Bunt, Prunkvoll und Kreativ - Warum das Barock-Jahr in Antwerpen die perfekte Zeitreise für jedermann ist

Bunt, Prunkvoll und Kreativ – Warum das Barock-Jahr in Antwerpen die perfekte Zeitreise für jedermann ist

Hätte mich jemand vor ein paar Wochen gefragt, ob mich das Thema Barock interessiert, dann hätte ich diese Person wohl etwas schief von der Seite angeschaut. Denn eigentlich wusste ich bisher gar nicht, was Barock ausmacht. Klar, ich kenne einige Kunstwerke von flämischen Meistern wie Peter Paul Rubens – auch weiß ich ungefähr, wann Europa vom Barock erobert wurde und doch konnte ich nicht wirklich viel damit anfangen.

Bunt, Prunkvoll und Kreativ - Warum das Barock-Jahr in Antwerpen die perfekte Zeitreise für jedermann ist

Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich eine Zeitreise nach Antwerpen gemacht habe. Und weil ich finde – das jetzt, hier und heute – der perfekte Zeitraum für eine Reise nach Antwerpen ist, will ich euch ein wenig in das Thema einführen. Zuerst einmal bitte ich euch einzusteigen.

Wir reisen in der Zeit zurück.

In eine Epoche, in der Antwerpen eine der größten Handelsstädte der Welt war. Rund 100.000 Menschen haben im 16ten Jahrhundert in der Stadt an der Schelde gelebt. Reich war die Stadt. So reich, dass in Kunst und Kultur investiert wurde. Hier haben zahlreiche wichtige Künstler der Epoche eine Heimat gefunden – hier war das Zentrum der Kreativität.

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Nach Jahrhunderten der Entbehrung war es Zeit für Prunk. Für etwas „Zuviel“. Für gottesfürchtigen Übermaß. Die Welt war im 16ten Jahrhundert im Wandel. Glaubenskriege, Erfindungen wie der Buchdruck und Entdeckungen neuer Kontinente – das alles sorgte für den Wunsch nach heiler Welt. Nach weichem, nach buntem, nach schönem.

Ist Antwerpen die Hauptstadt des Barock?

Bei Barock denkt man an Dresden, an Italien und vielleicht noch an Vilnius in Litauen. Antwerpen jedoch tritt bei diesem Thema etwas in den Hintergrund. Vielleicht auch deshalb, weil man die barocke Kunst nicht auf den ersten Blick sieht.

Bunt, Prunkvoll und Kreativ - Warum das Barock-Jahr in Antwerpen die perfekte Zeitreise für jedermann ist

Zwar wurden zahlreiche Kirchen zu Zeiten des Barock gebaut – es ist jedoch vor allem die Bilderkunst von Peter Paul Rubens und anderer Künstler des 16ten Jahrhunderts, die Antwerpen ausmachen. Im Jahr 2018 wird das Stadtfestivals „Antwerpen Barock 2018. Rubens inspiriert” zelebriert. Noch bis Januar 2019 gibt es zahlreiche Aktionen rund um das Thema Barock.

Barock ganz klassisch

Antwerpens Barockschätze sind auch außerhalb des Festivals zu entdecken. Und ich vermag es kaum zu sagen – auch neuere Kunstwerke sind für mich in der flämischen Stadt stark vom Barock inspiriert.

Um einen ersten Einblick ins Thema zu bekommen, empfehle ich jedoch einen Besuch im Rubenshaus und im Snijders&Rockoxhaus. Zweites wurde im Stil des 16ten Jahrhunderts wiederhergerichtet und gibt so einen spannenden Einblick in das Leben der damaligen Zeit. Meine Empfehlung? Unbedingt eine Führung buchen! Auch wenn das Rubenshaus wohl das bekanntere der beiden Museen ist, sind im Snijders&Rockoxhaus mehr Gemälde des bekannten Künstlers ausgestellt. Ein zweites Argument für das erst kürzlich eröffnete Museum? Der Besucherandrang hält sich in Grenzen. Fast überall hatten wir ausreichend Zeit, uns die Bilder und Einrichtungen anzuschauen.

Im Barockjahr sind jedoch nicht nur die beiden Häuser ganz auf das Thema „Barock“ eingestellt. Auch im MAS-Museum und vier weiteren Museen in und um Antwerpen wird Kunst ausgestellt, die mit dem Thema Barock in Verbindung gebracht werden kann. Über die Künstlerin Michaelina Woutiers habe ich sogar schon geschrieben.

Ach und bevor ich es vergesse – die Kirchen mit den wunderschönen Barockkunstwerken solltet ihr natürlich nicht verpassen. Leider hat ein Besuch bei der Sint Carolus Borromeuskerk nicht geklappt, zu voll war unser Terminplan.

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Mit der Antwerpen-Card könnt ihr jedoch auch in die „Onze-Lieve-Vrouwekathedraal“ die von ihrer Vielfalt an Kunstwerken ebenfalls sehr beeindruckend ist. Insgesamt 4 Bilder (Bilderreihen) aus dem Rubensatelier sind auch hier zu finden.

Barock mal anders

Nun steht nicht jeder auf den klassischen Barock. Zugegeben – meins war es vor dieser Reise auch nicht wirklich. Mit ein wenig Verständnis zum Thema – was ihr euch auch auf einer der barocken Stadtrundführungen in Antwerpen aneignen könnt – beginnt das Thema jedoch spannend zu werden.

Wir lernten Tim kennen. Er betreibt Streetartantwerp – eine Fanpage rund ums Thema Straßenkunst, Murals und Graffitis in Antwerpen. Im Rahmen von spannenden Führungen durch das Stadtzentrum zeigt er euch nicht nur die klassischen Kunstwerke, sondern präsentiert euch auch die speziell für das Festival entstandene Kunst. Vier internationale Künstler haben sich in der flämischen Stadt „barock“ verewigt! Drei der Kunstwerke entdecken wir – seit gespannt, denn darüber berichte ich demnächst noch ausführlich im Flandern Blog!

Eine Zeitreise im Untergrund

Was hat ein „Spaziergang“ durch die Ruien – die alten Grachten und Kanäle von Antwerpen – denn mit Barock zu tun? Die Frage habe ich mir im Vorfeld der Reise nicht nur einmal gestellt. Und ja – eigentlich streift es das Thema Barock auch nur etwas am Rande. Die Tour dauert gut 1 1/2 Stunden und zeigt ein gänzlich anderes Bild von Antwerpen. Mit Gummistiefeln, Tablet und Ganzkörperanzug ausgestattet läuft man durch die Zeitgeschichte.

Wir erfahren, was Bier mit dem Schließen der Kanäle zu tun hat, warum es hier unten von der Natur erschaffene Kunst gibt und fahren sogar mit einem Bötchen! Ungefähr in der Mitte unseres Weges entdecken wir eine Art Fenster, welches zugemauert ist. Die war ein geheimer Zugang zur St. Carolus Borromeuskirche. Geschaffen wurde er im 16ten Jahrhundert aus Angst vor Gegnern der katholischen Kirche als Fluchtweg und Ort, an dem Kunstschätze in Sicherheit gebracht werden konnten. Just jene Zeit also, in der Barock seine Blütezeit erlebte.

Barock kulinarisch

Barock. In Sachen Kulinarik würde ich da jetzt an Essen im Überfluss denken. Doch in Antwerpen wurde ich davon überzeugt, dass Barock nicht gleichzeitig auch üppig heißen muss. Am ersten Abend habe ich mir bei „In de Balans“ in der Altstadt von Antwerpen ein 4 Gänge Menü gegönnt.

Der Koch? Ein wahrer Künstler. Ich war so verliebt in das Essen, das ich glatt vergessen habe zu fotografieren. Der Wein – süffig und lecker und ich an diesem Abend nicht nur satt, sondern auch recht gut drauf. Ein wenig erinnert mich im Nachhinein der Blick auf den Teller wie Gemälde von Snijders. Aber das könnte ja auch ein Zufall sein.

Die süße und barocke Sünde!

Auf der Meir, der zentralen Einkaufsstraße und unweit des Rubenshauses gibt es die wohl besten Pralinen der Stadt! Im „The Chocolate Line“ arbeitet einer der besten Chocolatiers der Stadt – und ich kann euch sagen – wer hier nicht mal vorbeischaut und probiert – der hat echt was verpasst!

Damit euch nicht langweilig wird beim Schlange stehen, lohnt es sich, kurz mal den Blick schweifen zu lassen. Ich jedenfalls konnte mich nicht sattsehen. Hier hat der Barock Einzug gehalten. Prunkvoller Kronleuchter und große Kunstwerke an der Wand – hier kommt man nicht nur wegen guter Schokolade vorbei!

Barock der Neuzeit

Ich bin ein riesiger Fan des Antwerpener Bahnhof. Im inneren wird klar, wie reich die Stadt um 1900 war – die Kuppel des Bahnhofs ist inspiriert vom Petersdom im Rom und das innere sieht aus wie aus einer Harry Potter Kulisse.

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Schon zum zweiten Mal kann ich mich nicht sattsehen – diesmal gab es direkt vor den Toren des „Grand Central“ ein Riesenrad. Für mich die Gelegenheit, sich das Ganze auch einmal von oben anzuschauen. Das „Barocke“ jedoch ist erst auf den zweiten Blick zu finden.

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Eher durch Zufall (auf der Suche nach einem Kaffee) entdeckten wir das wunderschöne „Le Royal Café“ auf der linken Seite von den Gleisen herkommend. Auch das ist wohl eher Neoklassizismus – aber irgendwie ist das für mich auch Barock. Overdosed – aber doch megacool! Die Bedienung war nett – und ich weiß nicht wie es euch geht – aber so ein bissl Bahnhofsfeeling mag ich sehr.

Stadtfestsaal Antwerpen

Der Stadtfestsaal von Antwerpen ist ein neoklassizistisches Gebäude mit einem wunderschönen Glasdach und auch sonst mit vielem – was mich stark an den Barock erinnert.

Heute wird der Saal für kleine Stores und Geschäfte genutzt – wer will kann hier auch shoppen gehen.

Barock übernachten

Das erste Mal in meinem Leben habe ich in Antwerpen in einer Präsidentensuite übernachten dürften. Im Hotel de Witte Lelie ist diese nicht nur ein besonders luxuriöses, sondern zugleich ein sehr „Barockes“ Highlight. Mit Farben, Formen und Designelementen wurde nicht gespart und doch passten güldene Wandlederfliesen, Kronleuchter, orangene Couch und Graue Wände hervorragend zusammen!

Der Innenarchitekt hat sich jedoch nicht nur im Zimmer ausgetobt. Das ganze Haus ist voller Designermöbel und wunderschönen Tapeten und Dekoartikel, die jedoch perfekt zu den klassischen Elementen des Hauses (Kamin und alte Treppen) passen.

Da alles müsste für mich aber gar nicht so barock sein – für das Frühstück im Witte Lelie würde ich jedoch töten.

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Die Küche ist modern und altmodisch zugleich und die „Herrin“ des Hauses zaubert so leckere Sachen, das ich am liebsten die Termine des Tages für ein Dauerfrühstück gecancelt hätte.

Alle wichtigen Infos zur barocken Zeitreise!

Wichtige HinweiseAnreiseÜbernachtungsempfehlungWeitere Inspirationen
  • Für Barockfans lohnt sich der Besuch in folgenden Sehenswürdigkeiten: Rubenshaus, Museum Mayer van den Bergh, zur Liebfrauenkathedrale, St. Jakobskirche und dem Snijders&Rockox Haus
  • Ein Besuch in den Ruien ist nur im Rahmen einer Führung möglich. Diese sind von der Anzahl der Personen eingeschränkt, so dass sich eine Reservierung empfiehlt. Für alle, die nur mal ausprobieren wollen, wie es sich in den Kanälen anfühlt, empfiehlt sich eine Bootstour. Wir haben eine Tour mit dem Tablet gemacht und haben parallel in Englisch ein paar Zusatzinformationen unseres Guides bekommen. Gummistiefel, Rucksack und Schutzleiberl sowie das Tablet wird gestellt, das Schutzleiberln müsst ihr am Ende wieder zurückgeben. Die Tour kostet pro Person 17 Euro und dauert etwas mehr als eine Stunde. Socken mitbringen! Mehr Infos zu de Ruien!
  • Wenn du die Pralinen der Chocolate Line probieren willst, kannst du diese auch online bestellen. Dann jedoch siehst du nicht die coole Location in Antwerpen.
  • Das Viergang-Dinner im In de Balans kostet 55 Euro (inklusive sehr gutem und ausgesuchtem Wein 79 Euro). Wenn ihr Inspirationen braucht oder reservieren wollt, schaut auf der Seite vom In de Balans nach.

Von NRW aus kann man ganz entspannt mit dem Fernbus oder mit einmal umsteigen in Brüssel mit dem Zug nach Antwerpen. Vom Bahnhof kann man mit der Straßenbahn oder zu Fuß ins Stadtzentrum laufen. De Witte Lelie hat zwar einen Parkplatz, das Fahren ist dank vieler Baustellen im Stadtzentrum von Antwerpen aber nicht so einfach.

Wir haben im De Witte Lelie übernachtet. Das Zimmer besteht eigentlich aus zwei Zimmern inklusive Minibar und allem Komfort. Wir haben recht gut geschlafen und das obwohl das Hotel sehr zentrumsnah ist!

Die Presidental Suite kann ab 495 Euro pro Nacht gemietet werden. Es gibt jedoch auch kleinere und ebenso besondere Zimmer ab einem Preis von 242 Euro pro Nacht. Das Frühstück ist nicht inklusive und kostet pro Person 30 Euro.

Offenlegung: Wir wurden im Rahmen des Barock-Festivals von Antwerpen zu einem Wochenende eingeladen.

Janett

Hallo, ich bin Janett, die Gründerin des Blogs Teilzeitreisender.de
Schon immer war ich ein sehr großer Fan von Kurzreisen. Neben einer Teilzeitstelle an der Uni Düsseldorf pflege und hege ich deshalb dieses Projekt - und habe dafür schon das eine oder andere Abenteuer erlebt.

Mehr über mich erfahrt ihr unter der Rubrik Persönliches

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