden wir einen Steg und konnten unser von der Pension zubereitetes, köstliches Lunchpaket in der Sonne verzehren.Zwischen Reihern und Fischern - Unterwegs im Donaudelta

Schlafen und Essen in Crisan

Alles zur Pension Vasiliu:  http://ecoturismdelta.ro

Das Abendessen gibt es im Donaudelta üblicherweise in den Pensionen

In Crisan gibt es keine Restaurants, jedoch einen kleinen Supermarkt

Sfantu Gheorghe – Delta und Meer

Am nächsten Tag holte uns ein Fischer mit seinem Boot ab und fuhr uns in ca. 2,5 Std. nach Sfantu Gheorghe. Für diese Strecke gibt es keine offiziellen Fährboote, Petre hatte für uns die Tour organisiert. Auch dieser eigentliche Transport zeigte uns nochmal die Schönheit des Deltas zwischen den beiden Hauptarmen.

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So viel Verkehr ist selten

Sfantu Gheorghe liegt am Ende des südlichen Donauarms ca. 2 km vom Schwarzen Meer entfernt. Auch hier kann man Touren buchen und Kanus leihen, bei traumhaft schönem Wetter beschränkten wir uns aber auf zwei entspannte Strandtage. Über eine Sandpiste gingen wir mal zu Fuß, mal nutzten wir den (Trecker-)Shuttle.

Sfantu Gheorghe macht bei der Ankunft mit dem Boot nicht den allerbesten Eindruck, das Hotel Delta Marina ist keine Schönheit, dahinter stehen ein paar hässliche Wohnblocks. Je weiter  man jedoch über die sandigen Straßen durch den Ort schlendert, je mehr pittoreske Häuschen gibt es, in den  Gärten wachsen Blumen, Wein, Gemüse und Obst, vor allem gibt es viele Pflaumenbäume, um Tuica selbst zu brennen.

Schlafen und Essen in Sfantu Gheorghe

Wir hatten Zimmer im Delta Marina vorgebucht, atmosphärisch und auch vom Preis-Leistungsverhältnis gibt es aber bessere Alternativen, bei booking.com werden u.a. die Casa Delta, das Green Village und das Dolphin-Camping angeboten. Die Casa Delta ist uns wegen des schönen Gartens und der vielen verspielten Accessoires aufgefallen, im Green Village haben wir bei einem Drink den schönen Pool genutzt, am Abend waren wir im gegenüber liegenden Dolphin-Camping auf einem Rockkonzert. Neben der Bühne gibt es auch eine riesige Leinwand, auf der abends englischsprachige Filme gezeigt werden, die einfachen, aber schnuckeligen Hütten sind mit zwei Einzelbetten ausgestattet, Sanitäranlagen und sonstige Einrichtungen (auch Kneipe und Snackbar) befinden sich auf dem weitläufigen Gelände.

  • Alle weiteren Infos und Preise direkt bei:
  • Hotel Greenvillage
  •  Dolphincamping
  • Casa Delta( Buchung nur über booking.com )
  • In Sfantu Gheorghe gibt es drei Restaurants:
  • Delta Marina, guter Koch, schlechter Service
  • links neben Delta Marina, auf Grund von nicht vorhandenem Service sind wir wieder gegangen
  • Green Village, von uns nicht getestet, eher gehobene Preiskategorie
  • Es gibt Einkaufsmöglichkeiten und eine Bank.
  • Nach zwei schönen Tagen fuhren wir frühmorgens, die Sonne ging gerade auf, in 5 Stunden mit dem normalen Passagierboot zurück nach Tulcea und von dort mit dem Auto Richtung Bukarest.

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Noch eine kleine Tour

Wer mit dem Auto unterwegs ist kann zusätzlich (oder auch alternativ) von Tulcea  südlich vom Sfantu Gheorghe- Arm nach Murighiol fahren, dort gibt es Übernachtungsmöglichkeiten, u.a.ein Campingplatz, und man Kann auch Deltatouren buchen, weiter kann man über kleine Dörfer um den riesigen Razim-See nach Jurilovka fahren, von dort mit der Personenfähre zum feinsandigen Strand Gura Portilei übersetzen, hier kann man im Feriendorf Eden auch essen und bei Bedarf auch übernachten.

  • Allgemeine Infos

verschiedene Airlines, z.B. Eurowings fliegen nach Bukarest

  • Busse mehrmals täglich vom Flughafen oder in Bukarest vom Busbahnhof Strada Romului 35 nach Tulcea
  • Züge über Medgidia (bei Constanta) nach Tulcea
  • Bahnhof und Busbahnhof in Tulcea sind direkt an der Donau, nur wenige Meter bis zu den Schiffsanlegestellen
  • Passagierschiffe von Tulcea (Höhe Hotel Esplanada) nach Crisan/ Sulina oder Sfantu Gheorghe um 13.30 Uhr, zurück frühmorgens
  • Schnellboote fahren bis zum frühen Abend
  • Preise für alle Verkehrsmittel deutlich günstiger als bei uns
  • Ein Fischerboot von Crisan nach Sfantu Gheorghe kostet rund 100,- €, also am besten mit mehreren Leuten teilen
  • Achtung!

Sfantu Gheorghe bei Buchungen nicht mit der gleichnamigen Stadt in Siebenbürgen verwechseln!

Andreas

Ich reise gerne, lieber auf eigene Faust als geführt, häufiger mit dem Rucksack als mit Koffer, eher aufs Land als in die Stadt, mit Lust auf Neues Und Abenteuerliches statt auf Altbewährtes, öfter in den Süden als in den Norden, am liebsten reise ich mit meiner Frau (oder meinen Töchtern) an der Seite.

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