Ich reise. Nun gut, das ist für einen „Reiseblogger“ nix besonderes. Aber ich reise jetzt anders als vor 10 Jahren. Das Reisen hat mich verändert. Das versteht nicht jeder, und für einige wirke ich mittlerweile sogar noch verschrobener als früher. Ich will nicht sagen, dass ich jeden Tag glücklich bin – und auch das „Unterwegs-Sein“ hat seine Schattenseiten. Heute jedoch habe ich mir einmal überlegt, 10 Dinge zu benennen, die sich in meinem Leben geändert haben.
Ich schwimme nicht mehr mit der Masse…
Eine der wichtigsten Änderungen in meinen Leben ist tatsächlich die „Massentauglichkeit“. Damit meine ich nicht etwa, dass ich mich nicht mehr mit Freunden treffe. Ich meide auch keine Plätze, an denen viele Menschen sind. Das alles ist für mich nach wie vor kein Problem. Ich jedoch lasse mich in Sachen Reise nicht mehr von „Touristenzielen“ locken. Selbst in Städten wie London, Paris oder Lissabon habe ich mir eher die „Geheimtipps“ und Gässchen abseits der Massenströme gesucht.
Ich bin mutiger!
Ich will nicht sagen, dass ich früher einmal ein Schisser war, aber in den letzten Jahren habe ich Dinge getan, die ich mir vor 10 Jahren nicht getraut habe. Allein durch Dubai als Frau zu gehen, mit dem Nachtzugabteil zu fahren und in einem Hostel die Nacht mit völlig fremden Menschen zu verbringen – all diese Sachen wären noch vor 10 Jahren undenkbar gewesen. Es ist wie ein Puzzle-Spiel. Jedes Mal, wenn ich meine Angst und meine Vorurteile überwinde, finde ich ein neues Stück für das große ganze. Ich erlebe Dinge, die ich sonst nie erlebt hätte und ich lerne Menschen kennen, die ich sonst nie im Leben angesprochen hätte.
Mit Angst reisen ist doof. Ich selbst bin nicht nur was das „Alleinreisen“ angeht, ein ziemlicher Angsthase gewesen, ich hatte bis vor knapp 8 Jahren auch ziemliche Flugangst. Das ging schon Tage vor meiner Reise los und zog sich bis wir wieder heile zurück waren. Ich habe einige Versuche gestartet, diese Angst los zu werden. Am besten hat mir das Pilotentraining geholfen. Vor ein paar Jahren habe ich auch meiner Höhenangst durch einen Fallschirmsprung getrotzt – die Freiheit, die ich durch das bewusste Bekämpfen meiner Ängste nun habe, ist für mich etwas, worauf ich verdammt stolz bin.
Ich habe weniger Vorurteile!
Als ich vor einigen Jahren das erste Mal nach Amerika flog, hatte ich viele Vorurteile gegenüber Amerikanern in meinem Kopf. Ich habe wohl erwartet, das mich hinter jeder Ecke ein Cowboy erwischt, das alle Amerikanern in Städten in schwarzen langen Mänteln oder weißen Anzügen herumlaufen und das vor allem die Autos in Nordamerika so groß sind, dass so jemand wie ich nicht mal ans Gaspedal kommt. So ging es mir bisher in vielen Ländern. So hat sich auch die Meinung eingebrannt, in Frankreich sollte man nicht Autofahren. Ich bin dort Land- und Überlandstraße gefahren und hey – ich lebe noch und die Autos sind noch ganz! Die letzten 10 Jahre haben so gut wie jedes Vorurteil abgebaut. Und diese Erfahrung würde ich mal so einigen wünschen.
Ich kann (ein wenig) besser englisch reden!
13 Jahre Schulenglisch, 4 Jahre Schulfranzösisch, 2 Jahre Schulrussisch – Viel ist davon nicht übriggeblieben. In Russland habe ich zwar gewusst, was die Zeichen an den Wänden bedeuten, in Frankreich habe ich Gesprächen grob folgen können, aber am ehesten habe ich in den letzten Jahren mit Englisch gearbeitet. Ich habe zwar nicht immer das richtige Wort gefunden und so für das eine oder andere Lächeln bei „Native Speakern“ gesorgt, insgesamt jedoch ist die Verständigung mittlerweile so flüssig, dass ich mich überall auf der Welt sehr gut erklären kann. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass ich zunehmend auch Sprachen mit ähnlichen Wörtern wie Deutsch und Englisch besser verstehen kann. In den Niederlanden und in Belgien kann ich vor allem Internetseiten schon sehr gut verstehen, vor allem, wenn ich weiß, worum es geht.
Ich bin selbstbewusster!
Gerade in den letzte 5 Jahren hat sich mein Leben grundlegend verändert. Durch das ständige Reisen habe ich sicherlich Freunde und Familie (v)erschreckt, mir persönlich hat das damit verbundene Reisen jedoch viel Selbstbewusstsein gegeben. Noch vor 5 Jahren war es mir wichtig, den anderen etwas Gutes zu tun. Ich war immer da, wenn irgendetwas war. Das bin ich nach wie vor – aber mittlerweile ist es bei meinen bestehenden Freundschaften ein „Geben und Nehmen“. Ich habe für mich festgestellt, dass meine Freunde und meine Familie mich auch so akzeptieren, wie ich jetzt bin. Und ich habe für mich gemerkt – das ich mir gerne auch selbst etwas Gutes tun kann.
Ich habe schnell Fernweh!
Dem Internet und seinen vielfältigen Möglichkeiten ist es wohl geschuldet, das ich ständig Fernweh habe. Sitze ich länger als 2 Wochen „zuhause“, kribbelt es mir schon in den Fingern. Das ist wohl das doofe, wenn man so viele Reisefreunde hat. Ständig ploppt bei Facebook ein neues tolles Reiseziel auf, ständig inspiriert ein neuer Bericht! Während sich viele mit schönen Bildern zufriedengeben, steckt mich die Reiselust der anderen an.
Ich reise bewusster!
Warum habe ich das Gefühl, das einige meiner Leser jetzt wohl breit grinsen? Wer mich kennt, sieht mich häufig nur mit Kamera oder Handy. Da stellt sich natürlich die Frage – Wie kann das „Bewusster“ sein? Ich nehme durch meine Kamera sehr wohl Dinge war, und achte vorab noch viel mehr auf Dinge, die schön, romantisch, spannend oder einfach nur voller Emotionen sind. Immer wieder stelle ich fest, dass ich Dinge entdecke, an denen ich früher einfach vorbeigelaufen bin.
Ich kann mich nicht mehr fürs Fernsehen begeistern!
Seit ich meine Leidenschaft für das Reisen entdeckt habe, nimmt die Lust auf „Fernsehen“ stetig ab. Die wenigen Momente, in denen ich heute noch das TV-Gerät anschalte, kann man an einer Hand abzählen. Mich nervt es einfach, dass ich meinen Terminkalender nach diesem Gerät richten muss. Spannende Sendungen und Filme (und das sind leider nur noch sehr wenige) schaue ich mir in der Mediathek oder über Amazon Prime an. Noch viel lieber verziehe ich mich in eine wilde „Bücherwelt“ oder lass mich von interessanten Berichten inspirieren.
Ich habe seltsame Vorlieben an mir entdeckt!
Ich steh auf Zugfahren. Total! Und ich mag Brücken! Und für mich kann eine Unterkunft nicht verrückt genug sein. Ich esse gerne englisches Frühstück und ich bin am liebsten im Herbst unterwegs, weil die Sonnenuntergänge dann am schönsten sind. Ich mag es, meine nackten Füße in nassen Sand (und warmes Meer) zu stecken und ich probiere gerne verrückte kreative Sachen aus. All das habe ich unterwegs entdeckt – all das macht mir jede Menge Spaß! Das tolle am Reisen: Ich kann mich ausprobieren. Ich kann Dinge tun, die ich im Alltag wohl nicht versuchen würde, weil ich vielleicht keine Zeit oder keinen Mut habe.
Ich habe meinen Freundeskreis erweitert!
Gleich und Gleich gesellt sich gerne. In den letzten Jahren habe ich so viele tollen Menschen kennengelernt – von denen jeder einzelne ganz besonders ist. Stundenlang kann ich mit meinen neuen Freunden übers Reisen reden, ellenlang sind die Korrespondenzen mit neuen Ideen, die sich nicht immer nur um die nächste Tour drehen. Mein Freundeskreis ist internationaler geworden. Es sind jedoch nicht nur neue Freunde dazugekommen, mein bestehender Freundeskreis hat sich (vielleicht durch mich) auch ein wenig verändert. Einige reisen mehr, einige sind mittlerweile stetige Gäste auf meinem Blog. Ich weiß nicht, ob es nur ein Gefühl ist, aber plötzlich berichten mir alle von ihren letzten Reisen und geben Empfehlungen weiter. Danke an euch alle, dass ihr für mich da seid! Auch habe ich nach langen Suchen den Mann im leben gefunden der sich ebenso fürs Reisen begeistern kann. Und ja – das ist definitiv etwas besonderes.
Update 05.01.2019!
Meine Indienreise nach dem Abitur hat mich damals komplett verändert. Davor habe ich einfach in den Tag gelebt und mir um nichts Gedanken gemacht. Seitdem halte ich nichts mehr für selbstverständlich. Reisen verändert…. Fernweh ist auch mein alltäglicher Begleiter.
Das kann man fast 1:1 auf mich ummünzen. :D Reisen hat mich auch verändert und ich finde es toll. Vor allem wurde ich selbständiger und traue mich auch mal aus meiner Komfortzone raus. Dieses Jahr werde ich ein mir ganz fremdes Land mit einer koplett fremden Sprache und auch noch anderen Schriftzeichen besuchen, zusätzlich noch zwei weitere mir fremde Städte anschauen und meinen ersten Langstreckenflug absolvieren. Und das alles ganz alleine.
Reisen hat mich auch verändert. Auf alle Fälle baut man seine Vorurteile ab, man wird selbstbewusster, mutiger und man wird auch gelassener, wie ich finde. Dann kommt halt der Bus nicht pünktlich oder das Mietauto entspricht nicht den Erwartungen, na und ;)
Was das Reisen aber auch mit mir gemacht hat: Ich will mal länger ins Ausland und nicht nur ein Land in 2 Wochen Sommerurlaub kennenlernen. Mal sehen, ob ich die Chance dazu schon in 2016 bekomme. :)
LG Myriam
Hallo Janett,
ja, das Reisen verändert wirklich. Vor allem lernt man sehr viel über sich selbst. Besonders, wenn man alleine verreist. Man merkt, dass man selbstbewusster wird und sich selbst vertrauen kann, auch schwierige Situationen meistern zu können. Man wird definitiv offener für fremde Kulturen. Und auch das mit dem permanenten Fernweh kann ich voll und ganz unterschreiben. Sehr schöner Artikel, weiter so.
Liebe Grüße
Christina
Reisen verändert! Kann ich auch für mich unterschreiben und finde mich in vielen Deiner Ausführungen wieder.
Alleinereisen? Vorher ein Graus, jetzt egoistischer Genuss ohne Reue.
Bewusster erleben – wie ein Kind entdeckt durch die Kamera und mit „Reiseblogger-Blick“ die Welt anders.
Und: viele neue Bekanntschaften und Freunde – hätten wir uns sost kennengelernt? :-) <3
Schöner Artikel! LG Tanja
Hallo Janett
Schöner Beitrag in dem sich viele Weltenbummler sehen werden. Reisen verändert und wir finden zu uns selbst. Wer und was wir wirklich sind abseits vom TV und dem „normalen“ Leben.
Grüsse, Igor
Reist Du denn immer alleine? Man möchte doch abends auf Reisen gerne Eindrücke mit jemandem teilen …
Hallo Martin,
Nein, ich reise nicht immer alleine. Ich schleif häufig meine Freunde mit, bin gelegentlich mit anderen Bloggern oder Journalisten unterwegs und wenn es dann doch mal vorkommt, kann ich meine Eindrücke abends auch via Facebook und Co. mit Freunden und Bekannten teilen. Aber ja, ich glaube das „Singlesein“ sehr viel dazu beigetragen hat, das ich viel reise